Reinhold Ertel
(*
2. Dezember
1924
in
Kiel
; †
8. Januar
1981
) war ein deutscher
Fußballspieler
und Trainer. Der Allroundspieler brachte es bei den Vereinen
Holstein Kiel
,
Hamburger SV
,
FC St. Pauli
,
VfB Lubeck
,
Eimsbutteler TV
,
Viktoria Aschaffenburg
und
Phonix Lubeck
in der damaligen Erstklassigkeit der
Fußball-Oberliga Nord
beziehungsweise
Fußball-Oberliga Sud
von 1947 bis 1960 auf insgesamt 258 Ligaeinsatze, in denen er 46 Tore erzielte.
[1]
Er gehorte den Meistermannschaften der Jahre 1951 und 1952 des HSV in der Oberliga Nord an.
[2]
Ertel ist mit sechs Vereinen der Rekordspieler der Oberliga Nord und hat in dieser Liga insgesamt 246 Spiele mit 45 Toren bestritten.
[3]
Er galt seinerzeit als einer besten
Halbsturmer
Deutschlands.
[4]
Nach Beendigung der Spielerlaufbahn war er bei den Vereinen Phonix Lubeck, Concordia Hamburg, HSV Barmbek-Uhlenhorst, VfL Osnabruck und VfB Lubeck uber viele Jahre als Trainer tatig.
Bei den Grun-Weißen des
SV Ellerbek
begann die fußballerische Karriere von Reinhold Ertel. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs schloss er sich 1947 zum Start der Oberliga Nord den ?Storchen“ von Holstein Kiel an. Mit Holstein belegte der in der Abwehr, Mittelfeld und Angriff einsetzbare Ertel unter Trainer
Hans Tauchert
im ersten Jahr der Oberliga Nord, 1947/48, an der Seite des zehnfachen Torschutzen
Franz Linken
den 10. Rang und war in 16 Ligaspielen (1 Tor) zum Einsatz gekommen. Im zweiten Oberligajahr, 1948/49, wurde Kiel nach acht Spieltagen vom Spielbetrieb ausgeschlossen und konnte nur noch Freundschaftsspiele austragen. Die dritte Oberligarunde 1949/50 beendete Ertel mit dem Nachholspiel am 21. Mai 1950 bei einem 2:2 beim VfB Oldenburg, als er als linker Außenlaufer im damals praktizierten
WM-System
im Einsatz gewesen war. In dieser Saison erzielte er vier Tore in 22 Ligaeinsatzen und belegte mit dem KSV den 11. Rang. Nach 46 Oberligaeinsatzen mit funf Toren nahm er das Angebot des Hamburger SV an und wechselte zur Saison 1950/51 zu den Rothosen an den Rothenbaum.
Unter Trainer
Georg Knopfle
tat sich der Allrounder in den nachsten zwei Runden schwer im Kampf um den Stammplatz. Sein erstes Oberligaspiel bei den Rautentragern bestritt er am 10. September 1950 bei einem 1:1-Remis beim VfB Oldenburg. Er spielte auf Halbrechts und bildete zusammen mit
Manfred Kruger
,
Rolf Rohrberg
,
Herbert Wojtkowiak
und
Erich Ebeling
den HSV-Angriff. Am Rundenende hatte er beim Meisterschaftsgewinn der Hamburger elf Ligaspiele absolviert. Im zweiten HSV-Jahr, 1951/52, kam er lediglich auf funf Ligaspiele (1 Tor), wurde aber erneut Meister der Oberliga Nord. In den zwei Endrunden wurde er nicht eingesetzt. Sein letztes Rundenspiel fur den HSV bestritt Ertel am 6. April 1952 bei einem 4:4-Heimremis gegen Hannover 96. Er bildete dabei mit
Herbert Klette
vor Torhuter
Karl Grote
das Verteidigerpaar. Zur Saison 1952/53 wechselte er den Verein, blieb aber mit der Unterschrift beim FC St. Pauli, in Hamburg.
