Ressourcentheorie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ressourcentheorien beschreiben die Moglichkeiten von Individuen und Unternehmen anhand der Ausstattung mit materiellen und immateriellen Ressourcen . Im Unterschied zu (betriebs)wirtschaftlichen Ressourcentheorien, die die Lage von Unternehmen betrachten (siehe dazu Ressourcenorientierung ), beschaftigen sich psychologische und soziologische Ressourcentheorien mit der Lebenssituation von Individuen.

Im Unterschied zu (betriebs)wirtschaftlichen Ressourcentheorien, beschaftigen sich psychologische und soziologische Ressourcentheorien nicht mit Organisationen, sondern mit Individuen. Es existieren mehrere psychologische Ressourcentheorien zu Teilaspekten der Ressourcennutzung.

Ressourcen(austausch)Theorie von Foa und Foa

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Ressourcen(austausch)theorie von Foa und Foa [1] erfasst die Bedeutung von Ressourcen zur Gestaltung von Lebensfuhrung und zwischenmenschlichen Beziehungen. Die Autoren erstellen sechs Ressourcenklassen Liebe , Dienstleistungen , Guter , Geld, Informationen und sozialer Status , die nach dem Grad ihrer Konkretheit und ihrer Einzigartigkeit einander zugeordnet sind. Ressourcen erhalten ihre Wertigkeit uber subjektive und kulturelle Bedeutungszuschreibungen und vor allem uber den Wert, den sie fur den Austausch mit anderen Ressourcen haben, um daruber die eigenen sozialen Beziehungen und die Lebensgestaltung zu verbessern oder weitere Ressourcen hinzuzugewinnen. [2]

Theorie der Ressourcenerhaltung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Hobfoll fuhrt mit seiner Theorie der Ressourcenerhaltung , die Entstehung von individuellem und sozialem Stress auf Veranderungen (insbes. reale oder drohende R.-Verluste) der zur Verfugung stehenden Ressourcen zuruck. Er kann zeigen, dass Ressourcenverluste, insbes. solche, die zur Aufrechterhaltung des Individuums, der Familie oder des Lebenskontextes dienen, zu schwerwiegenden Stress-Reaktionen fuhren. Ressourcenverluste beeintrachtigen massiv die Entwicklung und Entfaltung von zusatzlichen Ressourcen und hindern schlussendlich daran, anstehende belastende Lebensanforderungen zu bewaltigen. [3] [4]

Das systemische Anforderungs-Ressourcen-Modell (SAR-Modell) nach Peter Becker betrachtet das Zusammenspiel von Ressourcen und Anforderungen auf verschiedenen biopsychosozialen Systemebenen und untersucht deren Auswirkungen auf die Gesundheit. [5] Damit rucken die die wechselseitige Abhangigkeit von Menschen und (sozialer) Umwelt in der Zuganglichkeit, Nutzung und Handhabung von Ressourcen und die damit gekoppelten Ressourcenaustauschprozesse in den Fokus. Die dem Modell von Becker zugrunde liegende Idee, Ressourcen und Belastungen gegenuberzustellen, wird bereits in dem transaktionalen Stressmodell von Lazarus formuliert und wird gegenwartig von Franz-Christian Schubert als transaktionale Ressourcenkonzeption weitergefuhrt. [6]

In der Soziologie wird eine ressourcentheoretische Analyse auch dafur verwendet, um soziale Ungleichheit zu beschreiben. Pierre Bourdieu thematisiert in einer Untersuchung [7] sowie in seinem Buch Sozialer Sinn die Akkumulation verschiedener Ressourcen als den Mechanismus, der eine vorteilhafte Stellung in der Gesellschaft dauerhaft absichern kann und sie auch an nachfolgende Generationen "vererbbar" macht. [8] Er unterscheidet okonomische, soziale und kulturelle Ressourcen, die er als Kapitalarten bezeichnet (siehe Kapital ).

  • Uriel G. Foa / Jr. Converse (Hrsg.) Resource theory: Explorations and applications. Hillsdale, N.J.: Erlbaum, 1989
  • Birgit Fricke (2002): Paradise at a Bargain Price. Die Anwendung der Ressourcentheorie auf Sam Shepards Dramen. Frankfurt: Lang
  • Stevan E. Hobfoll / J. A. Schumm: Die Theorie der Ressourcenerhaltung: Anwendung auf die offentliche Gesundheitsforderung. In: Petra Buchwald, Christine Schwarzer, Stevan E. Hobfoll (Hrsg.) (2004): Stress gemeinsam bewaltigen. Ressourcenmanagement und multiaxiales Coping. S. 91?120. Gottingen: Hogrefe, 2004
  • Alban Knecht: Literaturliste zu den Themen Ressourcen, Ressourcentheorie und Ressourcenorientierung (PDF; 700 kB)
  • Schubert, Franz-Christian; Knecht, Alban: Ressourcen - Merkmale, Theorien und Konzeptionen im Uberblick. Open Access Repository, 2015, abgerufen am 4. Mai 2017 .
  1. U. G. Foa & E. B. Foa: Resource theory of social exchange . In: J. W. Thibaut, J. T. Spence, R. C. Carson (Hrsg.): Contemporary Topics in Social Psychology . General Learning Press, 1976, ISBN 978-0-382-25078-1 .
  2. Kjell Tornblom, Ali Kazemi (Hrsg.): Handbook of Social Resource Theory. Theoretical Extensions, Empirical Insights, and Social Applications . Springer, Berlin / Heidelberg / New York 2012.
  3. S. E. Hobfoll: Conservation of resources: An new attempt at conceptualizing stress. In: American Psychologist . Band   44 , S.   513–524 .
  4. S. E. Hobfoll: Stress, culture, and community . Plenum Press, New York.
  5. Becker, Peter: Gesundheit durch Bedurfnisbefriedigung . Hogrefe, Gottingen.
  6. Schubert, Franz-Christian: Ressourcenorientierung im Kontext von Lebensfuhrung - grundlegende Theorien und konzeptionelle Entwicklungen . In: Verhaltenstherapie und Psychosoziale Praxis . Band   48 , Nr.   4 , S.   827–844 .
  7. Bourdieu, Pierre: Okonomisches Kapital - Kulturelles Kapital - Soziales Kapital . In: Pierre Bourdieu (Hrsg.): Die verborgenen Mechanismen der Macht . Schriften zu Politik & Kultur, 1. VSA, Hamburg 1992, S.   49–79 .
  8. Knecht, Alban: Lebensqualitat produzieren. Ressourcentheorie und Machtanalyse des Wohlfahrtsstaats . VS Verlag, Wiesbaden 2012.