Praludium und Fuge E-Dur BWV 878 (Das Wohltemperierte Klavier, II. Teil)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Praludium und Fuge E-Dur , BWV 878, bilden ein Werkpaar im 2. Teil des Wohltemperierten Klaviers , einer Sammlung von Praludien und Fugen fur Tasteninstrumente von Johann Sebastian Bach .

Wahrend Hermann Keller bei diesem Praludium an ?Helligkeit und Warme einer sommerlichen Landschaft“ denkt, spurt Peter Benary hier ?abgeklarte Heiterkeit und Altersweisheit reflektiert, auch eine gewisse Klassizitat in der Klarheit der ersten acht Takte“. [1] Das Stuck ist zum großten Teil dreistimmig gesetzt, mit jeweils einer Stimmverdichtung gegen Ende der beiden Formteile (24 bzw. 30 Takte). Zu beachten ist, wie zu Beginn des zweiten Formteils der Bass mit dem modulierenden his in den Dialog der Oberstimmen eingreift. Der funfte Takt vor Schluss enthalt im Bass vier verschiedene Lesarten. [2]

Wann immer von Bachs Ruckgriff auf den stile antico die Rede ist, wird zu Recht auf diese vierstimmige Fuge hingewiesen. [3] Das Thema stammt nicht von Bach, sondern geht auf uralte Traditionen zuruck. Es hat seinen Ursprung im Hymnus Pange lingua , findet sich unter anderem in der Missa Pange lingua von Josquin Desprez , in Ariadne musica von Johann Caspar Ferdinand Fischer , bei Johann Jakob Froberger und Johann Caspar von Kerll , und wird noch im Finale von Mozarts Jupitersinfonie eingesetzt.

Auf die Exposition, die das Thema nach jeweils anderthalb Takten vom Bass zum Sopran aufsteigen lasst, folgt sogleich eine Durchfuhrung, die mit zwei Engfuhrungen verdichtet ist. In weiteren Durchfuhrungen mit Kadenzen nach cis-Moll in Takt 16 und nach fis-Moll in Takt 23 wird das Thema rhythmisch und melodisch variiert. Die harmonische Spannung erreicht ihren Hohepunkt ab Takt 33 mit der Modulation nach gis-moll in Takt 35, worauf als kontrapunktische Steigerung eine dreifache Engfuhrung folgt. In den neun folgenden, abschließenden Takten erklingt das Thema zunachst im Sopran in der hochsten, bis dahin aufgesparten Lage bis zum a 2 . Nun schweben die drei Oberstimmen gleichsam schwerelos herunter; der Bass bringt das Thema zum letzten Mal, der Sopran begleitet seine Abwartsbewegung in Sekundschritten, und die Fuge schließt mit einer innigen Wendung, die uns wieder auf die Erde zuruckfuhrt. [4]

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Peter Benary: J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier: Text ? Analyse ? Wiedergabe. MN 718, H. & B. Schneider AG. Aarau, 2005. S. 103
  2. siehe die Erlauterungen bei Hermann Keller
  3. Peter Benary: J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier: Text ? Analyse ? Wiedergabe. MN 718, H. & B. Schneider AG. Aarau, 2005. S. 104
  4. Hermann Keller: Das Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach , S. 146 ( Memento des Originals vom 23. Mai 2014 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.hermann-keller.org
  • Peter Benary: J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier: Text ? Analyse ? Wiedergabe. MN 718, H. & B. Schneider, Aarau, 2005.
  • Alfred Durr : Johann Sebastian Bach ? Das Wohltemperierte Klavier. 4. Auflage. Barenreiter Werkeinfuhrungen, 2012, ISBN 9783761812297 .
  • Cecil Gray: The forty-eight Preludes and Fugues of J.S. Bach. Oxford University Press, 1938.