Reise

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Bahnreisende (1963)

Unter einer Reise versteht man im Sinne der Verkehrswirtschaft die Fortbewegung von Personen uber einen langeren Zeitraum zu Fuß oder mit Transport- oder Verkehrsmitteln außerhalb des Wirtschaftsverkehrs , um ein einzelnes Reiseziel zu erreichen oder mehrere Orte zu besuchen ( Rundreise ). Im fremdenverkehrswirtschaftlichen Sinne umfasst eine Reise sowohl die Ortsveranderung selbst als auch den Aufenthalt am Zielort. Wissenschaftlich werden Reisen unter anderem nach Reisegrund, Zweck und Dauer kategorisiert sowie die Motivationen fur das (Ver-)Reisen untersucht. Meist erhoffen sich Reisende entweder, durch Reise glucklicher zu werden, oder, sich durch die Reise personlich weiterzuentwickeln .

Der Begriff der Reise kann auch metaphorisch verstanden werden. Neben der physischen Fortbewegung kann eine Reise etwa den Wandlungsprozess im Leben eines Menschen beschreiben. Demnach ist die Reise nicht als Entfernungsuberbruckung, sondern als Bild fur das Leben eines Menschen zu verstehen, das beispielsweise die Personlichkeitsformung zum Ziel hat.

Wortherkunft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Das Wort Reise ist als Erbwort der deutschen Sprache schon vor dem 9. Jahrhundert belegt. Das althochdeutsche Wort reisa bedeutete ?Aufbruch, Zug, Fahrt‘ und bezeichnete somit das Sich-Aufmachen, Sich-auf-den-Weg-Machen und den zu begehenden Weg gleichermaßen. Das dazugehorige Verb lautete reis?n . Erhalten geblieben ist die Bedeutung des Aufstehens in dem fruher auf Segelschiffen ublichen Wachruf ? Reise, Reise !“, der das Signal zum Aufstehen fur die Matrosen bedeutete und heute noch in der Marine gebrauchlich ist. Das althochdeutsche Substantiv geht zuruck auf das urgermanische Verb r?san mit der Bedeutung ?sich erheben, aufstehen‘ (vgl. zum Beispiel englisch to rise ).

Im Mittelhochdeutschen hatte reis(e) die Bedeutungskomponente des Aufbruchs bereits verloren, bezeichnete nun aber auch eine spezielle Art der Reise: den Kriegszug, die Heeresfahrt. Dementsprechend hatte das von reis abgeleitete Verb reisen besonders die Bedeutung ?ins Feld ziehen, einen Kriegszug unternehmen‘ und folglich auch ?Beute machen, plundern, rauben‘. [1]

Im heutigen Deutsch ist Reise unspezifisch zu verstehen, als eine ?Fahrt zu einem entfernteren Ort‘. Im Verb reisen ist die Bedeutungskomponente des Aufbruchs, der Abreise noch in Ansatzen erhalten, so etwa in der Phrase ?Wir reisen morgen fruh“. [2]

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Walter Freyer definierte 1988 vier Epochen der touristischen Entwicklung: [3]

Phase Zeitraum Transport- und Verkehrsmittel Motivation
Vorphase bis etwa 1850 zu Fuß , zu Pferd , Kutsche , Segelschiff Bildungsreise , Entdeckungsreise , Handel , Kriege , Nomaden , Pilgerreise
Anfangsphase 1850?1914 Eisenbahn (Inland), Dampfschiff (Ausland) Auswanderung , Erholungsreise
Entwicklungsphase 1915?1945 Auto , Bus , Eisenbahn, Linienflug Auswanderung, Erholungsreise, Handel, Kur
Hochphase ab 1945 Auto, Charterflug , Kreuzfahrtschiff Bildungsreise, Erholungsreise, Freizeit , Regeneration , Wellness

In jeder einzelnen Phase gab es einen Schwerpunkt, der diese Phase reprasentierte. So dominierten insbesondere im Mittelalter die Entdeckungsreisen .

