Das
Refektorium
(von
mittellateinisch
refectorium
?Ort der Erquickung‘, zu
reficio
?wiederherstellen, sich erholen, erfrischen‘), auch
Remter
genannt, ist der Speisesaal eines
Klosters
. Ursprunglich ein freistehender Bau, wurde das Refektorium in der
benediktinischen
Tradition haufig mit einem Flugel des
Kreuzgangs
verbunden. Das Refektorium gehort neben Kirche und
Kapitelsaal
zu den wichtigsten Raumen eines Klosters.
In
orthodoxen
Klostern wird die Trapesa, der Essraum (
griechisch
τρ?πεζα
,
russisch
трапеза
[1]
), als Gegenpol zum
Katholikon
, dem Gebetsraum, betrachtet. Idealerweise druckt sich das auch in der Architektur aus, indem beide Gebaude auf einer Achse liegen. Vom erhohten Platz des Abtes in der Trapesa kann dieser bei geoffneten Turen bis zur Konigstur der
Ikonostase
im
Katholikon
blicken.
[2]
Die Wande der Trapesa sind bemalt, was den Raum kirchenartig wirken lasst. Die Tische der Monche haben traditionell die Gestalt des griechischen Buchstabens
Sigma
(bzw. eines Halbkreises), mit der Rundung zur Wand und der geraden Seite zum Mittelgang, sodass sie fur die Tischdiener gut erreichbar sind.
[3]
Um den Tisch zieht sich eine entsprechend gebogene Bank. Die Tischplatte kann eine umlaufende Rinne haben, die der einfachen Reinigung dient.
Die Ausmalung des Essraums ist von der Tradition vorgegeben und verbindet verschiedene Speisungsperikopen der Bibel:
?Male zuerst in die Kuppel uber dem Tisch des Abtes das
mystische Mahl
. Und außerhalb der Kuppel an den Seiten die
Verkundigung
der
Gottesgebarerin
. Und ringsherum die Wunder des Herrn: Christus speist mit den Zollnern, die Apostel reißen die Ahren aus, Christus segnet die funf Brote, Marthas Gastfreundschaft, Christus bricht in Emmaus das Brot, Christus auf dem Meer von Tiberias, und Parabeln, welche du willst […] (Malerhandbuch)“
[4]
Der
Klosterplan von St. Gallen
zeigt, dass auch im fruhmittelalterlichen Monchtum benediktinischer Pragung Refektorium und Kirche (bzw. oratorium) in besonderer Beziehung zueinander stehen, und zwar sind sie parallel gebaut.
[5]
In einem Zisterzienserkloster dagegen befindet sich das Refektorium quer zur Kirche am Kreuzgang. Die innerstadtischen Bettelordenskloster passten sich den jeweiligen ortlichen Gegebenheiten an. Das Refektorium wird lediglich durch seine reprasentativen Formen als besonderer Raum hervorgehoben.
Ettal und Neresheim als Barockkloster bringen die Entsprechung von Kirche und Refektorium durch die Verwendung ahnlicher architektonischer Elemente zum Ausdruck.
[6]
Ein festes Bildprogramm wie in der Orthodoxie entwickelte sich im Westen fur die Ausmalung der Refektorien nicht. In Italien wurden in der Renaissance allerdings viele Refektorien mit Fresken des Letzten Abendmahls ausgemalt.
Zeitweise gab es in einigen Klostern, wie etwa bei den
Benediktinern
oder
Zisterziensern
, getrennte Refektorien fur
Kleriker
und
Konversen
bzw. Chor- und
Laienschwestern
. Besonders im Barock gab es außerdem haufig ein heizbares Winter- und ein oft nicht heizbares Sommerrefektorium, die meist prunkvoll ausgeschmuckt waren (beispielsweise im
Stift Geras
[7]
). Diese Trennungen gibt es heute ublicherweise nicht mehr.
Manchmal gibt es eigene Speisesale fur Gaste. In manchen Klostern gab bzw. gibt es auch einen gesonderten Speisesaal des
Abtes
zur Bewirtung besonderer Gaste.
In manchen Klostern werden die Mahlzeiten von den Ordensleuten schweigend eingenommen, dabei werden oftmals in der
Tischlesung
Abschnitte aus dem
Nekrologium
des Klosters, dem
Martyrologium
, der
Ordensregel
, geistliche oder weltliche Literatur oder auch Nachrichten aus der Presse vorgelesen.
Beruhmte Refektorien gibt es z. B. in der
Marienburg
und im
Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad
.
In
Bethel
in
Bielefeld
gibt es einen Remterweg.
- ↑
Das griechische Wort
Trapeza
bedeutet eigentlich ?Tisch“ und bezeichnet sowohl das Refektorium als auch den
Altar
.
- ↑
Guido Fuchs:
Mahlkultur: Tischgebet und Tischritual
. Pustet, Regensburg 1998,
ISBN 978-3-7917-1595-7
,
S.
136
.
- ↑
Guido Fuchs:
Mahlkultur
.
S.
138?139
.
- ↑
Guido Fuchs:
Mahlkultur
.
S.
141
.
- ↑
Guido Fuchs:
Mahlkultur
.
S.
145
.
- ↑
Guido Fuchs:
Mahlkultur
.
S.
146
.
- ↑
Johann Thomas Ambrozy, Ambros Josef Pfiffig, Gerhard Trumler:
Stift Geras und seine Kunstschatze
. Verlag Niederosterrisches Pressehaus, St. Polten 1989,
ISBN 978-3-85326-850-6
.