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Reise
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Tourismus
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Unter einer
Reise
versteht man im Sinne der
Verkehrswirtschaft
die
Fortbewegung
von
Personen
uber einen langeren Zeitraum
zu Fuß
oder mit
Transport-
oder
Verkehrsmitteln
außerhalb des
Wirtschaftsverkehrs
, um ein einzelnes
Reiseziel
zu erreichen oder mehrere
Orte
zu besuchen (
Rundreise
). Im
fremdenverkehrswirtschaftlichen
Sinne umfasst eine Reise sowohl die
Ortsveranderung
selbst als auch den Aufenthalt am Zielort. Wissenschaftlich werden Reisen unter anderem nach Reisegrund, Zweck und Dauer kategorisiert sowie die Motivationen fur das (Ver-)Reisen untersucht. Meist erhoffen sich
Reisende
entweder, durch Reise
glucklicher
zu werden, oder, sich durch die Reise
personlich weiterzuentwickeln
.
Der Begriff der Reise kann auch
metaphorisch
verstanden werden. Neben der physischen Fortbewegung kann eine Reise etwa den Wandlungsprozess im Leben eines Menschen beschreiben. Demnach ist die Reise nicht als Entfernungsuberbruckung, sondern als Bild fur das Leben eines Menschen zu verstehen, das beispielsweise die Personlichkeitsformung zum Ziel hat.
Das Wort
Reise
ist als
Erbwort
der deutschen Sprache schon vor dem 9. Jahrhundert belegt. Das
althochdeutsche
Wort
reisa
bedeutete ?Aufbruch, Zug, Fahrt‘ und bezeichnete somit das Sich-Aufmachen, Sich-auf-den-Weg-Machen und den zu begehenden Weg gleichermaßen. Das dazugehorige Verb lautete
reis?n
. Erhalten geblieben ist die Bedeutung des Aufstehens in dem fruher auf Segelschiffen ublichen Wachruf ?
Reise, Reise
!“, der das Signal zum Aufstehen fur die
Matrosen
bedeutete und heute noch in der Marine gebrauchlich ist. Das althochdeutsche Substantiv geht zuruck auf das
urgermanische
Verb
r?san
mit der Bedeutung ?sich erheben, aufstehen‘ (vgl. zum Beispiel
englisch
to rise
).
Im
Mittelhochdeutschen
hatte
reis(e)
die Bedeutungskomponente des Aufbruchs bereits verloren, bezeichnete nun aber auch eine spezielle Art der Reise: den Kriegszug, die Heeresfahrt. Dementsprechend hatte das von
reis
abgeleitete Verb
reisen
besonders die Bedeutung ?ins Feld ziehen, einen Kriegszug unternehmen‘ und folglich auch ?Beute machen, plundern, rauben‘.
[1]
Im heutigen Deutsch ist
Reise
unspezifisch zu verstehen, als eine ?Fahrt zu einem entfernteren Ort‘. Im Verb
reisen
ist die Bedeutungskomponente des Aufbruchs, der Abreise noch in Ansatzen erhalten, so etwa in der Phrase ?Wir reisen morgen fruh“.
[2]
Walter Freyer definierte 1988 vier Epochen der touristischen Entwicklung:
[3]
Phase
|
Zeitraum
|
Transport-
und
Verkehrsmittel
|
Motivation
|
Vorphase
|
bis etwa 1850
|
zu Fuß
, zu
Pferd
,
Kutsche
,
Segelschiff
|
Bildungsreise
,
Entdeckungsreise
,
Handel
,
Kriege
,
Nomaden
,
Pilgerreise
|
Anfangsphase
|
1850?1914
|
Eisenbahn
(Inland),
Dampfschiff
(Ausland)
|
Auswanderung
,
Erholungsreise
|
Entwicklungsphase
|
1915?1945
|
Auto
,
Bus
, Eisenbahn,
Linienflug
|
Auswanderung, Erholungsreise, Handel,
Kur
|
Hochphase
|
ab 1945
|
Auto,
Charterflug
,
Kreuzfahrtschiff
|
Bildungsreise, Erholungsreise,
Freizeit
,
Regeneration
,
Wellness
|
In jeder einzelnen Phase gab es einen Schwerpunkt, der diese Phase reprasentierte. So dominierten insbesondere im
Mittelalter
die
Entdeckungsreisen
.