Beweggrunde [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Fur den israelischen Soziologen Yuval Harari ist am Reisen ?nichts naturlich oder offensichtlich“. Reisen in seiner heutigen Form sei erst durch den Glaube des Reisenden an zwei gesellschaftlichen Mythen entstanden: Romantizismus und Konsumismus . Der Romantizismus erzahle den Menschen, dass sie moglichst viele unterschiedliche Erfahrungen machen mussen, um moglichst viel aus ihrem menschlichen Potenzial zu machen. Der Konsumismus erzahle den Menschen, dass sie moglichst viele Produkte und Dienstleistungen konsumieren mussen, um glucklich zu sein. [4]

Typologie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wahrend bei den meisten der unten genannten Reisearten eine klare Motivation vorliegt, ist sie besonders bei den Urlaubsreisen breit gefachert, wird aber in der Literatur kontrovers diskutiert. Manche Autoren nennen nur zwei, andere zwanzig, die gangigste Einteilung geht zuruck auf Claude Kaspar, er unterscheidet funf Hauptmotivationen: [5]

  • Physische Motivation : Erwartung von physischer Erholung und Entspannung;
  • Psychische Motivation : Erhoffen von psychischer Entlastung oder Selbstfindung oder die Befriedigung der Lust am Abenteuer [6] ;
  • Interpersonelle Motivation : Wunsch nach Erlebnissen in der Gruppe oder nach Sammeln von Gruppenerfahrungen;
  • Kulturelle Motivation : Interesse an Bildung und am Kennenlernen fremder Kulturen;
  • Status- oder Prestigemotivation : Wunsch nach Anerkennung und Wertschatzung (Renommierreisen).

Schon 1873 ubertrieb Theodor Fontane : ?Zu den Eigentumlichkeiten unserer Zeit gehort das Massenreisen. Sonst reisten bevorzugte Individuen, jetzt reist jeder und jede.“ [7]

In der Soziologie stellt man einen Zusammenhang der Reisegrunde mit den einzelnen sozialen Milieus her: [8]

  • Dem vom Hochkulturschema gepragten Niveaumilieu gehoren vorwiegend Menschen der gehobenen Bildungsschichten an, die insbesondere nach Etablierung im Berufsleben und/oder nach abgeschlossener Kindererziehung (?die Kinder sind aus dem Haus“) nun in erster Linie nach Bildung und personlicher Entwicklung, weniger nach Amusement streben. Dementsprechend entscheiden sie sich vorwiegend fur Bildungs- und Studienreisen und besuchen etwa Kirchen und Museen, aber auch ?pittoreske“ Landschaften und Stadte. Abgelehnt werden etwa Touristenmassen, Larm und Unterhaltungsbetrieb.
  • Eher die jungere Generation neigt verstarkt dem ? ebenfalls am Hochkulturschema teilhabenden ? Selbstverwirklichungsmilieu zu. Man schatzt vor allem ?untouristische“ und ?unverdorbene“ Orte ?abseits ausgetretener Pfade“. Als klassische Reiseziele dieser Gruppe gelten heute etwa abgelegene Dorfer in Burgund oder der Toskana , aber auch fremdartige Gegenden wie der Himalaya .
  • Durch eine Verbindung von Hochkultur- und Trivialschema ist das vorwiegend von Angehorigen der mittleren Bildungsschicht gebildete und in besonderem Maße zu Anpassung neigende Integrationsmilieu gekennzeichnet. Geschatzt werden erprobte und bekannte, durch eine gut ausgebaute Infrastruktur erschlossene Orte wie etwa die Kusten und Strande rund um das Mittelmeer , aber auch die osterreichischen Berge und Seen . Gleichwohl werden in geringerem Maße auch Bestandteile der klassischen Bildungskanons wie etwa eine Studienreise nach Paris wahrgenommen.
  • Jungere Menschen aller gesellschaftlichen Schichten versammeln sich schließlich im Aktionsmilieu , das vom Spannungsschema gepragt ist. In ihrem Reiseverhalten streben sie vor allen Dingen nach Dynamik, Abwechslung und korperlicher Bewegung. Geschatzt werden Orte, wo ?etwas los“ ist, etwa die Diskotheken der Badeorte, ?actiontrachtige“ Metropolen wie Berlin oder London , aber auch Abenteuer- und Sportreisen . Auf der Jagd nach immer neuen Reizen werden gerne große Strecken zuruckgelegt, bevorzugt etwa auch durch Trampen oder Interrail .
  • Im auf dem Trivialschema fußenden Harmoniemilieu schließlich finden sich vorwiegend altere Menschen der einfacheren Bildungsschichten. Soweit uberhaupt verreist wird, sucht man vorwiegend Ruhe, Erholung und Geborgenheit, insbesondere an bereits bekannten und vertrauten Orten im eigenen Land oder Sprachgebiet wie etwa dem Schwarzwald oder Sudtirol . Das Freizeitprogramm besteht beispielsweise aus Spaziergangen und Wanderungen oder aus Badeaufenthalten und Heimatabenden .

