Das
Quartier du Faubourg-du-Roule
ist das 30. der 80
Quartiers
(Stadtviertel) von Paris im
8. Arrondissement
.
Die Stadtviertel
im 8. Arrondissement
Der Verwaltungsbezirk im 8. Arrondissement von Paris wird von folgenden Straßen begrenzt:
Das Viertel entspricht nahezu dem ehemaligen Dorf Le Roule um die
Eglise Saint-Philippe-du-Roule
.
[1]
Das Quartier du Faubourg-du-Roule entspricht etwa der ehemaligen Gemeinde, die aus drei Teilen zusammengesetzt war: Le Bas-Roule (um die Eglise Saint-Philippe-du-Roule), Le Haut-Roule (um den heutigen Place des Ternes) und die
Ville l’Eveque
, die 1639 hinzukam.
[1]
Im Nordwesten liegt die Grenze auf dem Boulevard de Courcelle, der auf dem Fundament der
Mauer der Generalpachter
entstanden ist.
Im Osten wird das Viertel durch die Lage der alten
Porte du Roule
[2]
begrenzt, die es ab 1631 ermoglichte, Paris nach Uberquerung des
Grand Egout
[3]
(oder Pont du Roule, die sich ungefahr an der Kreuzung der
Rue du Colisee
befand) zu verlassen. Der Teil der heutigen
Rue du Faubourg Saint-Honore
, der zum Quartier du Faubourg-du-Roule gehorte, wurde damit zur
Chaussee du Roule
.
Die
etymologische
Herkunft dieses Namens steht nicht eindeutig fest: Es existieren die Formen
Rollum
oder
Rotulum
, ab Anfang dem 13. Jahrhundert taucht dann die franzosische Form ?Roole“ auf. Der Name leitet sich sehr wahrscheinlich von den
Rouliers
(
deutsch
die Rollenden
) ab, denen er wegen der Lage an der großen westlichen Durchgangsstraße entsprechen wurde, die von der
Brucke (oder Furt) von Neuilly
zum
Friedhof der Unschuldigen
(Halles de Paris) fuhrte.
Rouliers
waren ≪Kommissionare, die damit beauftragt waren, alle Arten von Kisten, Koffern und Warenbundeln durch alle Stadte des Konigreichs und des Auslands zu einem mit den Auftraggebern vereinbarten Preis zu erhalten und damit fur den Weitertransport verantwortlich zu sein≫.
Schon zu Zeiten der Romer war hier im Westen die große Einfallstraße nach
Lutetia
. Es war ?der“
Decumanus
auf der Achse Sens-Rouen. Dabei lag sie auf der gegenwartigen Trasse der
Rue du Faubourg Saint-Antoine
weiter zur Faubourg Saint-Honore. Sie folgte der aktuellen Route der Rue du Faubourg-Saint Antoine zum Faubourg Saint-Honore und nahm dann den weniger steilen Hang zwischen der Butte de l'Etoile (bekannt als Montagne du Roule, damals hoher als heute) und den Hohen von Monceaux bis zur Furt von Neuilly.
Das Viertel entwickelte sich aus der
Sektion
, die zwischen 1790 und 1792 wahrend der
franzosischen Revolution
als
Section du Roule
bestand. Durch das
Arrete prefectoral
[A 1]
vom 1. Mai 1811 bekam die Section du Roule, die im
ehemaligen 1. Arrondissement
lag, den Namen
Quartier du Roule
. Im Rahmen der Neuordnung der Pariser Stadtviertel vom 16. Juni 1859 wurde aus dem
Quartier du Roule
das
Quartier du Faubourg-du-Roule
.
Plan um 1550 (Plan Truschet)
Zum Ersten Mal wurde das Dorf Le Roule in einem Dokument aus dem 13. Jahrhundert erwahnt.
