Radaslau Astrouski
(
belarussisch
Радасла? Астро?ск?
; *
25. Oktober
1887
in Sapolle,
Russisches Kaiserreich
; †
17. Oktober
1976
in
Benton Harbor
,
USA
) war ein
nationalistischer
belarussischer
Politiker
und Aktivist. Von 1943 bis 1944 war er Vorsitzender des
Weißruthenischen Zentralrats
, einer von den
deutschen
Besatzern eingerichteten
Marionettenregierung
.
Radaslau Astrouski wurde als Einzelkind in eine wohlhabende Familie in Sapolle nahe
Sluzk
geboren.
[1]
Wahrend der
Russischen Revolution 1905
nahm er an Demonstrationen gegen die zaristische Regierung teil. Er besuchte von 1908 bis 1913 die
Staatliche Universitat Sankt Petersburg
, wo er
Mathematik
studierte. 1911 wurde Astrouski wegen seiner antizaristischen Aktivitaten verhaftet. Sein Studium beendete er an der
Universitat Tartu
. Ab 1914 unterrichtete er Mathematik an einem Gymnasium in
Cz?stochowa
und von 1915 bis 1917 lehrte Astrouski an einem Lehrerinstitut in
Minsk
. Nach der
Februarrevolution
wurde er Kommissar der Region Sluzk ernannt und Direktor eines Sluzker Gymnasiums. Dabei fuhrte Astrouski die Verwendung der
belarussischen Sprache
in den Schulen ein. Im Juni 1917 trat er dem Zentralkomitee der
Belarussischen Sozialistischen Hramada
bei. Nach der
Oktoberrevolution
sprach er sich gegen die neuen Machthaber aus und befurwortete die Errichtung eines unabhangigen belarussischen Staates. Im Dezember 1917 war er Teilnehmer des I. Belarussischen Volkskongresses, welche eine Resolution verabschiedete, mit dem Ziel eine
Belarussische Volksrepublik
zu grunden, in deren Regierung Astrouski Bildungsminister wurde.
[2]
Astrouski kampfte in der Armee von
Anton Denikin
gegen die
Bolschewiki
und war im November 1920 Teilnehmer des
Sluzker Aufstandes
. Nach dem Krieg ließ er sich in
Vilnius
nieder, wo er von 1924 bis 1936 Direktor eines belarussischen Gymnasiums war. Von 1924 bis 1925 war er zudem Prasident der belarussischen Schulgesellschaft und von 1925 bis 1926 Direktor der belarussischen kooperativen Bank. Im Jahr 1926 wurde Astrouski Vizeprasident des Zentralkomitees der Hramada und Mitglied der Kommunistischen Partei von Westbelarus. Bei seiner Verhaftung 1927 bestritt er jedoch Verbindungen zu den Kommunisten. Ab 1928 unterstutzte er eine Zusammenarbeit mit der polnischen Regierung
[3]
und war Abgeordneter des
Sejm
.
[4]
1930 grundete Astrouski zusammen mit anderen Personen die Zentrale Union fur Belarussische Kulturelle und Okonomische Organisationen. Spater unterrichtete er Mathematik an einer Schule in
Łod?
.
[3]
1940 wurde Astrouski Prasident des Belarussischen Komitees in
Łod?
und stellte als solcher Kontakte mit dem Deutschen Reich her. Zwischen Herbst 1941 und Herbst 1943 amtierte er als Burgermeister der Stadte
Smolensk
,
Brjansk
und
Mahiljou
.
[3]
Am 21. Dezember 1943 wurde Astrouski zum Prasidenten des
Weißruthenischen Zentralrats
ernannt, dem jedoch kaum legislative oder exekutive Funktionen zustanden, er war lediglich fur die Umsetzung der Politik der Besatzer zustandig.
[5]
Astrouski und seine Gefolgsleute traten fur die
Vernichtung der Juden
ein, hatten aber verhaltnismaßig wenig mit der Ausfuhrung der Massenmorde zu tun. Ihr Hauptbeitrag zu den deutschen Kriegsanstrengungen, die Rekrutierung von Weißrussen fur die SS, wurde 1944 erbracht, lange nachdem die Juden getotet worden waren.
[6]
Im Juni 1944 organisierte Astrouski den
II. Weißrussischen Volkskongress
, auf dem mit deutscher Zustimmung ein belarussischer Staat proklamiert wurde.