Fur Daniel J. Boorstin besteht die Differenz zwischen Reisenden und Touristen darin, dass Erstere sich Risiken und Unannehmlichkeiten aussetzten und aktiv auf der Suche nach personlicher Weiterentwicklung sind. Letztere suchen lediglich das Vergnugen und sind passiv, denn sie erwarten, dass interessante Erlebnisse auf sie zukommen. [9] Der moderne Tourismus passt sich den Bedurfnissen letzterer an: ?echte Erlebnisse“ werden durch Pseudo-Events ersetzt. [10]

Arten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach dem Zweck des Aufenthalts am Zielort konnen insbesondere folgende Arten von Reisen unterschieden werden:

Urlaubsreise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Urlaubsreisen dienen hauptsachlich der Erholung und Freizeitgestaltung . Wenn Reisende die Reise selbst planen, sind es Individualreisen ; die von Reiseveranstaltern zusammengestellten Fahrten dagegen gelten als Pauschalreisen . Letztere sind ofter gleichzeitig auch Gruppenreisen .

Je nach Neigung, Interessen und Bedarf gibt es eine Vielfalt von Urlaubsreisen. In erster Linie Erholungszwecken dienen etwa Bade-, Wander- und Skiurlaube, aber auch Gesundheits-, Wellness- und kulinarische Reisen . Mit aktiver Betatigung verbunden sind Sport- und Abenteuerreisen sowie fur Menschen mit vorwiegend kulturellen Bedurfnissen die Studien- oder Bildungsreisen . Als besondere Auspragungen fur Letztere sind Sprach- , Stadte- , Konzert- oder Opernreisen ublich.

Als Fernreise werden Reisen bezeichnet, bei denen das Reiseziel weit entfernt ist, [11] also eine große Entfernung zwischen dem Wohnort und dem Zielort besteht. Aus deutscher Sicht sind Fernreisen also Reisen ins außereuropaische Ausland. Im Regelfall sind dafur langere Fluge erforderlich. [12] Es gibt verschiedene detaillierte Definitionen einer Fernreise, die sich unterscheiden konnen. Die am haufigsten verwendeten Definitionen der Fernreise basieren auf Entfernung, Reisezweck, Reisedauer, Reisezeit oder Kombinationen davon. [13]

Eine Sonderform der Fernreise stellt die Weltreise dar, bei der mehrere Kontinente besucht werden mit einer Reisedauer von Monaten oder Jahren. Eine Unterform der Weltreise stellt die Weltumrundung dar, bei der jeder Langengrad passiert werden muss. Eine Weltumrundung ist oftmals Grundlage fur einen Weltrekord, z. B. mit dem Segelboot, mit dem Solarflugzeug etc.

Urlaubsreisen sind beliebte Preise etwa bei Gewinnspielen , werden aber auch von Arbeitgebern als Belohnungen fur besonders erfolgreiche Mitarbeiter eingesetzt (sogenannte Incentive-Reisen ). Eine alternative Reiseform ist der Voluntourismus , bei dem der Reisende zugleich das Ziel hat, im Zielland nachhaltig Nutzen zu stiften.

Der große Wettbewerb innerhalb der Tourismusbranche bringt es mit sich, dass Urlaubsreisen jeglicher Art wie Konfektionswaren angeboten und auf entsprechende Weise beworben werden. Im Gegenzug hat fur den ?Kaufer“ eine solche Reise zwangsweise den Charakter eines Konsumartikels. [14]

Eine Studie der Stiftung fur Zukunftsfragen zeigt zudem, dass sich Urlaubsreisen zunehmend zu einer Kopie der Heimat mit weniger Verpflichtungen und besserem Wetter entwickeln. [15] Reisemotive wie ?Land und Leute kennenlernen“ oder ?Neues ausprobieren“ und ?sich uberraschen lassen“ werden immer seltener. Insbesondere die Mittelmeerlander Spanien, Italien, Griechenland und die Turkei liegen in der Gunst der Bundesburger weit vorn. [16] Im Jahr 2021 verbrachte laut aktuellen Ergebnissen etwa die Halfte der Bundesburger ihren Haupturlaub innerhalb der eigenen Landesgrenzen ? damit bleibt Deutschland das beliebteste Reiseziel der Deutschen. [17]

