Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Zur US-amerikanische Sozialpadagogin siehe
Eva Schindler-Rainman
.
Rain Man
ist ein US-amerikanisches
Filmdrama
von
Barry Levinson
aus dem Jahr
1988
. Protagonisten sind die vollkommen ungleichen Bruder Charlie und Raymond Babbitt, die sich erst als Erwachsene kennenlernen. Auf einer beiderseitig erzwungenen Autofahrt durch die
USA
entwickeln sie trotz ihrer Verschiedenheit eine tiefe Beziehung zueinander.
Charlie Babbitt, ein aalglatter und selbstverliebter Autohandler aus Los Angeles,
Kalifornien
, bekommt beim Import italienischer Sportwagen Probleme mit den Umweltanforderungen, die er seinen Kunden verheimlicht, um Zeit zu gewinnen. Als er wenig spater mit seiner Freundin Susanna auf dem Weg zu einem gemeinsamen Wochenende ist, erfahrt er vom Tod seines Vaters, Sanford Babbitt. Charlie gibt sich zunachst emotionslos, macht sich aber unverzuglich mit Susanna auf den Weg nach
Cincinnati
,
Ohio
, wo das Begrabnis stattfindet. Aus dem Gesprach der beiden wird deutlich, dass Susanna gern eine tiefere Beziehung zu ihm hatte, er aber keine aufrichtigen Gefuhle zeigt und auch zu ihr emotionale Distanz halt.
In Cincinnati wird Charlie von Susanna gedrangt, ihr von seinem Vater zu erzahlen, und er erzahlt ihr das Ende der Beziehung: Als er im Alter von 16 den Wagen des Vaters, einen 1949er
Buick Roadmaster Serie 70 Cabriolet
, trotz Verbots genommen hatte, um mit seinen Freunden nach einer bestandenen Abschlussprufung ein paar Runden zu drehen, meldete sein Vater den Wagen als gestohlen und ließ Charlie zwei Tage in der Arrestzelle der Polizei sitzen. Charlie verließ daraufhin sein Elternhaus und brach jeglichen Kontakt ab. Die Erinnerungen lassen ihn fur einen Augenblick emotional etwas auftauen, so dass er Susanna auch vom
Rain Man
erzahlt, einer Phantasiefigur, die er sich als kleiner Junge ausgedacht hatte: Wenn er Beistand brauchte, kam der
Rain Man
und sang fur ihn.
Bei der Eroffnung des Testaments erfahrt Charlie, dass er die preisgekronten Rosenbusche und den Buick erbt, wahrend das Geldvermogen von uber drei Millionen Dollar einem unbekannten Begunstigten zuteilwird. Charlie sieht sich von seinem Vater um das Geld betrogen. Er findet heraus, dass das Geld an
Wallbrook
geht, ein Wohnheim fur geistig Behinderte, das er sofort aufsucht. Der Leiter, Dr. Bruner, zeigt zwar Verstandnis fur Charlies Zorn, verweigert ihm aber jede Auskunft. Doch dann stoßt Charlie auf einen ihm unbekannten Bewohner, dem nicht nur der Buick, sondern auch Details aus Charlies Familie vertraut sind. Dr. Bruner bestatigt, dass dieser Mann Charlies alterer Bruder Raymond ist. Charlie erfahrt zum ersten Mal, dass er einen Bruder hat, doch da Raymond nun offenbar die drei Millionen Dollar geerbt hat, auf die Charlie auch einen Anspruch zu haben glaubt, nimmt er Raymond kurzentschlossen auf seine Ruckreise nach Kalifornien mit.
Raymond lebt in Wallbrook, weil er
Autist
mit einer
Inselbegabung
ist. Zwar ist sein Gehirn hochfunktionell, aber er kann keine tiefen Beziehungen zu Menschen aufbauen, einfachste Alltagshandlungen nicht ohne Hilfe ausfuhren und ertragt keinerlei Abweichung von seinem gewohnten Tagesablauf. Deshalb muss der ohnehin genervte Charlie wahrend der Reise dafur sorgen, dass Raymonds Alltag moglichst gewohnheitsgemaß weiterlauft. Als Susanna herausfindet, dass Charlie die Halfte der drei Millionen Dollar haben will und seinen Bruder als Druckmittel verwendet, verlasst sie ihn emport mit dem Vorwurf, er benutze jeden Menschen nur fur seine Zwecke. Obwohl das offenbar stimmt, sieht Charlie sich weiterhin im Recht.
