Die
Prohibition in den Vereinigten Staaten
war das landesweite Verbot der Herstellung, des Transports und des Verkaufs von
Alkohol
durch den
18. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten
von 1920 bis 1933. Diese
Prohibition
wurde auch als
The Noble Experiment
(englisch fur ?Das ehrenhafte Experiment“) bezeichnet. Unter dem erheblichen Druck der
Enthaltungsbewegung
schlug der
Senat der Vereinigten Staaten
den 18. Zusatzartikel am 18. Dezember 1917 vor. Nachdem er von 36 Staaten angenommen worden war, wurde er am 16. Januar 1919
ratifiziert
und trat ein Jahr spater in Kraft. Einige Staaten hatten bereits zuvor Prohibitionen durchgesetzt.
Der
National Prohibition Act
, auch
Volstead Act
nach
Andrew Volstead
dem damaligen Vorsitzenden des Rechtsausschusses des US-Reprasentantenhauses, passierte den
Kongress
trotz des
Vetos
von
Prasident
Woodrow Wilson
am 28. Oktober 1919. Das Gesetz definierte die berauschenden alkoholischen Getranke.
[1]
Obwohl Alkohol nun verboten war, wurde wenig getan, um das Gesetz durchzusetzen. Die illegale Produktion und Verbreitung von Alkohol breitete sich rasch aus, und die Regierung hatte nicht die Mittel und den Willen, jede Grenze, jeden Fluss oder See und jedes
Speakeasy
(englisch ?Flusterkneipe“) in Amerika zu uberwachen. Allein in
New York City
stieg die Anzahl dieser Flusterkneipen von 1922 bis 1927 von rund 5.000 auf 30.000.
[2]
Andere Schatzungen fur 1927 gehen sogar von 30.000 bis 100.000 Speakeasy-Clubs aus.
[3]
Insgesamt hat die Prohibition jedoch zu einem Ruckgang des Alkoholkonsums sowie der alkoholbedingten Krankheiten und Todesfalle gefuhrt.
Die Prohibition wurde wahrend der
Großen Depression
zunehmend unpopular, insbesondere in großen Stadten. Am 23. Marz 1933 unterzeichnete Prasident
Franklin D. Roosevelt
ein als
Cullen-Harrison Act
bekannt gewordenes Gesetz, um den
Volstead Act
aufzuheben und Herstellung und Verkauf bestimmter alkoholischer Getranke zu erlauben. Am 5. Dezember 1933 hob die Unterzeichnung des
21. Verfassungszusatzes
den 18. Zusatzartikel auf.
Schon lange hatte es gesellschaftliche Kampfe um das Alkoholverbot gegeben: Zu Beginn des 19. Jahrhunderts richteten sie sich vor allem gegen den Konsum von
Branntwein
, v. a.
Whiskey
, der extreme Ausmaße angenommen hatte, bis er um die Mitte des Jahrhunderts wieder zuruckging.
Saloonbesitzer
versuchten, ihren Gewinn durch
Glucksspiel
und
Prostitution
zu vergroßern und versuchten zudem mit neuartigen Werbemethoden, Kunden zum Alkoholkonsum zu bewegen.