Entdeckungsreise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Mit sogenannten Entdeckungsreisen sind etwa Marco Polo , Christoph Kolumbus , Vasco da Gama , Ferdinand Magellan und James Cook in bis dahin den Europaern unbekannte Teile der Welt vorgestoßen. Heute ist dieser Reisetyp weitgehend nur noch von historischer Bedeutung, da die Erde heute weitgehend als erkundet und vermessen gilt. Als Ausnahmen konnen noch Fahrten in unzugangliche Gebiete etwa am Amazonas oder im Himalaya gesehen werden. In etwas weiterem Sinn kann aber auch ein Tiefsee-Tauchgang als Entdeckungsreise gelten.

Forschungsreise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wissenschaftliche Ziele verfolgen die Forschungsreisen (in entlegene Gebiete werden sie auch Expeditionen genannt). Wissenschaftstourismus dient teils dem Aufsuchen in fremden Stadten befindlicher Bibliotheken und Archive, haufig werden aber auch Ausgrabungen, Baudenkmaler, Gesteinsformationen, fremde Tier- und Pflanzenarten und dergleichen untersucht. Das Urbild des Forschungsreisenden stellt Alexander von Humboldt dar, der Anfang des 19. Jahrhunderts Mittel- und Sudamerika erkundete. Weitere Beispiele großer Forschungsreisender sind der Polarreisende Giuseppe Acerbi und der Tibetforscher Heinrich Harrer .

Geschaftsreise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wirtschaftlichen Zwecken dienen die Geschaftsreise und die Dienstreise . Neben dem Aufsuchen von Kunden , Lieferanten , Geschaftspartnern etwa zum Zwecke von Besprechungen , Beratungen und Verhandlungen sind insbesondere die Reisen zu Messebesuchen und Fortbildungsveranstaltungen zu nennen. Solche werden uberwiegend von Einzelpersonen oder kleineren Gruppen unternommen.

Gesundheitstourismus [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Beim Gesundheitstourismus bilden medizinische Behandlungen und andere Gesundheitsdienstleistungen einen Schwerpunkt des Reisezwecks, der aus der physischen wie auch psychischen Erhaltung, Stabilisierung und Wiederherstellung der Gesundheit besteht. [18]

Handelsreise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Da nicht jede Region bzw. jedes Land alle Rohstoffe oder Waren besitzt, entstanden schon fruh Tauschgeschafte mit anderen Landern und Regionen. Aus dieser Notwendigkeit des Austausches entwickelte sich die Handelsreise . Bereits im Mittelalter wurden Handelsreisen bis nach China unternommen. Nicht nur Waren, sondern auch Wissen wird uber Kontinente hinweg ausgetauscht. [19]

Pilger- und Missionsreise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Aus religiosen Beweggrunden werden Pilgerreisen , sogenannte Wallfahrten unternommen. In der Regel dienen sie dem Besuch heiliger Statten , wie etwa fur das Christentum in Rom , Jerusalem und in Lourdes oder fur den Islam in Mekka . Andere religios motivierte Reisen sind etwa die zu Veranstaltungen wie den Kirchentagen. Mitunter werden Pilgerreisen als religiose Pflicht vorgeschrieben (wie der Hadsch im Islam), zumindest verheißen sie den Glaubigen aber Seelenheil, spirituelles Wachstum, Vergebung von Sunden (wie im Falle der mittelalterlichen Kreuzzuge ), Heilungen von Gebrechen und Ahnliches.

Im Gegensatz dazu steht bei der Missionsreise nicht das Heil des Reisenden selbst, sondern das der ?Besuchten“ im Vordergrund. Diese dient der Verbreitung des Glaubens. Besonders aktiv waren und sind in diesem Bereich die christlichen Kirchen und der Islam .

Volunteer-Reise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Volunteer-Reisen (Freiwilligen-Reise) sind Reisen in Verbindung mit sinnvollen, nachhaltigen oder sozialen Tatigkeiten am Aufenthaltsort und werden oft dem Begriff ?sinnvolles Reisen“ zugeordnet. Volunteer-Reisen, bei denen Reisende zum Teil freiwillige soziale Helfer werden, richten sich an besonders engagierte, erlebnisorientierte und weltoffene Personen. Diese haben dabei die Moglichkeit, Teile eines fremden Landes zu entdecken, die fur herkommliche Touristen kaum zuganglich sind. Volunteer-Einsatze sind beispielsweise mit dem Engagement in Umwelt- oder Gemeindeprojekten verbunden. Der international bedeutendste Reisezweck ist die Au-pair -Reise.

