Rosberg
ist ein Ortsteil der Stadt
Bornheim
im
Rheinland
.
Rosberg liegt am oberen Rand des Osthangs der
Ville
in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Stadtteilen
Merten
und
Hemmerich
, die mit Rosberg durch die alte Heerstraße von Bonn nach Aachen verbunden sind. Es gehort zu der Kulturlandschaft
Vorgebirge
. In Rosberg entspringt der
Muhlenbach
.
Die zahlreich in Rosberg geborgenen
Artefakte
lassen auf eine ausgedehnte Ansiedlung in
romischer
Zeit schließen. Beispielsweise entstammen die im Ort gefundenen Munzen mit dem Abbild des
Claudius
und die des
Gratian
aus der Zeit zwischen 41 und 385 nach Christus.
[2]
Auch wurde nachweislich Material dieser Zeit beim spateren Bau der Kirche und der Burganlage verwandt. In einem ostlich von Rosberg gelegenen Garten auf dem Altenberg, zwischen
Merten
und
Kardorf
, wurden romische
Fundamente
freigelegt und seitlich dieser Stelle, in einer
Ziegelgrube
Graber der gleichen Zeit.
[3]
Im Jahr 1067 wird durch den damaligen
Erzbischof von Koln
,
Anno II.
in einer
Dotations
-Urkunde (Ausstattung mit Einkunften und Gutern) der Name ?Ruethenesbergh“ erwahnt. Er ubertrug 1067 dem von ihm gegrundeten Stift
St. Georg
in
Koln
Besitzungen und Rechte, darunter die Kirche zu Rosberg (Ruethenesbergh) mit dem gesamten
Zehnten
. Zudem bestimmte Anno, dass der jeweilige
Propst
des Stiftes auch Pfarrer zu Rosberg sein sollte.
[4]
Die weitere Entwicklung das 12. Jahrhundert betreffend, insbesondere die Herkunft und der Ubergang der
Herrschaft
Rosberg in den Besitz der
von Are
, ist ungeklart.
[5]
Bereits 1194 war Rosberg in Arer Besitz, als Graf Gerhard von Are-Nurburg dazu ubergegangen war, von den dort vorbei ziehenden Kaufleuten unrechtmaßig
Wegzoll
zu erheben. Veranlasst durch standige Klagen zog ihn Kaiser
Heinrich
zur Rechenschaft und ließ Gerhard vor anwesenden Fursten und Herren geloben, die Zollerhebung einzustellen. In der Folge gelangte Rosberg durch
Erbteilung
in den Besitz der jungeren Neuenahrer Linie, in deren Besitz es sich im 14. Jahrhundert befand.
[6]
Im spaten 14. Jahrhundert kam es zwischen Gumpert von Neuenahr und seinem
Lehnsherren
, dem 1370 zum neuen Erzbischof und Landesherren ernannten
Friedrich
zu einer
Fehde
, in deren Verlauf im Jahr 1371 die Burg Rosberg zerstort wurde. Erst 1393 wurde Rosberg, nun an den Grafen
Gumprecht I. von Neuenahr
(* um 1370; † vor 1413) gegeben.
[7]
1561 belehnte Erzbischof und Kurfurst
Gebhard von Mansfeld
den Grafen
Hermann von Neuenahr
, einen Anhanger der
lutherischen Lehre
, mit Rosberg. Er war an der Wahl des Erzbischofs
Gebhard Truchsess von Waldburg
maßgeblich beteiligt. Ihm war Graf
Adolf von Neuenahr
gefolgt, der im
Kolnischen Krieg
auf Seiten des Erzbischofs und Kurfursten stand. Als Graf Adolf kinderlos gestorben war, verpfandete seine Gemahlin Walburgis die Herrschaft Rosberg fur 12.000
Goldgulden
an die Gebruder Wilhelm und Johann Kettler.
[8]
Diese gaben jedoch schon im Jahr 1603 das Lehen nach der Einlosung an den
Koadjutor
Ferdinand
zuruck. Von ihm kam es als Verpfandung an den Grafen
Schwarzenberg
und von diesem im Jahr 1605 an das
Kolner Jesuitenkollegium
.
