Praludium und Fuge
E-Dur
,
BWV
878, bilden ein Werkpaar im 2. Teil des
Wohltemperierten Klaviers
, einer Sammlung von
Praludien
und
Fugen
fur Tasteninstrumente von
Johann Sebastian Bach
.
Wahrend
Hermann Keller
bei diesem Praludium an ?Helligkeit und Warme einer sommerlichen Landschaft“ denkt, spurt Peter Benary hier ?abgeklarte Heiterkeit und Altersweisheit reflektiert, auch eine gewisse Klassizitat in der Klarheit der ersten acht Takte“.
[1]
Das Stuck ist zum großten Teil dreistimmig gesetzt, mit jeweils einer Stimmverdichtung gegen Ende der beiden Formteile (24 bzw. 30 Takte). Zu beachten ist, wie zu Beginn des zweiten Formteils der Bass mit dem modulierenden
his
in den Dialog der Oberstimmen eingreift. Der funfte Takt vor Schluss enthalt im Bass vier verschiedene Lesarten.
[2]
Wann immer von Bachs Ruckgriff auf den
stile antico
die Rede ist, wird zu Recht auf diese vierstimmige Fuge hingewiesen.
[3]
Das Thema stammt nicht von Bach, sondern geht auf uralte Traditionen zuruck. Es hat seinen Ursprung im Hymnus
Pange lingua
, findet sich unter anderem in der
Missa Pange lingua
von
Josquin Desprez
, in
Ariadne musica
von
Johann Caspar Ferdinand Fischer
, bei
Johann Jakob Froberger
und
Johann Caspar von Kerll
, und wird noch im Finale von
Mozarts
Jupitersinfonie
eingesetzt.
Auf die Exposition, die das Thema nach jeweils anderthalb Takten vom Bass zum Sopran aufsteigen lasst, folgt sogleich eine Durchfuhrung, die mit zwei
Engfuhrungen
verdichtet ist. In weiteren Durchfuhrungen mit Kadenzen nach cis-Moll in Takt 16 und nach fis-Moll in Takt 23 wird das Thema rhythmisch und melodisch variiert. Die harmonische Spannung erreicht ihren Hohepunkt ab Takt 33 mit der
Modulation
nach gis-moll in Takt 35, worauf als
kontrapunktische
Steigerung eine dreifache Engfuhrung folgt. In den neun folgenden, abschließenden Takten erklingt das Thema zunachst im Sopran in der hochsten, bis dahin aufgesparten
Lage
bis zum a
2
. Nun schweben die drei Oberstimmen gleichsam schwerelos herunter; der Bass bringt das Thema zum letzten Mal, der Sopran begleitet seine Abwartsbewegung in Sekundschritten, und die Fuge schließt mit einer innigen Wendung, die uns wieder auf die Erde zuruckfuhrt.
[4]
- ↑
Peter Benary: J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier: Text ? Analyse ? Wiedergabe. MN 718, H. & B. Schneider AG. Aarau, 2005. S. 103
- ↑
siehe die Erlauterungen bei Hermann Keller
- ↑
Peter Benary: J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier: Text ? Analyse ? Wiedergabe. MN 718, H. & B. Schneider AG. Aarau, 2005. S. 104
- ↑
Hermann Keller:
Das Wohltemperierte Klavier von Johann Sebastian Bach
, S. 146
(
Memento
des
Originals
vom 23. Mai 2014 im
Internet Archive
)
Info:
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@1
@2
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- Peter Benary:
J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier: Text ? Analyse ? Wiedergabe.
MN 718, H. & B. Schneider, Aarau, 2005.
- Alfred Durr
:
Johann Sebastian Bach ? Das Wohltemperierte Klavier.
4. Auflage. Barenreiter Werkeinfuhrungen, 2012,
ISBN 9783761812297
.
- Cecil Gray:
The forty-eight Preludes and Fugues of J.S. Bach.
Oxford University Press, 1938.