RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile

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RIM-162 Evolved Sea Sparrow

Allgemeine Angaben
Typ Boden-Luft-Lenkwaffe
Hersteller Raytheon
Indienststellung 2004
Stuckpreis 640.000?800.000 US-Dollar [1] [2] [3] [4]
Technische Daten
Lange 3,66 m
Durchmesser 254 mm
Gefechtsgewicht 280 kg
Antrieb Feststofftriebwerk
Mk 143 Mod 0
Geschwindigkeit Mach > 4,0
Reichweite > 50 km
Ausstattung
Zielortung halbaktive Radarzielsuche
Gefechtskopf 39-kg-Splittergefechtskopf
Waffenplattformen Kriegsschiff
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Die RIM-162 Evolved Sea Sparrow Missile ( ESSM ) ist eine schiffgestutzte Flugabwehrrakete mittlerer Reichweite. Sie wird primar von dem US -Konzern Raytheon produziert, wobei elf weitere Staaten an der Entwicklung beteiligt waren (siehe unten ) .

Die ESSM wurde entwickelt, um das System RIM-7 Sea Sparrow zu ersetzen, das moderne Seezielflugkorper nur bedingt bekampfen kann. Zu den aufkommenden Bedrohungen zahlten vor allem sowjetische Entwicklungen auf diesem Gebiet, wie zum Beispiel die SS-N-22 Sunburn oder die SS-N-26 Strobile , die sehr tief und uberschallschnell fliegen, starke Manover durchfuhren konnen und uber begrenzte EloGM -Kapazitaten verfugen. Allerdings sollte die Umrustung auch moglichst ohne große Modifikationen an vorhandener Hardware durchgefuhrt werden, so dass man sich dazu entschied, Teile der Lenkelektronik, des Antriebs und des Gefechtskopfes von der RIM-7P zu ubernehmen und diese anschließend umfassend zu modernisieren. Viele Komponenten wurden jedoch auch vollstandig neu entwickelt, zum Beispiel die Zelle oder der Naherungszunder. Trotz dieser Anderungen kann die ESSM schnell in ein bereits vorhandenes RIM-7-System integriert werden, da sie mit dessen Start- und Feuerleitsystemen kompatibel ist. Lediglich ein Software -Update und geringfugige Modifikationen am Lenkwaffenstarter sind fur die Integration notig.

Die Konzeptphase fur die ESSM begann 1988 und wurde von Hughes und Raytheon dominiert. Als Hughes 1995 die Ausschreibung der US Navy gewann, ging das Unternehmen ein Joint Venture mit Raytheon ein, wobei es zwei Jahre spater von letzterem ubernommen wurde. Die ersten Tests wurden im Jahre 1997 durchgefuhrt. Man begann mit einfachen Flugtests und beendete die Erprobungsphase mit mehreren erfolgreichen Abschussen von stark manovrierenden, tieffliegenden und uberschallschnellen Testzielen. Das erste Serienmodell wurde 2002 an die US Navy ausgeliefert und im folgenden Jahr wurde das System in Dienst gestellt. Die Serienfertigung begann im Januar 2004 und bis August 2012 wurden uber 2000 Lenkwaffen ausgeliefert. Im Fruhjahr 2009 wurde erfolgreich eine kampfwertgesteigerte Variante getestet, die uber ein neues Lenksystem verfugt und eine hohere Abschusswahrscheinlichkeit bieten soll.

Obwohl die ESSM auf der RIM-7P Sea Sparrow basiert, handelt es sich um eine fast vollig neue Lenkwaffe. Lediglich der Gefechtskopf wurde nahezu unverandert ubernommen, allerdings ohne den ursprunglichen Annaherungszunder. Fur die Flugsteuerung sind vier Kontrollflachen am Heck und die Schubvektorsteuerung zustandig, wodurch die Rakete ein sehr hohes Maß an Wendigkeit aufweist und aufgrund ihrer verstarkten Flugzelle Manover mit bis zu 50  g durchfuhren kann. Des Weiteren liefern die Lagekontrollsysteme bereits unmittelbar nach dem Start zuverlassige Daten, wodurch eine sehr geringe Mindestreichweite erzielt werden kann. Zur Lenkung wird hauptsachlich ein semi-aktives Radarsystem eingesetzt. Da die Rakete jedoch zusatzlich uber ein inertiales Navigationssystem und einen Datenlink verfugt, ist eine Radarbeleuchtung des Zieles nur in den letzten Sekunden des Fluges notig. Dieses Verfahren macht es im Falle eines Angriffes moglich, eine große Anzahl von Lenkwaffen zu starten und auf Abfangkurs zu bringen, selbst wenn nicht genugend Feuerleitkanale zu deren Lenkung verfugbar sind. Die ESSM kann durch eine Vielzahl von Feuerleitradaren gesteuert werden (siehe unten ). Diese mussen entweder im S-Band (2?4 GHz) oder im X-Band (7?12 GHz) arbeiten, wobei der Suchkopf auch beide Frequenzbander gleichzeitig zur Zielfuhrung nutzen kann. Dadurch weist das System, kombiniert mit dem HOJ -Modus, eine sehr hohe Storresistenz auf. Daruber hinaus kann das System nun auch Oberflachenziele und sehr langsame Ziele wie Hubschrauber zuverlassig erfassen und bekampfen.

