Rada BNR

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Staatsfahne der Weißruthenischen Volksrepublik und der Republik Belarus von 1991?1995

Rat (Rada) der Weißruthenischen Volksrepublik [1] ( belarussisch Рада Беларускай Народнай Рэспубл?к?, Рада БНР ; Rada BNR ) ist das oberste Leitungsorgan der ehemaligen Weißruthenischen Volksrepublik , das seit 1919 im Exil tatig ist und eine der einflussreichsten politischen Organisationen der belarussischen Diaspora im Ausland bildet. [2] Nach dem Stand von 2023 ist Rada BNR die alteste bestehende Exilregierung in der Welt.

Bildung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Siehe Geschichte von Belarus und Weißrussische Volksrepublik

Die erste Regierung der Weißruthenischen Volksrepublik

Die Rada BNR entstand ursprunglich als zentrales Exekutivorgan (Rada) des Allgemeinen Belarussischen Kongresses, [3] der im Dezember 1917 in Minsk mit mehr als 1800 Teilnehmern aus verschiedenen Teilen von Belarus, darunter Vertreter von belarussischen nationalen Organisationen, von regionalen Semstwa , judischen politischen Organisationen, Kirchen und anderen, stattgefunden hat. Die Arbeit des Kongresses wurde von prosowjetischen Kraften gewalttatig unterbrochen.

Nach Abzug der pro-bolschewistischen Einheiten aus Minsk erklarte sich die Kongressrada zur obersten Macht in Belarus. Nach dem Abschluss des deutsch -sowjetischen Friedensvertrag von Brest-Litowsk , wonach das Territorium von Belarus in den deutschen Einflussbereich kam und bereits vorher von diesen besetzt war, erklarte die Rada die Unabhangigkeit von Belarus als der Weißruthenischen Volksrepublik und nannte sich in die Rada der Weißruthenischen Volksrepublik.

Die in Minsk angekommene deutsche Armee erkannte die Rada nicht an und leistete ihrer Tatigkeit aktiven Widerstand. Dennoch konnte die Rada beginnen, ihre Institutionen in verschiedenen Teilen des Landes zu organisieren sowie ein nationales Bildungssystem und eine Armee zu organisieren.

Am 1. Januar 1919 wurde in Smolensk eine konkurrierende ? Sozialistische Sowjetrepublik Weißrussland “ ausgerufen.

Die Rada hat offizielle diplomatische Kontakte mit den Regierungen mehrerer Staaten aufgenommen, darunter Finnland , die Ukrainische Volksrepublik , Tschechoslowakei , Baltische Staaten , Turkei und andere.

Mit dem Vordringen der Roten Armee nach Westen zog die Rada BNR aus Minsk nach Vilnius , dann nach Hrodna und letztendlich, auf Vereinbarung mit der Regierung der Litauischen Republik , nach Kaunas .

Im Exil [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1919 bis 1947 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In den 1920er Jahren hat die Rada aktive, jedoch erfolglose Verhandlungen mit den Regierungen der Westlichen Machte, Polen , Sowjetrussland und mit dem Volkerbund uber die Anerkennung von Belarus gefuhrt.

Wegen der Widerspruche mit Polen und der Litauischen Republik ist der Sitz der Rada BNR letztendlich nach Prag umgezogen.

Die Grundung und Entwicklung der Belarussischen Sowjetrepublik als Teil der UdSSR hat einige Mitglieder der Rada dazu gefuhrt, ihre Mandate abzugeben und in die Sowjetrepublik umzuziehen. Offiziell hat die Rada BNR jedoch die Belarussische Sowjetrepublik nicht anerkannt. Die meisten der in die BSSR ausgewanderten Mitglieder der Exilregierung, wie der ehemalige Ministerprasident Wazlau Justynawitsch Lastouski , wurden in den 30er Jahren Opfer des kommunistischen Terrors .

Im Jahr 1939 hat der Prasident der Rada offiziellen Protest gegen die von Stalin initiierte Ubergabe von Wilno , davor als Teil von Westbelarus von der Roten Armee im Zuge der sowjetischen Eroberung Ostpolens besetzt, an die Litauische Republik eingelegt.

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges hat die Rada BNR sich geweigert, den unter deutscher Okkupation gegrundeten Weißruthenischen Zentralrat anzuerkennen und es kam zu einem Konkurrenzkampf zwischen den beiden Exilregierungen. [4]

1947 bis 1991 [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges hat sich die Rada, gestarkt durch Zufluss von mehreren Fluchtlingen aus dem durch die Sowjetunion zuruckergriffenen Belarus, aktiv als belarussische Lobbyorganisation im Westen durchgesetzt. Es wurden aktive Kontakte mit Regierungen der Westlichen Machte aufgenommen sowie mehrere Aktivitaten in Zusammenarbeit mit Exilregierungen der Baltischen Staaten, der Ukrainischen Volksrepublik und mit anderen antisowjetischen Organisationen politischer Fluchtlinge durchgefuhrt. [5] In den 1950er-Jahren fuhrte die CIA die Operation Aequor durch, die unter anderem die Finanzierung der Rada BNR, aufgefuhrt als “Aecambista ? 1” oder “Cambista ? 1”, umfasste. [6] [7]

Die Rada wurde aus Vertretern der belarussischen Organisationen in verschiedenen Landern des Westens gebildet. Der formelle Sitz der Rada wurde in die USA und Kanada gebracht.