Die Runde begann am Millerntor unter Trainer
Hans Appel
, der wurde aber im Oktober von
Heinz Hempel
abgelost. Ertel spielte anfanglich in der Lauferreihe an der Seite von
Walter Dzur
und
Otmar Sommerfeld
, war aber auch im Angriff aktiv, so zum Beispiel am 25. Februar 1953 bei einem 2:1-Heimerfolg gegen Holstein Kiel, wo er als Mittelsturmer beide Treffer erzielte. Mit 16 Treffern wurde Ertel der Torschutzenkonig von St. Pauli, gefolgt von
Alfred Beck
mit elf Treffern. Am Rundenende belegte er mit St. Pauli den 9. Rang und zog nach einer Saison zum VfB Lubeck.
Unter Trainer
Friedo Dorfel
gluckte Ertel 1953/54 beim VfB Lubeck kein einziger Torerfolg. Er lief in 22 Oberligaspielen fur die Grun-Weißen an der Seite von Torhuter
?Jonny“ Felgenhauer
,
Hans Nebelung
,
Heinz Patzig
und
Rudolf Wlassny
auf und stieg als 15. mit dem VfB in das Amateurlager ab. Ertel kehrte wieder nach Hamburg zuruck und schloss sich fur zwei Jahre dem Eimsbutteler TV an. Mit dem ETV startete er 1954/55 unter Trainer
Walter Risse
mit 0:8 Punkten in die Runde und agierte als Mittellaufer am 3. Oktober 1954 beim ersten doppelten Punktgewinn gegen den Harburger TB. Er war auch als Abwehrchef beim 2:1-Erfolg gegen den amtierenden deutschen Meister Hannover 96 am 10. Oktober an der Seite der Bruder
Karl-Heinz
und
Kurt Manja
im Einsatz. Einen weiteren Hohepunkt erlebt der ETV mit Ertel am 7. November 1954 beim letzten Sonntagvormittags-Spiel am Rothenbaum als Gast des Hamburger SV. 17.000 Zuschauer verfolgen das Spiel und sorgten fur eine Gerauschkulisse, welche den Gottesdienst der nahen Johanniskirche gewaltigen Turbulenzen aussetzte. Am Ende von 90 turbulenten Minuten hatte der HSV 5:3 gewonnen ? und eine lieb gewonnene Tradition verloren. Am Rundenende belegt der ETV den 8. Rang und Ertel hatte in 28 Ligaeinsatzen zwei Tore erzielt. In seiner zweiten Saison mit Eimsbuttel steigt Ertel mit Trainer
Heinz Werner
ab. Er erzielte in 28 Ligaeinsatzen funf Tore und spielte als letzter Eimsbutteler am 13. Juni in einer internationalen Auswahlbegegnung. Reinhold Ertel tragt die Farben Norddeutschlands, das in Groningen 2:4 gegen die besten Fußballer Nordhollands verliert. Mannschaftskollegen waren unter anderem
Werner Lang
,
Horst Dehn
,
Erich Haase
und
Dragomir Ilic
. Sein ehemaliger ETV-Mitspieler
Paul Ahrens
außert sich in einem Interview zu Ertel mit folgender Aussage: ?Reinhold Ertel war außerhalb des Platzes ein absoluter Pfundskerl, aber in den 90 Minuten manchmal ein echtes Ekel. Wenn er mit deiner Leistung unzufrieden war, hat er dich gerne mal angeraunt: Willstu'n Stuhl, dann kannstu auch sitzen" Aber was fur ein Fußballer: Der konnte alles, links und rechts und Kopfball und ein Korper wie Adonis.“
[5]
Nach dem Abstieg vom ETV zog es den ?Wandervogel“ nach Suddeutschland in die Oberliga Sud. Zur Saison 1956/57 unterschrieb Ertel einen Vertrag bei Viktoria Aschaffenburg. Unter Trainer
Hans Tauchert
brachte er es aber lediglich an der Seite von Torhuter
Otmar Groh
,
Heinz Budion
und
Rudolf Hoffmann
auf 12 Einsatze (1 Tor). Aschaffenburg belegte den 8. Rang und Ertel kehrte zur Saison 1957/58 wieder in die Oberliga Nord zuruck, er wurde Spieler bei Phonix Lubeck. Mit den Blau-Weiß-Roten vom Sportplatz an der Travemunder Allee erreichte Ertel zweimal mit dem 14. Rang in den Jahren 1958 und 1959 den Klassenerhalt. Im ersten Jahr bestritt er unter Trainer
Erwin Reinhardt
28 Ligaspiele, in denen er sechs Tore erzielte. Er war, wie fast immer in seiner Karriere, abwechselnd in der Abwehr wie auch im Angriff im Einsatz. In seinem zweiten Phonixjahr erlebte er die Arbeit des Trainers
Otto Westphal
und war in 29 Ligaspielen aktiv gewesen und hatte wiederum sechs Tore erzielt. Im dritten Jahr, 1959/60, konnten die Adlertrager als 15. den Klassenerhalt nicht realisieren und stiegen in das Amateurlager ab. Ertel hatte an der Seite von
Eitel Galle
und
Otto Hartz
nochmals 20 Spiele in der Oberliga Nord absolviert und vier Tore erzielt.