Zeitreise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eine Zeitreise ist eine Bewegung in der Zeit, die vom gewohnlichen Zeitablauf abweicht. Obwohl gewisse Zeitreisen zwar physikalisch prinzipiell moglich sind, ubersteigt ihre praktische Durchfuhrung das Menschenmogliche bei weitem. Der Begriff Zeitreise wird lediglich als Fachterminus in der Naturwissenschaft und in der Reise- und Tourismusforschung verwendet. Im Film und in der Literatur sind Zeitreisen hingegen moglich und ein wiederholt anzutreffendes Motiv im Genre des Science-Fiction-Films .

Ablauf [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Buchung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ursprunglich wurden die einzelnen Teile einer Reise wie Fahrt, Unterkunft, Verpflegung vom Reisenden unmittelbar bei den jeweiligen Leistungserbringern (Verkehrsunternehmen, Beherbergungsbetrieben) gebucht. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt die Buchung indes zunehmend, insbesondere bei Pauschalreisen , uber Vermittlung eines Reiseburos oder wird unmittelbar durch einen Reiseveranstalter zusammengestellt. Seit dem Aufkommen des Internets ist insofern eine gewisse Umkehrung des Trends zu beobachten, als nun wieder verstarkt der Kunde selbst die Leistungen auf den Websites der Anbieter auswahlt und online bucht. Mit Hilfe von etlichen Reisesuchmaschinen konnen Angebote abgefragt und Preisvergleiche angestellt werden.

Transport- und Verkehrsmittel [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Beginn vieler Reisen: die Flugreise , hier ein Airbus A380
Ein Reiserad fur Radreisen

Die Reisekette ist eine an touristische Bedurfnisse angepasste Verkehrsinfrastruktur . Dabei wird zwischen dem Vorlauf (die Fahrt von der Wohnung zum Bahnhof , Flughafen oder Hafen ), Hauptlauf ( Bahnreise , Busreise , Flugreise , Schiffsreise ) und dem Nachlauf (vom Ankunftsbahnhof, -flughafen oder -hafen zum Hotel) unterschieden. [20]

Klassische Reiseverkehrsmittel fur den Hauptlauf sind Kraftfahrzeuge (auch in Form des Trampens ), Omnibusse , Zuge (einschließlich Autoreisezuge ), Schiffe (einschließlich Fahren ) sowie Flugzeuge . Zu den Verkehrsmitteln, die uber die reine Beforderung hinaus auch dazu genutzt werden konnen, uber eine langere Zeit einen eigenen Erlebniswert zu vermitteln, gehoren Fahrrader , Motorrader , aber auch Eisenbahnen und Schiffe, zum Beispiel in Form von Kreuzfahrten , Flusskreuzfahrten , Frachtschiffreisen , Segeltorns oder Floßfahrten. Seltener werden hierzu auch Tiere genutzt, wie beispielsweise Pferde, Esel, Kamele oder Elefanten. Eine Verbindung aus Verkehrsmittel und Unterkunft stellen Wohnwagen , Kabinenkreuzer und Dachzeltbusse dar.

Nicht jede Fahrt ist auch eine Reise. Der Arbeitsweg eines Pendlers beispielsweise ist eine Fahrt, deren Dauer deshalb praziser Fahrzeit heißen muss und nicht Reisezeit . Entsprechend absolviert er eine Fahrstrecke und keine Reisestrecke.

Reisen losen als Fahrtzweck den Urlaubsverkehr ( Urlaubsreise ) oder den Berufsverkehr ( Dienst- oder Geschaftsreise ) aus. Urlaubsverkehr sind alle Fahrten zum Reiseziel aus Erholungsgrunden , wobei zwischen Hin- und Ruckreise mindestens funf Tage liegen mussen.

Unterkunft [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Aufenthalt am Zielort erfolgt klassischerweise in Hotels , Pensionen oder Privatzimmern, bei jungeren Reisenden auch in Hostels oder Jugendherbergen . Daneben haben sich Sonderformen wie das Camping , die Unterkunft in Ferienwohnungen (in Deutschland oft als ?Fewo“ abgekurzt) oder Ferienhausern und das Reisen mit dem Wohnmobil etabliert.