[3]
In seiner Amtszeit wagte es Astrouski, auch Kritik an der Besatzungsmacht auszuuben. So beklagte er in einer Rede auf einer Versammlung in
Baranawitschy
, dass die Deutschen, insbesondere die Mitarbeiter der Handels- und Landwirtschaftsorganisationen, soffen, sich mit polnischen Frauen umgaben und ein Verhalten an den Tag legten, das geeignet sei, die Bevolkerung gegen sie aufzubringen. Er forderte einen Forderungskatalog auszuarbeiten, der dann den Deutschen prasentiert werden sollte. Ahnlich negativ außerte sich Astrouski gegenuber den Fuhrerinnen des
Weißruthenischen Jugendwerks
. Trotz dieser Kritikpunkte kam es nie zu einem vollstandigen Bruch mit der Besatzungsmacht
[7]
, und Astrouski hielt sein Amt als Prasident bis zum Ende des Krieges inne.
Nach dem Krieg fluchtete Astrouski zunachst nach
Deutschland
. Er hielt sich in einem Auswandererlager in
Hannover-Buchholz
auf.
[8]
Ende Oktober und Anfang November 1950 wanderte er zu seiner Tochter nach Argentinien aus.
[8]
Spater kehrte er nach Deutschland zuruck und bewohnte das Haus Volksgartenstraße 1 in
Langenfeld
.
[9]
Am 25. Marz 1948 beschloss Astrouski eine Neugrundung des Weißruthenischen Zentralrats als Exilregierung und es entwickelte sich ein Konflikt mit der
Rada BNR
, die ebenfalls den Anspruch erhob, die belarussische Nation zu reprasentieren.
[3]
Zudem war er Mitglied des Zentralkomitees des
Anti-Bolshevik Bloc of Nations
und ware beinahe Vizeprasident der Organisation geworden.
[10]
Im Exil bot Astrouski seine Zusammenarbeit mit der
CIA
an.
[11]
1956 wanderte er in die
Vereinigten Staaten
aus und beteiligte sich weiterhin an der weißrussischen Exilgemeinde im Ort
South River
,
New Jersey
. Astrouski verstarb am 17. Oktober 1976 in
Benton Harbor
in
Michigan
[3]
und ist auf dem Friedhof der St Euphrosynia Belarusian Greek Orthodox Church in South River beigesetzt.
Astrouski war verheiratet und hatte eine Tochter, Melina, sowie einen Sohn, Wiktor.
[12]
- Stephen Dorrill:
MI6: Inside the Covert World of Her Majesty’s Secret Intelligence Service.
Simon and Schuster, 2002. S. 214?222.
- ↑
Mark Alexander:
Nazi Collaborators, American Intelligence, and the Cold War. The Case of the Byelorussian Central Council.
University of Vermont Graduate College Dissertations and Theses, Nr. 424, 2015, S. 14.
- ↑
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, Jan Kofman (Hrsg.):
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, S. 39f.
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Unter Rotem Stern und Hakenkreuz.Baranowicze 1939 bis 1944. Das westliche Weißrussland unter sowjetischer und deutscher Besatzung
. (= Zeitalter der Weltkriege. Band 5). Ferdinand Schoningh Verlag, Paderborn u. a. 2009,
ISBN 978-3-506-76784-4
, S. 219.
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Efraim Zuroff
:
Beruf: Nazijager. Die Suche mit dem langen Atem: Die Jagd nach den Tatern des Volkermordes
(=
Unerwunschte Bucher zum Faschismus.
Nr. 10).
Ahriman-Verlag
, Freiburg im Breisgau 1996,
ISBN 3-89484-555-4
. S. 58.
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Alexander Brakel:
Unter Rotem Stern und Hakenkreuz.Baranowicze 1939 bis 1944. Das westliche Weißrussland unter sowjetischer und deutscher Besatzung
. (= Zeitalter der Weltkriege. Band 5). Ferdinand Schoningh Verlag, Paderborn u. a. 2009,
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, S. 223.
- ↑
a
b
CIA-Dokument zu Ostrowsky, Radislaw auf cia.gov
(
Memento
des
Originals
vom 8. Februar 2017 im
Internet Archive
)
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@1
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(deutsch)
- ↑
CIA-Dokument zu Ostrowsky, Radislaw auf cia.gov
(
Memento
des
Originals
vom 12. Februar 2017 im
Internet Archive
)
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
(englisch)
- ↑
Stephen Dorrill:
MI6: Inside the Covert World of Her Majesty's Secret Intelligence Service.
Simon and Schuster, 2002. S. 222.
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CIA-Dokument zu Ostrowsky, Radislaw auf cia.gov
(
Memento
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Originals
vom 12. Februar 2017 im
Internet Archive
)
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@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
(englisch)
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John Loftus
:
America’s Nazi Secret.
TrineDay LCC 2010, S. 214.