Pontebba
(
friulanisch
:
Pontebe
oder
Ponteibe
,
deutsch
:
Pontafel
,
slowenisch
:
Pontabelj/Tablja
) ist eine
italienische Gemeinde
(
comune
) mit 1322 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Region
Friaul-Julisch Venetien
.
Der Name leitet sich vom italienischen Wort
Ponte
(zu Deutsch: Brucke) ab. Man kann auch annehmen, dass ursprunglich der lateinische Ausdruck
pons viae
(deutsch:
Brucke der Straße
) oder
ad pontem viae
(deutsch:
zur Brucke der Straße
) Pate stand. Schon in alten Dokumenten sind die Namen
Pontevia
,
Pontieba
,
Ponteva
und sogar
Pontaiba
fur dieses Stuck Land nachzulesen.
Fraktionen
sind Aupa (900 m), Pietratagliata (520 m),
San Leopoldo
(
Leopoldskirchen
, 603 m), Studena Alta (888 m) und Studena Bassa (630 m). Der Hauptort Pontebba liegt im
Kanaltal
. In den spaten 1860er Jahren hat der Pfarrer J. Kuchler Wetteraufzeichnungen gemacht. Dabei wurde festgestellt, dass hier das Klima schon deutlich milder als im sonstigen Karnten war.
[2]
Die
Fella
als Hauptfluss nimmt den von Norden zufließenden Wildbach Pontebbana auf. Noch ehe dieser in die Fella mundet, vereint er sich im Ortsgebiet mit dem Rio Bombaso (deutsch:
Bombach
), der die
Nassfeldregion
entwassert. Ein bisschen weiter oben erfahrt die Pontebbana Verstarkung durch den Rio Studena.
Durchquert wird die Ortschaft vom
Wildbach
Pontebbana, der bis 1919 die italienisch-osterreichische und gleichzeitig die friulanisch-deutsche Sprachgrenze markierte, indem er damals den Ort noch in zwei Gemeinden teilte: Pontebba (Italien-Venetien) und Pontafel (Osterreich-Ungarn,
Karnten
). Die Grenze zwischen der romanischen und der germanischen Sprachfamilie zeigte sich hier auch visuell besonders stark, wie Reiseberichte des 18. und 19. Jahrhunderts beschreiben. Auf der rechten Seite des Pontebba-Baches befand sich das venezianische von hohen Steinbauten mit Ziegeldachern gepragte, stadtisch wirkende, Pontebba und auf der linken Seite das karntnerische, von Holzhausern mit Schindeldachern gepragte, dorfliche Pontafel.
[3]
Im Jahr 1900 hatte Pontafel, der osterreichische Teil des Ortes, 804 Einwohner. Davon waren 744 deutsch- (93 %), 12 slowenischsprachig (1 %) und 48 Auslander (6 %).
[4]
1874 kam der
Telegraph
nach Pontafel. Die Eroffnung einer k.k. Staats-Telegraphen-Station mit ?beschranktem Tagesdienste“ erfolgte zur gleichen Zeit wie in anderen kleineren Orten der Monarchie.
[5]
Mit der Angliederung an Italien nach dem
Ersten Weltkrieg
erhielt Pontafel im Jahre 1918 den Namen Pontebba Nuova und wurde mit einem Festakt am 15. August 1924 mit Pontebba vereinigt.
Am 20. September 1926 wurde die vormals eigenstandige Kommune
San Leopoldo Laglesie
(Leopoldskirchen) als Ortsteil Pontebbas eingemeindet.
Der Ruckgang der Bevolkerung (1911: 4591 Einwohner, 1951: 3931 Einwohner, 2005: 1768 Einwohner) ist nicht zuletzt auch auf die wirtschaftliche Situation der Kommune zuruckzufuhren.
Die Region Friaul-Julisch Venetien ist bestrebt, eine Seilbahn auf die italienische Seite des Nassfeldes zu bauen. Mit dem Bau der Bahn hatte Pontebba eine direkte Anbindung an die Wintersportregion
Nassfeld
im Karntner
Gailtal
.
- Die dreischiffige, gotische Pfarrkirche
Santa Maria Maggiore
mit geschnitztem Flugelaltar von 1517. Die ursprungliche kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert wurde 1504 durch den Architekten
Johann Komauer
neu errichtet. Das Portal schuf Decio Deotto aus Verzegnis 1903. Die Fenster des Chorraumes zeigen neugotische Glasmalerei. Vor der oberen Wand des Triumphbogens hangt ein
Holzkruzifix
des 16. Jahrhunderts.
-
Das Portal der Kirche S. Maria Maggiore
-
Die Innenansicht
-
Teilansicht eines Glasfensters im Chorraum
-
Kruzifix am Triumphbogen
-
Rechtes Seitenschiff
-
Altar des linken Seitenschiffs
- Die Kirche
San Giovanni Battista
, Hl. Johannes der Taufer.