1623 ging die Herrschaft Rosberg an die aus Bayern ins Rheinland eingewanderte Familie des Obristjagermeister Gaudenz
von und zu Weichs
. Die Eheleute von und zu Weichs hatten mit Zustimmung des Kurfursten Ferdinand die Herrschaft und das Dorf Rosberg mit allen Einkunften vom Rektor und dem Kolleg der
Gesellschaft Jesu
eingelost, wobei von Gaudenz eine Zahlung von 12.000
Goldgulden
und weiteren 2376 Gulden fur zuruckliegende Baukosten zu leisten war. Abschließend erhielten sie die Herrschaft als Pfandverschreibung.
Weichs wurde 1629 wegen seiner Verdienste durch Kurfurst
Ferdinand von Bayern
die Herrlichkeit Rosberg mit diversen
Privilegien
(Recht uber Leben und Tod etc.) als Lehen ubertragen,
[3]
in die die Belehnung seiner Erben eingeschlossen war.
1636 wurde Gaudenz von Weichs und seine Nachkommen durch Kaiser
Ferdinand II.
in den
Reichsfreiherrenstand
erhoben. Er nannte sich dann Freiherr von und zu Weichs, Herr zu Rosberg und Weyer. Zusatzlich erhielt er das Pradikat
Wohlgeboren
.
Die Burg Rosberg war Sitz der altesten
Dynasten
auf den Hangen des
Vorgebirges
. In der Geschichte der Burg waren Zerstorung und Aufbau einander gefolgt. So war die alte neben der Kirche in der Dorfmitte stehende Burg der Neuenahrer auch zur Mitte des 17. Jahrhunderts in verwustetem ruinosem Zustand.
[9]
Ferdinand
von Weichs
erbaute zunachst ein neues Burghaus an der Kirche, und der Freiherr Ferdinand Joseph von Weichs entschloss sich zum Bau eines prachtvollen außerhalb der Ortschaft gelegenen Schlosses. Das unter Verwendung von Materialien der alten Burg errichtete neue Gebaude entstand nordlich von Rosberg und wurde 1731 fertiggestellt.
- Die Anlage im 18., 19. und 21. Jahrhundert
-
Schloss Rosberg, getuschte Zeichnung von 1731
-
Schloss Rosberg, Lithografie 19. Jahrhundert, Sammlung Alexander Duncker
-
Heutiger Sudflugel
-
Herrenhaus nach dem Umbau zur Wohnanlage
-
Schloss Rosberg, Ansicht der Gesamtanlage
Schloss Rosberg war nun eine Anlage mit freiliegendem Herrenhaus, dem eine breite Terrasse vorgelagert war. Es wurde von symmetrisch angeordneten Wirtschaftsgebauden flankiert, die wie zunachst auch das Herrenhaus zweigeschossig errichtet worden waren. Sie wurden durch einfache
Lisenen
gegliedert und waren aber wie das Herrenhaus mit
Mansarddachern
versehen.
Alle Gebaude waren aus
Backstein
mauerwerk errichtet worden, wobei das Herrenhaus seine Gliederung durch
Haustein
erhielt. Seine Ecken waren gerundet, und einfache Lisenen sowie horizontal gefuhrte Bander gliederten die Wandflachen. Das Herrenhaus erhielt zu Hofseite einen auflockernden
Risalit
und zur Terrasse hin einen dreiseitigen Ausbau. Das Hausinnere hatte in der Mittelachse eine große Halle, der sich zur Linken eine aufsteigende Freitreppe anschloss. Sie mundete im Obergeschoss in einem großen sechsseitigen Saal, der sich in den weiteren Etagen wiederholte. Im obersten Geschoss befand sich ein mit
Louis-seize
-Schranken ausgestatteter Bibliothekssaal.
An der westlichen Frontseite waren gekronte Pfeiler aus Haustein errichtet worden, zwischen denen ein machtiges schmiedeeisernes Gittertor den Hauptzugang der Anlage bildete. Die Schmiedearbeit verzierte das Tor mit dem
Allianzwappen
der von Weichs sowie dem derer
von Velbruck
zu Garath.
