Ein
Quiz
[kv?s]
(englisch
[k?w??z]
) ist ein
Fragespiel
oder
Ratespiel
, in dessen Verlauf
Denksportaufgaben
und Wissensfragen moglichst richtig beantwortet werden mussen. Besonders in
Horfunk
und
Fernsehen
erfreuen sich
Quizsendungen
großer Beliebtheit. Eine spezielle Form ist das
Pubquiz
, bei dem die Gaste einer Gaststatte in Tischmannschaften gegeneinander antreten. Daruber hinaus werden auch Quizturniere mit wettkampfmaßigem Anspruch bis hin zu Weltmeisterschaften organisiert.
Zu der Entstehung des Wortes gibt es eine seit 1836 kolportierte
Anekdote
, deren Wahrheitsgehalt jedoch sehr umstritten ist, da es fur das Wort laut
Oxford English Dictionary
bereits fruhere Belege gibt. Ein Indiz fur die Zweifel an der Echtheit der Anekdote ist auch, dass die verschiedenen Quellen unterschiedliche Vornamen des vorgeblichen Urhebers benutzen: John, Richard, James.
Der
irische
Theaterdirektor
Richard Daly
(1758?1813) habe demnach 1791 eine
Wette
abgeschlossen, dass es ihm innerhalb eines Tages gelingen wurde, ein neues Wort in die
englische Sprache
einzufuhren. Daraufhin begann er, uberall in
Dublin
auf Wande das Wort ?Quiz“ zu schreiben bzw. schreiben zu lassen. Es konnte keiner etwas damit anfangen, aber alle sprachen uber das Wort. Die Sache war eben ein Quiz, ein
Ratsel
, und so ist es dann auch in den allgemeinen Sprachgebrauch ubergegangen. Die Wette hatte Daly damit naturlich gewonnen.
Eine andere Theorie besagt, dass das Wort ?Quiz“ vom englischen Wort
question
(deutsch ?Frage“) kommt. Abgekurzt wurde question mit ?ques“, und spater wurde daraus ?quis“ und letztendlich ?quiz“.
Nach einer dritten
Etymologie
ging dem englischen Verb
to quiz
(befragen) die Schreibweise
quies
voraus, die wahrscheinlich aus dem lateinischen
Qui es?
?Wer bist du?“ entlehnt ist.
Der Plural im Deutschen lautet
die Quiz
oder
die Quizze
. Wahrend der
Duden
Quiz
als standardsprachlichen Plural und
Quizze
nur als umgangssprachlich wertet
[1]
, behandelt das
Digitale Worterbuch der deutschen Sprache
beide Pluralformen als gleichberechtigt.
[2]
Wahrend beim Gewinnquiz in den Medien oder Gesellschaftsspielen praktisch immer ein Glucksanteil eingebaut ist, etwa mit speziellen Feldern, die Zusatzgewinne ermoglichen, Setzfragen, Jokern und Multiple-Response, gab es schon immer Versuche, Quiz nach dem reinen Leistungsprinzip zu spielen. Nach der Jahrtausendwende hat sich in einigen Landern eine wettkampfmaßige Quizszene mit Meisterschaften und Ranglisten herausgebildet. Im Gegensatz zu Fernsehquizzen oder Gesellschaftsspielen werden Wettkampfquizze ublicherweise mittels eines schriftlichen Fragebogens ohne vorgegebene Antwortmoglichkeiten gespielt, der in einer vorgegebenen Zeit ausgefullt werden muss.
Abzugrenzen ist das wettkampfmaßige Quizzen vom
Gedachtnissport
: Im Gedachtnissport werden die Informationen, die im Wettkampf abgerufen werden mussen, dem Teilnehmer vorher vorgegeben, wahrend ein Quizzer vorher nicht weiß, welche Fragen er im Wettbewerb beantworten muss.
[3]
Im angelsachsischen Raum entstand in den 1950er Jahren das Radioquiz
Brain of Britain
, 1970 das Fernsehquiz
Mastermind
fur Einzelspieler. Daneben spielt bei Universitatsquizzen seit den 1950er-Jahren das ?Bowl“-Format fur Vierermannschaften eine große Rolle, bei dem man sich in sehr lange und schwere Fragen mit Buzzer einklicken kann. Dies wird in den USA nicht mehr von großen Sendern ubertragen, der einstige Verband ?College Bowl“ konnte nicht gegen die neuen maßgeblichen akademischen Verbande der National Academic Quiz Tournament (NAQT) und der Academic Competition Federation (ACF) bestehen und gab 2008 auf. Es gibt aber trotz solcher Umbruche eine große Tradition.