Fur den israelischen Soziologen
Yuval Harari
ist am Reisen ?nichts naturlich oder offensichtlich“. Reisen in seiner heutigen Form sei erst durch den Glaube des Reisenden an zwei gesellschaftlichen Mythen entstanden:
Romantizismus
und
Konsumismus
. Der Romantizismus erzahle den Menschen, dass sie moglichst viele unterschiedliche Erfahrungen machen mussen, um moglichst viel aus ihrem menschlichen Potenzial zu machen. Der Konsumismus erzahle den Menschen, dass sie moglichst viele Produkte und Dienstleistungen konsumieren mussen, um glucklich zu sein.
[4]
Wahrend bei den meisten der unten genannten Reisearten eine klare
Motivation
vorliegt, ist sie besonders bei den Urlaubsreisen breit gefachert, wird aber in der Literatur kontrovers diskutiert. Manche Autoren nennen nur zwei, andere zwanzig, die gangigste Einteilung geht zuruck auf Claude Kaspar, er unterscheidet funf Hauptmotivationen:
[5]
- Physische Motivation
: Erwartung von physischer Erholung und Entspannung;
- Psychische Motivation
: Erhoffen von psychischer Entlastung oder
Selbstfindung
oder die Befriedigung der Lust am
Abenteuer
[6]
;
- Interpersonelle Motivation
: Wunsch nach Erlebnissen in der Gruppe oder nach Sammeln von Gruppenerfahrungen;
- Kulturelle Motivation
: Interesse an Bildung und am Kennenlernen fremder Kulturen;
- Status- oder Prestigemotivation
: Wunsch nach Anerkennung und Wertschatzung (Renommierreisen).
Schon 1873 ubertrieb
Theodor Fontane
: ?Zu den Eigentumlichkeiten unserer Zeit gehort das Massenreisen. Sonst reisten bevorzugte Individuen, jetzt reist jeder und jede.“
[7]
In der
Soziologie
stellt man einen Zusammenhang der Reisegrunde mit den einzelnen
sozialen Milieus
her:
[8]
- Dem vom
Hochkulturschema
gepragten
Niveaumilieu
gehoren vorwiegend Menschen der gehobenen Bildungsschichten an, die insbesondere nach Etablierung im Berufsleben und/oder nach abgeschlossener Kindererziehung (?die Kinder sind aus dem Haus“) nun in erster Linie nach Bildung und personlicher Entwicklung, weniger nach Amusement streben. Dementsprechend entscheiden sie sich vorwiegend fur Bildungs- und Studienreisen und besuchen etwa Kirchen und Museen, aber auch ?pittoreske“ Landschaften und Stadte. Abgelehnt werden etwa Touristenmassen, Larm und Unterhaltungsbetrieb.
- Eher die jungere Generation neigt verstarkt dem ? ebenfalls am Hochkulturschema teilhabenden ?
Selbstverwirklichungsmilieu
zu. Man schatzt vor allem ?untouristische“ und ?unverdorbene“ Orte ?abseits ausgetretener Pfade“. Als klassische Reiseziele dieser Gruppe gelten heute etwa abgelegene Dorfer in
Burgund
oder der
Toskana
, aber auch fremdartige Gegenden wie der
Himalaya
.
- Durch eine Verbindung von Hochkultur- und
Trivialschema
ist das vorwiegend von Angehorigen der mittleren Bildungsschicht gebildete und in besonderem Maße zu Anpassung neigende
Integrationsmilieu
gekennzeichnet. Geschatzt werden erprobte und bekannte, durch eine gut ausgebaute Infrastruktur erschlossene Orte wie etwa die Kusten und Strande rund um das
Mittelmeer
, aber auch die
osterreichischen Berge und Seen
. Gleichwohl werden in geringerem Maße auch Bestandteile der klassischen Bildungskanons wie etwa eine Studienreise nach
Paris
wahrgenommen.
- Jungere Menschen aller gesellschaftlichen Schichten versammeln sich schließlich im
Aktionsmilieu
, das vom Spannungsschema gepragt ist. In ihrem Reiseverhalten streben sie vor allen Dingen nach Dynamik, Abwechslung und korperlicher Bewegung. Geschatzt werden Orte, wo ?etwas los“ ist, etwa die Diskotheken der Badeorte, ?actiontrachtige“
Metropolen
wie
Berlin
oder
London
, aber auch
Abenteuer-
und
Sportreisen
. Auf der Jagd nach immer neuen Reizen werden gerne große Strecken zuruckgelegt, bevorzugt etwa auch durch
Trampen
oder
Interrail
.