[4]
Es war damals ein Weiler bei
Villiers-la-Garenne
, einem ehemaligen Dorf bei Paris, das zur
Seigneurie
Clichy
gehorte. Es lag außerhalb der Mauern nahe der
Zollstation
Saint-Honore. Es lag damit an einem Nebenarm der Seine, der zu einem
Abwasserkanal
(
franzosisch
Egout
) wurde.
Um 1200 kaufte hier die
Corporation des Monnayeurs de Monnaie de Paris
ein Haus, das zum Wohnen und zur Pflege ihrer mit
Lepra
infizierten Mitglieder diente.
[A 2]
Im April 1217 gab
Pierre II. de la Chapelle
,
Bischof von Paris
, die Erlaubnis, eine
Kapelle
zu bauen. Die erste Kapelle ist eine kleine
einschiffige
Dorfkirche, verlangert durch einen
Chor
, der von funf Fenstern erhellt wird, die ihrerseits durch
Strebewerke
getrennt sind. Die Verwaltung des Hauses ist in einer Ubereinkunft vom 12. Marz 1342 geregelt. Mitte des 17. Jahrhunderts, als die Lepra in Frankreich fast verschwunden war, wurde das Gebaude von den
Monnayeurs
an ihre hoheren Beamten (
Officiers
genannt) als Landhaus vermietet. Es wurde nach den Heiligen der
Corporation
,
Jakobus
und
Philippus
, benannt.
[5]
Im
Mittelalter
fuhrte die zentrale Straße, die von der Kirche Saint-Honore (einem heute nicht mehr existierenden Gebaude, das sich zwischen der Rue Croix-des-Petits-Champs und der Rue des Bons-Enfants befand) zur Pont du Roule (uber den Grand Egout), hieß bereits
Rue du Faubourg-Saint-Honore
. Dieser Weg wurde zum Chemin du Roule, der auf einer Urkunde von 1222 angegeben ist.
Von Paris ausgehend erhielt die Straße die Namen
Rue du Faubourg-du-Roule
,
Chaussee du Roule
(1635),
Rue du Bas-Roule
und
Rue du Haut-Roule
, schließlich
Rue Saint-Honore
,
Rue du Faubourg Saint-Honore
,
Avenue de Neuilly
und
Avenue des Ternes
.
Entlang dieser alten Straße entstand das Dorf
Roule
, das die Weiler
Bas-Roule
(ab der Rue Royale bis zur Rue Saint-Philippe), ein angebliches Sumpfgebiet, und Haut-Roule (von der Rue Saint-Philippe bis zum Place de l'Etoile) umfasste.
1552 erscheint Roule zum ersten Mal auf einem
Plan von Truschet und Hoyau
. Umgeben von einer Mauer sind nur einige Hauser und Muhlen, sowie die ehemalige Rue des Petits Champs zu sehen. Rechts neben dem
Porte Saint-Honore
und am
Grand Egout
gab es rechts einen Weg namens
Roule aux Porcherons
, der uber den Pferdemarkt mit seinem Galgen und dann durch ?Kleinpolen“ fuhrte. Er uberquerte dann die Chaussee d’Antin zur
Porte de Montmartre
und der Rue du Faubourg Montmartre.
In einer Akte, die die
Monnayeurs
als
Urbar
der
Abtei St-Victor
uber ihr Haus in Roule am 20. Dezember 1597 zustellten, beschreiben sie es ?im Zustand einer Ruine“.
[6]
Aber zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurden auf dem Hof großere Reparaturen durchgefuhrt und das Land fur weitere Nutzung vermessen.
[4]
Ville l’Eveque
war zunachst ein einfacher, landwirtschaftlicher Weiler des Pariser Bischofs. Im 13. Jahrhundert wurde daraus ein Dorf und damit zu einer Pfarrei, in dem eine Kirche (erneuert jeweils in 1492 und 1660) errichtet wurde, die der Heiligen Maria-Magdalena gewidmet wurde. Es lag in einem Bogen ausgehend von der Porte Sainte-Honore bis zu den Champs-Elysees und dem heutigen Boulevard des Capucines; der Teil zwischen dem Boulevard und dem Grand Egout war bis 1763 eine Moorlandschaft.
