Regenruckhaltebecken der LinzAG beim
Weikerlsee
,
Linz
, Fassungsvermogen rund 18.000 m³
Ein
Regenruckhaltebecken
(RRB) ist ein kunstlich angelegtes
Ruckhaltebecken
, um kurzfristig in großen Mengen anfallendes Niederschlagswasser vorubergehend zu speichern, damit es verlangsamt in den nachfolgenden
Vorfluter
(Entwasserungskanal) eingeleitet wird. Man findet es haufig in Stadten und an Autobahnen, wo die
Entwasserung
großer Flachen ohne eine Zwischenspeicherung zu einer Uberlastung der nachfolgenden Entwasserungssammelleitung fuhren wurde. Im Gegensatz zum
Hochwasserruckhaltebecken
liegen Regenruckhaltebecken nicht in oder an einem Flusslauf.
Wahrend ein
Regenuberlauf
(in Osterreich auch Regen- oder
Mischwasserentlastung
genannt) nur die Trennung in den Zufluss zur Klaranlage (7- bis 15-facher Schmutzwasserabfluss) und die Entlastung zum Gewasser erlaubt, wird im Ruckhaltebecken die abgezweigte Wassermenge in der
Speicherkammer
zwischengespeichert und verzogert weitergegeben (
Fangbecken
) oder nach mechanischer Reinigung in den
Vorfluter
geleitet (
Durchlaufbecken
).
Ab- und
Einlaufbauwerk
Regenruckhaltebecken werden in Erd- und Betonbauweise errichtet. Vorteile der
Erdbauweise
sind die geringeren Baukosten und die mogliche naturnahe Gestaltung. Vorteil der
Betonbauweise
ist der geringere Platzbedarf; das Becken kann auch unterirdisch errichtet werden.
Regenruckhaltebecken besitzen meist ein Nutzvolumen von 150?250 Kubikmeter je angeschlossenem Hektar befestigter Flache, je nach ortlichen Verhaltnissen aber auch mehr oder weniger.
Ahnlich wie bei den oben beschriebenen Hochwasserruckhaltebecken gibt es auch bei den Regenruckhaltebecken Anordnungen im
Hauptschluss
oder im
Nebenschluss
; bei letzterem fließt der standige Wasserfluss am Becken vorbei und eine Teilmenge wird bei Hochwasser ins Becken umgeleitet.
Ruckhaltebecken (?3000 m³) in Funktion
Regenuberlaufbecken erhalten in Deutschland im Allgemeinen 20?30 Kubikmeter, in Einzelfallen auch 40 und mehr Kubikmeter Nutzvolumen je Hektar angeschlossener befestigter Flache. Ublicherweise entlasten Regenuberlaufbecken in Deutschland circa 30 bis 40 Mal pro Jahr. In anderen Landern konnen andere Standards ublich sein.
2002 waren in Deutschland etwa 24.000 Regenruckhaltebecken in Betrieb.
Im Schnitt wird in Baden-Wurttemberg von einem Uberlaufbecken 20- bis 25-mal pro Jahr in Bache und Flusse eingeleitet. Bis zu 30 Mal sind es in Thuringen. In Berlin sind es 46 Mal.
[1]
Unterirdisches Regen-Ruckhaltebecken in Munchen
Unterirdische Regenruckhaltebecken sind kunstlich angelegte große Kammern, die bei Starkregen geflutet werden und haufig fur 20 Minuten Starkregen ausgelegt sind.
Wahrend des Fullvorgangs mit Flussigkeit entweicht Raumluft uber Abluftschachte nach außen ins Freie. Um den Druckunterschied auch bei raschem Fullen gering zu halten, muss die Querschnittsflache der Luftfuhrung ausreichend groß dimensioniert sein. Wird die Kammer spater wieder geleert, kehrt sich die Richtung der Luftstromung um.
Wie generell in Abwasserkanalen mit freiem Flussigkeitsspiegel haben Luftschachte auch hier die Funktion, dass sich der Wasserspiegel hydraulisch, also unter dem Fließgefalle einstellen kann. Des Weiteren soll die Qualitat der Gasphase daruber sowohl
nichtexplosiv
(Faulgas Methan, Abdunsten von Verunreinigung mit fluchtigen brennbaren Stoffen plus Sauerstoff aus der Luft), als auch atembar bleiben.
In
Graz
wird seit 2018 ein
Zentraler Speicherkanal
gebaut. Die 2 parallelen Strange sind langs jeweils in zahlreiche Kammern gegliedert und verlaufen teilweise unter der Sohle des Flussbetts der Mur und unterhalb des zeitgleich gebauten
Kraftwerks Graz-Puntigam
auch in der Murboschung.
- Wolfgang F. Geiger, Herbert Dreiseitl:
Neue Wege fur das Regenwasser
. Handbuch zum Ruckhalt und zur Versickerung von Regenwasser in Baugebieten. 2. Auflage. Oldenbourg, Munchen 2000,
ISBN 3-486-26459-1
(Erstausgabe: 1995).
- ↑
Christopher Piltz:
Deutschlands ungeklartes Problem
. In:
Der Spiegel
.
Nr.
43
, 2020 (
online
).