- Im auf dem
Trivialschema
fußenden
Harmoniemilieu
schließlich finden sich vorwiegend altere Menschen der einfacheren Bildungsschichten. Soweit uberhaupt verreist wird, sucht man vorwiegend Ruhe, Erholung und Geborgenheit, insbesondere an bereits bekannten und vertrauten Orten im eigenen Land oder Sprachgebiet wie etwa dem
Schwarzwald
oder
Sudtirol
. Das Freizeitprogramm besteht beispielsweise aus
Spaziergangen
und
Wanderungen
oder aus
Badeaufenthalten
und
Heimatabenden
.
Fur
Daniel J. Boorstin
besteht die Differenz zwischen Reisenden und Touristen darin, dass Erstere sich Risiken und Unannehmlichkeiten aussetzten und aktiv auf der Suche nach personlicher Weiterentwicklung sind. Letztere suchen lediglich das Vergnugen und sind passiv, denn sie erwarten, dass interessante Erlebnisse auf sie zukommen.
[9]
Der moderne Tourismus passt sich den Bedurfnissen letzterer an: ?echte Erlebnisse“ werden durch Pseudo-Events ersetzt.
[10]
Nach dem Zweck des Aufenthalts am Zielort konnen insbesondere folgende Arten von Reisen unterschieden werden:
Urlaubsreisen dienen hauptsachlich der
Erholung
und
Freizeitgestaltung
. Wenn Reisende die Reise selbst planen, sind es
Individualreisen
; die von
Reiseveranstaltern
zusammengestellten Fahrten dagegen gelten als
Pauschalreisen
. Letztere sind ofter gleichzeitig auch
Gruppenreisen
.
Je nach Neigung, Interessen und Bedarf gibt es eine Vielfalt von Urlaubsreisen. In erster Linie Erholungszwecken dienen etwa Bade-, Wander- und Skiurlaube, aber auch Gesundheits-,
Wellness-
und
kulinarische Reisen
. Mit aktiver Betatigung verbunden sind Sport- und
Abenteuerreisen
sowie fur Menschen mit vorwiegend kulturellen Bedurfnissen die
Studien- oder Bildungsreisen
. Als besondere Auspragungen fur Letztere sind
Sprach-
,
Stadte-
,
Konzert-
oder Opernreisen ublich.
Als
Fernreise
werden Reisen bezeichnet, bei denen das Reiseziel weit entfernt ist,
[11]
also eine große Entfernung zwischen dem Wohnort und dem Zielort besteht. Aus deutscher Sicht sind Fernreisen also Reisen ins außereuropaische Ausland. Im Regelfall sind dafur langere Fluge erforderlich.
[12]
Es gibt verschiedene detaillierte Definitionen einer Fernreise, die sich unterscheiden konnen. Die am haufigsten verwendeten Definitionen der Fernreise basieren auf Entfernung, Reisezweck, Reisedauer, Reisezeit oder Kombinationen davon.
[13]
Eine Sonderform der Fernreise stellt die
Weltreise
dar, bei der mehrere Kontinente besucht werden mit einer Reisedauer von Monaten oder Jahren. Eine Unterform der Weltreise stellt die
Weltumrundung
dar, bei der jeder Langengrad passiert werden muss. Eine Weltumrundung ist oftmals Grundlage fur einen Weltrekord, z. B. mit dem Segelboot, mit dem Solarflugzeug etc.
Urlaubsreisen sind beliebte Preise etwa bei
Gewinnspielen
, werden aber auch von
Arbeitgebern
als Belohnungen fur besonders erfolgreiche
Mitarbeiter
eingesetzt (sogenannte
Incentive-Reisen
). Eine alternative Reiseform ist der
Voluntourismus
, bei dem der Reisende zugleich das Ziel hat, im Zielland nachhaltig
Nutzen
zu stiften.
Der große Wettbewerb innerhalb der Tourismusbranche bringt es mit sich, dass Urlaubsreisen jeglicher Art wie
Konfektionswaren
angeboten und auf entsprechende Weise beworben werden. Im Gegenzug hat fur den ?Kaufer“ eine solche Reise zwangsweise den Charakter eines Konsumartikels.
