Renate Welsh

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Renate Welsh (2019)

Renate Welsh (* 22. Dezember 1937 in Wien ), geb. Redtenbacher, ist eine osterreichische Autorin , die sich zunachst stark auf Kinder- und Jugendliteratur konzentrierte, spater aber auch Bucher fur Erwachsene schrieb und 2019 eigene Lebenserinnerungen publizierte.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Tochter des Arztes Norbert Redtenbacher und seiner Frau Elisabeth wuchs nach dem fruhen Tod ihrer Mutter großtenteils bei ihren Großeltern im Ausseerland auf, wo sie auch die Schule besuchte; die Volksschule in Aussee auf eigenen Wunsch bereits ab dem funften Lebensjahr. 1953 ging sie fur ein Jahr als Austauschschulerin nach Portland , Oregon, Vereinigte Staaten, wo sie 1954 als 16-Jahrige ihre erste ? Matura “ ( high-school graduation ) ablegte, im darauffolgenden Jahr in Wien dann die osterreichische Matura . Danach studierte sie von 1955 bis 1957 in Wien Englisch, Spanisch und Staatswissenschaften. Sie brach das Studium jedoch ab, heiratete Christopher Norton Welsh und arbeitete bis 1959 als Ubersetzerin beim British Council in Wien. Seit 1962 ist sie als freiberufliche Ubersetzerin tatig und ubertrug u. a. Romane von James A. Michener und Judith Kerr ins Deutsche. 1969 begann sie nach einer langeren Krankheit ihres Sohnes Kinder- und Jugendbucher zu schreiben. Seit 1975 ist sie freie Schriftstellerin und schreibt seit 1988 auch fur Erwachsene.

Ihre Kindheit hat Renate Welsh wiederholt als unglucklich bezeichnet, was sie dem fruhen Tod geliebter Bezugspersonen (Mutter, Großvater), daraus resultierenden diffusen Schuldgefuhlen wie auch der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs zuschreibt. Gepragt wurde sie ebenfalls durch die Konfrontation mit den Schicksalen der uberwiegend judischen Kollegen ihres Vaters. Bereits als Kind begann sie, das Erlebte mit Hilfe des Schreibens zu verarbeiten.

Sie wurde zur Autorin einer langen Reihe engagierter Kinderbucher, darunter diverser Kinderbuchklassiker. Ihr erfolgreichstes Buch, Das Vamperl , in dem ein kleiner Vampir den Menschen statt Blut die Galle aussaugt und sie so versohnlich stimmt, erlebte mehrere Fortsetzungen. In dem Buch Dieda oder Das fremde Kind erzahlte sie, angelehnt an ihre eigenen Erfahrungen zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf dem Land, von einem ungeliebten kleinen Madchen, das, von Verwandten und Dorfbewohnern abgelehnt, innerlich vereinsamt.

Am 26. Mai 1992 wurde Renate Welsh der Titel Professorin verliehen. 2006 wurde Renate Welsh Prasidentin der Interessengemeinschaft Osterreichischer Autorinnen und Autoren und damit Nachfolgerin von Milo Dor .

Nach dem Jahr 2000 heiratete sie in zweiter Ehe Shiraz Rabady, der die Arztordination ihres Vaters ubernommen hatte. Ihr voller Name lautet nun Welsh-Rabady.

2019 erschien ihr autobiographischer Roman Kieselsteine. Geschichten einer Kindheit ; [1] 2023 Ich ohne Worte. Roman. [2] Die Salzburger Nachrichten dazu: "Sie ist eine andere geworden." [3]

Renate Welsh lebt mit ihrem Mann in Wien und hat drei Sohne.

