Ruckeroberung von Konstantinopel 1261

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Ruckeroberung von Konstantinopel
Teil von: Byzantinisch-Frankische Kriege

Karte der Stadt Konstantinopel
Datum 25. Juli 1261
Ort Konstantinopel
Ausgang Eroberung der Stadt im Handstreich durch die Nicaer
Folgen Ende des Lateinischen Kaiserreiches , Wiederherstellung des Byzantinischen Reiches
Konfliktparteien

Kaiserreich Nikaia
(Byzantinisches Exilreich)

Lateinisches Kaiserreich
Republik Venedig

Befehlshaber

Alexios Strategopulos

Kaiser Balduin II. ,
Podesta Marco Gradenigo

Truppenstarke

gering
(800 Reiter sowie Fußvolk)

sehr gering
(Stadtwachen)

Verluste

fast keine

unbekannt

Zur byzantinischen Ruckeroberung von Konstantinopel kam es am 25. Juli 1261 . Im Gegensatz zu den Eroberungen 1204 (durch die Kreuzfahrer) und 1453 (durch die Osmanen) wurde die Stadt im Handstreich erobert, das heißt, es fand keine Belagerung statt.

Vorgeschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nachdem im Jahr 1204 wahrend des Vierten Kreuzzugs Konstantinopel von den Kreuzfahrern und Venezianern erobert und geplundert worden war, wurde in der Folge das Lateinische Kaiserreich , ein katholischer, als Lehensverband aufgebauter Staat, errichtet. Gleichzeitig entstanden mehrere byzantinische Nachfolgestaaten, der machtigste von ihnen war das Kaiserreich Nikaia , welches von der Laskariden -Dynastie beherrscht wurde. Wahrend das Lateinische Kaiserreich durch militarische Niederlagen, innere Machtkampfe, Misswirtschaft, Widerstand seitens der griechisch-orthodoxen Bevolkerungsmehrheit sowie mangelnde Unterstutzung durch Venedig und andere westeuropaische Staaten zunehmend handlungsunfahig wurde und sich bald nur noch auf das Umland der Hauptstadt beschrankte, expandierte das Kaiserreich Nikaia durch Siege gegen Seldschuken , Lateiner und die anderen byzantinischen Teilstaaten rasch. 1235 belagerten nicaische und bulgarische Truppen gemeinsam Konstantinopel , konnten die Stadt aber nicht erobern.

1259 ubernahm Michael VIII. Palaiologos im nicaischen Exil fur den minderjahrigen Johannes IV. Laskaris die Regentschaft. Wie auch seine Vorganger verfolgte er als Hauptziel die Ruckeroberung der byzantinischen Hauptstadt. Im September des gleichen Jahres schlugen nicaische Truppen in der Schlacht von Pelagonien Achaia , Epirus und Sizilien ; Nikaia wurde damit unumstritten die starkste Macht der Region.

Obwohl zu dieser Zeit zwischen Nikaia und dem Lateinischen Reich ein Waffenstillstand bestand, vereinbarte Michael VIII. mit den Genuesen , den Erzrivalen der Venezianer, einen gemeinsamen Angriff auf Konstantinopel. Die Genuesen sollten den Angriff mit ihrer Flotte unterstutzen, im Gegenzug dafur wurden sie die Handelsprivilegien der Venezianer erhalten.

Alexios Strategopulos in Thrakien [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Im Sommer 1261 sandte Kaiser Michael den zum Casar ernannten General Alexios Melissenos Strategopulos nach Thrakien , um dort die Grenzen nach Bulgarien und Epirus zu uberwachen; des Weiteren sollte Alexios Strategopulos die Starke der Verteidigungsanlagen Konstantinopels uberprufen und im Umland der Stadt Unruhe stiften. General Alexios’ Armee bestand, da keine großeren Gefechte erwartet wurden, nur aus etwa 800 bithynischen Reitern und einigem Fußvolk (nach anderen Angaben handelte es sich um kumanische Soldner ).