Unter anderem wurde als Erfolg der Aktivitat der Rada BNR im Jahr 1953 die belarussischsprachige Redaktion von Radio Free Europe gegrundet. [8]

Nach der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 hat sich die Rada BNR aktiv in die Organisation der humanitaren Hilfe fur die durch die Katastrophe betroffenen Gebiete von Belarus eingesetzt.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nach Wiederherstellung der Unabhangigkeit von Belarus 1991 hat die Regierung der Republik Belarus Kontakt mit der Rada BNR aufgenommen. Vorbereitungen zur Ubergabe des Mandates der Rada BNR an das Parlament von Belarus hatten begonnen, jedoch wurden sie nach Machtergreifung durch Prasident Alexander Lukaschenko und Verstoße gegen demokratische Standards und gegen Menschenrechte sowie nach Ruckkehr zu sowjetischen Staatssymbolen und zur russischen Sprache als Staatssprache in Belarus abgebrochen [8] .

Ivonka Survilla , aktuelle Prasidentin der Rada BNR

Die Rada BNR hat einige prominente politische Fluchtlinge und Gegner des Lukaschenko-Regimes in ihre Reihen aufgenommen und veroffentlicht regelmaßige offizielle Stellungnahmen mit Kritik der Situation bezuglich der Menschenrechte, Demokratie und Russifizierung in Belarus. Vertreter der Rada BNR haben regelmaßige Treffen mit Vertretern der Regierungen und Außenministerien verschiedener Lander der EU und Nordamerikas. [9] [10]

Der 25. Marz , der Jahrestag der Unabhangigkeitserklarung der Weißruthenischen Volksrepublik, wird in belarussischen oppositionellen Kreisen aktiv als Tag der Freiheit (Дзень Вол?) gefeiert. Bis 1995 war der 25. Marz auch Staatsfeiertag in der Republik Belarus.

Wahrend der Proteste in Belarus ab 2020 sprach die Rada BNR ihre Unterstutzung fur Swjatlana Zichanouskaja aus und bezeichnete diese als eindeutige Gewinnerin der Prasidentschaftswahl 2020 . [11]

Im Juni 2023 wurde bekannt, dass der KGB von Belarus die Rada zu einer extremistischen Formation erklarte [12] .

Struktur und Funktionen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ursprunglich galt die Rada als ein provisorisches Parlament , das seine Funktionen bis zur Einberufung eines nationalen verfassungsgebenden Kongresses erfullen sollte. Aus ihren Reihen formte die Rada ein provisorisches Ministerkabinett.

Heutzutage sieht sich die Rada BNR als Trager des symbolischen Mandates von 1918 und als Gewahrleister der Unabhangigkeit von Belarus. Das Ziel der Rada ist die Ubergabe des Mandates an ein demokratisch gewahltes Parlament von Belarus unter den Bedingungen, dass die Unabhangigkeit von Belarus gewahrleistet ist. [8]

Die Rada wird vom Prasidenten (Старшыня Рады БНР) geleitet. Ihr oberstes Organ ist das Prasidium aus 14 Mitgliedern. [13]

Als Teile der Rada funktionieren etliche Sekretariate [8] :

  • Sekretariat fur auswartige Angelegenheiten
  • Sekretariat fur interne Angelegenheiten
  • Sekretariat fur Information
  • Sekretariat fur Bildung

und andere

Das Funktionieren der Rada wird von der Provisorischen Verfassung der Weißruthenischen Volksrepublik und von dem Statut der Rada BNR geregelt.

Prasidenten der Rada BNR [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bekannte Mitglieder der Rada BNR [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Offizieller Name auf Deutsch, wie auf den von der Republik ausgegebenen Reisepassen
  2. Heart of darkness: A ray of hope from Belarusian exiles
  3. http://slounik.org/32081.html
  4. CIA-Bericht ( Memento des Originals vom 30. Juli 2016 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
  5. Макс?мюк, Я. Адна?леньне Рады БНР пасьля Другой Сусьветнай вайны // Зап?сы = Zapisy. ? 2001. ? № 25. ? С. 41 ? 48.
  6. Mark Alexander: Nazi Collaborators, American Intelligence, and the Cold War. The Case of the Byelorussian Central Council. University of Vermont Graduate College Dissertations and Theses, Nr. 424, 2015, S. 102
  7. Dokument der CIA zur Operation Aequor ( Memento des Originals vom 16. September 2016 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.cia.gov
  8. a b c d Навошта нам Рада БНР: ?нтэрв?ю з членам Рады (пачатак)
  9. Шварцэнбэрг ? Сурв?ле: В?зы тармоз?ць не ЭЗ, а Менск
  10. Эстон?я падтрымл?вае беларускую апазыцыю
  11. LUKASHENKA HAS LOST THE PRESIDENTIAL ELECTION OF 2020 ? STATEMENT BY BNR RADA
  12. Рада БНР выдала заяву з нагоды ?ключэння яе ? сп?с ?экстрэм?сцк?х фармавання?”. In: Belaruskaje Radyjo Razyja . Abgerufen am 14. Juni 2023 (belarussisch).
  13. http://www.radabnr.org