Zitat [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Kind war ich in meiner Funktion als Vaters Laufbursche in sehr unterschiedliche Welten gekommen, in die Villen mit riesigen Garten ebenso wie in die Zimmer-Kuche-Wohnungen, wo es bis zum 3. Stock nach Keller roch. Hier wie dort hatte ich Medikamente abgegeben, die Leute hatten sich uber meine Besuche gefreut und mir aus ihrem Leben erzahlt, oft ohne lange zu uberlegen, ob ein kleines Madchen ihre Sorgen verstehen konnte. Wie weit die Armut, die ich kannte, von Elend entfernt war, davon hatte ich lange keine Ahnung. Ich kannte Hunger und viele Grade von Verwirrtheit, nicht aber vollige Ausweglosigkeit. Von den Gasten der VinziRast in der Schreibwerkstatt lernte ich weit mehr als sie von mir. Sie waren geduldige Lehrer, bemuhten sich, mir zu erklaren, was ich nicht verstand. Wenn du nicht dabei bist, reden wir nicht so, sagte einer. Die anderen nickten. [4]

Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Der Enkel des Lowenjagers. 1969.
  • Ulku, das fremde Madchen. Erzahlung und Dokumentation, 1973.
  • Alle Kinder nach Kinderstadt. 1974.
  • Thomas und Billy. Oder: Katzen springen anders 1975.
  • Einmal sechzehn und nie wieder. 1975.
  • Der Staatsanwalt klagt an. 1975.
  • Empfanger unbekannt ? zuruck. 1976.
  • Die Ohrfeigen. in: Damals war ich vierzehn , 1978.
  • Das Vamperl. Deutscher Taschenbuch Verlag, Munchen 1979.
  • Ich verstehe die Trommel nicht mehr. Erzahlungen aus Afrika. 1979.
  • Der Enkel des Lowenjagers. 1982.
  • Bald geht's dir wieder gut! 1982.
  • Der Brieftaubenbeamte. 1983.
  • Wie in fremden Schuhen. 1983.
  • Wen die Musen kussen. 1984.
  • Johanna . Roman. 1984. Franzosische Ausgabe: Paris 1984, ubersetzt von Luc de Goustine [5] . Neue Ausgabe: 2002.
  • Einfach dazugehoren. 1984.
  • Julie auf dem Fussballplatz. 1984.
  • Karolin und Knuddel. 1985.
  • Das kleine Moorgespenst. 1985.
  • Eine Hand zum Anfassen. 1985.
  • Das Leben leben. Roman. 1986.
  • Schneckenhauser. 1986.
  • Drittes Bett links. 1986.
  • Corinna. 1987.
  • Ich schenk' dir einen Kindertag. 1987.
  • Schnirkel, das Schneckenkind und andere Tiergeschichten. 1987.
  • Aus den Augen, im Sinn. Gedanken uber Begegnungen 1988.
  • Begegnungen. 1988.
  • ... und schicke ihn hinaus in die Wuste (leider ein Bericht ). 1988.
  • Empfanger unbekannt ? zuruck! 1988.
  • Drachenflugel. 1988.
  • In die Waagschale geworfen. Geschichten uber den Widerstand gegen Hitler . Czernin Verlag, Wien 1988. ISBN 978-3-7076-0656-0 (Hardcover SU)
  • Stefan. 1989.
  • Constanze Mozart. Eine unbedeutende Frau. 1990.
  • Spinat auf Radern. Kinderroman , 1991.
  • Du bist doch schon groß. 1991.
  • Eine Krone aus Papier. 1992.
  • Vamperl soll nicht alleine bleiben. 1992.
  • Melanie Miraculi. 1992.
  • Martin in der Seifenschale. 1993.
  • Zwischenwande. 1993.
  • A Different Kind of Brother. London 1993.
  • Sonst bist du dran. 1994.
  • Das Lufthaus. Roman, 1994.
  • Mit Hannibal war alles anders. 1994.
  • Hauserspuk. 1995.
  • Mausespuk. 1995.
  • Das Gesicht im Spiegel. 1997.
  • Disteltage. 1997.
  • Constanze Mozart. An Unimportant Woman. Riverside, Kalifornien 1997.
  • Das Haus in den Baumen. 1998.
  • Tanja und die Gespenster. 1998.
  • Sechs Streuner. 1998.
  • Wiedersehen mit Vamperl. 1998.
  • Besuch aus der Vergangenheit. 1999.
  • Max, der Neue. 1999.
  • Ende gut, gar nichts gut? Uberarbeitete Neuausgabe, 2000.
  • Dieda oder Das fremde Kind. 2002.
  • Vor Taschendieben wird gewarnt. 2002.
  • Liebe Schwester. 2003. 10. Auflage, 2005
  • Constanze Mozart, eine unbedeutende Frau. (1990) Von der Autorin neu durchgesehene Ausgabe. 2004.
  • Die schone Aussicht. 2005.
  • Gut, dass niemand weiß. 2006.
  • … und raus bist du. 2008.
  • Großmutters Schuhe. Roman . dtv , Munchen 2011. ISBN 978-3-423-40632-1
  • Ohne Vamperl geht es nicht. Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, Munchen 2010. ISBN 978-3-423-76016-4 .
  • Sonst bist du dran. Eine Erzahlung zum Thema ?Gewalt in der Schule“. 2011.
  • Ganz schon bunt. 2013. ISBN 978-3-85197-703-5 .
  • Kieselsteine: Geschichten einer Kindheit , Czernin Verlag , Wien 2019. ISBN 978-3-7076-0671-3 .
  • Die alte Johanna , Roman, Czernin Verlag, Wien 2021. ISBN 978-3-7076-0724-6 .
  • Hoffnung lebt vom Trotzdem. Essay, Czernin Verlag, Wien 2022. ISBN 978-3-7076-0760-4
  • Ich ohne Worte. Roman, Czernin Verlag, Wien 2023. ISBN 978-3-7076-0786-4

