Der Begriff
Erinnerungsverzerrung
(auch
Erinnerungseffekt
,
englisch
recall bias
) bezeichnet im Sinne einer
kognitiven Verzerrung
eine Fehlerquelle vor allem in
retrospektiven Studien
.
Gemeint sind Verzerrungen, die dadurch entstehen, dass die Probanden sich nicht mehr korrekt an Begebenheiten erinnern oder Begebenheiten im Nachhinein mehr oder weniger Bedeutung als ursprunglich zumessen. Ein
Studiendesign
, das besonders anfallig fur eine
Erinnerungsverzerrung
ist, ist die sogenannte
Fall-Kontroll-Studie
. Sie dient der Ermittlung von
Risikofaktoren
fur bestimmte Krankheiten. Dazu werden Patienten mit dieser Krankheit und solche ohne diese Krankheit gefragt, ob diese Risikofaktoren in der Vergangenheit bei ihnen vorlagen. Dabei kann es sein, dass sich beide Seiten nach langer Zeit nicht mehr genau erinnern konnen und ungenaue Angaben machen. Daneben konnen Patienten mit der Krankheit eigene Vorstellungen davon haben, was die Krankheit verursacht haben konnte, und erinnern sich an solche Risikofaktoren eher oder ubermaßig stark (
selektives Berichten von Endpunkten
bzw.
englisch
Reporting Bias
). Umgekehrt ware es, wenn Arzte eher dazu neigen, eine Krankheit zu entdecken, weil ein bestimmter Risikofaktor vorliegt (
beobachterabhangige Urteilsverzerrung
bzw.
englisch
Observer Bias
).
[1]
Um eine
Erinnerungsverzerrung
zu verhindern, werden
prospektive Studien
durchgefuhrt.
- ↑
Marcus Mullner:
Erfolgreich wissenschaftlich Arbeiten in der Klinik: Evidence Based Medicine
. Springer-Verlag, 2013,
ISBN 978-3-7091-3755-0
,
S.
73
(
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