Da Raymond sich weigert, per Flugzeug zu reisen ? er kennt alle Flugunfalle mit Flugnummern und Anzahl der Todesopfer auswendig ?, auch
Highways
fur zu gefahrlich halt und sich obendrein weigert, bei Regen das Zimmer zu verlassen, zieht sich die Fahrt erheblich in die Lange, weshalb Charlie versuchen muss, sein vom Konkurs bedrohtes Autogeschaft telefonisch zu retten. Dass Raymond nicht das geringste Verstandnis fur Charlies Situation zeigt, bringt Charlie an den Rand der Verzweiflung.
Im Laufe der Reise fallen Charlie aber auch erstaunliche Fahigkeiten seines Bruders auf. Am ersten Abend gibt er Raymond spottisch ein Telefonbuch, als dieser nach Buchern verlangt; als sie am nachsten Morgen fruhstucken, kann Raymond anhand des Namensschildes der Kellnerin ihre Telefonnummer nennen. Kurz darauf fallt ihr eine Packung Zahnstocher hinunter und Raymond sieht auf einen Blick, dass 3·82 = 246 Zahnstocher am Boden liegen. Spater macht ein Arzt Charlie deutlich, dass Raymond zwar komplizierte Rechenaufgaben augenblicklich im Kopf lost, aber mit alltaglichen Fragestellungen uberfordert ist.
Eines Abends im Motel zeigt Raymond Charlie ein Foto, auf dem ihr Vater seine beiden Sohne zusammen ablichtete, und nennt sich selbst scherzhaft ?Rain Man“. Da wird Charlie klar, dass der
Rain Man
uberhaupt keine Phantasiefigur war. Er hat als Dreijahriger den damals 20-jahrigen Raymond so genannt. Raymond musste schließlich ins Heim, da ihre Eltern befurchteten, er konne dem kleinen Charlie ungewollt etwas antun. Erstmals empfindet Charlie eine aufrichtige Verbundenheit mit seinem Bruder.
Raymonds kognitive Fahigkeiten bringen Charlie auf die Idee, in
Las Vegas
mit
Kartenzahlen
viel Geld zu gewinnen. Tatsachlich gewinnen sie mit diesem Trick so viel, dass Charlie seine Schulden begleichen kann. Das Kasino stellt ihn zur Rede und erteilt vorsorglich Hausverbot, obwohl ihm kein Betrug nachgewiesen werden kann. Da erscheint Susanna im Hotel ? nach Charlies Konkurs ist sie nun arbeitslos. Wie einfuhlsam Charlie mittlerweile mit Raymond umgeht und seine Bedurfnisse respektiert, macht tiefen Eindruck auf sie.
Charlies Anwalt hat eine Lucke in der offiziellen Vormundschaftsregelung fur Raymond gefunden und leitet juristische Schritte ein. Mit Dr. Bruner wird ein Termin bei einem unabhangigen Psychologen vereinbart, dessen Gutachten daruber entscheiden soll, ob Raymond bei seinem Bruder bleiben oder zuruck nach Wallbrook soll. Am Vorabend des Treffens bietet Dr. Bruner Charlie vorab 250.000 Dollar, wenn er seinen Bruder unbehelligt in Wallbrook leben lasst. Charlie nimmt das Geld nicht an, da ihm sein Bruder bereits zu viel bedeutet.
[2]
Beim Termin mit dem Psychologen wird klar, dass Raymond uberhaupt nicht in der Lage ist, eine Entscheidung fur seine Zukunft zu treffen ? er will sowohl bei Charlie bleiben als auch nach Wallbrook zuruck. Mehr um Raymond aus der zunehmend peinlichen Situation zu befreien, gesteht Charlie ein, dass er seinen Bruder nicht dauerhaft in Obhut nehmen kann und Wallbrook besser fur ihn ist. Er bringt ihn zusammen mit Dr. Bruner zum Bahnhof und verabschiedet sich von ihm mit der Zusage, ihn in Wallbrook regelmaßig zu besuchen.
Die deutsche Synchronisation entstand nach einem
Dialogbuch
von
Horst Balzer
und seiner
Dialogregie
im Auftrag der
Berliner Synchron Wenzel Ludecke
.
[3]
- Fur diese Geschichte ließ sich der Drehbuchautor Barry Morrow vom
Savant
Kim Peek
inspirieren. Dieser war allerdings kein Autist.
- Raymond wiederholt in unangenehmen Situationen bestandig den von
Abbott und Costello
gespielten Sketch
Who’s on First?