Mehrmals wurde daran erinnert, dass es verboten sei, außerhalb der Hauptstadt Wohnungen zu errichten: zum ersten Mal 1548 und in der Folge 1627, 1633 und 1642. 1639 erlaubte
Ludwig XIII.
zu bauen und sich dem Dorf Ville l’Eveque anzuschließen.
[7]
Als die Wehrmauern abgebaut wurden, wurden die Grundstucke durch Grenzsteine markiert, die jedoch nie respektiert wurden; man musste sie in den Jahren 1724, 1726, 1728 und 1765 immer wieder anpassen. Diese Betrugereien wurden erleichtert, als die Gutsbesitzer von
Ludwig XVI.
das Recht erhielten, die Grenzsteine durch Mauern zu ersetzen; dieser Bau wurde im Mai 1784 angefangen und 1787 vollendet.
Die erste Kirche
Saint-Philippe-du-Roule
Die Kapelle der Monnayeurs zerfiel, ihre Rekonstruktion wurde angedacht.
[6]
Es wurde geplant, ein kleines Gebaude mit einem einzigen Schiff zu bauen, das in einem Halbkreis endet, 9 Klafter 4 Fuß lang und 4 Klafter breit, aber das Projekt wurde nicht ausgefuhrt. 1636 und 1642 beschrankte man sich darauf, die alte Kapelle zu reparieren. 1657 befurworteten
Fremin de Cotte
, Architekt und Ingenieur des Konigs, und Jean Pasquinot, vereidigter Maurermeister, den Abriss und Wiederaufbau.
1673 wurden die
Leprastationen
unter die Verwaltung des
Ordre royal de Notre-Dame du Mont-Carmel et de Saint-Lazare de Jerusalem
und die ehemalige Station erhielt den Namen ≪Commanderie du Roule≫.
[6]
Aber 1693 gab ein neuer Arret
[A 1]
die fruheren Rechte an die Monnayeurs und den Erzbischof zuruck.
[6]
Ende des 17. Jahrhunderts war die Lepra langst uberwunden und eine neue Bevolkerung siedelte sich an (1670): Gartner, die fur die
Pepiniere royale du Roule
(
franzosisch
konigliche
Baumschule
von Roule
) arbeiteten.
[8]
In Roule gab es damals 75 Haushalte mit 180 Kinder. Die Kapelle der Kranken diente nur als Notkapelle, denn fur die Sakramente, die Amter und den Religionsunterricht ihrer Kinder mussen die Einwohner von Roule ins eine Meile entfernte Saint-Martin-de-Villiers (ca. 4 km) gehen.
[4]
1697 durften die Dorfbewohner die Kapelle als Pfarrkirche benutzen, und um 1700 fuhrte Nicolas de Lepine zahlreiche Reparaturen an der Kapelle durch.
[6]
Aber 1693 gab ein neuer Arret
[A 1]
die fruheren Rechte an die Monnayeurs und den Erzbischof zuruck.
[4]
1739 veranlasste der
Lieutenant general de Police
, Rene Herault, den Abriss der zur Ruine verfallenen Kirche.
[6]
Der
Konig
bot 1741 ein von der alten Baumschule abgetrenntes Grundstuck fur den Bau einer neuen Kirche an, aber der
Grand Egout
(
deutsch
Abwasserkanal
) entlang der heutigen Rue La Boetie ließ keine ausreichend soliden Fundamente zu,
[9]
weshalb das Projekt aufgegeben werden musste und stattdessen ein neuer
Friedhof
eingerichtet wurde.