[14]
Eine Studie der
Stiftung fur Zukunftsfragen
zeigt zudem, dass sich Urlaubsreisen zunehmend zu einer Kopie der Heimat mit weniger Verpflichtungen und besserem Wetter entwickeln.
[15]
Reisemotive wie ?Land und Leute kennenlernen“ oder ?Neues ausprobieren“ und ?sich uberraschen lassen“ werden immer seltener. Insbesondere die Mittelmeerlander Spanien, Italien, Griechenland und die Turkei liegen in der Gunst der Bundesburger weit vorn.
[16]
Im Jahr 2021 verbrachte laut aktuellen Ergebnissen etwa die Halfte der Bundesburger ihren Haupturlaub innerhalb der eigenen Landesgrenzen ? damit bleibt Deutschland das beliebteste Reiseziel der Deutschen.
[17]
Mit sogenannten
Entdeckungsreisen
sind etwa
Marco Polo
,
Christoph Kolumbus
,
Vasco da Gama
,
Ferdinand Magellan
und
James Cook
in bis dahin den Europaern unbekannte Teile der Welt vorgestoßen. Heute ist dieser Reisetyp weitgehend nur noch von historischer Bedeutung, da die Erde heute weitgehend als erkundet und vermessen gilt. Als Ausnahmen konnen noch Fahrten in unzugangliche Gebiete etwa am Amazonas oder im Himalaya gesehen werden. In etwas weiterem Sinn kann aber auch ein Tiefsee-Tauchgang als Entdeckungsreise gelten.
Wissenschaftliche Ziele verfolgen die
Forschungsreisen
(in entlegene Gebiete werden sie auch
Expeditionen
genannt).
Wissenschaftstourismus
dient teils dem Aufsuchen in fremden Stadten befindlicher Bibliotheken und Archive, haufig werden aber auch Ausgrabungen, Baudenkmaler, Gesteinsformationen, fremde Tier- und Pflanzenarten und dergleichen untersucht. Das Urbild des Forschungsreisenden stellt
Alexander von Humboldt
dar, der Anfang des 19. Jahrhunderts
Mittel-
und
Sudamerika
erkundete. Weitere Beispiele großer Forschungsreisender sind der Polarreisende
Giuseppe Acerbi
und der Tibetforscher
Heinrich Harrer
.
Wirtschaftlichen Zwecken dienen die
Geschaftsreise
und die
Dienstreise
. Neben dem Aufsuchen von
Kunden
,
Lieferanten
, Geschaftspartnern etwa zum Zwecke von
Besprechungen
,
Beratungen
und
Verhandlungen
sind insbesondere die Reisen zu Messebesuchen und Fortbildungsveranstaltungen zu nennen. Solche werden uberwiegend von Einzelpersonen oder kleineren Gruppen unternommen.
Beim
Gesundheitstourismus
bilden
medizinische Behandlungen
und andere Gesundheitsdienstleistungen einen Schwerpunkt des Reisezwecks, der aus der physischen wie auch psychischen Erhaltung, Stabilisierung und Wiederherstellung der
Gesundheit
besteht.
[18]
Da nicht jede Region bzw. jedes Land alle Rohstoffe oder Waren besitzt, entstanden schon fruh
Tauschgeschafte
mit anderen Landern und Regionen. Aus dieser Notwendigkeit des Austausches entwickelte sich die
Handelsreise
. Bereits im Mittelalter wurden Handelsreisen bis nach China unternommen. Nicht nur Waren, sondern auch Wissen wird uber Kontinente hinweg ausgetauscht.
[19]
Aus religiosen Beweggrunden werden
Pilgerreisen
, sogenannte
Wallfahrten
unternommen. In der Regel dienen sie dem Besuch
heiliger Statten
, wie etwa fur das Christentum in
Rom
,
Jerusalem
und in
Lourdes
oder fur den Islam in
Mekka
. Andere religios motivierte Reisen sind etwa die zu Veranstaltungen wie den Kirchentagen. Mitunter werden Pilgerreisen als religiose Pflicht vorgeschrieben (wie der
Hadsch
im Islam), zumindest verheißen sie den Glaubigen aber Seelenheil, spirituelles Wachstum, Vergebung von Sunden (wie im Falle der mittelalterlichen
Kreuzzuge
), Heilungen von Gebrechen und Ahnliches.