In der thrakischen Siedlung Selymbria nahe Konstantinopel erfuhr Alexios von den ortsansassigen, unabhangigen Bauern ( thelematarioi ), dass der Großteil der lateinischen Armee zusammen mit der venezianischen Flotte unter dem Befehl des kurz zuvor eingetroffenen venezianischen Podestas Marco Gradenigo , des Verwalters der ortlichen venezianischen Kolonie, unterwegs sei, um die 1000 Stadien entfernte Stadt Daphnusia zu uberfallen, einen auf einer Insel zwischen Thrakien und Bithynien liegenden nicaischen Stutzpunkt, durch den sich die Einfahrt vom Schwarzen Meer in den Bosporus kontrollieren ließ. Alexios Strategopulos beschloss, da er auch von einer geheimen Tur in der Befestigungsmauer Konstantinopels erfuhr, ohne Rucksprache mit seinem Kaiser die Chance zu nutzen und mit seinen wenigen Soldaten die nahezu unverteidigte Stadt zu uberrumpeln.

Eroberung Konstantinopels [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Am Abend des 24. Juli fuhrte Alexios seine Truppen im Schutz der Dunkelheit an die außere Mauer Konstantinopels heran. In der Nacht bestiegen einige wenige seiner Soldaten durch die geheime Tur die Mauer, erschlugen die teils schlafenden Wachen und warfen sie von der Brustung. Anschließend offneten sie heimlich das Goldene Tor , dann die anderen Stadttore. Im Morgengrauen des 25. Juli stromte die Armee in die Stadt hinein, wo Alexios sogleich das venezianische Viertel in Brand setzen ließ.

Der lateinische Kaiser Balduin II. schlief zu dieser Zeit im Blachernenpalast . Als er vom Angriff erfuhr, organisierte er keine Gegenwehr, sondern ergriff sofort die Flucht. Er ließ seine Reichsinsignien, darunter Kaiserschwert und Szepter, zuruck, begab sich zu Fuß zum kleinen Bukoleon-Hafen und floh mit einem venezianischen Handelsschiff nach Euboa (Negroponte) ins Exil.

Als die franzosischen und italienischen Burger der Stadt den Angriff bemerkten, wurde schnell klar, dass es fur Widerstand zu spat war. Es brach Panik aus, die katholische Bevolkerung floh aus ihrem brennenden Viertel zum Hafen. Zu diesem Zeitpunkt kehrte die venezianische Flotte mit dem lateinischen Heer aus Daphnusia zuruck. Die Truppen an Bord sahen die panisch zusammengedrangten Menschenmassen am Hafen, hielten die Stadt fur verloren, nahmen deshalb noch einige Fluchtlinge auf und segelten dann nach Venedig. Die zuruckgebliebene frankische Bevolkerung suchte Zuflucht in den Klostern oder versuchte sich zu verstecken. Das erwartete Massaker, als Rache fur 1204, blieb jedoch aus. Abgesehen vom Niederbrennen des venezianischen Viertels kam es zu keinen Ausschreitungen gegen die frankische Bevolkerung. Als dies den Lateinern klar wurde ? insgesamt waren noch etwa tausend in der Stadt ?, rafften sie ihre Besitztumer zusammen und segelten mit neu eingetroffenen venezianischen Schiffen nach Euboa. Da sich jedoch nicht genug Proviant an Bord befand, verhungerten viele von ihnen unterwegs.

Einzug des Kaisers [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Michael VIII. Palaiologos befand sich zweihundert Meilen entfernt im kleinasiatischen Meteorion , als ihm von seiner Schwester Eulogia die uberraschende Siegesbotschaft ubermittelt wurde. Er zweifelte zunachst an der Nachricht; erst als ihm Balduins kaiserliche Insignien ubergeben wurden, hatte er Gewissheit. Am 15. August 1261 zog Michael feierlich in die wiedergewonnene Hauptstadt ein. Die Prozession, die man bewusst schlicht gehalten hatte und an deren Spitze eine angeblich vom Apostel Lukas gemalte Hodegetria - Ikone getragen wurde, betrat die Stadt durch das Goldene Tor und schritt dann bis zur Hagia Sophia , wo neben einem Dankesgottesdienst auch eine zweite Kronung Michaels stattfand. Patriarch Arsenios Autoreianos kronte jedoch diesmal Michael VIII. und seine Frau Theodora zusammen mit ihrem kleinen Sohn Andronikos ; Johannes IV. Laskaris , fur den Michael einst die Regentschaft ubernommen hatte, war in Nikaa zuruckgelassen worden, wo Michael ihn kurz darauf blenden ließ und somit die Dynastie der Laskariden beendete.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wichtige byzantinische Quellen sind Georgios Akropolites und Georgios Pachymeres .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]