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Prayagraj
(
Hindi
?????????
,
Urdu
????????
;
Pray?gr?j
[
pr??j?ː?r?ːd?
]), bis Oktober 2018
Allahabad
(
Hindi
????????
,
Urdu
??? ????
Il?h?b?d
[
?l?ːh?ː?b?ːd
]), ist eine
Millionenstadt
(
Municipal Corporation
) im
nordindischen
Bundesstaat
Uttar Pradesh
. Die Stadt ist Verwaltungssitz des
Distrikts Prayagraj
und der
Division Prayagraj
.
Bei Prayagraj liegt der
Triveni Sangam
(?Vereinigung von drei Stromen“), hier vereinigen sich der
Ganges
, Indiens großter Strom, und sein wichtigster Nebenfluss, die
Yamuna
. Nach einer mythischen
hinduistischen
Vorstellung kommt ein dritter, unsichtbarer Fluss hinzu ? die
Sarasvati
. Wegen des
Triveni Sangam
ist Prayagraj einer der wichtigsten hinduistischen
Pilgerorte
und alle zwolf Jahre Austragungsort der
Kumbh Mela
, die als großtes religioses Fest der Welt gilt.
Der seit 2018 amtliche Name
Prayagraj
leitet sich von dem alten
Sanskrit
-Namen
Prayag
bzw.
Prayaga
(
??????
) her, welcher ?Opferstatte“ bedeutet.
[2]
Der Name
Prayag
wird von Hindus heute vor allem im religiosen Zusammenhang verwendet. Der Zusatz
-raj,
?Konig“ (vgl.
Raja
) verweist auf den Status Prayags als sprichwortlicher ?Konig der Pilgerstatten“.
[3]
Der Name
Allahabad
(eigentlich
Ilahabad
) wurde der Stadt wahrend der islamischen Herrschaftsperiode im Jahr 1583 vom Mogulkaiser
Akbar I.
verliehen. Er stammt aus dem
Persischen
, der Hofsprache des Mogulreichs, und bedeutet ?Stadt Gottes“ (vgl.
Ilah
und
-abad
).
Von Seiten
hindu-nationalistischer
Krafte war seit langerem gefordert worden, Allahabad amtlich in Prayag umzubenennen. Ein Versuch der Namensanderung im Jahr 2001 wahrend der Regierung des
Chief Ministers
Rajnath Singh
(
Bharatiya Janata Party
, BJP) blieb erfolglos.
[4]
Nachdem die BJP bei der Parlamentswahl in Uttar Pradesh 2018 die absolute Mehrheit errungen hatte, holte die Regierung des Chief Ministers
Yogi Adityanath
diese alten Plane wieder aus den Schubladen. Am 16. Oktober 2018 erhielt die Stadt amtlich den Namen
Prayagraj
.
[5]
Wahrend in der Vergangenheit zahlreiche indische Stadte aus antikolonialistischen oder regionalistischen Beweggrunden umbenannt wurden (z. B. Bombay in
Mumbai
, Calcutta in
Kolkata
oder Madras in
Chennai
), war die Umbenennung von Allahabad in Prayagraj wegen ihrer anti-muslimischen Untertone erheblich umstrittener.
[6]
Prayagraj liegt beim Zusammenfluss der Flusse
Ganges
und
Yamuna
in einer Hohe von ca. 100 m u. d. M.
[7]
Westlich von Prayagraj beginnt der zwischen Ganges und Yamuna gelegene
Doab
, nordlich beginnt die Region
Awadh
(fruher
Oudh
), sudlich liegen die historischen Regionen
Baghelkhand
und
Bundelkhand
. Durch die Stadt fuhrt die
Grand Trunk Road
, die wichtigste Ost-West-Straßenverbindung Nordindiens; daruber hinaus hat die Stadt einen nationalen
Flughafen
(IATA-Code: IXD) und ist an das indische Eisenbahn-Verkehrsnetz angeschlossen. Die indische Hauptstadt
Delhi
befindet sich ca. 700 km (Fahrtstrecke) nordwestlich;
Kolkata
liegt gut 800 km sudostlich. Das Klima ist warm; Regen fallt nahezu ausschließlich in den
Monsunmonaten
, die fur gewohnlich von Juli bis September dauern.
[8]
Der anhaltende Anstieg der stadtischen Bevolkerungszahlen beruht im Wesentlichen auf der Zuwanderung von Familien aus dem Umland.