Die Unterkunft in Privatzimmern beinhaltet meist auch ein Fruhstuck , Ferienwohnungen und -hauser zeichnen sich durch Selbstverpflegung aus. In Hotels und Pensionen ist im Preis fur eine Ubernachtung im Zimmer oftmals ein Fruhstuck inkludiert. Je nach Angebot kann im Preis auch eine Abendmahlzeit ( Halbpension ) oder auch zusatzlich ein Mittagessen ( Vollpension ) enthalten sein.

Eine eher neue Reiseform sind die erst durch das Internet in weiteren Kreisen beliebt und bekannt gewordenen Gastfreundschaftsnetzwerke , bei denen kostenlose Unterkunft auf Tauschbasis oder gegen Kostenanteil fur Kuchenbenutzung etc. moglich ist.

Dauer [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach der Reisedauer unterscheidet man heute folgende Reisearten:

  • Tagesausfluge (kurze Fahrt von hochstens 24 Stunden Dauer, ohne Ubernachtung)
  • Kurzreisen (Reise von zwei bis vier Tagen Dauer)
  • Urlaubsreisen (Reisen mit mehr als vier Tagen Dauer)
  • Langzeitreisen (Reisen mit mehr als drei Monaten Dauer)

Zuhause [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Haus oder Wohnung sind wahrend einer Reise oft unbewohnt. Die Gefahr eines Einbruchs , einer Brandstiftung oder eines technischen Defektes, der zu erheblichen Schaden fuhren kann, steigt. Daher sollten rechtzeitig vorbeugende und technische Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Solche Maßnahmen konnen das Abstellen der Wasserleitung, Stromzufuhr, Gasversorgung sowie die Sicherung von Turen und Fenstern sein. Das Entfernen von brennbarem Material im Außenbereich vermindert die Brandgefahr. [21]

Rechtsfragen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Reiserecht kommt der Rechtsbegriff der Reise zwar vor ( § 651a Abs. 2 BGB ), wird dort aber nicht definiert, sondern als bekannt vorausgesetzt. Dem in allen EU-Mitgliedstaaten geltenden Reiserecht geht es vor allem um die Pauschalreise, die als eine Gesamtheit von mindestens zwei verschiedenen Arten von Reiseleistungen oder verbundenen Reiseleistungen fur den Zweck derselben Reise definiert wird. Als Reiseleistung gilt gemaß § 651a Abs. 3 BGB die Personenbeforderung , die Beherbergung (außer wenn sie Wohnzwecken dient), die Vermietung von vierradrigen Kraftfahrzeugen oder von Kraftradern der Fahrerlaubnisklasse A und jede andere touristische Leistung. Zentrale Bestandteile des Reiserechts sind der Reisevertrag , der Reisepreis und der Reisemangel . Beim Reisepreis spielt vor allem wegen ublicher Anzahlungen und Vorauszahlungen bei Pauschalreisen die Reisepreissicherung eine große Rolle.

Siehe auch Reisefreiheit

Wirtschaftliche Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weltweit ist der Fremdenverkehr einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Im Jahr 2013 lagen die Einnahmen im weltweiten Reiseverkehr bei rund 900 Milliarden Euro bei 1,09 Milliarden Ankunften. [22] Etwa 100 Milliarden Euro davon entfallen auf Europa. [23] Deutschland ist gemessen an den Ubernachtungen in Europa eines der beliebtesten Reiseziele. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 424 Millionen Ubernachtungen registriert. [24] In Osterreich lag die Zahl der Ubernachtungen im selben Jahr bei 131,9 Millionen und in der Schweiz bei 16 Millionen. [25] Die beliebtesten europaischen Reisedestinationen sind Spanien, gefolgt von Italien und Frankreich. [26]