Im Gegensatz dazu steht bei der
Missionsreise
nicht das Heil des Reisenden selbst, sondern das der ?Besuchten“ im Vordergrund. Diese dient der Verbreitung des Glaubens. Besonders aktiv waren und sind in diesem Bereich die
christlichen Kirchen
und der
Islam
.
Volunteer-Reisen (Freiwilligen-Reise) sind Reisen in Verbindung mit sinnvollen, nachhaltigen oder sozialen Tatigkeiten am Aufenthaltsort und werden oft dem Begriff ?sinnvolles Reisen“ zugeordnet. Volunteer-Reisen, bei denen Reisende zum Teil freiwillige soziale Helfer werden, richten sich an besonders engagierte, erlebnisorientierte und weltoffene Personen. Diese haben dabei die Moglichkeit, Teile eines fremden Landes zu entdecken, die fur herkommliche Touristen kaum zuganglich sind. Volunteer-Einsatze sind beispielsweise mit dem Engagement in Umwelt- oder Gemeindeprojekten verbunden. Der international bedeutendste Reisezweck ist die
Au-pair
-Reise.
Eine
Zeitreise
ist eine Bewegung in der Zeit, die vom gewohnlichen Zeitablauf abweicht. Obwohl gewisse Zeitreisen zwar physikalisch prinzipiell moglich sind, ubersteigt ihre praktische Durchfuhrung das Menschenmogliche bei weitem. Der Begriff
Zeitreise
wird lediglich als Fachterminus in der Naturwissenschaft und in der Reise- und Tourismusforschung verwendet. Im Film und in der Literatur sind Zeitreisen hingegen moglich und ein wiederholt anzutreffendes Motiv im Genre des
Science-Fiction-Films
.
Ursprunglich wurden die einzelnen Teile einer Reise wie Fahrt, Unterkunft, Verpflegung vom Reisenden unmittelbar bei den jeweiligen Leistungserbringern (Verkehrsunternehmen, Beherbergungsbetrieben) gebucht. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts erfolgt die Buchung indes zunehmend, insbesondere bei
Pauschalreisen
, uber Vermittlung eines
Reiseburos
oder wird unmittelbar durch einen
Reiseveranstalter
zusammengestellt. Seit dem Aufkommen des Internets ist insofern eine gewisse Umkehrung des Trends zu beobachten, als nun wieder verstarkt der Kunde selbst die Leistungen auf den Websites der Anbieter auswahlt und online bucht. Mit Hilfe von etlichen Reisesuchmaschinen konnen Angebote abgefragt und Preisvergleiche angestellt werden.
Die
Reisekette
ist eine an touristische Bedurfnisse angepasste
Verkehrsinfrastruktur
. Dabei wird zwischen dem
Vorlauf
(die Fahrt von der
Wohnung
zum
Bahnhof
,
Flughafen
oder
Hafen
),
Hauptlauf
(
Bahnreise
,
Busreise
,
Flugreise
,
Schiffsreise
) und dem
Nachlauf
(vom Ankunftsbahnhof, -flughafen oder -hafen zum Hotel) unterschieden.
[20]
Klassische Reiseverkehrsmittel fur den Hauptlauf sind
Kraftfahrzeuge
(auch in Form des
Trampens
),
Omnibusse
,
Zuge
(einschließlich
Autoreisezuge
), Schiffe (einschließlich
Fahren
) sowie
Flugzeuge
. Zu den Verkehrsmitteln, die uber die reine Beforderung hinaus auch dazu genutzt werden konnen, uber eine langere Zeit einen eigenen Erlebniswert zu vermitteln, gehoren
Fahrrader
,
Motorrader
, aber auch Eisenbahnen und Schiffe, zum Beispiel in Form von
Kreuzfahrten
,
Flusskreuzfahrten
,
Frachtschiffreisen
,
Segeltorns
oder Floßfahrten. Seltener werden hierzu auch Tiere genutzt, wie beispielsweise Pferde, Esel, Kamele oder Elefanten. Eine Verbindung aus Verkehrsmittel und Unterkunft stellen
Wohnwagen
, Kabinenkreuzer und Dachzeltbusse dar.