Jahr
|
1991
|
2001
|
2011
|
Einwohner
|
792.858
|
1.018.092
|
1.168.385
|
Gut 76 % der Einwohner sind
Hindus
und knapp 22 % sind
Moslems
; andere Religionen wie
Christentum
,
Sikhismus
,
Jainismus
und
Buddhismus
bilden Splittergruppen. Die Stadt ist gleichwohl Sitz des romisch-katholischen
Bistums Allahabad
und des
Bistums Lucknow
[9]
der anglikanisch-methodistischen
Church of North India
. Der Anteil der mannlichen Bevolkerung ist knapp 18 % hoher als der weibliche, was einerseits in Nordindien wegen der hohen
Abtreibungsrate
von Madchen nicht ungewohnlich ist, andererseits aber auch mit dem Zustrom von mannlichen Arbeitern aus den landlichen Gebieten im Hinterland zusammenhangt.
[10]
Man spricht
Hindi
und
Urdu
, aber auch
Englisch
und die Regionalsprache
Awadhi
sind weitverbreitet.
Das Umland von Prayagraj, insbesondere der Doab, ist in hohem Maße landwirtschaftlich orientiert; in der Stadt selbst sind Handler, Handwerker und Dienstleister aller Art ansassig. In den letzten Jahrzehnten sind auch kleinere Industriebetriebe entstanden. Wichtig ist auch der Pilgerfremdenverkehr.
[11]
Der Zusammenfluss von Ganges und Yamuna gilt seit alters her als heiliger Ort. Unter seinem alten Namen
Prayag
wird Prayagraj bereits in Werken der altindischen Literatur wie dem
Mahabharata
-Epos oder dem Rechtstext
Manusmriti
erwahnt. Das alteste Bauwerk in Prayagraj ist eine
Ashoka-Saule
aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., die heute im Fort Allahabad steht. Aus dem 4. Jahrhundert n. Chr. ist eine Inschrift des
Gupta
-Herrschers
Samudra Gupta
erhalten. Der Chinese
Xuanzang
(Hsuan Tsang), der im 7. Jahrhundert als buddhistischer Pilger nach Indien kam, besuchte
Prayag
und beschrieb die Stadt als wichtiges hinduistisches Heiligtum.
Im Jahr 1194 wurde
Prayag
von
Muhammad von Ghur
erobert und kam unter die muslimische Herrschaft des
Sultanats von Delhi
. Der Mogulkaiser Akbar (reg. 1556?1605) ließ in den Jahren nach 1583 das
Fort Allahabad
erbauen, benannte
Prayag
in Allahabad um und machte die Stadt zur Hauptstadt einer Provinz des
Mogulreiches
. Akbars Sohn Selim, der spatere Kaiser
Jahangir
(reg. 1605?1627), diente vor seiner Thronbesteigung als Statthalter in Allahabad. Mit dem Niedergang des Mogulreiches wechselte Allahabad im 18. Jahrhundert mehrfach den Herren. Im Jahr 1764 richteten die
Briten
eine Garnison in Allahabad ein. 1801 trat der
Nawab von Oudh
die Stadt an die
Britische Ostindien-Kompanie
ab, sodass Allahabad endgultig unter britische Kolonialherrschaft kam.
Im Jahr 1857 beteiligte sich Allahabad am
Großen Aufstand
gegen die Briten. Nach dessen Niederschlagung machten die Briten Allahabad zur Hauptstadt der
Northwestern Provinces
(ab 1902
United Provinces of Agra and Oudh
). 1920 wurde die Hauptstadt aber nach
Lucknow
verlegt. Nach der indischen Unabhangigkeit 1947 kam Allahabad zum Bundesstaat
Uttar Pradesh
.
Hauptsehenswurdigkeit Prayagrajs ist wegen seiner religiosen Bedeutung der
Triveni Sangam
. Daneben verfugt die Stadt uber eine Reihe von Baudenkmalern sowohl aus der Mogulzeit als auch aus der Epoche der britischen Herrschaft.
- Das bedeutendste Bauwerk aus der islamischen Periode ist das am Zusammenfluss von Ganges und Yamuna gelegene
Fort Allahabad
, dessen Bau im Jahr 1583 vom Mogulkaiser Akbar in Auftrag gegeben wurde und uber 45 Jahre spater fertiggestellt wurde. Im Inneren des Forts befinden sich die
Ashoka-Saule
aus dem Jahr 232 v. Chr. sowie zwei wichtige hinduistische Heiligtumer: Der
Patalpur-Tempel
sowie der heilige
Banyanbaum
Akshaya Vat
, von dem sich ? der Legende zufolge ? einst zahlreiche Glaubige in den Tod gesturzt haben, um den Zustand der
Erlosung
zu erlangen. Der großte Teil des Forts wird heute von den
indischen Streitkraften
genutzt und ist daher nicht offentlich zuganglich.