Im Sommer 1960 endete die 1947 begonnene Spielerlaufbahn in der Oberliga des 35-jahrigen Ertel nach insgesamt 258 Ligaeinsatzen mit 46 Toren.
Seine Trainerkarriere startete er 1964 bei Phonix und stieg 1967 mit den Adlertragern in die zweitklassige
Fußball-Regionalliga Nord
auf. Zwei Runden erreichte er mit Spielern wie Torhuter
Jurgen Stars
,
Siegfried Beyer
,
Wolfgang Bordel
und
Peter Nogly
den ausgezeichneten 6. Rang, ehe er zum Jahresende 1969 entlassen wurde. Nach einem kurzen Aufenthalt bei Concordia Hamburg hatte Ertel die Trainingsleitung bei Barmbek-Uhlenhorst von 1972 bis 1975 inne; die letzten zwei Jahre in der alten, zweitklassigen Regionalliga Nord und im Debutjahr in der
2. Fußball-Bundesliga
1974/75. Im zweiten Jahr der 2. Bundesliga, 1975/76, war er Trainer vom VfL Osnabruck und hatte den Lizenzinhaber
Edu Sausmikat
als Assistent an seiner Seite. Durch seine fehlende Trainerlizenz fur den Profibereich, mussten der Verein und Ertel die Zusammenarbeit nach einer Runde beenden. Von Juli 1976 bis Ende Juni 1979 betreute er den VfB Lubeck als Trainer.
[6]
Der fur seinen rauen, aber herzlichen Ton bekannte Fußballexperte heuerte spater beim Verbandsligisten
1. FC Phonix Lubeck
an, verstarb aber bereits im Januar 1981 an den Folgen eines
Herzinfarkts
.
[4]
- Patrick Nawe, Hardy Grune, Norman Nawe, Christian Jessen, Raymond Madsen, Christian Callsen:
100 Jahre Holstein Kiel.
Sportverlag Berlin, 2000,
ISBN 3-328-00891-8
.
- Folke Havekost: ETV Hamburg. 100 Jahre Fußball in Eimsbuttel. Verlag Die Werkstatt. Gottingen 2006.
ISBN 3-89533-529-0
.
- ↑
Lorenz Knieriem,
Hardy Grune
:
Spielerlexikon 1890?1963
. In:
Enzyklopadie des deutschen Ligafußballs
.
Band
8
. AGON, Kassel 2006,
ISBN 3-89784-148-7
,
S.
77
.
- ↑
Jens Reimer Pruß
(Hrsg.):
Tore, Punkte, Spieler : die komplette HSV-Statistik
. zusammengestellt von Jens Reimer Pruß und Hartmut Irle. Die Werkstatt, Gottingen 2008,
ISBN 978-3-89533-586-0
,
S.
98?103
(352 S.).
- ↑
Jurgen Bitter: Deutschlands Fußball. Das Lexikon. F. A. Herbig. Munchen 2008.
ISBN 978-3-7766-2558-5
. S. 184
- ↑
a
b
Ertel ist tot.
In:
Hamburger Abendblatt.
9. Januar 1981,
abgerufen am 6. Mai 2021
.
- ↑
Folke Havekost: ETV Hamburg. 100 Jahre Fußball in Eimsbuttel. S. 184
- ↑
Trainer-Historie.
In:
VfB Lubeck.
Abgerufen am 6. Mai 2021
(deutsch).
Spieler A?Z (Spundflasche)
, aufgesucht am 17. Marz 2020