In Großbritannien gibt es die in den 1960er Jahren nach US-Vorbild entstandene
University Challenge
, die auch als Bowl ausgespielt wird und, was fur das Wettkampfquizzen recht selten ist, von der
BBC
im Fernsehen ubertragen wird.
In einigen europaischen Landern gibt es außerhalb der Universitaten Ligen, in denen Mannschaften ohne Buzzer, also
nicht
im Bowlformat, gegeneinander spielen. So etwas gibt es nur in geographisch begrenzten Gebieten wie Belgien. Schon in England gibt es keine gesamtenglische Liga, sondern lokale Ligen, von denen die 1990 entstandene ?Quiz League of London“
[4]
die mit Abstand angesehenste ist. Seitdem die Coronapandemie Quizveranstaltungen in Prasenz erschwert, gibt es in einigen Landern, darunter auch in Deutschland, Online-Ligen,
[5]
[6]
[7]
die von den nationalen Quizverbanden organisiert werden.
Die einfache Idee, nationale Meisterschaften im Einzel zu organisieren, kam vergleichsweise spat auf, namlich erst in den 1990er Jahren in Großbritannien (damals BQA, heute BQC, British Quizzing Championship). Solche Meisterschaften entstanden nach diesem Vorbild auch in Skandinavien, in Danemark oder Norwegen
[8]
und Belgien. In Indien gibt es mit dem ?Mahaquizzer“ eine einer Meisterschaft ahnliche Veranstaltung.
[9]
2011 wurde erstmals eine Nordamerikameisterschaft mit Topstars wie
Ken Jennings
ausgespielt.
[10]
Seit Anfang der 2000er Jahre werden von der im Vereinigten Konigreich ansassigen International Quizzing Association (IQA) auch internationale Quizturniere ausgerichtet. Die IQA ist kein Verband, sondern ein gewinnorientiertes Unternehmen.
[11]
Jahrlich im Juni organisiert die IQA eine Quizweltmeisterschaft (
World Quizzing Championships
), bei der am selben Tag ein einheitliches Fragenset, das jedoch ublicherweise in die jeweilige Landessprache ubersetzt wird, dezentral an vielen Orten der Welt gespielt wird.
[12]
Das zweite jahrliche Major-Turnier ist die nur auf Englisch an einem zentralen Ort gespielte Internationale Quizmeisterschaft (
International Quizzing Championships
). Es gibt, anders als bei der WM, auch Teamwettbewerbe fur Paare und Viererteams (z. B. Nationalmannschaften), aber nie mit mehr als vier Spielern. Die Internationale Quizmeisterschaft ging aus der seit 2004 gespielten Quizeuropameisterschaft (
European Quizzing Championships
) hervor. Um die Veranstaltung auch fur Spieler anderer Kontinente zu offnen, wurde sie 2022 als
Ultimate Quizzing Championships
und 2023 erstmals unter dem heutigen Namen ausgetragen.
[13]
Der Schwerpunkt des Wettkampfquizzens liegt seit einigen Jahren in Nord-, West- und Mitteleuropa, v. a. in Deutschland, Großbritannien und Belgien, mit Abstrichen auch im Ostseeraum (Skandinavien, Baltikum
[14]
). Außerhalb Europas ist es im englischsprachigen Raum/
Commonwealth
verbreitet.
Weitere Veranstaltungen sind die von der Quizzing.co.uk organisierte National Quiz Super League, in Litauen gibt es den Protmu?is-Wettbewerb, in Kanada den
Reach for the Top
.
Seit 2011 gibt es fur Spieler, die Quiz als Sport spielen, den
Deutschen Quiz-Verein e. V.
[15]
Der Deutsche Quiz-Verein richtet u. a. jahrlich die offizielle Quiz-WM in Deutschland aus sowie eine deutsche Meisterschaft. Regelmaßige Quiz auf Leistungsniveau sind daruber hinaus der monatliche
Deutschland-Cup
, die jahrlichen
Regionalmeisterschaften
und die seit der
Corona-Pandemie
eingefuhrte
DQV-Online-Liga
. Mit uber 1000 Mitgliedern ist der Deutsche Quizverein inzwischen die großte nationale Quiz-Organisation weltweit.
2016 wurde der Osterreichische Quizverband gegrundet
[16]
und 2018 der
Schweizerische Quiz-Verband
.