- Ein weiteres Beispiel fur die
indo-islamische Architektur
in Prayagraj ist der
Khusrau-Bagh
. In der ummauerten Gartenanlage nahe dem Bahnhof
Prayagraj Junction
befinden sich die aus dem 17. Jahrhundert stammenden Grabdenkmaler
Khusrau Mirzas
, dem altesten Sohn Kaiser
Jahangirs
, sowie seiner Mutter und Schwester.
- Aus der britischen Zeit stammen eine Reihe von Reprasentationsbauten aus dem 19. Jahrhundert. Hierzu gehort die 1887 im Stil der
viktorianischen
Neugotik
erbaute
All Saints Cathedral
, wahrend das Gebaude des
Allahabad High Court
(1916) und einige der Bauten der
University of Allahabad
wie das
Muir College
(1874) oder die
Allahabad Public Library
(1864) den
indo-sarazenischen
Mischstil vertreten.
- Ferner gehort zu den Sehenswurdigkeiten Prayagrajs der
Anand Bhavan
, die ehemalige Wohnstatte der aus Prayagraj stammenden
Nehru-Gandhi-Familie
. Das am nordostlichen Stadtrand gelegene Anwesen wurde von
Motilal Nehru
(1861?1931) gegrundet. Im Jahr 1970 ubergab
Indira Gandhi
den
Anand Bhavan
an die indische Regierung, die es in ein Museum umwandelte. Im Garten des Anand Bhavan befindet sich seit 1979 das Jawahar-Planetarium.
- Das Allahabad-Museum prasentiert eine große Anzahl archaologischer und anderer Ausstellungsstucke aus der Geschichte Indiens.
[12]
Als Ort des Zusammenflusses von Ganges und Yamuna, die beide im Hinduismus als heilige Flusse gelten, besitzt Prayagraj eine große religiose Bedeutung. Daher ist Prayagraj ein wichtiger hinduistischer Pilgerort und tragt den Beinamen
Tirth Raj
, ?Konig der Pilgerstatten“.
Alle zwolf Jahre im Januar/Februar findet hier am
Triveni Sangam
, dem Zusammenfluss von Ganges und Yamuna, ein großes religioses Fest, die
Kumbh Mela
, statt. Die Stadte Prayagraj,
Nashik
,
Ujjain
und
Haridwar
veranstalten die Kumbh Mela alle drei Jahre im Wechsel, also jeweils im Zwolfjahresrhythmus. Das Fest in Allahabad gilt dabei als besonders heilig. Die letzte Kumbh Mela in Prayagraj fand vom 14. Januar bis am 10. Marz 2013 statt. Sechs Jahre nach der eigentlichen Kumbh Mela (zuletzt 2007) wird zudem die ?halbe Kumbh mela“ (
Ardh Kumbh Mela
) begangen, außerdem feiert man in Prayagraj jahrlich die kleinere
Magh Mela
statt.
Die Kumbh Mela in Prayagraj gilt als das großte religiose Fest der Welt: 2013 wurde sie von geschatzten 90?100 Millionen Menschen uber einen Zeitraum von 55 Tagen besucht. Allein 35 Millionen versammelten sich am Haupttag zum Bad im Ganges.
[13]
Trotz eines enormen Aufgebots von Sicherheitskraften kommt es immer wieder zu Zwischenfallen. So kamen 2013 bei einer Massenpanik am Bahnhof von Prayagraj 36 Menschen ums Leben.
[14]
Auch zur Ardh Kumbh Mela 2007 kamen schatzungsweise 60?70 Millionen Pilger nach Prayagraj.
[15]
Bei der jahrlichen Magh Mela werden dagegen ?nur“ funf Millionen Menschen erwartet.
[16]
Prayagraj ist Sitz dreier staatlicher Hochschulen: Die
University of Allahabad
wurde wahrend der britischen Kolonialzeit 1887 als vierte Universitat Indiens gegrundet. Heute gehort sie zu den 25 Bundesuniversitaten (
Central Universities
), die direkt vom indischen Staat unterhalten werden. Das
Motilal Nehru National Institute of Technology
(MNNIT) wurde 1961 gegrundet und gehort zum Netzwerk der 30 nationalen technischen Hochschulen (
National Institutes of Technology
) Indiens. Das
Indian Institute of Information Technology (Allahabad)
(IIIT-A) wurde 1999 gegrundet und ist auf Informationstechnologie und Informatik spezialisiert. Im Jahr 1966 wurde das
Harish-Chandra Research Institute
gegrundet. Es bietet etwa 80 Studienplatze in Physik und Mathematik.