Nicht jede Fahrt ist auch eine Reise. Der
Arbeitsweg
eines
Pendlers
beispielsweise ist eine Fahrt, deren Dauer deshalb praziser
Fahrzeit
heißen muss und nicht
Reisezeit
. Entsprechend absolviert er eine
Fahrstrecke
und keine Reisestrecke.
Reisen losen als
Fahrtzweck
den
Urlaubsverkehr
(
Urlaubsreise
) oder den
Berufsverkehr
(
Dienst-
oder
Geschaftsreise
) aus. Urlaubsverkehr sind alle Fahrten zum Reiseziel aus
Erholungsgrunden
, wobei zwischen Hin- und Ruckreise mindestens funf Tage liegen mussen.
Der Aufenthalt am Zielort erfolgt klassischerweise in
Hotels
,
Pensionen
oder Privatzimmern, bei jungeren Reisenden auch in
Hostels
oder
Jugendherbergen
. Daneben haben sich Sonderformen wie das
Camping
, die Unterkunft in
Ferienwohnungen
(in Deutschland oft als ?Fewo“ abgekurzt) oder
Ferienhausern
und das Reisen mit dem
Wohnmobil
etabliert.
Die Unterkunft in Privatzimmern beinhaltet meist auch ein
Fruhstuck
, Ferienwohnungen und -hauser zeichnen sich durch Selbstverpflegung aus. In Hotels und Pensionen ist im Preis fur eine Ubernachtung im Zimmer oftmals ein Fruhstuck inkludiert. Je nach Angebot kann im Preis auch eine Abendmahlzeit (
Halbpension
) oder auch zusatzlich ein Mittagessen (
Vollpension
) enthalten sein.
Eine eher neue Reiseform sind die erst durch das Internet in weiteren Kreisen beliebt und bekannt gewordenen
Gastfreundschaftsnetzwerke
, bei denen kostenlose Unterkunft auf Tauschbasis oder gegen Kostenanteil fur Kuchenbenutzung etc. moglich ist.
Nach der Reisedauer unterscheidet man heute folgende Reisearten:
- Tagesausfluge
(kurze Fahrt von hochstens 24 Stunden Dauer, ohne Ubernachtung)
- Kurzreisen (Reise von zwei bis vier Tagen Dauer)
- Urlaubsreisen (Reisen mit mehr als vier Tagen Dauer)
- Langzeitreisen (Reisen mit mehr als drei Monaten Dauer)
Haus oder Wohnung sind wahrend einer Reise oft unbewohnt. Die Gefahr eines
Einbruchs
, einer Brandstiftung oder eines technischen Defektes, der zu erheblichen Schaden fuhren kann, steigt. Daher sollten rechtzeitig vorbeugende und technische Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Solche Maßnahmen konnen das Abstellen der Wasserleitung, Stromzufuhr, Gasversorgung sowie die Sicherung von Turen und Fenstern sein. Das Entfernen von brennbarem Material im Außenbereich vermindert die Brandgefahr.
[21]
Im
Reiserecht
kommt der
Rechtsbegriff
der Reise zwar vor (
§ 651a
Abs. 2
BGB
), wird dort aber nicht definiert, sondern als bekannt vorausgesetzt. Dem in allen
EU-Mitgliedstaaten
geltenden Reiserecht geht es vor allem um die Pauschalreise, die als eine Gesamtheit von mindestens zwei verschiedenen Arten von Reiseleistungen oder
verbundenen Reiseleistungen
fur den Zweck derselben Reise definiert wird. Als Reiseleistung gilt gemaß § 651a Abs. 3 BGB die
Personenbeforderung
, die
Beherbergung
(außer wenn sie Wohnzwecken dient), die
Vermietung
von vierradrigen Kraftfahrzeugen oder von Kraftradern der Fahrerlaubnisklasse A und jede andere touristische Leistung. Zentrale Bestandteile des Reiserechts sind der
Reisevertrag
, der
Reisepreis
und der
Reisemangel
. Beim Reisepreis spielt vor allem wegen ublicher
Anzahlungen
und
Vorauszahlungen
bei Pauschalreisen die
Reisepreissicherung
eine große Rolle.
Siehe auch
Reisefreiheit
Weltweit ist der Fremdenverkehr einer der wichtigsten Wirtschaftszweige. Im Jahr 2013 lagen die Einnahmen im weltweiten Reiseverkehr bei rund 900 Milliarden Euro bei 1,09 Milliarden Ankunften.