Verschiedene Gruppierungen bekampften zunachst auf der Ebene von Gemeinden und Bundesstaaten den Alkoholkonsum. Seit 1869 existierte im politischen Bereich die
Prohibition Party
. Sehr aktiv war auch der ?Christliche Frauenbund fur Abstinenz“ (
Woman’s Christian Temperance Union
) und dann schließlich seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert die
Anti-Saloon League
, also etwa das ?Bundnis gegen die Kneipen“. Die
Anti-Saloon League
wurde 1893 in
Oberlin
(
Ohio
) gegrundet. Sie fand so schnell neue Anhanger, dass vermehrt lokale Prohibitionen ausgesprochen wurden, und verbreitete sich schnell uber das ganze Land. Diese Bewegung steht im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen Bewegungen jener Zeit: Anhanger der Prohibition waren fast ausschließlich
evangelikale
Protestanten
und stammten aus dem landlichen oder kleinstadtischen Amerika im
Suden
und
Mittleren Westen
. Sie betrachteten den Alkoholkonsum als Wurzel allen Ubels, die durch
Industrialisierung
, das Anwachsen der
Arbeiterklasse
, durch
Einwanderung
und das Leben in Großstadten die traditionellen gesellschaftlichen Werte bedrohte: Alkohol wurde mit Gewalt, organisierter Kriminalitat und politischer Korruption in Verbindung gebracht, die gemaß dem Zeitgeist der
Progressive Era
und ihrem Willen zur Reform der Gesellschaft bekampft wurde. Politisch waren die Anhanger der Prohibition zumeist in der
Republikanischen Partei
beheimatet. Außerdem befanden sich unter ihnen auch Unternehmer, so etwa
Henry Ford
, die sich mit einem Verbot des Alkoholkonsums eine bessere Disziplinierung und hohere Leistungsfahigkeit ihrer Arbeiter erhofften. Vielfach wurden die Bewegungen fur die Einfuhrung der Alkoholprohibition von Frauen getragen, da viele Ehefrauen und Mutter unter trinkenden und gewalttatigen Ehemannern litten und das Leben von Familien zerstort wurde. Es bestanden auch Uberschneidungen zur
Frauenbewegung
: Nicht zufallig wurde zur fast gleichen Zeit auch ein Verfassungszusatz zum
Frauenwahlrecht
verabschiedet. Die politische Elite der USA stellte sich nur zogerlich auf die Seite der Befurworter der Prohibition, da sie von den Brauereien und Destillerien, die ein hohes Steuereinkommen generierten, finanziell abhangig war. Dies anderte sich erst mit der Einfuhrung der
Einkommensteuer
auf Bundesebene 1913. Das Bild, auch in der offentlichen Wahrnehmung, anderte sich erst wahrend des
Ersten Weltkriegs
, als die USA auf der Seite der
Entente
in den Krieg gegen das
Deutsche Kaiserreich
und seine Verbundeten eintraten. Der Verfassungszusatz zur Einfuhrung der Prohibition wurde nur wenige Monate nach Kriegsende verabschiedet. Da fast alle großen Brauereien in deutscher Hand waren und der Bierkonsum mit der Kultur der
Deutschamerikaner
assoziiert wurde, galt Alkoholkonsum von nun an als
unpatriotisch
und ?unamerikanisch“.
Als Gegenbewegung formierten sich die
Anti-Temperance-Societies
, die beispielsweise unter den
Baptisten
eine starke Fraktion hatten. Sie hielten den Alkohol weiterhin fur eine Gabe Gottes.
[4]
Auf bestimmten amerikanischen Landkarten erschienen die ?trockengelegten Zonen“ ? zunachst vor allem auf dem Land. 1851 wurde in einem ersten
amerikanischen Bundesstaat
, in
Maine
, die Prohibition eingefuhrt. Bis 1916 war die Prohibition in 23 Staaten eingefuhrt, in 17 davon durch Volksabstimmung.
Der erhohte Lebensmittelbedarf wahrend des Krieges leistete der Anti-Alkohol-Bewegung weiteren Vorschub und setzte die Politik entsprechend unter Handlungsdruck. Das ?Volstead-Gesetz“ definierte als alkoholische Getranke samtliche mit einem Alkoholgehalt von uber 0,5
% Vol.
Prasident Wilson legte gegen diese Bestimmung zunachst sein Veto ein; jedoch war der Druck der offentlichen Meinung so stark, dass sich sowohl im Reprasentantenhaus wie im Senat eine Zweidrittelmehrheit fand, die das Veto des Prasidenten unwirksam machte. Am 16. Januar 1919 wurde es unter Prasident Wilson ratifiziert und als
18. Zusatzartikel
in die
Verfassung
aufgenommen; dies war notig, da laut Verfassung solche Handelsbestimmungen bis dahin den einzelnen Bundesstaaten vorbehalten waren und der Kongress somit auf dem Wege der normalen Gesetzgebung kein bundesweites Handelsverbot erlassen konnte. Das Gesetz trat am 16. Januar 1920 in Kraft.
AMENDMENT XVIII
Section 1.
After one year from the ratification of this article the manufacture, sale, or transportation of intoxicating liquors within, the importation thereof into, or the exportation thereof from the United States and all territory subject to the jurisdiction thereof for beverage purposes is hereby prohibited.
Section 2.
The Congress and the several States shall have concurrent power to enforce this article by appropriate legislation.
