Rapper
ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zu weiteren Bedeutungen siehe
Rapper (Begriffsklarung)
. Fur Bedeutungen der Abkurzung
RAP
siehe ebenda.
Rap
[
ræp
] (
englisch
rap
?Plauderei, Unterhaltung“;
englisch
to rap
?plaudern, schwatzen“) ist ein rhythmischer, markanter und meist schneller
Sprechgesang
in der popularen Musik
[1]
und Teil der
Kultur des Hip-Hops
.
To rap
(?klopfen‘ bzw. ?pochen‘) deutet die Art der Musik und des Sprechgesangs an. Heute hat sich der Rap teilweise von seinen Wurzeln gelost und wird auch in anderen Musikstilen eingesetzt, zum Beispiel in
Pop
,
Eurodance
,
Crossover
,
Digital Hardcore
und
Metal
. Besonders im Bereich unkommerzieller Rap-Musik, wie dem sogenannten
Underground Rap
, ist eine deutliche Abgrenzung zur ursprunglichen
Hip-Hop
-Musik erkennbar.
Geschichte
Rap kommt aus der
afroamerikanischen
Kultur und ist moglicherweise von westafrikanischen
Griots
beeinflusst, was jedoch mangels Quellen konkret schwer nachzuweisen ist.
[2]
Rhythmen, die sich zwischen Gesang und Sprechgesang bewegten sind jedenfalls sowohl in afro-amerikanischen ?work songs“ zu finden ? den Gesangen und Parolen der Feldarbeiter ? wie auch schon fruh in afro-amerikanischen Kirchen, in denen der Prediger zwischen Deklamation, Sprechgesang und Gesang fließend die Register wechselt.
[3]
Entsprechende gemischte Formen des musikalischen Vortrags, die sich zwischen Gesang und Sprechgesang bewegen, lassen sich entsprechend bereits in fruhen
Blues
-Aufnahmen ab den 1920er Jahren finden.
[4]
Hinzu kam ab etwa Ende der 1960er-Jahre der Einfluss von jamaikanischem
Toasting
sowie der
Burgerrechtsbewegung
und der
Black Panthers
, in deren Umfeld auch Musiker wie
James Brown
, die
Last Poets
oder
Gil Scott-Heron
neben Gesang auch rhythmischen Sprechgesang verwendeten, um politische Botschaften zu verbreiten. In der Folge verwendeten
DJs
in den 1970er Jahren zunehmend Spruche und Kommentare in einem der Jugend zuganglichen
Slang
. Dies taten sie zunehmend in
Reimen
zum
Rhythmus
der Musik. Dabei wurden in erster Linie Platten von bekannten
Funk
-Musikern
gescratcht
und
backspinned
. Beim so genannten
backspin
wird mit zwei Plattenspielern, auf denen die gleiche Platte liegt, ein
Loop
, also die Wiederholung einiger
Takte
erzeugt.
Die Aufgaben des DJs wurden schließlich mehr und mehr von so genannten
MCs
(
Master of Ceremony
, falschlicherweise auch als Microphone Chief oder Microphone Checker bezeichnet oder als Verb ?to move the crowd“ interpretiert) ubernommen. Als die Rap-Einlage dann zu einem festen Bestandteil der Musik des DJs wurde, wurden auch die Texte langer und gehaltvoller, man begann Geschichten zu
rappen
und auf diesem Weg seinen Ansichten und Gefuhlen Ausdruck zu vermitteln. Heute ist von Außenstehenden der Begriff
Rapper
etabliert, wahrend MC in den Hintergrund getreten ist.
Als erste Rap-Aufnahme wird oft
King Tim III (Personality Jock)
von der Funk-Combo
Fatback Band
genannt, aber auch fruhe Platten von
The Last Poets
waren ein wichtiger Grundstein fur gesprochene Reime. In den fruhen 1980ern hatten Rap-Interpreten wie
Grandmaster Flash & the Furious Five
mit
The Message
(uber den harten Alltag auf der Straße) oder
Sugarhill Gang
mit
Rapper’s Delight
(veroffentlicht 1979; ein reiner Partytext) erstmals auch kommerziellen Erfolg. Spater etablierten bis heute bekannte Rapper wie
Run-DMC
,
LL Cool J
(Ladies Love Cool James) oder die
Beastie Boys
diesen Musikstil auch außerhalb der Ghettos.
