Pyramiden von Gizeh

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Memphis und seine Totenstadt ? die Pyramidenfelder von Gizeh bis Dahschur
UNESCO-Welterbe UNESCO-Welterbe-Emblem

Die Pyramiden von Gizeh , von Suden gesehen; im Vordergrund die drei kleinen Koniginnenpyramiden, dahinter die Pyramide des Mykerinos, in der Mitte die des Chephren und rechts die des Cheops (?Große Pyramide“)
Vertragsstaat(en): Agypten   Agypten
Typ: Kultur
Kriterien : ii, iii, vi
Flache: 16.359 ha
Referenz-Nr.: 86
UNESCO-Region : Arabische Staaten
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung: 1979  ( Sitzung 3 )

Die Pyramiden von Gizeh in Agypten gehoren zu den bekanntesten und altesten erhaltenen Bauwerken der Menschheit. Sie stehen am westlichen Rand des Niltals , etwa acht Kilometer sudwestlich der Stadt Gizeh (Giza). Sie sind rund 15 km vom Kairoer Stadtzentrum entfernt und sind das einzige erhaltene der sieben Weltwunder der Antike . Sie zahlen seit 1979 zum Weltkulturerbe .

Baugeschichte

Der Pyramidenkomplex von Gizeh
Westansicht der Pyramiden, im Hintergrund im Dunst das Niltal

Vorgeschichte

Das Pyramidenfeld von Gizeh war schon seit der 1. Dynastie ein bedeutender Friedhof . Hier wurden große Mastabas der 1., 2. und 3. Dynastie ausgegraben. Es ist unklar, in welchem Umfang durch den spateren Friedhof und die Pyramiden der vierten Dynastie solche alten Graber zerstort wurden.

Bau der Pyramiden

Die Pyramiden von Gizeh entstanden etwa von 2620 bis 2500 v. Chr. in der 4. Dynastie . Sie wurden auf einem rund 1000 mal 2000 m großen Kalkstein plateau errichtet, wobei mit dem Bau der Pyramiden Nebenpyramiden, Tempelanlagen, Graberfelder und Arbeiterdorfer entstanden. Bemerkenswert ist, dass beim Bau der Pyramiden keinerlei beraderte Fuhrwerke zum Einsatz kamen, obwohl die Agypter das Rad zu dieser Zeit wahrscheinlich bereits kannten. [1] Hohenunterschiede beim Bau wurden moglicherweise durch Ziehen der Lasten auf schiefen Ebenen uberwunden. [2]

Große Pyramide (Cheops-Pyramide)
Cheops-Pyramide

Die großte und vermutlich bekannteste Pyramide ist die des Pharao Cheops . Er regierte um 2620 bis 2580 (nach anderer Quelle um 2604 bis 2581) v. Chr. Die Cheops-Pyramide war ursprunglich 146,6 m hoch (heute: 138,75 m), die Seiten sind im Mittel 230,3 m lang und der Rucksprung der Außenverkleidung betragt 22 Finger auf eine Elle; das entspricht einem Neigungswinkel von 51°50'40". Sie wurde aus rund 3 Millionen Steinblocken errichtet, deren durchschnittliches Gewicht je bei 2,5 t liegt, und war komplett mit Kalksteinblocken verkleidet. Im Inneren befindet sich die Große Galerie , die 8,5 m hoch und 47 m lang ist. Den Bau der Pyramide leitete der Baumeister Hemiunu . An das Ende der Galerie schließt die Konigsgrabkammer an, in der die Reste eines Granitsarkophages stehen. Des Weiteren existiert die sogenannte Koniginnenkammer und die unterirdische erste Grabkammer. An der Ostseite der Pyramide liegen die Uberreste des Totentempels und des Aufweges. Der Taltempel ist unter der modernen Stadt begraben. Sudostlich des Totentempels stehen die Pyramidenanlagen fur die Koniginnen Hetepheres I. , Meritites I. und Henutsen . Im Sonnenbarken -Museum auf der Sudseite der Cheops-Pyramide ist eine der 1954 ausgegrabenen und wieder zusammengefugten Sonnenbarken ausgestellt. Im Pyramidenkomplex stehen drei kleinere Koniginnenpyramiden und eine Kultpyramide .