Section 3.
This article shall be inoperative unless it shall have been ratified as an amendment to the Constitution by the legislatures of the several States, as provided in the Constitution, within seven years from the date of the submission hereof to the States by the Congress.
?
18. Zusatz
- Abschnitt 1. Nach Ablauf eines Jahres nach der Ratifikation dieses Artikels sind Erzeugung, Verkauf oder Transport berauschender alkoholischer Getranke innerhalb des Gebietes der Vereinigten Staaten sowie Ein- und Ausfuhr aus den Vereinigten Staaten sowie allen Gebieten, die deren Zustandigkeit unterstehen, hiermit verboten.
- Abschnitt 2. Der Kongress und die einzelnen
Bundesstaaten
werden gleichzeitig befugt, diesen Artikel durch entsprechende Gesetze durchzusetzen.
- Abschnitt 3. Dieser Artikel wird unwirksam, falls er nicht innerhalb von sieben Jahren vom Zeitpunkt seiner Unterbreitung durch den Kongress an die Bundesstaaten durch die Gesetzgeber der einzelnen Bundesstaaten als Zusatzartikel der Verfassung bestatigt wird.“
[5]
Die Prohibition fand zu einer Zeit statt, in der sich durch die Einfuhrung des
Frauenwahlrechts
Frauen dieses Recht erst erkampfen mussten. Um 1900 hatten erst elf Staaten Frauen ein Wahlrecht eingeraumt. Am 28. August 1920 wurde das Frauenwahlrecht schließlich in die Verfassung aufgenommen.
Sigmund Freud
schrieb in diesem Zusammenhang 1927 in ?Die Zukunft einer Illusion“:
?Wer durch
Dezennien
Schlafmittel genommen hat, kann naturlich nicht schlafen, wenn man ihm das Mittel entzieht. Dass die Wirkung der religiosen Trostungen der eines Narkotikums gleichgesetzt werden darf, wird durch einen Vorgang in Amerika hubsch erlautert. Dort will man jetzt den Menschen ? offenbar unter dem Einfluss der Frauenherrschaft ? alle Reiz-, Rausch- und Genussmittel entziehen und ubersattigt sie zur Entschadigung mit Gottesfurcht. Auch auf den Ausgang dieses Experiments braucht man nicht neugierig zu sein“
?
Sigmund Freud
:
Fragen der Gesellschaft ? Ursprunge der Religion. Die Zukunft einer Illusion
[6]
Die signifikante Senkung des Alkoholkonsums, welche die Prohibition hervorbrachte,
[7]
zeigte auch positive Auswirkungen, und zwar auf die kollektive Gesundheit jener Zeit. Ein Risiko ubermaßigen Alkoholkonsums ist
Leberzirrhose
, die todlich verlaufen kann. So erreichte die Zahl der alkoholbedingten Todesfalle und Krankheiten nicht deren Ausmaß zu Zeiten legalen Alkoholkonsums.
[7]
Das Ziel, die
Kriminalitat
zu senken, wurde nicht erreicht. Die landesweit rund 2.300 nur gering entlohnten Prohibitionsagenten waren nicht in der Lage, das Verbot vollstandig durchzusetzen. In den Folgejahren entwickelte sich das illegale Geschaft sehr zugig, da die Nachfrage nach Alkohol nicht endete. Als Straftat wurde nur der Verkauf gewertet, nicht der bloße Konsum. Allein von 1920 bis 1921 stieg die Kriminalitat um 24 % an. Auch uber die ganzen 1920er Jahre nahm die Kriminalitat stark zu. Auch die
organisierte Kriminalitat
gedieh. Mafiabanden wie denen von
Al Capone
und
Johnny Torrio
gelang es, eine regelrechte ?firmeneigene“ Alkohol-Industrie aufzubauen, in der sie das Verbot durch uberhohte Preise auszunutzen verstanden. Die Prohibition brachte hervor:
- 13 % mehr schwere Verbrechen
- 81 % mehr Falle der Trunkenheit am Steuer (wobei hier allerdings der gleichzeitige Anstieg der Zahl der vorhandenen Autos berucksichtigt werden muss)
- 9 % mehr andere Delikte
In der organisierten Kriminalitat gab es folgende Entwicklungen:
- Produktion: auch ?Moonshining“ ? Brauen und Destillieren in haufig von Einzelpersonen aus der Unterschicht unterhaltenen illegalen Kleinstbetrieben.