- Der
Palazzo municipale
, das Rathaus, erbaut 1923, Architekt
Provino Valle
, mit sehenswertem Treppenhaus.
-
Rathaus in Pontebba mit Markt
-
Blick ins Treppenhaus des Rathauses
-
Teilansicht des schmiedeeisernen Tores des Rathauses
Zusammen mit Leopoldskirchen (San Leopoldo) feiert die Bevolkerung das Fest der ?Tae“. Andere Bezeichnungen fur dieses Fest lauten ?Festa del cioch“ oder auch ?Ploch“. Es findet jeweils am vorletzten Sonntag der Faschingszeit statt. Bei dieser Feier kommen die Werte sorgsamer Umgang mit der Umwelt, den Ehepartnern und der Familie zum Tragen.
Kargen Landstrichen wurden zur Zeit der osterreichisch-ungarischen Monarchie besondere wirtschaftliche Begunstigungen zugestanden, damit deren Einwohner nicht abwandern mussten. Es handelte sich dabei um die damals gultigen ?Dienstbarkeitsrechte“.
Einzige Bedingung fur die Ubergabe eines Tannenbaumes (?Tae“) durch die Nachbarschaft an die Dorfjugend war, dass wahrend der Carnevalszeit keine Hochzeit gefeiert wurde.
Dabei fallen die jungen Manner selbst den Baum, wobei ihnen die Madchen beim Schmucken desselben helfen. Bunte Papier- und Stoffstreifen werden auf den Tannenzweigen festgemacht. Ganz an der Spitze hangt ein immergruner Kranz, von dem ein schwarzes und ein weißes Band herabhangen. Inmitten des Kranzes gibt ein Schild Auskunft: ?Trauer der Jungfrauen, Freude der Burschen“. Lautete die Aufschrift jedoch ?Freude der Madchen, Trauer der Burschen“, so fand das Fest nicht statt, was so viel bedeutete, dass wahrend der Faschingszeit eine Hochzeit gefeiert wurde. Mit den beiden Farben Schwarz und Weiß wurden die beiden gegensatzlichen Gefuhle zum Ausdruck gebracht.
Die ?Tae“ wird durch die Straßen von Pontafel gezogen, wobei anstelle der Pferde heutzutage ein Traktor zum Einsatz kommt. Dem alten Brauch Folge leistend, wird auch heute die Brucke uber den Pontebbana-Bach nicht uberschritten. Das Flussbett markierte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs die Grenze zwischen Osterreich und Italien, Pontafel war der osterreichische Grenzort, Pontebba der italienische. Der Festzug lasst kein Haus im Ort aus. Dabei werden Bruderlichkeit und Mitgefuhl zum Ausdruck gebracht. Alle besuchten Familien empfangen den Festzug auf besondere Art und Weise.
Hervorzuheben ist auch die Maskengestaltung. Zur Betonung der Einfachheit des Festes werden schlichte Kostume und alte Requisiten verwendet.
Fruher wurde die ?Tae“ zum Tagesende am alten Hauptplatz vor dem Kaffeehaus Impero aufgestellt, wo sie zur Unterstutzung des Carnevals versteigert wurde. Mit dem Erlos (heutzutage wird die ?Tae“ im Voraus verkauft), sowie dem wahrend des Umzugs gesammelten Geld mitsamt den Geschenken der Bewohner (d. h. Wurstwaren wie ?muset“ und Sauerkraut) erfolgt zum Abschluss ein gemeinsames Abendessen, an dem alle Einwohner der kaiserlichen Pontafel teilnehmen. Auf Maskenballen wird in der darauf folgenden Nacht weiter gefeiert.
Nach der Wiederentdeckung dieses Brauchs wurde auch San Leopoldo (Leopoldskirchen) mit in die Festlichkeiten einbezogen. Dabei treffen einander die Festzuge beider Ortschaften.
Jahrlich am 8. September zu Maria Geburt wird im Zentrum von Pontebba ein Markt abgehalten, wo Dinge des taglichen Bedarfs wie Kleidung, Schuhwerk, Werkzeuge, Sußigkeiten und Hausrat gehandelt werden.
Schon im Jahr 1342 erteilte der
Patriarch
Bertrand von Aquileia
Pontafel das Recht den Markt abzuhalten.