[22]
Etwa 100 Milliarden Euro davon entfallen auf Europa.
[23]
Deutschland ist gemessen an den Ubernachtungen in Europa eines der beliebtesten Reiseziele. Im Jahr 2014 wurden in Deutschland 424 Millionen Ubernachtungen registriert.
[24]
In Osterreich lag die Zahl der Ubernachtungen im selben Jahr bei 131,9 Millionen und in der Schweiz bei 16 Millionen.
[25]
Die beliebtesten europaischen
Reisedestinationen
sind Spanien, gefolgt von Italien und Frankreich.
[26]
Die
soziologische
Reiseforschung untersucht zweierlei: die gesellschaftlichen Bedingungen, die dem Phanomen Reisen zugrunde liegen, sowie dessen Auswirkungen auf die
Gesellschaft
. Als Bedingung gilt unter anderem
Wohlstand
, ebenso gewisse gesellschaftliche Uberzeugungen (siehe Abschnitt ?Beweggrunde“ oben). Als eine der wichtigsten Auswirkungen gelten die Folgen des Austausch der
Kulturen
. Touristisches Reisen bringt vor allem dem Reisenden Erkenntnisse uber andere
Gesellschaften/Kulturen
und bietet ihm damit die Moglichkeit, uber gewisse gesellschaftliche Mechanismen und Antriebskrafte Naheres zu erfahren,
[27]
sowohl denen von anderen als auch denen der eigenen Gesellschaft. Dies kann nicht nur
Rassismus
vorbeugen bzw. abbauen und ein Verstandnis von der
Menschheit
als einer einzigen
Weltgesellschaft
fordern, sondern auch helfen, negative Mechanismen der eigenen Gesellschaft zu verstehen und dadurch zu uberwinden.
Der Tourismus verursacht nach Schatzungen des
World Wildlife Fund
(WWF) mehr als funf Prozent aller
Treibhausgasemissionen
weltweit. Am schlimmsten sind dabei Fernfluge, die fur 17 Prozent der touristisch verursachten klimaschadlichen Emissionen verantwortlich sind. CO
2
-Emissionen wirken in großen Flughohen weitaus schadlicher auf das Klima, als die Emissionen am Boden.
[28]
[29]
Viele Onlineportale bieten inzwischen Emissionsrechner an, mit denen man herausfinden kann, wie stark man mit einer Reise das Weltklima belastet.
Etliche Organisationen setzen sich fur sanften Tourismus und okologisches Reisen ein. Fur Reisende gibt es zahlreiche Tipps, von der umweltschonenden Anreise uber Verhaltensregeln im Urlaub (Handtucher nicht taglich wechseln, regionale Speisen bevorzugen, umweltbewusste Hotels auswahlen) bis hin zu verschiedenen Qualitatssiegeln zum Thema nachhaltiges Reisen.
Stets hat die
Reise
auch ein zentrales Motiv in Literatur und Kunst dargestellt, haufig tragen sie dort ganz oder teilweise erdachte und phantastische Zuge. Fruhe Beispiele sind
Homers
Odyssee
bzw.
Vergils
Aeneis
, die die Irrfahrten der namensgebenden Titelfiguren nach dem Fall
Trojas
beschreiben. Als zentrale Figur aus dem arabischen Kulturkreis ist
Sindbad, der Seefahrer
aus der Sammlung
Tausendundeine Nacht
bekannt, als Vertreter des europaischen Mittelalters die Pilger aus
Geoffrey Chaucers
Canterbury Tales
. Des Weiteren gibt es Reisemarchen (
Up Reisen gohn
), und als Klassiker gelten
Jonathan Swifts
Gullivers Reisen
, zahlreiche Romane
Jules Vernes
(
Reise um die Erde in 80 Tagen
,
5 Wochen im Ballon
etc.) sowie
Max Frischs
bewegter Roman
Homo faber
.
Von der fiktionalen Literatur zu unterscheiden sind die
Reiseberichte
, in denen die Autoren ihre eigenen Erlebnisse auf Reisen schildern. Als eines der bedeutendsten Werke der Gattung gilt Goethes
Italienische Reise
. Weitere wichtige Beitrage zum Genre kamen etwa von
Heinrich Heine
(
Harzreise
),
Hermann von Puckler-Muskau
,
Gustave Flaubert
(beide mit dem Orient als Reiseziel),
Hermann Hesse
(Indien, Italien).