- Einfuhr: Mit dem Begriff
Pipeline
bezeichnete man in den USA der Prohibitionszeit ein von Schmugglerbanden betriebenes Transportnetz. Dieses bestand unter anderem aus Tunneln und praparierten Lastwagen (fur den Schmuggel aus Mexiko und Kanada) sowie einer ganzen Flotte von Schmuggelschiffen. Eine Villa im kubanischen
Varadero
diente Al Capone als Schnapsdepot; heute befindet sich dort das Restaurant
Casa de Al
. Von
Kuba
wurde der Alkohol auf
Yachten
nach
Florida
transportiert. Die Fahrtrouten dieser Schiffe hießen im Volksmund ?Schnapsstraße“ (engl.
Rum Row
).
- Vertrieb: Verkauft wurde vor allem in illegalen Kneipen (
Speakeasys
).
Im Verlauf der Prohibition kam es nach Schatzung des Gerichtsmediziners
Charles Norris
[8]
zu etwa 10.000 Todesfallen durch Vergiftung. Allein zu Weihnachten 1926 starben daran 31 Personen in New York. Wahrend der Prohibition stand immer weniger ordentlich gebrannter Alkohol zur Verfugung. Bei unsauberem
Brand
wurde das giftige
Methanol
aus dem Vorlauf nicht immer korrekt vom
Destillat
getrennt und befand sich somit oft in
toxischer Konzentration
im fertigen Getrank. Alkohol fur medizinische oder industrielle Zwecke wurde immer starker
vergallt
und mit giftigen Zusatzstoffen versetzt, um Missbrauch zu verhindern. Dennoch wurde dieser Alkohol getrunken und fuhrte so zu todlichen Vergiftungen.
Der Druck durch die Burger, denen die unubersehbaren Erfolge der ?illegalen“
Branche
und ihr zunehmend auf der Straße ausgetragener bewaffneter Kampf um Geschaftsanteile missfielen, sowie derer, die dem Gesetz Unverstandnis entgegenbrachten, z. B. Kriegsheimkehrer aus dem
Ersten Weltkrieg
, wuchs standig und brachte die Prohibition schließlich ins Wanken. Dies fuhrte schließlich zur Aufhebung des 18. Zusatzartikels durch den
21. Zusatzartikel
vom 20. Februar 1933 wahrend der Endphase der Amtszeit von Prasident
Herbert Hoover
.
AMENDMENT XXI
Section 1.
The eighteenth article of amendment to the Constitution of the United States is hereby repealed.
Section 2.
The transportation or importation into any State, Territory, or possession of the United States for delivery or use therein of intoxicating liquors, in violation of the laws thereof, is hereby prohibited.
Section 3.
This article shall be inoperative unless it shall have been ratified as an amendment to the Constitution by conventions in the several States, as provided in the Constitution, within seven years from the date of the submission hereof to the States by the Congress.
?
Art. 21
- Abschnitt 1. Der achtzehnte Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten ist hiermit aufgehoben.
- Abschnitt 2. Der Versand oder die Einfuhr berauschender alkoholischer Getranke in einen
Bundesstaat
, ein
Territorium
oder eine Besitzung der Vereinigten Staaten zum Zwecke der Auslieferung oder des Gebrauchs daselbst ist hiermit verboten, wenn damit ein dort geltendes Gesetz verletzt wird.
- Abschnitt 3. Dieser Artikel wird ungultig, wenn er nicht gemaß der Verfassung von den gesetzgebenden Versammlungen der Bundesstaaten innerhalb von sieben Jahren vom Zeitpunkt seiner Unterbreitung durch den Kongress an die Bundesstaaten als
Zusatzartikel der Verfassung
bestatigt wird.“
[9]
Dieser Versuch ist in den USA bisher nicht wiederholt worden; das Verbot war nicht haltbar. Es gab immer irgendwo trinkbaren Alkohol zu kaufen; vor allem in
New York City
und
Chicago
. Insbesondere in den sogenannten ?Speakeasys“, also getarnten Lokalitaten, in denen es (nach außen) nicht allzu laut zuging. Anfang der 1920er Jahre schatzte die Polizei die Zahl illegaler Kneipen in der Stadt New York auf 32.000 ? doppelt so viele, wie es vor der Prohibition an legalen Kneipen gegeben hatte.
