Rat
(Rada)
der Weißruthenischen Volksrepublik
[1]
(
belarussisch
Рада Беларускай Народнай Рэспубл?к?, Рада БНР
;
Rada BNR
) ist das oberste Leitungsorgan der ehemaligen
Weißruthenischen Volksrepublik
, das seit 1919 im Exil tatig ist und eine der einflussreichsten politischen Organisationen der belarussischen Diaspora im Ausland bildet.
[2]
Nach dem Stand von 2023 ist Rada BNR die alteste bestehende
Exilregierung
in der Welt.
Siehe
Geschichte von Belarus
und
Weißrussische Volksrepublik
Die Rada BNR entstand ursprunglich als zentrales Exekutivorgan (Rada) des Allgemeinen Belarussischen Kongresses,
[3]
der im Dezember 1917 in Minsk mit mehr als 1800 Teilnehmern aus verschiedenen Teilen von Belarus, darunter Vertreter von belarussischen nationalen Organisationen, von regionalen
Semstwa
, judischen politischen Organisationen, Kirchen und anderen, stattgefunden hat. Die Arbeit des Kongresses wurde von
prosowjetischen
Kraften gewalttatig unterbrochen.
Nach Abzug der pro-bolschewistischen Einheiten aus Minsk erklarte sich die Kongressrada zur obersten Macht in Belarus. Nach dem Abschluss des
deutsch
-sowjetischen
Friedensvertrag von Brest-Litowsk
, wonach das Territorium von Belarus in den deutschen Einflussbereich kam und bereits vorher von diesen besetzt war, erklarte die Rada die Unabhangigkeit von Belarus als der Weißruthenischen Volksrepublik und nannte sich in die Rada der Weißruthenischen Volksrepublik.
Die in
Minsk
angekommene
deutsche Armee
erkannte die Rada nicht an und leistete ihrer Tatigkeit aktiven Widerstand. Dennoch konnte die Rada beginnen, ihre Institutionen in verschiedenen Teilen des Landes zu organisieren sowie ein nationales Bildungssystem und eine Armee zu organisieren.
Am 1. Januar 1919 wurde in
Smolensk
eine konkurrierende ?
Sozialistische Sowjetrepublik Weißrussland
“ ausgerufen.
Die Rada hat offizielle diplomatische Kontakte mit den Regierungen mehrerer Staaten aufgenommen, darunter
Finnland
, die
Ukrainische Volksrepublik
,
Tschechoslowakei
,
Baltische Staaten
,
Turkei
und andere.
Mit dem Vordringen der
Roten Armee
nach Westen zog die Rada BNR aus Minsk nach
Vilnius
, dann nach
Hrodna
und letztendlich, auf Vereinbarung mit der Regierung der
Litauischen Republik
, nach
Kaunas
.
In den 1920er Jahren hat die Rada aktive, jedoch erfolglose Verhandlungen mit den Regierungen der Westlichen Machte,
Polen
,
Sowjetrussland
und mit dem
Volkerbund
uber die Anerkennung von Belarus gefuhrt.
Wegen der Widerspruche mit Polen und der Litauischen Republik ist der Sitz der Rada BNR letztendlich nach
Prag
umgezogen.
Die Grundung und Entwicklung der
Belarussischen Sowjetrepublik
als Teil der
UdSSR
hat einige Mitglieder der Rada dazu gefuhrt, ihre Mandate abzugeben und in die Sowjetrepublik umzuziehen. Offiziell hat die Rada BNR jedoch die Belarussische Sowjetrepublik nicht anerkannt. Die meisten der in die BSSR ausgewanderten Mitglieder der Exilregierung, wie der ehemalige Ministerprasident
Wazlau Justynawitsch Lastouski
, wurden in den 30er Jahren Opfer des
kommunistischen Terrors
.
Im Jahr 1939 hat der Prasident der Rada offiziellen Protest gegen die von
Stalin
initiierte Ubergabe von
Wilno
, davor als Teil von Westbelarus von der Roten Armee im Zuge der
sowjetischen Eroberung Ostpolens
besetzt, an die
Litauische Republik
eingelegt.
In der Zeit des
Zweiten Weltkrieges
hat die Rada BNR sich geweigert, den unter deutscher Okkupation gegrundeten
Weißruthenischen Zentralrat
anzuerkennen und es kam zu einem Konkurrenzkampf zwischen den beiden Exilregierungen.
[4]
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich die Rada, gestarkt durch Zufluss von mehreren Fluchtlingen aus dem durch die Sowjetunion zuruckergriffenen Belarus, aktiv als belarussische
Lobbyorganisation
im Westen durchgesetzt. Es wurden aktive Kontakte mit Regierungen der Westlichen Machte aufgenommen sowie mehrere Aktivitaten in Zusammenarbeit mit Exilregierungen der Baltischen Staaten, der Ukrainischen Volksrepublik und mit anderen antisowjetischen Organisationen politischer Fluchtlinge durchgefuhrt.
[5]
In den 1950er-Jahren fuhrte die
CIA
die
Operation Aequor
durch, die unter anderem die Finanzierung der Rada BNR, aufgefuhrt als “Aecambista ? 1” oder “Cambista ? 1”, umfasste.
[6]
[7]
Die Rada wurde aus Vertretern der belarussischen Organisationen in verschiedenen Landern des Westens gebildet. Der formelle Sitz der Rada wurde in die
USA
und
Kanada
gebracht.