[3]
Mit der Besetzung und der Einverleibung des Rheinlandes wahrend der
Franzosenzeit
anderten sich in dem nun zum
Kanton Bruhl
gehorenden Rosberg die Rechtsverhaltnisse. Die Burgherren behielten zwar ihren Besitz, die Lehnsherrschaft mit ihren sonstigen Privilegien war jedoch endgultig verloren. Die von Weichs konnten nach der franzosischen Herrschaft wieder uneingeschrankt uber ihr reprasentatives Anwesen verfugen. Das mit Blick in das Rheintal zunachst zweigeschossig erbaute Herrenhaus wurde nach einem Brand im Jahr 1833 um ein Stockwerk erhoht.
In der Kapelle neben dem alten Friedhof sind die Burgherren begraben. Auch die Freiherrn von Weichs wurden dort bis 1859 bestattet. Seitdem ist die
Grablege
auf dem alten Friedhof um die Kirche.
Der letzte der Weichs war
Maximilian Maria Joseph Karl Gabriel Lamoral Reichsfreiherr von und zu Weichs an der Glon
.
Die Kirche zu Rosberg wurde als ?aecclesia in Ruethenberch“ im Jahr 1067 unter den Besitzungen des Kolner Stiftes St. Georg angefuhrt. Sie fand um 1300 erneute Erwahnung im Steuerverzeichnis des
Liber valoris
,
[10]
wurde dann aber 1370/71 wohl wie die ihr anliegende Burg zerstort.
Schon kurz nach diesen Ereignissen soll ein Neubau erfolgt sein, der bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts bestand. 1707 wurde ein dritter Kirchbau begonnen, der 1710 eingeweiht werden konnte. Zum Bau der neuen Kirche, die wiederum dem heiligen Markus und der heiligen Agnes geweiht war, konnte von der Bausubstanz der Vorgangerin lediglich der Unterbau (moglicherweise der ursprungliche Burgfried) des Turmes einbezogen werden. Zudem wurden auch die
Glocken
der alten Kirche ubernommen.
Die in der Mitte des Dorfes gelegene Pfarrkirche entstand als ein flacher
Saalbau
. In das in einer halbrunden
Apsis
im Osten endende Bauwerk war der westliche Turm mit einbezogen worden. Die Seiten des
tonnengewolbten
Kirchenschiffes
erhielten je vier Rundbogenfenster, die die Wappen des Kurfursten
Joseph Clemens
und mehrere der von Weichs sowie anderer adliger Stifter wie die der
von Hompesch
zu Bolheim zeigten. Der uber dem
Satteldach
der Kirche aufstrebende vierseitige Turm erhielt einen schlanken achtseitigen
Helm
. Die inmitten des Kirchhofs gelegene schlicht verputzte Kirche hatte an der Sudseite ein
barockes
kleines Eingangsportal.
Der Glockenturm tragt das nach den Pfarrpatronen benannte Gelaut. Die Markusglocke von 1556 und die Agnesglocke von 1649 haben folgende Inschriften:
- S. MARKUS HEISCHEN ICH, ZO DENSTE GOTS ROIFEN ICH, DU SONDER BEKER DICH, SO GEIET DEIR GOT SEIN EWIGE RICH… DERICH VAN COELLEN GOIS MICH A. 1556
.
- S. AGNES HEISCHEN ICH, DIE TOTTEN BELUDEN ICH, ZUM DIENST GOTTES DEI LEBENDIGEN RUFFEN ICH, O SUNDER BEKIR DICH, SO GIBT DIR GOTT DAS EWIG REICH…FERDINAND VON WEIX, HERR ZU ROESBERG, BENEDICTUS ESCH, PASTOR, DIONYSIOS FLORKIN, SCHULTES, 1649
.
Eine dritte Glocke aus dem Jahr 1804 wurde 1809 umgegossen.