In
New York
etablierte sich Ende der 1970er ein Trend in den vorwiegend schwarzen Ghettos, in Abrisshausern selbstorganisierte Partys zu feiern (sogenannte Blockpartys), da die Teilnehmer zu den Clubs haufig nur schwer Zugang bekamen. Auf diesen Blockpartys wurde der Rap haufig genutzt, um die Menge anzuheizen und sich selbst vor- und darzustellen.
Rap beinhaltete stets auch politische und soziale Themen, wie sie zum Beispiel von
Public Enemy
immer wieder lautstark ins Bewusstsein ihrer Horer geruckt wurden. Diese Gruppen machten sich den neuen Musikstil zunutze, um ihre Botschaften zu verbreiten und als solche empfundene Missstande anzuprangern. Der Rap erlaubt es weit mehr Textinhalt in einen Song zu packen als der meiste Gesang. Des Weiteren erlangten
Gang Starr
, bestehend aus dem MC
Guru
, sowie
DJ Premier
,
EPMD
mit
Erick Sermon
,
Geto Boys
mit Willy D, Bushwick Bill und
Scarface
großeren Bekanntheitsgrad, auch uber die USA hinaus.
Entwicklung
In den 1990er Jahren wird in den Texten des Raps das Leben in den amerikanischen Ghettos seit den 1970er Jahren wieder aufgerollt und im Kollektivgedachtnis der Schwarzen verarbeitet. Dabei handeln die Texte oft von den Problemen der Kriminalitat und Drogen, manche distanzieren sich eindeutig davon, andere heißen dasselbe gut. Von den mannlichen Rappern, die bei weitem in der Uberzahl sind, werden dabei teilweise Fluchworter ausgesprochen. Dies fuhrte zu der Bezeichnung
Conscious
/Street Rap
, die von
KRS-One
(the teacher) eingefuhrt wurde, dem damaligen Band-Leader der
Boogie Down Productions
und dem bis dahin unbekannten Rapper namens BurnArt, der aus seinem Block alle moglichen Geschichten erzahlte, die sein Leben pragten. Viele Rapper wurden allerdings von den Medien mit einem negativen Image versehen (siehe
N.W.A
oder
Tupac Shakur
). Der Begriff des
Gangsta-Rap
wurde zunehmend popularisiert.
Da sich der ?toughe“ und aggressive Verbrecher-Stil in der Hauptzielgruppe der Jugendlichen besser verkauft als anspruchsvollere Raptexte, sind die großen Verlagskonzerne langst auch dazu ubergegangen, gezielt in dieser Straßenkriminalitatsszene nach vermarktungswurdigen ?Stars“ zu suchen.
Hierdurch entstand ein Zerrbild des Rap, das von den Jugend-Musiksendern mit Ubernahme dieser beschrankten Auswahl gezielt gefordert wird.
Die Verlagskonzerne unterstutzen hierbei offene Feindschaften zwischen den einzelnen Rappern (seien sie nun real oder gespielt), um ihr aggressives Image zu unterstreichen. Eine Analogie dieses Verhaltens findet sich im amerikanischen Boxsport, wo auch neben der eigentlich rein sportlichen Veranstaltung den Boxern viel Raum gelassen wird, um einander vor der Presse zu beschimpfen.
Durch die unterschiedliche Entwicklung der Rapmusik an der
Westcoast
verglichen mit der
Eastcoast
entstand schließlich ein ?Krieg“ zwischen den beiden reprasentativen
Labels
Death Row Records
unter der Fuhrung von
Suge Knight
der Westcoast und dem Label
Bad Boy Entertainment
unter der Fuhrung
Puff Daddys
der Eastcoast. Diese Konflikte eskalierten und fanden einen tiefen Einschlag in der Rapszene, als
2Pac
(Tupac Shakur) und
Notorious B.I.G.
1996 und 1997 bei einem Drive-by erschossen wurden. Die Taten sind bis heute nicht aufgeklart. Weitere Gangsta-Rapper sind
50 Cent
,
Snoop Dogg
und
Dr. Dre
(ehemaliges N.W.A Mitglied).
Mittlerweile ist Hip-Hop und mit ihm der amerikanische Rap zu einem weltweiten Geschaft geworden. Allerdings ist Rap nicht auf die englische Sprache beschrankt. Vor allem in
Frankreich
wurde der Rap als Sprachrohr uber die Probleme in den Pariser Vorstadten sehr erfolgreich entwickelt. Aber auch in
Großbritannien
,
Italien
,
Deutschland
,
Polen
,
Iran
,
Japan
,
Osterreich
,
Turkei
, Russland und der
Schweiz
erfreut sich Rap immer großerer Beliebtheit.