- In der
Simpsons
-Folge
Vom Teufel besessen
($pringfield)
wird Homer Kartengeber im Casino von Mr. Burns. Zwei Manner ? Charlie und Raymond ? kommen an seinen Tisch und raumen ab. Als Raymond sich (wie auch im Film) in einem Anfall mit den Handen gegen den Kopf schlagt, tut Homer es ihm gleich.
- Am Flughafen behauptet Raymond, die Fluggesellschaft
Qantas Airways
habe bislang keine Absturze gehabt. Die Aussage ist falsch, denn am 16. Juli 1951 sturzte eine Propellermaschine ab; dabei starben sieben Menschen.
- Ursprunglich war
Steven Spielberg
fur die Regie vorgesehen. Er lehnte jedoch ab, und so erhielt Levinson den Auftrag und schließlich einen Oscar.
- Fur den Filmkomponisten
Hans Zimmer
war dieser Film der große Durchbruch.
- Das den Vorspann untermalende Musikstuck
Iko Iko
von den
Belle Stars
ist auch wahrend der Kletterszene in
Mission: Impossible 2
(2000) zu horen. In beiden Filmen war Tom Cruise Hauptdarsteller und Hans Zimmer fur die Musik verantwortlich.
- Derselbe Song ist auch zu Beginn der Casinoszene von
Hangover
zu horen, in der Alan ebenfalls hohe Summen im Blackjack gewinnt.
- Regisseur Barry Levinson spielte selbst den Gutachter am Ende des Films.
- Der im Film verwendete
Taschenfernseher
ist ein SONY
Watchman
FD-40.
- Im Abspann ist eine Fotografie eines Kronkorkens der Marke ?3V COLA“ zu sehen. Dabei handelt es sich um eine Anspielung auf die V-formige Architektur des Baseball-Stadions
Crosley Field
, welches bis zum 24. Juni 1970 das Heimatstadion der
Cincinnati Reds
war.
- Die Fahigkeit zum
Kartenzahlen
ist, anders als der Film nahelegt, kein Garant dafur, schnell eine hohe Summe zu gewinnen, und ist auch nicht verboten. Es verschiebt die statistische Gewinnwahrscheinlichkeit des Spielers geringfugig uber 50 Prozent.
- Im Film haben die beiden Bruder einen Altersunterschied von ca. 16 Jahren. In Wirklichkeit ist Dustin Hoffman 25 Jahre alter als Tom Cruise.
Rain Man war
1989
fur acht
Oscars
nominiert und bekam ihn in den Kategorien
Bester Film
,
Bester Hauptdarsteller
(Dustin Hoffman),
Beste Regie
und
Bestes Originaldrehbuch
.
Weitere
Filmpreise
:
?Wahrend die Geschichte recht langatmig und unkonzentriert entwickelt ist, weckt die Figur des Behinderten dank der ebenso sensiblen wie verbluffenden Darstellung Dustin Hoffmans in tragischen und komischen Situationen menschliches Interesse und Anteilnahme.“
?Levinson platziert die Kamera, Cruise gibt die Stichworte, und Dustin Hoffman spielt. ?Rain Man‘ ist unwiderstehlich, weil er wie alle großen Hollywoodfilme von Hollywood selber handelt, von der autistischen Einsamkeit des Stars.“
- Rain Man.
Reihe ?Preisgekronte Filme“. MGM Home Entertainment/Twentieth Century Fox Home Entertainment 2006
- Joanne Berry:
Rain Man (1988).
In: Steven Jay Schneider (Hrsg.):
1001 Filme.
Edition Olms, Zurich 2004,
ISBN 3-283-00497-8
, S. 774.
- Leonore Fleischer:
Rain Man. Ein Roman nach dem Drehbuch von Ronald Bass und Barry Morrow
. Deutsch von Alfred Dunkel. Heyne, Munchen 1995,
ISBN 3-453-03595-X
.
- ↑
Freigabebescheinigung
fur
Rain Man
.
Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft
, April 2004 (PDF; Prufnummer: 61 537 V/DVD).
- ↑
Wortlich sagt er Dr. Bruner als Erklarung: ?Es ware schon gewesen, ihn schon fruher gekannt zu haben.“
- ↑
Rain Man.
In:
synchronkartei.de.
Deutsche Synchronkartei
,
abgerufen am 11. August 2018
.
- ↑
Rain Man.
In:
Lexikon des internationalen Films
.
Filmdienst
,
abgerufen am 14. Januar 2014
.
- ↑
Die Zeit vom 24. Februar 1989