Reinhild Hoffmann
(*
1. November
1943
in
Sorau
) ist eine deutsche
Tanzerin
und
Choreografin
, die zu den Pionierinnen des
Tanztheaters
gehort.
Reinhild Hoffmann kam als kleines Kind nach Suddeutschland und besuchte in Karlsruhe eine Ballettschule. Sie studierte von 1965 bis 1970 ?Zeitgenossischen Tanz“ an der Essener
Folkwangschule
und schloss mit dem Tanzerzieherexamen ab. Danach arbeitete sie als Tanzerin mit
Kurt Jooss
und
Johann Kresnik
.
1975 bis 1977 leitete sie gemeinsam mit
Susanne Linke
das Folkwang-Tanzstudio. Sie gestaltete ihre erste Choreografie
Trio
, was ihr ein zweijahriges Choreografiestipendium an der Schule einbrachte. Es entstanden in dieser Zeit
Duett
,
Solo
,
Fin al punto
und
Rouge et noir
.
1977 choreografierte sie ihr bekanntes
Solo mit Sofa
, bei dem die uberdimensionierte Schleppe des Kleides die Tanzerin an ein Sofa fesselt, zur Musik von
John Cage
. Zwei Jahre spater schafft sie
Steine
,
Bretter
und
Auch
, die sie mit
Solo mit Sofa
zu einem Soloabend zusammenstellt. Dieses Soloprogramm tanzte Hoffmann selbst bis 1984. 1978 verbrachte sie, dank eines Stipendiums des Landes Nordrhein-Westfalen, ein halbes Jahr in New York.
Im Herbst des Jahres 1978 wurde sie zusammen mit
Gerhard Bohner
als Direktorin des Bremer Tanztheaters engagiert. In Bremen entfalteten sich auf einen Schlag ihre ganzen schopferischen Moglichkeiten. Ihr erstes Stuck hieß
Funf Tage, funf Nachte
und wurde in einem relativ engen, schmalen Raum, dem ehemaligen Kino
Concordia
, aufgefuhrt. Diese Raumlichkeiten nutzte Reinhild Hoffmann fur das Bremer Tanztheater immer wieder.
Hochzeit
war ihr nachstes Tanzstuck, das den gesamten Themenkomplex um Brautwerbung, Hochzeit, Hochzeitsnacht, Ehe, Schwangerschaft behandelte, in allen Stimmungslagen, vom Humor bis zu tiefem Ernst. 1980 folgten
Unkrautgarten
uber familiare Neurosen,
Erwartung
und
Pierrot Lunaire
zu Musik von
Arnold Schonberg
und
Konige und Koniginnen
, ein Stuck, das eine Einladung zum
Berliner Theatertreffen
erhielt. Gerhard Bohners Vertrag in Bremen wurde 1981 nicht verlangert und Reinhild Hoffmann war nun allein fur die Tanzsparte zustandig.
1983 choreografierte sie
Callas
, das sich mit der Theaterscheinwelt auseinandersetzte. 1984 folgte
Dido und Aneas
. Diese Werke werden zu ihren gelungensten gezahlt. 1985 brachte sie
Fohn
auf die Buhne, 1986
Verreist
, womit Reinhild Hoffmann und ihr Ensemble Abschied von der Bremer Buhne nahmen.
Ihr nachstes Engagement fand am
Schauspielhaus Bochum
statt, was fur eine Tanzkompanie ein Novum darstellte. Ihr erstes Stuck dort war
Machandl
, ein Versuch uber das Marchenerzahlen, der mehr dem Theater als dem Tanztheater verpflichtet war. Weitere Bochumer Stucke waren
Von einem, der auszog ...
,
Horatier nach Heiner Muller
,
Ich schenk mein Herz
und die Gemeinschaftsproduktion
Hof
. Die Arbeit am Schauspielhaus verstand sie als den Versuch,
Schauspiel
und Tanz naher zusammenzubringen.
Ab 1995 war Hoffmanns Bochumer Kompanie durch offentliche Mittel nicht mehr finanzierbar und wurde aufgelost. Seitdem arbeitet die inzwischen in
Berlin
lebende Kunstlerin als freie Choreografin und Opernregisseurin. So inszenierte sie 2003
Ariadne auf Naxos
von
Richard Strauss
und 2005 zusammen mit Isabel Mundry
Das Madchen aus der Fremde
am
Mannheimer Nationaltheater
. Im Oktober 2008 folgte eine Inszenierung der Oper
Salome
von Richard Strauss am
Theater Aachen
unter der musikalischen Leitung von
Marcus R. Bosch
.
Reinhild Hoffmann erhielt 1982 den
Deutschen Kritikerpreis
und 1992 das
Bundesverdienstkreuz
Erster Klasse. 1997 wurde sie zum Mitglied der
Akademie der Kunste Berlin
gewahlt. Sie ubernahm 2007 den Vize-Vorsitz der Sektion Darstellende Kunst.
[1]
2022 wurde sie mit dem
Deutschen Tanzpreis
fur ihr Lebenswerk geehrt. Die Jury begrundete ihre Entscheidung: ?Reinhild Hoffmann gehort zur Pioniergeneration des deutschen Tanztheaters. Fur den Tanz in Deutschland war ihr kunstlerisches Schaffen von uberragender Bedeutung. Sie trug dazu bei, den Tanz als Gattung zu emanzipieren und in Kunst und Gesellschaft zu verankern.“
[2]
- Horst Koegler
,
Helmut Gunther
:
Reclams Ballettlexikon.
Reclam, Stuttgart 1984,
ISBN 3-15-010328-2
, S. 202.
- C. Bernd Sucher
(Hg.):
Theaterlexikon
. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Buhnenbildner, Kritiker. Von Christine Dossel und
Marietta Piekenbrock
unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher
. 1995, 2. Auflage, Deutscher Taschenbuch Verlag, Munchen 1999,
ISBN 3-423-03322-3
, S. 312 f.
- ↑
Seit 2007 Stellvertretende Direktorin der AdK Sektion Darstellende Kunst
.
- ↑
Bekanntgabe der Preistrager*innen des Deutschen Tanzpreis 2022.
In:
dachverband-tanz.de.
4. Mai 2022,
abgerufen am 5. Mai 2022
.