[10]
Die Organisation des illegalen Alkoholhandels hatten uberwiegend organisierte Banden ubernommen. Im Stadtgebiet von New York City beherrschte die
US-amerikanische Cosa Nostra
25 % und die sogenannte
Kosher Nostra
70 % des Schwarzmarktes;
[11]
den Rest teilten sich Iren oder andere Gruppierungen. In Chicago hingegen herrschte das
Chicago Outfit
unter
Al Capone
, das sich gegen die irische
North Side Gang
todlich durchsetzte. Die Gewinne aus diesem Handel waren im Vergleich zu den bisher betriebenen Geschaftsfeldern der Banden immens und wurden spater nur durch Einnahmen aus dem illegalen
Drogenhandel
, insbesondere mit
Heroin
und
Kokain
oder
Designerdrogen
, ubertroffen. Das Alkoholverbot hat seine Ziele in keiner Weise erreicht, sondern im Gegenteil dem kriminellen Gangstertum erst richtig zum Aufschwung verholfen und die
Korruption
befordert. Der politische Einfluss durch das entstandene
Schwarzgeld
hat die Cosa Nostra immer wieder vor der Strafverfolgung beschutzt. So wurden die unterbezahlten Prohibitionsagenten, die das Verbot eigentlich uberwachen sollten, durch Bestechung und Bedrohung gefugig gemacht. Bestochene Polizisten verrieten den Termin einer
Razzia
oder schauten generell weg; hochrangige Politiker und Beamte stellten z. B. Waffenscheine aus oder verhinderten staatsanwaltschaftliche Ermittlungen.
Wie die Einfuhrung der Prohibition musste auch ihre Aufhebung durch die einzelnen Bundesstaaten umgesetzt werden. Dies geschah durch Volksabstimmungen und nicht durch die
jeweiligen Parlamente der Einzelstaaten
. Am 5. Dezember 1933 endete die Prohibition landesweit, als mit
Utah
der 36. Bundesstaat den 21. Zusatzartikel der Verfassung ratifizierte, womit die notige Quote von 3/4 der (damals 48) Staaten erreicht war. Dieser Zusatzartikel stellte es den Bundesstaaten jedoch frei, die Prohibition auf eigene Faust fortzufuhren. 1948 bestand sie immer noch in drei Staaten. Erst 1966 schaffte mit
Mississippi
der letzte US-Bundesstaat sie wieder ab. Es gibt jedoch einzelne Stadte und Landkreise in den Sudstaaten, die bis heute ?trocken“ geblieben sind, sogenannte
?dry counties“
. In vielen Bundesstaaten ist der Kauf von Alkohol weiterhin nur in staatseigenen Laden erlaubt (auch als
Alcoholic beverage control states
bezeichnet), die teilweise nur in relativ geringer Anzahl existieren und fur amerikanische Verhaltnisse sehr beschrankte Offnungszeiten haben. In einigen Staaten ist das Mitbringen von Alkohol aus anderen Bundesstaaten weiterhin eine Straftat.
- Organisiertes Verbrechen: Obwohl den Alkoholschmugglern durch das Ende der Prohibition ihr ?Kerngeschaft“ genommen wurde, blieben die Strukturen des organisierten Verbrechens bestehen und suchten nach neuen Geschaftsfeldern. Diese bestanden vor allem im Handel mit weiterhin illegalen Betaubungsmitteln wie
Opium
, woraus sich der bis heute bestehende organisierte
Drogenhandel
entwickelte.
- Brauwesen: Von einigen tausend Brauereien vor der Prohibition blieben nach 1933 nur noch Großbrauereien ubrig, die sich mit der Produktion von
near beer
uber Wasser gehalten hatten.
- Weinanbau: Durch die großflachige Rodung von Weinbergen lag der Weinbau noch jahrzehntelang darnieder.
- Trinkverhalten:
Cocktails
, meist aus starken Spirituosen und nichtalkoholischen Getranken gemischt, blieben auch nach der Prohibition in den USA noch lange beliebter als Wein und Bier.