Hauptsachlich im
Hip-Hop
beheimatet, wird inzwischen auch in anderen musikalischen Stilrichtungen wie
Eurodance
,
House
,
Heavy Metal
und sogar in der
Country-Musik
die Methodik des Rap verwendet.
Andererseits fließen auch andere Genres in den klassischen Rap mit ein. Darunter fallen Musikstile, wie
Dancehall
,
Popmusik
und
R'n'b
.
Rap-Kultur in Film und TV
Einer der bekanntesten und erfolgreichsten Filme zum Thema Rap ist
8 Mile
(2003) mit
Eminem
; altere Filme, die die noch vom Battle entfernte ursprungliche Stimmung des amerikanischen Hip-Hop einfangen, sind
Beat Street
(1984),
Breakin’
(1984),
Style Wars
(1983) oder
Wild Style
(1982). Auch das Producer-Werk
Stomp the Yard
(2007) konnte keine bemerkenswerten Erfolge verzeichnen.
2005 entstanden auch die Filme
Hustle & Flow
mit
Terrence Howard
und
Get Rich or Die Tryin’
mit 50 Cent in der Hauptrolle, neben ? wiederum ? Terrence Howard. Ersterer handelt von einem Zuhalter, der es mit Mitte 30 noch mal im Musikbusiness versuchen will.
Get Rich or Die Tryin’
ist eine mehr oder minder authentische Auto-Biografie von 50 Cent.
Als erster deutscher Kinofilm, der sich mit dem Thema Hip-Hop beschaftigt, konnte der Film
Status Yo!
im November 2004 Premiere feiern. Sowohl Kritiker als auch Hip-Hop-Fans wurdigten den Film als Meilenstein der deutschen Hip-Hop-Kultur.
Trivia
Ein Song mit Namen ?The Rapper“ von Donnie Iris wurde 1977, noch vor der Entstehung dieses Musikstils, veroffentlicht.
Siehe auch
Literatur
- Arbeitstexte fur den Unterricht: Rap-Texte
. Reclam, Stuttgart 2003,
ISBN 3-15-015050-7
, enthalt neben einer Sammlung von Hip-Hop- und Rap-Texten eine ausfuhrliche Darstellung der Geschichte und der Hauptstilelemente (s. o.) des Hip-Hop.
- Lakeyta M. Bonnette:
Pulse of the People: Political Rap Music and Black Politics.
University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2015,
ISBN 978-0-8122-4684-1
.
- The RZA, Chris Norris, u. a.:
The Wu-Tang Manual
. Plexus, London 2005,
ISBN 0-85965-367-6
.
- Werner Jauk
:
Rap.
In:
Oesterreichisches Musiklexikon
.
Online-Ausgabe, Wien 2002 ff.,
ISBN 3-7001-3077-5
; Druckausgabe: Band 4, Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005,
ISBN 3-7001-3046-5
.
- Gabriele Klein, Malte Friedrich:
Is this real? Die Kultur des HipHop
. 4. Auflage. Suhrkamp, Frankfurt a. M.: 2011,
ISBN 978-3-518-12315-7
.
- Rap ? Text ? Analyse. Deutschsprachiger Rap seit 2000. 20 Einzeltextanalysen
. transcript Verlag, Bielefeld 2020,
ISBN 978-3-8376-4628-3
.
Weblinks
Wiktionary: Rap
? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen
Einzelnachweise
- ↑
Duden | Rap | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft.
Abgerufen am 15. August 2022
.
- ↑
So bspw.
LeRoi Jones
in seinem Buch
The Blues People
, wenn er schreibt: "As late as the nineteenth century, pure African songs could be heard (...) in the Southern United States. (...) The African slave continued to chant his native chants, sing his native songs, at work, even though the singing of them might be forbidden or completely out of context." LeRoi Jones: The Blues People, 1963, S. 19f.
- ↑
"The preacher begins calmly, speaking in conversational, if oratorical and occasionally grandiloquent, prose; he then gradually begins to speak more rapidly, excitedly, and to chant his words and time to a regular beat; finally, he reaches an emotional peak in which the chanted speech becomes tonal and merges with the singing, clapping, and shouting of the congregation. Zitiert nach Albert Ratoneau: A Fire in the Bones, Reflections on African-American Religious History, 1995, S. 143f.
- ↑
Siehe z. B. den Aufsatz "Hip Hop and Blues" von Elijah Ward