[17]
Viele Gesellschaftsspiele sind als Quiz geplant. Das Quiz als
Brettspiel
wurde erst ab Mitte der 1980er Jahre popular, als
Trivial Pursuit
auf Deutsch auf den Markt kam. In seinem Sog kamen dann zahlreiche Ableger, deren Spielprinzip sich in etwa glich (meist ein Rundkurs mit zu erfullenden Aufgaben oder eine zu erklimmende Erfolgsleiter mit zunehmendem Frageschwierigkeitsgrad). Darunter bekannt waren
Das große Wissensquiz
von
Noris
,
Wissens-Spektrum
von
ASS Altenburger
,
Spiel des Wissens
(
MB
), das Schatzspiel
Anno Domini
von Abacus, das
ran SAT.1 Fußball-Quiz Super Q
sowie Quizspiele fur Kinder und Erwachsene aus allen Bereichen des Lebens. Mit dem Erfolg der Quizsendungen im Fernsehen kam auch der Mitte der 1990er Jahre wieder etwas eingeschlafene Quizspielmarkt wieder in Bewegung. Zu vielen TV-Formaten wurden Brettspielversionen vertrieben, zum Teil mit elektronischer Medienunterstutzung (
DVD
). Im Zuge der
PISA
-Diskussion kommen nun wieder verstarkt Wissens- und Quizspiele fur Kinder und Jugendliche auf den Markt, wie beispielsweise
Das Quiz des 20. Jahrhunderts
vom
Harenberg Verlag
. Ein weiteres Beispiel ist das detaillierte und umfangreich ausgestattete Spiel
Bezzerwizzer
von
Mattel
mit 5000 Fragen aus dem Jahr 2007.
Der Spielreiz bei Quizspielen am Tisch steht und fallt mit der Anzahl der Fragen. Eine Mindestanzahl von 1.500 bis 2.000 verschiedenen Fragekartchen ist Voraussetzung, um auf die Dauer keine
Langeweile
aufkommen zu lassen. Eine ausgewogene Spielrunde mit in etwa gleichem Wissensstand tragt ebenfalls zum Gelingen einer hauslichen Quizspielrunde bei.
Viele Ratespiele lassen sich auch ohne eine Vorlage und ohne Zubehor aus dem Spielfachhandel spielen. Dazu zahlen
Ich sehe was, was du nicht siehst
,
Galgenmannchen
oder
Personenraten
. Oft genugen Zettel und Stift (Beispiel: Galgenmannchen), manchmal ist gar kein Zubehor erforderlich, wie bei
Ich sehe was, was du nicht siehst
.
Bekannte Computerspiele sind z. B.
You Don’t Know Jack
und
Buzz!
. Weiter gibt es Umsetzungen von Brettspielen wie
Trivial Pursuit
und von Quizsendungen wie
Wer wird Millionar?
. Auch in den 1980er Jahren gab es derartige Computerspiele, allerdings meist in englischer Sprache.
Im Zuge des Aufkommens
interaktiver Webseiten
entstanden auch Online-Quizspiele, die zu meist kostenlos gespielt werden konnen. Einige dieser Spiele bieten auch die Moglichkeit, virtuell gegen Freunde und andere Spieler anzutreten.
Mit wachsender Popularitat der Smartphones entstanden auch Quiz-Applikationen. Eine der ersten bedeutenden war
Spiel der Weisen
, das von dem
Trivial-Pursuit
-Autoren Willi Andresen geschrieben wurde. Einer der ?Wer wird Millionar?“-Fragenautoren Christian Matzerath brachte mit EQ ? The Evil Quiz den
?bosen Bruder von WWM?“
in den Appstore und auch die Originalshow
Wer wird Millionar?
hat ihre eigene
App
. Die weltweit popularsten Apps sind derzeit
Trivia Crack
und
Quizup
, im deutschsprachigen Raum ist es die App
Quizduell
. Auch diverse Buch- und Spieleverlage wie Ravensburger (Think Quiz) oder moses.verlag (Pocket-Quiz-Reihe, Kneipenquiz) bieten entsprechende Quiz-Apps an. Den großten Fragenkatalog hat derzeit die ?App Triviado Quiz“ mit mehr als 150.000 Fragen. Stand 2020 stehen in den Appstores Hunderte Quiz-Apps zum Download bereit. Seit 2017 gewinnen auch Apps zunehmend an Popularitat, in denen zu bestimmten Uhrzeiten live gequizzt werden kann. Dies ist eine beginnende Verschmelzung von App und TV, Vertreter hiervon sind z. B.
HQTrivia
,
Quipp
und
10 Runden 10 Sekunden
.
[18]
Beliebt sind in vielen Landern
Quizfernsehshows
, die von einem
Quizmaster
moderiert werden. Beantwortet der Kandidat die vom Quizmaster gestellten Fragen richtig, kann er Sach- oder Geldpreise gewinnen. Die erfolgreichste Quizsendung im deutschen Fernsehen ist
Wer wird Millionar?