Unter anderem wurde als Erfolg der Aktivitat der Rada BNR im Jahr 1953 die belarussischsprachige Redaktion von
Radio Free Europe
gegrundet.
[8]
Nach der
Tschernobyl-Katastrophe
von 1986 hat sich die Rada BNR aktiv in die Organisation der humanitaren Hilfe fur die durch die Katastrophe betroffenen Gebiete von Belarus eingesetzt.
Nach Wiederherstellung der Unabhangigkeit von Belarus 1991 hat die Regierung der Republik Belarus Kontakt mit der Rada BNR aufgenommen. Vorbereitungen zur Ubergabe des Mandates der Rada BNR an das Parlament von Belarus hatten begonnen, jedoch wurden sie nach Machtergreifung durch Prasident
Alexander Lukaschenko
und Verstoße gegen demokratische Standards und gegen
Menschenrechte
sowie nach Ruckkehr zu sowjetischen Staatssymbolen und zur
russischen Sprache
als Staatssprache in Belarus abgebrochen
[8]
.
Die Rada BNR hat einige prominente politische Fluchtlinge und Gegner des Lukaschenko-Regimes in ihre Reihen aufgenommen und veroffentlicht regelmaßige offizielle Stellungnahmen mit Kritik der Situation bezuglich der Menschenrechte, Demokratie und Russifizierung in Belarus. Vertreter der Rada BNR haben regelmaßige Treffen mit Vertretern der Regierungen und Außenministerien verschiedener Lander der EU und Nordamerikas.
[9]
[10]
Der
25. Marz
, der Jahrestag der Unabhangigkeitserklarung der Weißruthenischen Volksrepublik, wird in belarussischen oppositionellen Kreisen aktiv als Tag der Freiheit (Дзень Вол?) gefeiert. Bis 1995 war der 25. Marz auch
Staatsfeiertag
in der Republik Belarus.
Wahrend der
Proteste in Belarus ab 2020
sprach die Rada BNR ihre Unterstutzung fur
Swjatlana Zichanouskaja
aus und bezeichnete diese als eindeutige Gewinnerin der
Prasidentschaftswahl 2020
.
[11]
Im Juni 2023 wurde bekannt, dass der
KGB von Belarus
die Rada zu einer extremistischen Formation erklarte
[12]
.
Ursprunglich galt die Rada als ein provisorisches
Parlament
, das seine Funktionen bis zur Einberufung eines nationalen verfassungsgebenden Kongresses erfullen sollte. Aus ihren Reihen formte die Rada ein provisorisches Ministerkabinett.
Heutzutage sieht sich die Rada BNR als Trager des symbolischen Mandates von 1918 und als Gewahrleister der Unabhangigkeit von Belarus. Das Ziel der Rada ist die Ubergabe des Mandates an ein demokratisch gewahltes Parlament von Belarus unter den Bedingungen, dass die Unabhangigkeit von Belarus gewahrleistet ist.
[8]
Die Rada wird vom Prasidenten (Старшыня Рады БНР) geleitet. Ihr oberstes Organ ist das Prasidium aus 14 Mitgliedern.
[13]
Als Teile der Rada funktionieren etliche Sekretariate
[8]
:
- Sekretariat fur auswartige Angelegenheiten
- Sekretariat fur interne Angelegenheiten
- Sekretariat fur Information
- Sekretariat fur Bildung
und andere
Das Funktionieren der Rada wird von der Provisorischen Verfassung der Weißruthenischen Volksrepublik und von dem Statut der Rada BNR geregelt.
- ↑
Offizieller Name auf Deutsch, wie auf
den von der Republik ausgegebenen Reisepassen
- ↑
Heart of darkness: A ray of hope from Belarusian exiles
- ↑
http://slounik.org/32081.html
- ↑
CIA-Bericht
(
Memento
des
Originals
vom 30. Juli 2016 im
Internet Archive
)
Info:
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
- ↑
Макс?мюк, Я. Адна?леньне Рады БНР пасьля Другой Сусьветнай вайны // Зап?сы = Zapisy. ? 2001. ? № 25. ? С. 41 ? 48.
- ↑
Mark Alexander:
Nazi Collaborators, American Intelligence, and the Cold War. The Case of the Byelorussian Central Council.
University of Vermont Graduate College Dissertations and Theses, Nr. 424, 2015, S. 102
- ↑
Dokument der CIA zur Operation Aequor
(
Memento
des
Originals
vom 16. September 2016 im
Internet Archive
)
Info:
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@1
@2
Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
- ↑
a
b
c
d
Навошта нам Рада БНР: ?нтэрв?ю з членам Рады (пачатак)
- ↑
Шварцэнбэрг ? Сурв?ле: В?зы тармоз?ць не ЭЗ, а Менск
- ↑
Эстон?я падтрымл?вае беларускую апазыцыю
- ↑
LUKASHENKA HAS LOST THE PRESIDENTIAL ELECTION OF 2020 ? STATEMENT BY BNR RADA
- ↑
Рада БНР выдала заяву з нагоды ?ключэння яе ? сп?с ?экстрэм?сцк?х фармавання?”.
In:
Belaruskaje Radyjo Razyja
.
Abgerufen am 14. Juni 2023
(belarussisch).
- ↑
http://www.radabnr.org
Prasidenten des Rats der Weißruthenischen Voksrepublik (
Rada BNR
)