Horspiele (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Kindereien, ORF 1974.
  • Das Vamperl, SWR 1979.
  • Roderich und die Brieftauben, SWR 1983.
  • Die Klavierstunde, ORF 1984.
  • Drachenflugel, SFB 1991.
  • Eine unpassende Freundschaft, SFB 1991.

Theaterstucke [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Angeklagter, stehen Sie auf, 1975.
  • Ende gut ? gar nichts gut, 1983.

Als Herausgeberin [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Ich verstehe die Trommel nicht mehr. Erzahlungen aus Afrika. Deutscher Taschenbuch Verlag, Munchen 1983, ISBN 3-423-07836-7 .
  • Antwort auf keine Frage. Geschichten von und uber Liebe. 1985.
  • Abschied und Ankunft. Geschichten von und uber Heimat. 1988.
  • Die Gedanken sind frei. 1990.
  • Mit einem Fuß auf zwei Beinen stehen . Anthologie . Dom-Verlag , Wien 2013. [6] ISBN 978-3-85351-263-0

Ubersetzungen (Auswahl) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Richard Gordon : Der Schonheitschirurg. 1968.
  • Joyce Stranger: Großes Herz fur kleine Tiere. 1970.
  • James A. Michener : Die Kinder von Torremolinos. 1971.
  • Mildred Lee: Vielleicht ein Ende, vielleicht ein Anfang. 1974.
  • Judith Kerr : Mogs und Bunny. 1989.
  • Judith Kerr: Und da war die Arche weg. 1993.

Auszeichnungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Horbucher [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Kieselsteine Geschichten einer Kindheit
  2. Ich ohne Worte . ( czernin-verlag.com [abgerufen am 15. Mai 2023]).
  3. Salzburger Nachrichten: "Ich ohne Worte": Renate Welsh uber ihren Schlaganfall. 14. April 2023, abgerufen am 15. Mai 2023 .
  4. Renate Welsh: Loslassen , in: 29 Kurzgeschichten aus Wien . Wien, Echomedia 2020, S. 190.
  5. Katalog des Systeme Universitaire de Documentation (SUDOC)
  6. Außenministerium der Republik Osterreich: Renate Welsh (Hg.): Mit einem Fuß auf zwei Beinen stehen. Abgerufen am 13. Mai 2023 .
  7. Kindheit, Kindheitsliteratur, Kinderliteratur : Studien zur Geschichte der osterreichischen Literatur ; Festschrift fur Ernst Seibert ? Institut fur Germanistik an der Universitat Wien. Abgerufen am 13. Mai 2023 (deutsch).