Pusei

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Pusei , auch Phusikos , Fusicus , Pusicius , Pusai oder Pusai genannt († 14. April 344 im Sassanidenreich ), war ein persischer Kuropalates , also ein leitender Angestellter im koniglichen Palast. Er war Weber und mit der Leitung der koniglichen Werkstatten betraut. Pusei gilt als christlicher Martyrer und wird von verschiedenen christlichen Konfessionen als Heiliger verehrt beziehungsweise als denkwurdiger Glaubenszeuge angesehen. Er gehort zur Gruppe der 31 seligen Martyrer von Persien.

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Aufstieg [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Puseis Vorfahren waren Griechen. Sein Vater war aus Antiochia nach Persien verschleppt worden. Pusei selbst war von Geburt an Christ und lebte auf Befehl des Konigs Schapur II. in Beh Schapur. Er hatte eine Perserin geheiratet, sie zu seinem Glauben bekehrt und auch seine Kinder christlich erzogen. Pusei galt als sehr tuchtiger Handwerker, Weber und Goldsticker. Als die Stadt Karka de Ledan erbaut wurde, wurde Pusei mit seiner gesamten Familie, ebenso wie andere Nachfahren von Kriegsgefangenen sowie 30 Familien aus allen Teilen des Sassanidenreiches, hierhin umgesiedelt. Die Nachfahren der Kriegsgefangenen sollten durch die daraus resultierende Vermischung der Bevolkerung an ihre neue Heimat gebunden werden. Eine andere, vom Konig ungewollte Folge war die Weitergabe des Christentums an zuvor nichtchristliche Bevolkerungsgruppen. Puseis Werkstatt lag in der Nahe des koniglichen Palastes, wo Schapur eine Genossenschaft von Handwerkern aus allen Teilen des Reiches einrichtete. Pusei genoss, nachdem er diesem empfohlen wurde, auch Ansehen beim Konig selbst, der ihn nach kurzer Zeit zum Oberaufseher aller Handwerker machte, zunachst in der Hauptstadt, spater im ganzen Reich.

Christenverfolgung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nur wenige Tage nach dieser letzten Beforderung Puseis im Jahre 344 erließ der Konig eine Sondersteuer fur Christen. Die Weigerung einiger Christen, diese Steuer zu zahlen, fuhrte zu einer Christenverfolgung . Da sie angeblich mit den Griechen gegen das Perserreich paktierten, wurden auch der Katholikos und Bischof von Seleukia-Ktesiphon , Simon bar Sabbae , und die Priester Habdelai (Abdechalas, Abdchaikla) und Ananias (Hannanja) angeklagt. Ananias war Priester der Hauptkirche von Seleukia in BetAramaje. Vom Bischof wurde verlangt, zum Zoroastrismus zu konvertieren und die Sonne anzubeten. Seine Weigerung fuhrte zu seiner Inhaftierung. In einem Zug von 103 Verurteilten, zu denen auch die Metropoliten gehorten, mit denen er voranging, wurde er in Gefangenschaft gefuhrt. Dieser Zug begegnete Pusei, der die Handwerker in der Stadt Schadbur (aramaisch Rama) besuchen sollte. Pusei folgte dem Zug.

Der Palastvorsteher und Ober eunuch Guhaschtazad (Usphazanes, Usthazanes), Ratgeber des Konigs, hatte sich nach einer Anzeige zuvor bereits vor dem Konig vom Christentum distanziert und zum Zoroastrismus bekehrt, bereute angesichts der Haltung des Bischofs und nach dessen mehrfacher Ermahnung nun aber seine Entscheidung und bekannte sich wieder offentlich und auch vor dem Konig zu seiner fruheren Religion. Dies fuhrte zu seiner Enthauptung am Grundonnerstag , dem 12. April 344. Damit war er der erste einer langen Reihe von Martyrern. (Eine abweichende Uberlieferung verlegt Guhaschtazads Tod auf den Karfreitag und nach Adiabene . Als Richter wird dort Ardaschir II. angegeben, der zum dort angegebenen Zeitpunkt ortlicher Kleinkonig war.)

