Der
Quirinalspalast
(
italienisch
Palazzo del Quirinale
) ist ein ab 1583 errichteter
Palast
auf dem
Quirinal
in
Rom
. Er ist Dienstsitz des
Prasidenten der Italienischen Republik
.
Das an der
Piazza del Quirinale
gelegene Gebaude wurde erstmals von
Papst
Gregor XIII.
als Sommerresidenz bezogen. Ferner diente es zeitweise als Ausrichtungsort fur papstliche
Konklaven
und auch als Verwaltungsgebaude des ehemaligen
Kirchenstaates
. Im Jahr 1871 wurde Rom zur Hauptstadt des
Konigreiches Italien
erklart und der Palast beschlagnahmt. Eine Entschadigung erfolgte erst im Rahmen der 1929 geschlossenen
Lateranvertrage
. Das Gebaude blieb bis 1946 Sitz der Konige von Italien. Nach Abschaffung der
Monarchie
ubernahm es die Republik als Dienstsitz des Staatsprasidenten.
Das Hauptgebaude umschließt einen großen rechteckigen
Innenhof
, auf dem Staatsgaste abseits der Offentlichkeit mit
militarischen Ehren
empfangen werden konnen. Ganz im Nordwesten befindet sich der alteste Gebaudeteil mit einem markanten Turm. Es handelt sich um die ursprungliche papstliche Villa, die von dem Architekten
Ottaviano Mascarino
entworfen und zwischen 1583 und 1585 einschließlich einer viel bewunderten
elliptischen
Wendeltreppe
auf dem ehemaligen Anwesen des Kardinals
Oliviero Carafa
errichtet wurde. Im
Piano nobile
empfangt der Staatsprasident in der
Sala del Bronzino
auslandische Staats- und Regierungschefs und deren Delegationen; seine Amtsraume liegen ganz im Westen dieses alten Gebaudeteils.
[1]
Sixtus V.
beauftragte 1587
Domenico Fontana
mit dem Ausbau der Villa zu einer Sommerresidenz, in der auch Platz fur den
Hofstaat
sein sollte. Unter Fontana entstand im Suden der lange
Gebaudeflugel
mit dem Haupteingang und der dem Altbau gegenuberliegende kurze Flugel. Der Innenhof blieb zu den Garten hin offen, bis
Paul V.
Anfang des 17. Jahrhunderts von dem Architekten Flaminio Ponzio den zweiten langen Flugel errichten ließ und das Hauptgebaude seine rechteckige Form mit dem Innenhof annahm. In diesem ostlichen Bereich schuf Ponzio die sogenannte Ehrentreppe und den
Konsistoriumssaal
, sein Nachfolger
Carlo Maderno
die
Sala Regia
und die
Cappella Paolina
. Letztere entspricht von den Ausmaßen her der
Sixtinischen Kapelle
im
Vatikan
. Die
Cappella Paolina
wird heute vorwiegend als Konzertsaal genutzt. Die
Sala Regia
, heute nach der
Leibgarde
des Staatsprasidenten
Salone dei Corazzieri
genannt, dient als Reprasentationssaal bei Staatsbesuchen sowie fur offizielle Veranstaltungen verschiedener Art, bei denen ein großerer Platzbedarf besteht. Im ehemaligen Konsistoriumssaal und heutigen Festsaal mit seinem rund 300 Quadratmeter großen Teppich finden nicht nur
Staatsbankette
statt, sondern beispielsweise auch die Vereidigung neuer Regierungen. In den vielen anderen reprasentativen Raumen des Gebaudes befinden sich zahllose Kunstwerke, unter anderem von
Carlo Maratta
,
Pietro da Cortona
,
Ferdinando Fuga
,
Giovanni Paolo Pannini
,
Agnolo Bronzino
,
Pier Francesco Mola
und
Guido Reni
. In Ponzios Treppenhaus ist das beruhmteste Fresko des Quirinalspalastes zu sehen, die
Himmelfahrt Christi
von
Melozzo da Forli
.
[2]
[3]
Vom Hauptgebaude aus erstreckt sich in nordostlicher Richtung an der
Via del Quirinale
der sogenannte ?lange Armel“
(manica lunga)
, ein von
Gian Lorenzo Bernini
geplanter und im Lauf der Zeit mehrmals ausgebauter Gebaudetrakt. Hier befinden sich unter anderem die ?Kaiserlichen Appartements“
(appartamenti imperiali)
, in denen 1888 und 1893 der deutsche Kaiser
Wilhelm II.
auf seinen Staatsbesuchen in Rom weilte. Diese
Appartements
stehen auch heute noch Staatsgasten zur Verfugung. Daruber hinaus befindet sich in diesem
Gebaudetrakt
das als Generalsekretariat bezeichnete Prasidialamt, das den Staatsprasidenten unterstutzt. Den nordostlichen Abschluss des ?langen Armels“ bildet die von Ferdinando Fuga entworfene
Palazzina del Segretario della Cifra
, die ehemalige papstliche
Chiffrierstelle
, in der sich heute die Wohnung und das Buro des Staatsprasidenten befinden. In diesem auch als
Palazzina del Fuga
bezeichneten Gebaude wickelt der Staatsprasident einen großen Teil seiner Amtsgeschafte ab und empfangt Gaste aus dem In- und Ausland.