.
[19]
Weitere Quizshows sind:
Siehe auch:
Radioshow
Lernkontrollen
sind didaktisch unverzichtbare Maßnahmen, um den Erfolg von Lernprozessen fur Schuler und Lehrer moglichst objektiv erkennbar zu machen. Sie sind jedoch bei Schulern oft nicht sehr beliebt, weil sie
Stress
bedeuten und die Moglichkeit des Scheiterns bzw. der Offenlegung einer schwachen Leistung beinhalten. Wiederholte Misserfolge fuhren dabei oft zu Lernverdruss und
Prufungsangsten
.
[20]
Dies lasst sich methodisch vermeiden, indem das Prufen zu einem Selbstprufen gestaltet und die Neugier auf den Wissenszuwachs geweckt wird.
Unter dieser Maßgabe erfullt das Quiz als Prufmethode seit langem vor allem in der
Vorschulpadagogik
, in der
Grundschulausbildung
und in der
Verkehrserziehung
eine wichtige Funktion.
[21]
So werden die Wissensgrundlagen beim
Fußgangerdiplom
und der
Radfahrprufung
in Quizform abgefragt. Das Quiz macht die Lernkontrolle dabei zu einem
Spiel
, das den Ernstcharakter der Prufungssituation mildert. Die Lehrkraft gewinnt mit ihr fast unmerklich und fur die Kinder durchaus lustvoll die gewunschten Erkenntnisse uber die Lernfortschritte.
Auch bei digitalen Lernmethoden/Programmen, dem E-Learning, gibt es inzwischen eine Vielzahl an Quiz-Varianten und Anbieter in vielen Landern der Welt.
- Ralf Schwarzer:
Stress, Angst und Handlungsregulation.
4., uberarb. Auflage. Kohlhammer, Stuttgart 2000,
ISBN 3-17-015992-5
.
- Siegbert A. Warwitz:
Lernziele und Lernkontrollen.
In: Ders.:
Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen-Spielen-Denken-Handeln.
6. Auflage. Schneider-Verlag, Baltmannsweiler 2009,
ISBN 978-3-8340-0563-2
, S. 23?28.
- ↑
Quiz.
In:
duden.de.
Abgerufen am 23. Mai 2024
.
- ↑
Quiz.
In:
Digitales Worterbuch der deutschen Sprache
.
Abgerufen am 23. Mai 2024
- ↑
Sebastian Jacoby
:
So werden Sie zum Quizgott. Sebastian Jacoby zeigt wie’s geht!
Plaza, Konigswinter 2020, S. 77.
- ↑
QLL Homepage
- ↑
Quiz Nations | Local Quizzes. Run Globally.
Abgerufen am 15. Juli 2021
(britisches Englisch).
- ↑
Deutscher Quiz-Verein e.V:
DQV Online-Liga | Deutscher Quiz-Verein e. V.
Abgerufen am 15. Juli 2021
.
- ↑
Join the DQV Online-Liga Discord Server!
Abgerufen am 15. Juli 2021
.
- ↑
Norwegische Meisterschaft, es gibt daneben noch eine auf Englisch gespielte Norway Open
- ↑
Mahaquizzer-Seite
- ↑
Trivia Championship of North America in Planning Stages for June 2011.
(
Memento
vom 8. Februar 2012 im Webarchiv
archive.today
) Planung der Amerikameisterschaft
- ↑
Sebastian Jacoby
:
So werden Sie zum Quizgott. Sebastian Jacoby zeigt wie’s geht!
Plaza, Konigswinter 2020, S. 26.
- ↑
Sebastian Jacoby
:
So werden Sie zum Quizgott. Sebastian Jacoby zeigt wie’s geht!
Plaza, Konigswinter 2020, S. 27f.
- ↑
About the event.
International Quizzing Association,
abgerufen am 19. Mai 2024
(englisch).
- ↑
Resultate der Nordic Open des Ostseeraums
- ↑
www.quizverein.de
- ↑
Osterreich: Land der Quizzer, zukunftsreich
- ↑
Der Quiz-Verband ist gegrundet
- ↑
https://www.androidcentral.com/best-live-trivia-quiz-games-apps-android
- ↑
RTL.de
- ↑
Schwarzer Ralf:
Stress, Angst und Handlungsregulation.
Kohlhammer, Stuttgart 2000.
- ↑
Siegbert A. Warwitz:
Lernziele und Lernkontrollen.
In: Ders.:
Verkehrserziehung vom Kinde aus. Wahrnehmen-Spielen-Denken-Handeln.
6. Auflage. Schneider-Verlag, Baltmannsweiler 2009, S. 23?28.