Gesellschaftliche Bedeutung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die soziologische Reiseforschung untersucht zweierlei: die gesellschaftlichen Bedingungen, die dem Phanomen Reisen zugrunde liegen, sowie dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft . Als Bedingung gilt unter anderem Wohlstand , ebenso gewisse gesellschaftliche Uberzeugungen (siehe Abschnitt ?Beweggrunde“ oben). Als eine der wichtigsten Auswirkungen gelten die Folgen des Austausch der Kulturen . Touristisches Reisen bringt vor allem dem Reisenden Erkenntnisse uber andere Gesellschaften/Kulturen und bietet ihm damit die Moglichkeit, uber gewisse gesellschaftliche Mechanismen und Antriebskrafte Naheres zu erfahren, [27] sowohl denen von anderen als auch denen der eigenen Gesellschaft. Dies kann nicht nur Rassismus vorbeugen bzw. abbauen und ein Verstandnis von der Menschheit als einer einzigen Weltgesellschaft fordern, sondern auch helfen, negative Mechanismen der eigenen Gesellschaft zu verstehen und dadurch zu uberwinden.

Umweltschutz und Reisen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Tourismus verursacht nach Schatzungen des World Wildlife Fund (WWF) mehr als funf Prozent aller Treibhausgasemissionen weltweit. Am schlimmsten sind dabei Fernfluge, die fur 17 Prozent der touristisch verursachten klimaschadlichen Emissionen verantwortlich sind. CO 2 -Emissionen wirken in großen Flughohen weitaus schadlicher auf das Klima, als die Emissionen am Boden. [28] [29] Viele Onlineportale bieten inzwischen Emissionsrechner an, mit denen man herausfinden kann, wie stark man mit einer Reise das Weltklima belastet. Etliche Organisationen setzen sich fur sanften Tourismus und okologisches Reisen ein. Fur Reisende gibt es zahlreiche Tipps, von der umweltschonenden Anreise uber Verhaltensregeln im Urlaub (Handtucher nicht taglich wechseln, regionale Speisen bevorzugen, umweltbewusste Hotels auswahlen) bis hin zu verschiedenen Qualitatssiegeln zum Thema nachhaltiges Reisen.

Rezeption in Literatur und Kunst [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Stets hat die Reise auch ein zentrales Motiv in Literatur und Kunst dargestellt, haufig tragen sie dort ganz oder teilweise erdachte und phantastische Zuge. Fruhe Beispiele sind Homers Odyssee bzw. Vergils Aeneis , die die Irrfahrten der namensgebenden Titelfiguren nach dem Fall Trojas beschreiben. Als zentrale Figur aus dem arabischen Kulturkreis ist Sindbad, der Seefahrer aus der Sammlung Tausendundeine Nacht bekannt, als Vertreter des europaischen Mittelalters die Pilger aus Geoffrey Chaucers Canterbury Tales . Des Weiteren gibt es Reisemarchen ( Up Reisen gohn ), und als Klassiker gelten Jonathan Swifts Gullivers Reisen , zahlreiche Romane Jules Vernes ( Reise um die Erde in 80 Tagen , 5 Wochen im Ballon etc.) sowie Max Frischs bewegter Roman Homo faber .

Von der fiktionalen Literatur zu unterscheiden sind die Reiseberichte , in denen die Autoren ihre eigenen Erlebnisse auf Reisen schildern. Als eines der bedeutendsten Werke der Gattung gilt Goethes Italienische Reise . Weitere wichtige Beitrage zum Genre kamen etwa von Heinrich Heine ( Harzreise ), Hermann von Puckler-Muskau , Gustave Flaubert (beide mit dem Orient als Reiseziel), Hermann Hesse (Indien, Italien).

Im Film kam es im Zuge der filmischen Darstellung von Reisen zum Genre Roadmovie .

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Reise  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Reise  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Wikisource: Reisen  ? Quellen und Volltexte