Die gefangenen Christen verbrachten die Nacht im Gefangnis im Gebet. Am Karfreitag vor 7 Uhr morgens wurden sie vor der Pforte des Konigspalastes vor Gericht gestellt. Die Verhandlung leitete der Großmoped, der Oberste Richter, der die Angeklagten noch einmal dazu aufforderte, zum Zoroastrismus zu konvertieren. Um 9 Uhr morgens wurde Simon gesondert dem Konig personlich vorgefuhrt. Schapur versprach Simon die Freilassung aller Gefangenen, falls nur dieser konvertieren wurde. Da sich Simon weiter weigerte, sprach der Konig mittags das Todesurteil gegen alle Gefangenen aus; Simon ging voran zur Richtstatte, betete und sprach seinen Mitgefangenen Mut zu. Die Hinrichtungen erfolgten nacheinander mit dem Schwert durch zehn Henker. Hunderte von Personen, die meisten weitere gefangene Christen, waren anwesend, daneben auch Pusei und andere hohe Beamte. Von den Hinzurichtenden waren um 15 Uhr nur noch Habdelai, Ananias und Simon ubrig.

Verhaftung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Als Ananias an die Reihe kam, man ihn auszog und fesselte, zitterte er. Der Grund dafur war sein Alter, Pusei hielt es aber fur ein Zeichen von Angst und ermutigte ihn mit den Worten: ?Sei stark, Hannanja, furchte dich nicht; schließe deine Augen ein wenig und du siehst das Licht Christi!“

Damit war klar, dass auch er der verfolgten Religion angehorte. Der Richter und die Kommissare waren erstaunt daruber, dass dies bei einer so verdienten Person der Fall sein konnte. Nun wurde auch Pusei sofort verhaftet. Der Großmoped fragte Pusei, ob er Christ sei, woraufhin dieser sagte, dass seine Außerung gegenuber Ananias diese Frage bereits beantwortet habe. Dann wollte der Richter wissen, ob er missioniert worden oder im christlichen Glauben aufgewachsen sei. Pusei bejahte Letzteres. Pusei wurde inhaftiert, wahrend seine Aussage dem Konig uberbracht wurde.

Simon starb als Letzter. Die Gesamtzahl der an diesem Karfreitag im Perserreich hingerichteten Christen wird mit 1000 angegeben. Die Leichen der Verurteilten wurden in der Nacht von christlichen Romern, die als Gefangene die Stadt nicht verlassen durften, entwendet und begraben.

Da der Konig zuvor Pusei gegenuber sehr positiv eingestellt war, besprach er sich uber seinen Fall mit dem Großmoped, als ihm Puseis Aussagen am Morgen des Karsamstags uberbracht wurden. Auch der Konig zeigte sich erstaunt daruber, dass Pusei Christ war und bereute die Verantwortung und die Ehrungen, mit denen er ihn uberhauft hatte. Schapur vertrat die Ansicht, Pusei habe sich vom Christentum abwenden mussen, als seine Abneigung dagegen durch die Verfolgung deutlich wurde und betrachtete das Festhalten Puseis am Christentum als personlichen Angriff. Schapur beabsichtigte, Pusei dazu zu bringen, seinen Glauben zu widerrufen und ein Sonnenopfer darzubringen, andernfalls musse Pusei noch am selben Tag sterben.