Start einer RIM-162 von einem Mk 29-Starter an Bord der USS Carl Vinson , Juli 2010

Die ESSM wurde entworfen, um auf moglichst vielen Plattformen eingesetzt werden zu konnen. Eine solche Plattform muss zum einen uber ein passendes Feuerleitradar verfugen, zum anderen auch uber einen geeigneten Lenkwaffenstarter. Im Folgenden sind die jeweiligen Systeme aufgelistet:

Feuerleitradare

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Lenkwaffenstarter

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  • Mk 29 (Starter fur RIM-7 ; eine Rakete pro Rohr)
  • Mk 48 VLS (eine Rakete pro Rohr)
  • Mk 56 VLS (zwei Raketen pro Rohr)
  • Mk 41 VLS (verwendet z. B. auf Aegis -Schiffen; vier Raketen pro Rohr)
  • Mk 57 VLS (verwendet auf Schiffen der Zumwalt-Klasse ; vier Raketen pro Rohr)

Beteiligte Staaten

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Im Rahmen des NATO SEASPARROW Project Office (NSPO) waren folgende Staaten ebenfalls an der Entwicklung beteiligt:

Viele dieser Nationen nutzen die ESSM inzwischen als primare Luftabwehrrakete fur ihre neuen Kriegsschiffe, da sie erheblich kompakter und leichter ist als die Standard Missile 2 . Weitere Nutzer außerhalb des Konsortiums sind:

Technische Daten

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RIM-162-Start aus einem VLS Mk 41
Kenngroße Daten
Lange: 3,66 m
Durchmesser: 20,3 cm
Spannweite: 1,00 m
Gewicht: 280 kg
Antrieb: Feststoffrakete Mk 58, Dual-Schub
Geschwindigkeit: > Mach 4
g -Limit: 50 g
Max. Reichweite: > 50 km
Min. Reichweite: 1500 m
Lenkung: semi-aktiv, home-on-jam , Datenlink, INS
Gefechtskopf: 39,5-kg- Splittersprengkopf
Zundung: Naherungs- und Aufschlagzunder
Vernichtungsradius: ca. 8 m

Weiterentwicklung

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In einem Memorandum of Understanding wurde Ende 2014 von dreizehn Nationen, darunter Deutschland, eine Weiterentwicklung der ESSM auf den Stand Block 2 beschlossen. Der Entwicklungsvertrag hierzu wurde mit dem US Hersteller Raytheon 2015 abgeschlossen, die Industrien der Partnernationen sind als Unterauftragnehmer teilweise an der Entwicklung beteiligt. Wesentliche Neuerungen sollen durch den Einsatz eines neuen Radarsuchkopfes erreicht werden, der eine aktive und halbaktive Zielsuche ermoglichen soll. Zur Risikominimierung soll hierbei auf bereits eingefuhrte Komponenten zuruckgegriffen werden. [5]

Vergleichbare Systeme

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Einzelnachweise

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  1. ESSM ? Deagel.com. Abgerufen am 6. Februar 2011 .
  2. DEFENSE LOGISTICS AGENCY ? NAVY. Abgerufen am 6. Februar 2011 .
  3. Raytheon Signs $151 Million Evolved SeaSparrow Missile Contract. Abgerufen am 6. Februar 2011 .
  4. Raytheon Awarded Full Rate Production Contract for Evolved SEASPARROW Missile. Abgerufen am 6. Februar 2011 .
  5. Strategie und Technik / Dezember 2015, S. 82?83.