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Zur Wortgeschichte vgl. Etymologisches Worterbuch des Deutschen , erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer, 7. Aufl., dtv, Munchen 2004; Kluge: Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache , 24. Aufl. de Gruyter, Berlin 2002 (CD-ROM); Duden: Das Herkunftsworterbuch , 4. Aufl., Bibliographisches Institut, Mannheim 2007.
  2. Zum heutigen Bedeutungsstand vgl. Duden: Das große Worterbuch der deutschen Sprache in 8 Banden , 2. Aufl., Mannheim 1994.
  3. Walter Freyer, Tourismus. Einfuhrung in die Fremdenverkehrsokonomie , 10. Aufl. (1988 1 ). Munchen, Wien/R. Oldenbourg 2011, S. 10?16, ISBN 978-3-486-59673-1
  4. Yuval Harari : Sapiens ? Eine kurze Geschichte der Menschheit , englisches Original, S. 129.
  5. Claude Kaspar: Die Struktur der Tourismusnachfrage unter besonderer Berucksichtigung der Bundesrepublik Deutschland , in: Dietrich Storbeck (Hrsg.), Moderner Tourismus. Tendenzen und Aussichten , in: Materialien zur Fremdenverkehrsgeographie, Heft 17, Trier: Geographische Gesellschaft Trier, 2. Auflage 1990, S. 281 f.
  6. Reiseabenteuer auf MARJORIE-WIKI
  7. Heinz Hell: Fontane und die Massenreisen , in: DIE ZEIT Archiv, Ausgabe 41, 1960
  8. Vgl. Gerhard Schulze: Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart. Hamburg 2005.
  9. Daniel J. Boorstin: The Image: A Guide to Pseudo-Events in America , 1964, S. 85
  10. Rudolf Forster: Forschungs- und Anwendungsbereiche der Soziologie . Facultas Verlag und Buchhandels AG, Wien 2008.
  11. Fernreise duden.de
  12. Ferntourismus im Lexikon der Geographie In: spektrum.de
  13. The Many Definitions of Long-Distance Travel ? a Discussion kit.edu
  14. Zum Gedanken an den Konsum von Reisen vgl. beispielsweise einen Forum-Eintrag auf usa-reise.net , abgerufen am 19. November 2012.
  15. Stiftung fur Zukunftsfragen ? Eine Initiative von British American Tobacco (Hrsg.), Was die Deutschen im Urlaub wirklich vermissen , in: Forschung aktuell, 261, 36. Jg., 4. Marz 2015.
  16. Stiftung fur Zukunftsfragen ? Eine Initiative von British American Tobacco (Hrsg.), Vom Burostuhl in den Liegestuhl? Mehr als zwei Drittel aller Reisenden arbeiten fast bis zur letzten Minute , in: Forschung aktuell, 263, 36. Jg., 1. Juli 2015.
  17. Stiftung fur Zukunftsfragen ? Eine Initiative von BAT: Stiftung fur Zukunftsfragen stellt 38. Deutsche Tourismusanalyse vor. In: Tourismusanalyse 2022. Stiftung fur Zukunftsfragen, 15. Februar 2022, abgerufen am 2. Januar 2023 .
  18. Claude Kaspar: Gesundheitstourismus im Trend , in: Claude Kaspar (Hrsg.), Jahrbuch der schweizerischen Tourismuswirtschaft , Institut fur Tourismus und Verkehrswirtschaft, St. Gallen 1996, S. 55
  19. Karin Hlavin-Schulze: Man reist ja nicht, um anzukommen. Reisen als kulturelle Praxis. Campus-Verlag. Frankfurt/Main, New York 1998. S. 25
  20. Christoph Haehling von Lanzenauer/Kristiane Klemm (Hrsg.), Demographischer Wandel und Tourismus , 2007, S. 121
  21. Franz-Josef Sehr : Urlaubszeit ? Das Haus steht leer . Wiesbadener Tagblatt, 13. Juli 2007, ZDB -ID 1128578-3 .
  22. SU/Tourismusforschung: Welttourismus 2013 ( Memento vom 24. Juli 2015 im Internet Archive ) (PDF; 292 kB).
  23. Travel receipts and expenditure in balance of payments, 2005?2013
  24. Gasteubernachtungen in deutschen Beherbergungsbetrieben von 1992 bis 2022 (in Millionen)
  25. Beherbergungsstatistik im Dezember und im Jahresverlauf 2014 ( Memento vom 12. Mai 2015 im Internet Archive )
  26. Top 10 tourism destinations ? nights spent at tourist accommodation establishments, 2013 (million nights spent in the country by non-residents)
  27. Harald Pechlaner, Michael Volgger (Hrsg.): Die Gesellschaft auf Reisen ? Eine Reise in die Gesellschaft . Springer VS, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3-658-14113-4
  28. Klimakiller Tourismus: Wie Urlauber umweltschonend reisen. In: FOCUS Online am 30. Juli 2014, abgerufen am 24. August 2022
  29. Bente Grimm, Henrike Beer, Wolfgang Gunther, Birgit Weerts, Petra Bollich, Martina Kohl: Der touristische Klima-Fußabdruck. (PDF; 1,11 MB) In: www.wwf.de. WWF Deutschland , 2009, abgerufen am 23. Januar 2024 .