Mittlere Pyramide (Chephren-Pyramide)
Blick von der Spitze der Cheops-Pyramide zur Chephren-Pyramide, Mai 1972
Chephren-Pyramide

Die mittlere der drei Pyramiden ist die des Pharao Chephren . Er regierte von etwa 2558 bis 2532 v. Chr. Die Chephren-Pyramide war ursprunglich 143,5 m hoch (heute: 136,4 m), die Seitenlange betrug 215,25 m und ihr Rucksprung betragt 21 Finger auf eine Elle; der Neigungswinkel betragt somit 53°10'. Wie auch die Cheops-Pyramide war sie komplett mit Kalksteinplatten verkleidet. Sie wirkt durch ihren etwa 10 m hoher gelegenen Standort wegen ihrer nur geringfugig kleineren Große und Hohe sogar großer als die Cheops-Pyramide, und ihre Spitze ragt uber deren Spitze hinaus, weshalb sie von Laien oft fur die Cheops-Pyramide gehalten wird. Ein 400 m langer, reliefgeschmuckter Aufweg fuhrt vom Taltempel am Sphinxtempel und dem großen Sphinx von Gizeh vorbei bis zum Totentempel und zur Pyramide selbst. Der Taltempel ist 45 m × 45 m groß und 18 m hoch. Die Eintiefungen im Alabasterfußboden zeigen den Standort von einst 23 uberlebensgroßen Figuren des Pharaos an. Sudlich der Pyramide stehen die Uberreste einer kleinen Kultpyramide.

Die 73 m lange Skulptur des Sphinx nordlich des Taltempels und des Aufweges des Chephren wurde aus dem anstehenden Fels gehauen. Der Kopf des Sphinx ist von einem Nemes-Kopftuch mit Uraus-Schlange an der Stirn bedeckt. Zwischen den Vorderpranken steht die Traumstele des Thutmosis IV.

Kleine Pyramide (Mykerinos-Pyramide)
Mykerinos-Pyramide

Die kleinste der drei Pyramiden ist die des Pharao Mykerinos . Er regierte von etwa 2532 bis 2503 v. Chr. Die Mykerinos-Pyramide war ursprunglich 65 m hoch, womit sie nicht einmal halb so hoch wie die beiden anderen Pyramiden ist. Die Seiten sind 102,2 m × 104,6 m lang (mittlere Basislange 103,4 m), und ihr Rucksprung betragt 22 Finger auf eine Elle, was einem Neigungswinkel von 51°50' entspricht, womit er mit dem der Cheops-Pyramide nahezu identisch ist. Der obere Teil der Pyramide war ? ebenso wie die Cheops-Pyramide und die Chephren-Pyramide ? mit Kalksteinplatten verkleidet. Die unteren 16 Lagen bestehen jedoch aus Rosengraniteinfassungen . Die zugehorigen Tal- und Totentempel sind nicht mehr vollstandig erhalten. Im Museum von Kairo sind heute die Statuengruppen des Mykerinos ausgestellt, die im Taltempel gefunden wurden. Auf der Sudseite stehen drei Koniginnenpyramiden, von denen zwei als Stufenpyramiden ausgefuhrt waren.

Grab der Chentkaus I. (sogenannte ?vierte Pyramide“)
Grab der Chentkaus I.
Panorama des Pyramidenplateaus

Sudostlich der Chephren-Pyramide nahe bei der großen Sphinx steht das auch als ?vierte Pyramide von Gizeh“ bezeichnete Grab der am Ende der 4. Dynastie regierenden Konigin Chentkaus I. Dieses erst 1932 erforschte Grab hat den Charakter einer zweistufigen Stufenpyramide und wurde ursprunglich fur eine unvollendete Pyramide gehalten. Die 45,8 m × 45,5 m messende erste Stufe besteht aus einem Felsquader, der in den lokalen Steinbruchen stehen gelassen wurde, darauf erhebt sich die gemauerte, mastabaahnliche zweite Stufe. Das Bauwerk war wie die großen Pyramiden mit Kalkstein verkleidet und erreicht eine Hohe von 17 m. Bei diesem Grabbau lag eine Siedlung fur die Priesterschaft und ein Schiffsgrab, womit es mit den Attributen eines vollwertigen Herrschergrabs ausgestattet war.

Nach der 4. Dynastie

Gizeh war im Alten Reich ein bedeutender Friedhof und wurde wohl erst mit Beginn der Ersten Zwischenzeit aufgegeben. Aus dem Mittleren Reich sind wenige Uberreste erhalten, und es ist auffallig, dass sich aus dieser Zeit ein Totenkult an den Pyramiden kaum nachweisen lasst. Erst aus der Zeit des Neuen Reiches und der Spatzeit gibt es dagegen in Gizeh wieder bedeutende Grabanlagen. Es sind Restaurierungsarbeiten an den Tempeln und Pyramiden bezeugt.

Neuzeit

Mit Napoleons Agyptenfeldzug von 1798 bis 1799 begann die wissenschaftliche Erforschung der Pyramiden. Sie beeinflusste den europaischen Stil des Empire .