Verhandlung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Er ließ sich Pusei vorfuhren, der vor ihm niederfiel. Der Konig druckte seine Verargerung daruber aus, dass Pusei seine Befehle nicht achten wurde. Pusei, der sich in seiner Formulierung dabei als Diener Gottes bezeichnete, beteuerte seine Hochachtung dem Konig gegenuber. Schapur argumentierte, wenn Pusei ihn achtete, hatte er seine Achtung bei den Gottern, nicht bei Gott beteuert. Pusei verwies auf seinen christlichen Glauben. Der Konig bezweifelte erneut Puseis Hochachtung ihm gegenuber, da er ihm seinen verbotenen Glauben offen ins Gesicht bekannt hatte. Pusei verwies nun auf seine christliche Erziehung und bezeichnete seinen Glauben als seinen Lebensinhalt. Schapur verbot Pusei nun direkt das christliche Bekenntnis, was dieser ablehnte. Der Konig bezichtigte Pusei nun der Respektlosigkeit. Pusei beteuerte seine Unterwurfigkeit dem Konig gegenuber. Schapur fragte nun, wie er dann die verhasste Religion vor ihm bekennen konne. Pusei zitierte nun die Worte Jesu ?Wer sich meiner und meiner Worte schamt, dessen wird sich auch der Menschensohn schamen.“ und erganzte, dass der Konig das Christentum zwar hassen moge, Gott es aber liebe. Der Konig außerte seinen Unmut daruber, dass Pusei es nun auch noch wagte, Bibelzitate zu verwenden. Pusei antwortete, dass er standig uber die heiligen Schriften nachsinne.

Der Konig zeigte sich sehr verargert und befragte die Unterkonige und Beamten nach ihrem Urteil, die Pusei tausendfachen Tod wunschten. Schapur wiederholte noch einmal, wie verargert er uber eine solche Reaktion eines von ihm Geehrten sei, der sogar aus den verbotenen Bucher vor ihm zitierte und eine großere Unverschamtheit als die christlichen Bischofe zeigte, als er einem von diesen Mut zusprach. Die Anwesenden wiederholten ihr Urteil.

Pusei fragte nach dem Grund fur das Todesurteil. Schapur begrundete es mit den Worten, die Pusei zu dem Todeskandidaten gesagt hatte, der anscheinend bereit war, zu bereuen. Pusei bat um Wiederholung der genauen Worte. Der Großmoped wiederholte seinen Bericht und betonte, dass Pusei die Verurteilten davon abgehalten habe, zu bereuen. Der Konig fragte Pusei, ob der Bericht der Wahrheit entsprache. Pusei bejahte das, bis auf die Aussage, der Priester sei bereit gewesen, vom Christentum abzufallen. Er fuhrte dessen Zittern nun auch auf korperliche Grunde zuruck. Der Konig fragte noch einmal nach, ob sich Pusei zu seinen Worten bekenne. Dieser bestatigte es und sagte aus, er wurde dieselben Worte zu jedem verfolgten Christen sagen, wenn er lange genug leben wurde. Schapur antwortete, Pusei werde noch vieles sagen konnen, wenn er am Leben bliebe. Dieser sagte, wenn er sturbe, wurden seine Worte noch schwerer wiegen. Der Konig wies Pusei auf die Ehre hin, die er ihm mit seiner Beforderung und der damit verbundenen Entsendung zu den Handwerkern zuteilwerden ließ. Pusei antwortete, ein herrliches Schauspiel habe ihn von diesem Dienst abgehalten. Gefragt, was er meine, berichtete er von dem Zug der spateren Martyrer, deren Todesbereitschaft er bewunderte. Schapur bezeichnete die Martyrer als Toren. Pusei entgegnete, wer Gott diene, sei nicht als Tor zu bezeichnen. Der Konig zeigte sich verargert, dass Pusei nun auch noch fur die anderen Christen sprach und drohte ihm mit dem Tod. Pusei antwortete, er sei bereit zu sterben, um die Wahrheit uber seine Glaubensgenossen zu sagen. Schapur fragte, warum Pusei seine Ehre verschmaht habe. Dieser antwortete, das sei nicht der Fall, dass er aber auch Ehre von Gott erwarte. Der Konig entgegnete, jeder Christ lehne seine Ehre ab. Pusei antwortete, auch dies sei nicht der Fall, die Christen wurden nur Gott als Gott und den Konig als Konig ehren wollen; eine Differenzierung, die Schapur aber nicht zuließe. Deshalb wurden die Christen ihn nicht in der gewunschten Form ehren und die Ehre Gottes in den Mittelpunkt stellen. Der Konig verscharfte seine Aussage und meinte, alle Christen wurden ihn hassen. Pusei vertrat die Ansicht, das Gegenteil sei der Fall. Schapur sah es aber als feindlichen Akt an, dass sein Befehl des Ubertritts zum Zoroastrismus von den Christen missachtet wurde. Pusei meinte dazu, die Christen seien dem Konig in Allem gehorsam, das nicht dem Willen Gottes widersprach.