[3]
Im
Zweiten Weltkrieg
wurde das Schloss in der Nacht zum 27. Februar 1941 durch englische Phosphorbomben bis auf die Außenmauern zerstort. Das Mobiliar und viele Kunstschatze gingen verloren. Das Schloss konnte aber wieder aufgebaut werden.
Als Erbe des Freiherrn von und zu Weichs verkaufte Prinz zu
Sayn-Wittgenstein
in den 1990er Jahren den Baukomplex, und es entstanden nach einer umfassenden Restaurierung und Umbau der Wirtschaftsgebaude private Eigentumswohnungen.
In Rosberg gibt es leider keine Geschafte mehr. Auch das Restaurant Markusstube schloss seine Pforten.
Im alten Trimbornhof wurde ein Kinderbuchantiquariat mit angeschlossenem Cafe eingerichtet, das auch von außerhalb Rosbergs Kundschaft anzieht.
Rosberg hat (wie viele andere Ortsteile in Bornheim) einige Vereine.
- TTC Rosberg 1968 e. V.
- Damenkomitee Leckere Maus’chen Rosberg
- MGV Concordia Rosberg
Rosberg ist uber eine Buslinie der
RVK
mit den Nachbarorten verbunden. Die nachsten
Autobahnanschlussstellen
befinden sich in
Wesseling
und Bornheim (beide
A 555
), sowie in
Swisttal
-
Heimerzheim
(
A 61
). Die
Stadtbahnlinie
18 auf der Strecke der
Vorgebirgsbahn
ist in Merten in etwa 2 km Entfernung zu erreichen, die
Regionalbahn
in
Sechtem
.
- Maximilian von Weichs
(1881?1954), Generalfeldmarschall des Heeres der Wehrmacht
- Gunter Lamprecht
(1930?2022), Schauspieler, wohnte in der restaurierten Burg Rosberg
- Claudia Amm
(* 1948), Schauspielerin, wohnt in der restaurierten Burg Rosberg
- ↑
Einwohner in den einzelnen Ortschaften.
Abgerufen am 25. Marz 2020
(Einwohnerzahlen: Stand 2. August 2019).
- ↑
Paul Clemen:
Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn
. S. 329, unter Verweis auf: Maassen i. d. Ann. H. V. N. XXXVII. S. 25.
- ↑
a
b
c
d
Paul Clemen:
Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz
. In:
Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn
.
Band
5
. Verlag Schwann, Dusseldorf 1981,
ISBN 3-590-32113-X
,
S.
329
ff
. (Erstausgabe: 1905, Nachdruck).
- ↑
Friedrich Wilhelm Oediger:
Die Regesten der Erzbischofe von Koln im Mittelalter.
Erster Band. Dusseldorf 1978, Nr. 970.
- ↑
Maaßen, dem sich Clemen angeschlossen hat, vermutet als erste Besitzer eine Familie von Rodesberg. Durch Heirat mit einer Tochter von Rodesberg konnte der Besitz an die Grafen von Neuenahr gekommen sein.
- ↑
Ute Bader:
Geschichte der Grafen von Are bis zur Hochstadenschen Schenkung 1246.
Bonn 1979. S. 256.
- ↑
Paul Clemen. In:
Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn.
S. 331, unter Verweis auf: Ennen in: i. d. Ann. H. V. N. XXIII. S. 54, und Lacomblet, UB, III. Nr. 989.
- ↑
Dietrich Horold:
Die Urkunden des Archivs von Burg Rosberg.
Inventare nichtstaatlicher Archive 26. Koln 1981. Einleitung Seite 3 unter Berufung auf Chr. Maaßen:
Geschichte der Pfarreien des Dekanates Hersel.
1885.
- ↑
Paul Clemen. In:
Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn
, S. 331, vergl. Urkunden 1669 bei Maassen:
Geschichte der Pfarreien des Dekanates Hersel
. S. 202, Anm. 6
- ↑
Paul Clemen. In:
Die Kunstdenkmaler der Stadt und des Kreises Bonn.
S. 329, unter Verweis auf: ?Binterim u. Moorem“, E. K. I, S. 386.