Einst trafen sich hier am Markt die Handler, Bauern und Handwerker aus Venetien,
Krain
,
Karnten
und
Bohmen
. Die Bauern brachten Vieh aus den
Gailtaler
Almen, die Flitscher (
Bovec
) Schafe und Ziegen, die Kanaltaler ihre Zugochsen und Kraut. Die
Venezianer
lieferten Gespinste und Seidenstoffe, gesalzene und getrocknete Fische und die Friulaner Fruchte, Kase, Weine und Fisolen. Die Krainer und die bohmischen Kramer vermarkteten Hute und Lodenwaren. Die Lebzelter aus Karnten boten Honig und Sußigkeiten feil und die einheimischen Schmiede aus Malborgeth und Pontafel verkauften Eisenwaren. Der Markt dauerte einst sechs Tage und reduzierte sich nach dem Ersten Weltkrieg auf drei Tage.
Die durchgehend asphaltierte und angelegte Bergstraße von Pontebba uber das Bergdorf Aupa nach Moggio Udinese fuhrt ins wildromantische
Aupatal
. Die Straße windet sich uber dem Abgrund des Pontebbana-Wildbachs uber das von Almwiesen eingerahmte Dorf Studena Alta, den wie ein Bienenkorb in den Hang hineingebauten Ort Aupa hinauf zum 1.085 Meter hoch gelegenen Cereschiatis-Pass, um dann in kurvenreicher Abfahrt zunachst durch das bewaldete Hochtal des Aupa-Bachs, in weiterer Folge am Grunde eines canyonartigen Talbodens an steilen Felshangen vorbei in Richtung Moggio Udinese hinunterzufahren.
-
Studena Alta, Ortsteil von Pontebba
-
Blick von Aupa auf den Zuc del Bor
-
Cereschiatis-Pass zwischen Pontebba und dem Aupa-Tal
-
Brucke der Nassfeldstraße uber den Rio Bombaso
In nordlicher Richtung fuhrt von Pontebba aus eine durchgehend mit
Asphaltbelag
versehene, nur in den Sommermonaten befahrbare Passstraße in die Karnischen Alpen auf das
Naßfeld
(1552 m Seehohe) an die osterreichische Grenze.
Eine weitere Bergstraße, diesmal in nordwestliche Richtung von Pontebba ausgehend, fuhrt auf entlegene Almen mit
Sennereien
. Der Weg fuhrt entlang dem Wildbach Pontebbana bis hinauf in die Nahe des Ursprungs auf den in 1552 m Hohe gelegenen Cason di Lanza-Pass, von wo aus Bergtouren auf den
Trogkofel
(2279 m), den
Rosskofel
(Monte Cavallo) (2229 m) und den Monte Zermula (2143 m) gestartet werden. In weiterer Folge fuhrt eine kurvenreiche Strecke bergab die Ortschaft
Paularo
zum Chiarzo-Sturzbach.
- Martin Zeiller
:
Pont a Fela
. In:
Matthaus Merian
(Hrsg.):
Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis …
(=
Topographia Germaniae
.
Band
10
). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679,
S.
33
(
Volltext
[
Wikisource
]).
- Edizione del Comune di Pontebba:
Pontebba: 1000 anni di cronaca.
Olmis, 2005,
ISBN 88-7562-036-9
.
- Anna Zanier, Claudio Canton, Roberto Carollo u. a.:
La strada ferrata della Pontebba.
Senaus, Udine 2006,
ISBN 88-901571-5-1
.
- Val Canale.
(=
Guida del Friuli.
VII). Societa Alpina Friulana, Udine 1991,
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- Roberta Costantini, Fulvio Dell’Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian:
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.
- G. Pilgram
, W. Berger, W. Koroschitz, A. Pilgram-Ribitsch:
Die letzten Taler. Wandern und Einkehren in Friaul.
Drava Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2008,
ISBN 978-3-85435-532-8
.
- ↑
Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022.
ISTAT.
Abgerufen am 14. Mai 2023
(Bevolkerungsstatistiken des
Istituto Nazionale di Statistica
, Stand 31. Dezember 2022).
- ↑
Johann Prettner:
Das Klima von Karnten nach an 42 Beobachtungsstationen angestellten Beobachtungen dargestellt. (Aus dem Jahrbuch des natur-historischen Landesmuseums von Karnten XI besonders abgedruckt).
Klagenfurt, Druck von Ferdinand von Kleinmayr, 1872,
OCLC
1075693140
, S. 91?92 (Altseite) (
Eintrag
Digitalna knji?nica Slovenije
,
Artikel
(PDF), beide dlib.si), abgerufen am 7. November 2019.
- ↑
Kurt F. Strasser, Harald Waitzbauer, Uber die Grenzen nach Triest (Wien 1999), S. 44?46.
- ↑
K. K. Statistische Central-Commission:
Special-Orts-Repertorien der im Oesterreichischen Reichsrathe vertretenen Konigreiche und Lander.
Band V:
Karnten.
Wien 1905, S. 90.
- ↑
Kundmachungen.
In:
Klagenfurter Zeitung
, 10. Dezember 1874, S. 6 (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/kfz