- Motilal Nehru
(1861?1931), Anwalt und Staatsmann; Mitbegrunder der Swaraj-Partei
- Purushottam Das Tandon
(1882?1962), Politiker
- Jawaharlal Nehru
(1889?1964), erster indischer Premierminister
- Vijaya Lakshmi Pandit
(1900?1990), Politikerin und Diplomatin
- Hans Bechtler
(1904?1998), Schweizer Unternehmer und Kunstsammler
- Dhyan Chand
(1905?1979), Hockeyspieler
- Braj Kumar Nehru
(1909?2001), Diplomat und Politiker
- Hugh Elliott
(1913?1989), britischer Ornithologe und Administrator von Tristan da Cunha
- Indira Gandhi
(1917?1984), Politikerin und Premierministerin
- Dharamvir Bharati
(1926?1997), Schriftsteller
- Nayantara Sahgal
(* 1927), Schriftstellerin und Botschafterin
- Nargis
(1929?1981), Filmschauspielerin
- Vishwanath Pratap Singh
(1931?2008), Premierminister
- Keshari Nath Tripathi
(1934?2023), Politiker
- Hariprasad Chaurasia
(* 1938), Meister der Bansuriflote
- Krishna Mohan Seth
(* 1939), Militar und Politiker
- Amitabh Bachchan
(* 1942), Schauspieler
- Akbar Ahmed
(* 1943), Islamwissenschaftler
- Suresh Goel
(1943?1978), Badmintonspieler
- Vijay Bahuguna
(* 1947), Politiker
- Damayanti Tambay
(* 1948), Badmintonspielerin
- Sara Rai
(* 1956), Schriftstellerin
- Sunil Gulati
(* 1959), US-amerikanischer Okonom und Fußballfunktionar
- Atiq Ahmed
(1962?2023), Gangster und Politiker
- Vikas Swarup
(* 1963), Autor des verfilmten Bestsellers
Rupien! Rupien!
- Manindra Agrawal
(* 1966), Mathematiker
- Abhinn Shyam Gupta
(* 1979), Badmintonspieler
- Nitin Saxena
(* 1981), Mathematiker
- Ajay Kumar Saroj
(* 1997), Mittelstreckenlaufer
- ↑
Allahabad ? Census 2011
- ↑
Monier Monier-Williams:
Sanskrit-English Dictionary
,
S. 687
, Stichwort "?????? pray?ga".
- ↑
Knut A. Jacobsen:
Pilgrimage in the Hindu Tradition. Salfivic Space,
London: Routledge, 2013, S. 36.
- ↑
Rename Allahabad as Prayag, Yogi Adityanath's minister writes to UP Governor.
indiatoday.in, 9. Juli 2018,
abgerufen am 8. November 2018
(englisch).
- ↑
Yogi Adityanath cabinet passes resolution to rename Allahabad to Prayagraj.
The New Indian Express, 16. Oktober 2018,
abgerufen am 16. Oktober 2018
(englisch).
- ↑
Ayodhya, Prayagraj, Sabarimala: BJP’s Hindutva distractions are harming India’s national interest.
scroll.in, 11. November 2018,
abgerufen am 5. Mai 2020
(englisch).
- ↑
Allahabad ? Karte mit Hohenangaben
- ↑
Allahabad ? Klimatabellen
- ↑
Nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen romisch-katholischen
Bistum Lucknow
, das seinen Sitz im Gegensatz zum Bistum der Church of North India in der namensgebenden Stadt hat.
- ↑
Allahabad ? Census 2011
- ↑
Allahabad ? Wirtschaft etc.
- ↑
Allahabad-Museum ? Fotos + Infos
- ↑
The Hindu,
11. Marz 2013: "Maha Kumbh Mela concludes".
- ↑
The Hindu,
12. Februar 2013: "Allahabad stampede toll 36".
- ↑
BBC News,
3. Januar 2007: "Millions bathe at Hindu festival";
The Washington Post,
15. Januar 2007: "Millions of Hindus Wash Away Their Sins".
- ↑
Times of India,
21. Dezember 2010: "Thee sniffer dog squads for Magh Mela"