- Biokraftstoff
: In den 1890er Jahren war Ethanol (aus Getreide) der erste in US-amerikanischen Automobilen benutzte Treibstoff. Die 1919 eingefuhrte Prohibition zerstorte die vielen Getreidebrennereien, die viele Landwirte zur Herstellung ihrer preiswerten
Ethanolbrennstoffe
benutzten. Dies fuhrte zu erhohten Ausgaben auf Seiten der Landwirte und dem Umstieg auf olbasierte Brennstoffe wie
Benzin
oder
Diesel
.
- Tourismus: Kreuzfahrten, auf denen außerhalb der Territorialgewasser Alkohol verkauft werden durfte (der Konsum selbst war nicht verboten), wurden popular, verbunden mit Ausflugszielen wie
Nassau
auf den
Bahamas
oder
Havanna
auf
Kuba
.
Seit durch den 21. Zusatzartikel der US-Verfassung die Prohibition aufgehoben wurde, ist die Regelung bezuglich Alkohol den Bundesstaaten oder jeweiligen
Countys
uberlassen. Je nachdem, wie rigoros der Verkauf von Alkohol reglementiert wird, werden ?trockene“, ?halbtrockene“ und ?nasse“ Counties (
Dry
,
Semi-Dry
und
Wet
) unterschieden.
Al Capone
- Michael Lewis, Richard F. Hamm:
Prohibition’s Greatest Myths: The Distilled Truth about America’s Anti-Alcohol Crusade.
Louisiana State University Press, Baton Rouge 2020,
ISBN 978-0-8071-7038-0
.
- John Kobler:
Ardent Spirits: The Rise and Fall of Prohibition
. Putnam, New York 1973.
- W. J. Rorabaugh:
The Alcoholic Republic: An American Tradition
. Oxford University Press, 1979.
- Adolf Hepner
:
Die amerikanische Prohibition und die abstinenten Sozialisten
. In:
Sozialistische Monatshefte
16, 1912, Heft 1, S. 37?44.
[12]
- Thomas Welskopp
:
Amerikas große Ernuchterung. Eine Kulturgeschichte der Prohibition
. Verlag Ferdinand Schoningh, Paderborn 2010,
ISBN 978-3-506-77026-4
.
- Daniel Okrent:
Last Call ? The Rise and Fall of Prohibition.
Scribner, New York Mai 2010,
ISBN 978-0-7432-7702-0
.
- ↑
Bob Skilnik:
Beer: A History of Brewing in Chicago
. Baracade Books, 2006. Vgl. The National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism, National Institutes of Health,
www.alcoholpolicy.niaaa.nih.gov
(
Memento
vom 24. September 2009 im
Internet Archive
)
- ↑
Jo Durden Smith:
MAFIA. Die wahre Geschichte des organisierten Verbrechens
, Premio Verlag GmbH, Munster. Ubersetzung Klaus Helmut,
ISBN 978-3-86706-047-9
, S. 64.
- ↑
Teaching With Documents: The Volstead Act and Related Prohibition Documents.
The National Archives, 14. Februar 2008,
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(englisch).
- ↑
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:
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. 4. Auflage, Bd. 2, Frankfurt am Main 2003, S. 77.
- ↑
Der
18. Zusatzartikel
im
Nationalarchiv der Vereinigten Staaten
- ↑
Sigmund Freud
:
Fragen der Gesellschaft ? Ursprunge der Religion. Die Zukunft einer Illusion
. Studienausgabe, Bd. 9, 1927, Frankfurt am Main 1974, S. 182.
- ↑
a
b
German Lopez:
What people get wrong about Prohibition.
19. Oktober 2015,
abgerufen am 8. Marz 2023
(englisch).
- ↑
Deborah Blum:
The Chemist's War: The Little-told Story of how the U.S. Government Poisoned Alcohol During Prohibition with Deadly Consequences.
Slate, 19. Februar 2010, archiviert vom
Original
am
29. Oktober 2013
;
abgerufen am 7. November 2013
.
- ↑
Der
21. Zusatzartikel
im
Nationalarchiv der Vereinigten Staaten
- ↑
Ric Burns, James Sanders:
New York. Die illustrierte Geschichte von 1609 bis heute
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- ↑
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. Fischer, Frankfurt am Main 2006,
ISBN 978-3-596-17106-4
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Digitalisat
: FES Library, Bonn 2006.