Hinrichtung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Da Pusei in der Glaubensfrage nicht nachgab, wurde er noch am selben Tag zu der Uhrzeit, zu der er am Vortag Ananias Trost gespendet hatte, hingerichtet. Er wurde dazu bauchlings auf den Boden gelegt und der Henker kniete sich auf ihn. Dann wurde Pusei der Hals vollstandig aufgeschnitten und die Zunge an der Wurzel herausgerissen, wobei der Tod eintrat, ferner wurde ihm die Haut abgezogen.

Nachfolgende Ereignisse [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Puseis Leiche wurde bewacht, damit nicht auch diese entwendet wurde. Den Martyrerakten zufolge kam ein Unwetter auf, das den Himmel verfinsterte und große Hagelkorner niedergehen ließ, woraufhin die Wachter flohen. Einer derer, die in der vorhergehenden Nacht die Leichen der Martyrer geborgen hatte, steckte Puseis Leiche in einen Sack und lud diesen auf einen Esel. Er brachte Puseis Korper zu einer Reklusin , deren Klause sich im Hause ihrer Familie befand, wo Pusei beerdigt wurde.

In den Tagen ab Karsamstag starben noch einmal 100 bis 150 Christen, unter ihnen Azates, ein Eunuch und hoher Hofbeamter, und Simons Schwester Pherbutha (Tarbula). Auch Puseis Tochter Askitrea (Marta), eine gottgeweihte Jungfrau, wurde verraten und festgenommen. Ihre Anklage erfolgte am Ostersonntag , auch sie wurde vom Großmoped verhort. Sie wurde vom Konig vor die Wahl gestellt, die Sonne anzubeten oder zu heiraten, um ihre Freiheit zuruckzuerhalten. Der Hintergrund dabei war, dass der Konig ein Gegner zolibatarer Lebensformen war, wie sie bei Manichaern und christlichen Orden zu finden waren. Auch hier sind die Gesprache zwischen der Angeklagten und dem Großmoped in den Martyrerakten uberliefert. Der Konig sprach auch ihr das Todesurteil aus. Ihre Hinrichtung sollte am selben Ort wie die ihres Vaters erfolgen. Es sollen Tausende meist christliche Zuschauer zugegen gewesen sein. Askitrea musste sich in eine Grube legen, was sie den Martyrerakten zufolge bereitwillig tat. Dann wurde sie enthauptet. Auch ihre Leiche wurde bewacht. Erst am Osterdienstag konnte ein Christ die Wachter bestechen und die Leiche mitnehmen. Askitrea wurde neben ihrem Vater beerdigt.

Die nachsten Bischofe von Seleukia-Ktesiphon , Schalidoste (Schahdost, ca. 341 ? ca. 345) und Bar Baschmin (ca. 345 ? ca. 350), erlitten das gleiche Schicksal; in den darauffolgenden 14 Jahren (ca. 350 ? ca. 363) sollte der Posten unbesetzt bleiben. Die Gesamtzahl der Hinrichtungen liegt bei 16000, verbunden mit einer Massenflucht von Christen aus Persien.

Bischof Marutha von Martyropolis ubertrug an einem 16. Februar vor dem Jahr 420 die Reliquien der am Karfreitag Hingerichteten in seine Stadt. Das Grab Puseis und Askitreas wurde fur viele Jahre in Ehren gehalten. Im Jahre 428 kam es allerdings zu einem Streit in der Familie, welcher das Grundstuck gehorte. Der zustandige Bischof Saumai von Karka horte davon und ließ die Reliquien in eine Kirche uberfuhren, in der sich bereits viele Reliquien befanden.

Gedenktage [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]