Unter der Leitung von Auguste Mariette fanden 1860 Ausgrabungen statt.

1979 wurden die Pyramiden und der Sphinx von Gizeh als Kulturdenkmal von der UNESCO in die Liste des Welterbes aufgenommen.

1984 pragte Agypten 5- Piaster -Munzen mit einer Darstellung dieser Bauwerke.

2007 wurde die schon 2002 errichtete Mauer um das Pyramidenareal zeitweise geschlossen. Die durch den Besichtigungseintritt erlosten Einnahmen gehen an die agyptische Regierung. Einheimische, die seit Generationen ihren Lebensunterhalt dort erwirtschaften konnten, sind in ihrer Arbeit stark eingeschrankt.

Gefahrdung durch Grundwasser

Luftaufnahme von 1929

Anfang Juni 2012 ließ die Aufsichtsbehorde von Gizeh eine hochmoderne Pumpanlage installieren, um Grundwasser unter der Sphinx abzupumpen. Seit einiger Zeit schon sind insbesondere die Sphinx und die Taltempel durch einen steigenden Grundwasserspiegel gefahrdet. Grund dafur ist ein neu installiertes Abwassersystem im benachbarten Ort Nazlet Al-Seman und ein neues Bewasserungssystem im Gebiet von Hadae Al-Ahram. Okologen und Hydrologen warnen davor, dass durch die große Menge abgepumpten Wassers die Oberflache abgesenkt und damit das Risiko einer Erosion erhoht wird. Damit konnten die Sphinx und die Pyramiden von Gizeh in sich zusammenbrechen. Dem widerspricht Ali El-Asfar, der Direktor des Gizeh-Plateaus. Die Pumpen wurden bei einer Grundwasserhohe von 4,5 Meter unterhalb der Oberflache abgestellt werden. Bei dieser Hohe waren die Baudenkmaler absolut sicher, da dieser Zustand bereits in antiker Zeit vorzufinden war. [3] [4]

Fund eines Nil-Seitenarms

Ein Forschungsteam um die Geoforscherin Hader Sheisha ( Universitat Aix-Marseille ) rekonstruierte die klimatischen Bedingungen zur Zeit des Pyramidenbaus. Damals gab es einen inzwischen ausgetrockneten Seitenarm des Nil , den Khufu-Arm. Dieser fuhrte fast bis an die Pyramiden; auf ihm konnten Baumaterialien fur die Pyramiden herangeschafft werden. Das Team gewann durch Bohrungen entlang des vermuteten Seitenarmverlaufs Bohrkerne , analysierte diese im Labor und fand Pollenspuren von Rohrkolben , Papyrus und andere Pflanzen, die im oder am Wasser wachsen. [5] Reste von Hafenanlagen und befestigten Ufern im Boden ostlich der Pyramiden sind ebenfalls Indizien dafur, dass die Quader aus Steinbruchen den Nil hinab per Schiff zu den Pyramiden transportiert wurden. Vermutlich waren diese Transporte damals zumindest wahrend des jahrlichen Nil-Hochwassers moglich. [6]

Wissenswertes

Post-altagyptische volkstumliche Vorstellungen uber den Inhalt der Pyramiden finden sich unter anderem in den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht in der Erzahlung Die Pyramiden . [7]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons : Pyramiden von Gizeh  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Helck : Rad. In: Wolfgang Helck, Eberhard Otto: Lexikon der Agyptologie. Bd. 5: Pyramidenbau ? Steingefasse. Harrassowitz, Wiesbaden 1984, ISBN 3-447-02489-5 , S. 76.
  2. Frank Muller-Romer : Der Bau der Pyramiden im alten Agypten. Munchen 2011, S. 78?90.
  3. Nevine El-Aref: Egypt's Sphinx, Pyramids threatened by groundwater, hydrologists warn. ahramonline, 5. Juli 2012, abgerufen am 8. Juli 2012 (englisch).
  4. Carina Felske: Experten warnen: Sphinx und Pyramiden durch Grundwasser bedroht. selket.de, 6. Juli 2012, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 18. Juli 2012 ; abgerufen am 8. Juli 2012 .
  5. Proceedings of the National Academy of Sciences : Nile waterscapes facilitated the construction of the Giza pyramids during the 3rd millennium BCE (29. August 2022)
  6. derstandard.de 31. August 2022.
  7. Gustav Weil: Tausend und eine Nacht - Arabische Erzahlungen , Karl Muller Verlag, Erlangen 1984 (Originalausgabe: 1865), Band 4, S. 70f.

Koordinaten: 29° 58′ 33″  N , 31° 7′ 51″  O