Schließlich wurde beschlossen, sie nach den am 12. Oktober 1768 genehmigten Planen von
Chalgrin
zu bauen. Der Bau zog sich hin und wurde erst 1784 fertig. Es mussen noch die beiden Glockenturme gebaut werden, die die Apsis einrahmen sollten und die wohl nie das Licht der Welt erblicken werden. Das Presbyterium, das Vikariat und die Schule, die der Konig 1772 beantragte, werden erst spater gebaut.
[6]
Eglise Saint-Philippe-du-Roule um 1900
Die Entwicklung des Stadtviertels begann mit der Grundung der ersten koniglichen Baumschule, die sich zwischen der
Rue du Faubourg-du-Roule
, der Kanalisation, die der Trasse der heutigen Rue La Boetie entspricht, den Champs-Elysees und der Rue de Chaillot (jetzt Rue de Berri).
Am 30. Januar 1722 wurde Roule zum Pariser Vorort (
franzosisch
faubourg de Paris
).
[10]
1728 wurde am Eingang zum Dorf und vor der Kirche zur Markierung der Grenze eine Zollschranke (
franzosisch
barriere d’octroi
) eingerichtet. Die Grenzstation wurde ≪barriere du Roule≫ genannt und 1788 zum
Place des Ternes
als die
Mur des Fermiers generaux
gebaut wurde.
Die (Boden-)Spekulation, die Mitte des 18. Jahrhunderts das
Faubourg Saint-Honore
ergriff, erreichte auch das Faubourg du Roule. 1755 erwarb die
Comtesse de Langeac
das Gelande der ehemaligen koniglichen Baumschule, um darauf Wohnungen zu bauen. Die Monnayeurs verkauften ihr Haus und das Gelande. Die Entwicklung des Viertels beschleunigt sich so stark, dass 1785 fast alle heutigen Straßen entstanden.
[4]
- Sabine Drilhon-Codet, in: Beatrice de Andia (dir.) et Dominique Fernandes (dir.), Rue du Faubourg-Saint-Honore, Paris, Delegation a l'action artistique de la ville de Paris, 1994, 430 p.,
ISBN 2-905118-49-0
, chap. 154 (≪ Saint-Philippe-du-Roule ≫), p. 327-332
- ↑
a
b
Marquis de Rochegude,
Promenade dans toutes les Rues de Paris
(franzosisch)
- ↑
Eine der
Zollstationen
an der
Mauer der Generalpachter
.
- ↑
Grand Egout auf dem Plan Delagrive von 1740
- ↑
a
b
c
d
e
Sabine Drilhon-Codet, s.
Literatur
, S. 327
- ↑
M. Dumolin,
La maladrerie et le fief du Roule
, Bulletin de la Societe historique de Paris et de l'Ile-de-France, 1930, S. 49
- ↑
a
b
c
d
e
f
g
Im franzosischen Original wird hier als Quelle
Arch. nat.
mit Suchnummern angegeben; eine Prufung der Quelle ist jedoch nicht moglich.
- ↑
Henri Sauval
,
Histoire et recherche des antiquites de la ville de Paris
, Paris, 1733, S. 335
- ↑
Martin Lister, John Evelyn,
Voyage de Lister a Paris en 1698
, Paris, Societe des Bibliophiles, 1873, S. 192-194 (
im Original
)
- ↑
Babeau,
La reconstruction de l'eglise Saint-Philippe-du-Roule
, Bulletin de la Societe historique des VIIIe et XVIIe arrondissements, 1904, S. 73
- ↑
Michel Felibien
,
Histoire de la ville de Paris, depuis son commencement connu jusqu'a present
, t. 2, Paris, Guillaume Desprez, 1725, 5 vol. in-fol. fig. et pl., p. 504
- ↑
a
b
c
Ein
Arrete
ist die Anordnung einer franzosischen Verwaltungsbehorde,
www.vie-publique.fr
.
- ↑
Damals diagnostizierte man alle Hautkrankheiten als Lepra.