[4]
Das Hauptgebaude, der ?lange Armel“ und der im Nordwesten an der
Via delle Scuderie
gelegene neuere
Marstall
mit seinem
Kutschenmuseum
umschließen die vier Hektar
[5]
großen Gartenanlagen aus dem 18. Jahrhundert, in denen unter anderem das von Fuga gestaltete
Coffee House
liegt. Unter dem Garten wurden die Reste des antiken
Quirinustempels
ausgegraben.
Auf dem Turm des Altbaus wehen die
Flagge Italiens
sowie in der Regel die
Europaflagge
und die
Standarte
des Staatsprasidenten. Letztere wird eingeholt, wenn sich der Prasident nicht in Rom aufhalt. Im Turm selbst ist ein Esszimmer, das einen weiten Blick uber die Dacher der Stadt erlaubt. Wenige Meter nordlich des Turms und des Altbaus liegt ein
Hubschrauberlandeplatz
.
Vor dem Quirinalspalast befindet sich auf der
Piazza del Quirinale
der
Dioskurenbrunnen
mit dem Obelisk
Quirinale
. Gegenuber liegen der
Palazzo della Consulta
, Sitz des
italienischen Verfassungsgerichts
, und der
Palazzo delle Scuderie al Quirinale
, ein alterer Marstall, der heute als Kunst- und Ausstellungshalle dient (
Scuderie del Quirinale
). An der
Via del Quirinale
befindet sich gegenuber dem ?langen Armel“ die Kirche
Sant’Andrea al Quirinale
, die den
Savoyern
bis 1946 als
Hofkirche
diente, und der
Palazzo Sant’Andrea
, ehemals Sitz des
Ministeriums des koniglichen Hauses
und heute Archiv des Prasidialamtes.
Statistisch gesehen ist der Quirinalspalast als zusammenhangender
Gebaudekomplex
mit insgesamt rund 1.200 Raumen auf knapp 111.000 Quadratmetern einer der großten Amtssitze eines Staatsoberhaupts weltweit. Dabei gilt es zu berucksichtigen, dass dem Staatsprasidenten in der
Palazzina del Fuga
nur eine relativ kleine Privatwohnung zur Verfugung steht, dass sich in der
Palazzina
und in einem Teil des ?langen Armels“ das Prasidialamt konzentriert und dass das Hauptgebaude nur bei besonderem Bedarf genutzt wird. Prasident
Sergio Mattarella
ordnete im Februar 2015 die weitere Offnung des Quirinalspalastes fur Besucher an. Es werden Fuhrungen durch das Hauptgebaude, die Garten und das Kutschenmuseum angeboten.
[6]
[7]
Neben dem Quirinalspalast stehen dem Staatsprasidenten ein Landgut in
Castelporziano
bei Rom sowie die
Villa Rosebery
am
Golf von Neapel
zur Verfugung.
Fur den Schutz des Staatsprasidenten und seiner Residenzen ist das
Corazzieri
-Regiment der
Carabinieri
verantwortlich.
Metonymisch
ist in italienischen Presseberichten oft nur von
il Quirinale
oder
il Colle
(beides Bezeichnungen fur den Hugel) die Rede, wenn das Amt des Staatsprasidenten gemeint ist.
- ↑
Geschichte des Quirinalspalastes auf palazzo.quirinale.it
- ↑
Auch ?Erloser mit Engeln“, ?Triumphierender Christus“ oder ?Segnung Christi“ genannt.
Details auf palazzo.quirinale.it
- ↑
National Geographic Channel
:
Dentro il Quirinale, diario fotografico
vom 2. Januar 2011
- ↑
Caro Montanelli, il Quirinale e gia un museo
.
Indro Montanelli
vs. Gaetano Gifuni am 23. Juni 1999 im
Corriere della Sera
(Archiv)
- ↑
Beschreibung der Gartenanlagen auf palazzo.quirinale.it
- ↑
Mattarella offnet seinen Palast dem Volk.
In:
Neue Zurcher Zeitung
.
25. Februar 2015.
- ↑
Details zur notwendigen Voranmeldung auf
palazzo.quirinale.it
(deutsch) sowie am Infopoint, Salita di Montecavallo 15A (am Quirinalsplatz).
41.900238888889
12.487061111111
Koordinaten:
41° 54′ 0,9″
N
,
12° 29′ 13,4″
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