Refektorium

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Refektorium des serbisch-orthodoxen Klosters des heiligen Erzengels im Nationalpark Krka in Kroatien

Das Refektorium (von mittellateinisch refectorium ?Ort der Erquickung‘, zu reficio ?wiederherstellen, sich erholen, erfrischen‘), auch Remter genannt, ist der Speisesaal eines Klosters . Ursprunglich ein freistehender Bau, wurde das Refektorium in der benediktinischen Tradition haufig mit einem Flugel des Kreuzgangs verbunden. Das Refektorium gehort neben Kirche und Kapitelsaal zu den wichtigsten Raumen eines Klosters.

Orthodoxe Tradition: Trapesa

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Refektorium im Kloster Deir er-Raiyan in der Libyschen Wuste
Grundriss der Trapesa mit sigmaformigen Tischen in der großen Lawra auf dem Athos (18. Jahrhundert)

In orthodoxen Klostern wird die Trapesa, der Essraum ( griechisch τρ?πεζα , russisch трапеза [1] ), als Gegenpol zum Katholikon , dem Gebetsraum, betrachtet. Idealerweise druckt sich das auch in der Architektur aus, indem beide Gebaude auf einer Achse liegen. Vom erhohten Platz des Abtes in der Trapesa kann dieser bei geoffneten Turen bis zur Konigstur der Ikonostase im Katholikon blicken. [2] Die Wande der Trapesa sind bemalt, was den Raum kirchenartig wirken lasst. Die Tische der Monche haben traditionell die Gestalt des griechischen Buchstabens Sigma (bzw. eines Halbkreises), mit der Rundung zur Wand und der geraden Seite zum Mittelgang, sodass sie fur die Tischdiener gut erreichbar sind. [3] Um den Tisch zieht sich eine entsprechend gebogene Bank. Die Tischplatte kann eine umlaufende Rinne haben, die der einfachen Reinigung dient.

Die Ausmalung des Essraums ist von der Tradition vorgegeben und verbindet verschiedene Speisungsperikopen der Bibel:

?Male zuerst in die Kuppel uber dem Tisch des Abtes das mystische Mahl . Und außerhalb der Kuppel an den Seiten die Verkundigung der Gottesgebarerin . Und ringsherum die Wunder des Herrn: Christus speist mit den Zollnern, die Apostel reißen die Ahren aus, Christus segnet die funf Brote, Marthas Gastfreundschaft, Christus bricht in Emmaus das Brot, Christus auf dem Meer von Tiberias, und Parabeln, welche du willst […] (Malerhandbuch)“ [4]

Westkirchliche Tradition

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Sommerrefektorium im Kloster Seligenstadt (St. Marcellinus und Petrus) .
Winterrefektorium im Kloster St. Georgen . Unter dem steinernen Baldachin links stand ein Ofen, der vom Vorraum aus befeuert werden konnte. Die Wandnische rechts diente zur Aufstellung eines Lavabos .
Ehemaliges Winterrefektorium im Kloster Haina . Heute Winterkirche.

Der Klosterplan von St. Gallen zeigt, dass auch im fruhmittelalterlichen Monchtum benediktinischer Pragung Refektorium und Kirche (bzw. oratorium) in besonderer Beziehung zueinander stehen, und zwar sind sie parallel gebaut. [5] In einem Zisterzienserkloster dagegen befindet sich das Refektorium quer zur Kirche am Kreuzgang. Die innerstadtischen Bettelordenskloster passten sich den jeweiligen ortlichen Gegebenheiten an. Das Refektorium wird lediglich durch seine reprasentativen Formen als besonderer Raum hervorgehoben.

Ettal und Neresheim als Barockkloster bringen die Entsprechung von Kirche und Refektorium durch die Verwendung ahnlicher architektonischer Elemente zum Ausdruck. [6]

Ein festes Bildprogramm wie in der Orthodoxie entwickelte sich im Westen fur die Ausmalung der Refektorien nicht. In Italien wurden in der Renaissance allerdings viele Refektorien mit Fresken des Letzten Abendmahls ausgemalt.

Zeitweise gab es in einigen Klostern, wie etwa bei den Benediktinern oder Zisterziensern , getrennte Refektorien fur Kleriker und Konversen bzw. Chor- und Laienschwestern . Besonders im Barock gab es außerdem haufig ein heizbares Winter- und ein oft nicht heizbares Sommerrefektorium, die meist prunkvoll ausgeschmuckt waren (beispielsweise im Stift Geras [7] ). Diese Trennungen gibt es heute ublicherweise nicht mehr.

Manchmal gibt es eigene Speisesale fur Gaste. In manchen Klostern gab bzw. gibt es auch einen gesonderten Speisesaal des Abtes zur Bewirtung besonderer Gaste.

In manchen Klostern werden die Mahlzeiten von den Ordensleuten schweigend eingenommen, dabei werden oftmals in der Tischlesung Abschnitte aus dem Nekrologium des Klosters, dem Martyrologium , der Ordensregel , geistliche oder weltliche Literatur oder auch Nachrichten aus der Presse vorgelesen.

Beruhmte Refektorien gibt es z. B. in der Marienburg und im Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad .

In Bethel in Bielefeld gibt es einen Remterweg.

Commons : Refektorium  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Refektorium  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Das griechische Wort Trapeza bedeutet eigentlich ?Tisch“ und bezeichnet sowohl das Refektorium als auch den Altar .
  2. Guido Fuchs: Mahlkultur: Tischgebet und Tischritual . Pustet, Regensburg 1998, ISBN 978-3-7917-1595-7 , S.   136 .
  3. Guido Fuchs: Mahlkultur . S.   138?139 .
  4. Guido Fuchs: Mahlkultur . S.   141 .
  5. Guido Fuchs: Mahlkultur . S.   145 .
  6. Guido Fuchs: Mahlkultur . S.   146 .
  7. Johann Thomas Ambrozy, Ambros Josef Pfiffig, Gerhard Trumler: Stift Geras und seine Kunstschatze . Verlag Niederosterrisches Pressehaus, St. Polten 1989, ISBN 978-3-85326-850-6 .