Im
Film
kam es im Zuge der filmischen Darstellung von Reisen zum Genre
Roadmovie
.
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:
Vorsatz.
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Russische Reise.
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Digitalisat
im
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).
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, Klaus Beyrer,
Gottfried Korff
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Reisekultur. Von der Pilgerfahrt zum modernen Tourismus.
2. Auflage. C. H. Beck, Munchen 1999,
ISBN 3-406-44950-6
.
- Alain de Botton
:
Kunst des Reisens.
Aus dem Englischen von Silvia Moravetz. Fischer, Frankfurt am Main 2003,
ISBN 3-596-15804-4
.
- Holger Thomas Graf
,
Ralf Prove
:
Wege ins Ungewisse. Eine Kulturgeschichte des Reisens 1500?1800.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997 (unveranderter Nachdruck, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2015,
ISBN 978-3-596-30216-1
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Die Erfahrung der Ferne ? Reisen von Gilgamesch bis zum Tourismus unserer Tage.
Aus dem Englischen von Hans-H. Harbort. Campus, Frankfurt am Main / New York 1993,
ISBN 3-593-34823-3
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Die Gesellschaft auf Reisen ? Eine Reise in die Gesellschaft.
Springer VS, Wiesbaden 2017,
ISBN 978-3-658-14114-1
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- Willy Puchner
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Illustriertes Fernweh ? Vom Reisen und nach Hause kommen.
Frederking und Thaler, Munchen 2006,
ISBN 978-3-89405-389-5
.
- Michael Rieger:
≫Man reist ja nicht, um anzukommen ...≪ ? Schriftsteller auf Reisen von Goethe bis Chatwin.
Lambert Schneider, Darmstadt 2011,
ISBN 978-3-650-23975-4
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2. Auflage. Campus, Frankfurt am Main / New York 2005,
ISBN 978-3-593-37888-6
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Unterwegs ? Reiseerfahrung zwischen Heimat und Fremde in der Neuzeit.
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ISBN 978-3-525-36375-1
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Reisen im Mittelalter. Unterwegs mit Pilgern, Rittern, Abenteurern
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ISBN 978-3-10-397144-6
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- ↑
Zur Wortgeschichte vgl.
Etymologisches Worterbuch des Deutschen
, erarbeitet unter der Leitung von Wolfgang Pfeifer, 7. Aufl., dtv, Munchen 2004; Kluge:
Etymologisches Worterbuch der deutschen Sprache
, 24. Aufl. de Gruyter, Berlin 2002 (CD-ROM); Duden:
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, 4. Aufl., Bibliographisches Institut, Mannheim 2007.
- ↑
Zum heutigen Bedeutungsstand vgl. Duden:
Das große Worterbuch der deutschen Sprache in 8 Banden
, 2. Aufl., Mannheim 1994.
- ↑
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, 10. Aufl. (1988
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ISBN 978-3-486-59673-1
- ↑
Yuval Harari
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, englisches Original, S. 129.
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Die Struktur der Tourismusnachfrage unter besonderer Berucksichtigung der Bundesrepublik Deutschland
, in: Dietrich Storbeck (Hrsg.),
Moderner Tourismus. Tendenzen und Aussichten
, in: Materialien zur Fremdenverkehrsgeographie, Heft 17, Trier: Geographische Gesellschaft Trier, 2. Auflage 1990, S. 281 f.
- ↑
Reiseabenteuer auf MARJORIE-WIKI
- ↑
Heinz Hell:
Fontane und die Massenreisen
, in: DIE ZEIT Archiv, Ausgabe 41, 1960
- ↑
Vgl. Gerhard Schulze:
Die Erlebnisgesellschaft. Kultursoziologie der Gegenwart.
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Daniel J. Boorstin:
The Image: A Guide to Pseudo-Events in America
, 1964, S. 85
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Rudolf Forster:
Forschungs- und Anwendungsbereiche der Soziologie
. Facultas Verlag und Buchhandels AG, Wien 2008.
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Fernreise
duden.de
- ↑
Ferntourismus im Lexikon der Geographie
In: spektrum.de
- ↑
The Many Definitions of Long-Distance Travel ? a Discussion
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