Pontebba

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Pontebba
Pontebba (Italien)
Pontebba (Italien)
Staat Italien
Region Friaul-Julisch Venetien
Koordinaten 46° 30′  N , 13° 18′  O Koordinaten: 46° 30′ 22″  N , 13° 18′ 16″  O
Hohe 568  m s.l.m.
Flache 97 km²
Einwohner 1.322 (31. Dez. 2022) [1]
Fraktionen Aupa, Pietratagliata, San Leopoldo , Studena Alta, Studena Bassa
Postleitzahl 33016
Vorwahl 0428
ISTAT-Nummer 030076
Bezeichnung der Bewohner Pontebbaner
Schutzpatron Nativita Maria
Website comune.pontebba.ud.it
Pontebba

Pontebba ( friulanisch : Pontebe oder Ponteibe , deutsch : Pontafel , slowenisch : Pontabelj/Tablja ) ist eine italienische Gemeinde ( comune ) mit 1322 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2022) in der Region Friaul-Julisch Venetien .

Der Name leitet sich vom italienischen Wort Ponte (zu Deutsch: Brucke) ab. Man kann auch annehmen, dass ursprunglich der lateinische Ausdruck pons viae (deutsch: Brucke der Straße ) oder ad pontem viae (deutsch: zur Brucke der Straße ) Pate stand. Schon in alten Dokumenten sind die Namen Pontevia , Pontieba , Ponteva und sogar Pontaiba fur dieses Stuck Land nachzulesen.

Fraktionen sind Aupa (900 m), Pietratagliata (520 m), San Leopoldo ( Leopoldskirchen , 603 m), Studena Alta (888 m) und Studena Bassa (630 m). Der Hauptort Pontebba liegt im Kanaltal . In den spaten 1860er Jahren hat der Pfarrer J. Kuchler Wetteraufzeichnungen gemacht. Dabei wurde festgestellt, dass hier das Klima schon deutlich milder als im sonstigen Karnten war. [2]

Die Fella als Hauptfluss nimmt den von Norden zufließenden Wildbach Pontebbana auf. Noch ehe dieser in die Fella mundet, vereint er sich im Ortsgebiet mit dem Rio Bombaso (deutsch: Bombach ), der die Nassfeldregion entwassert. Ein bisschen weiter oben erfahrt die Pontebbana Verstarkung durch den Rio Studena.

Alter Grenzstein auf der Brucke uber die Pontebbana zwischen Pontebba (ehem. Kronland Venedig) und Pontafel (ehem. Kronland Karnten)

Durchquert wird die Ortschaft vom Wildbach Pontebbana, der bis 1919 die italienisch-osterreichische und gleichzeitig die friulanisch-deutsche Sprachgrenze markierte, indem er damals den Ort noch in zwei Gemeinden teilte: Pontebba (Italien-Venetien) und Pontafel (Osterreich-Ungarn, Karnten ). Die Grenze zwischen der romanischen und der germanischen Sprachfamilie zeigte sich hier auch visuell besonders stark, wie Reiseberichte des 18. und 19. Jahrhunderts beschreiben. Auf der rechten Seite des Pontebba-Baches befand sich das venezianische von hohen Steinbauten mit Ziegeldachern gepragte, stadtisch wirkende, Pontebba und auf der linken Seite das karntnerische, von Holzhausern mit Schindeldachern gepragte, dorfliche Pontafel. [3]

Im Jahr 1900 hatte Pontafel, der osterreichische Teil des Ortes, 804 Einwohner. Davon waren 744 deutsch- (93 %), 12 slowenischsprachig (1 %) und 48 Auslander (6 %). [4]

1874 kam der Telegraph nach Pontafel. Die Eroffnung einer k.k. Staats-Telegraphen-Station mit ?beschranktem Tagesdienste“ erfolgte zur gleichen Zeit wie in anderen kleineren Orten der Monarchie. [5]

Mit der Angliederung an Italien nach dem Ersten Weltkrieg erhielt Pontafel im Jahre 1918 den Namen Pontebba Nuova und wurde mit einem Festakt am 15. August 1924 mit Pontebba vereinigt. Am 20. September 1926 wurde die vormals eigenstandige Kommune San Leopoldo Laglesie (Leopoldskirchen) als Ortsteil Pontebbas eingemeindet.

Der Ruckgang der Bevolkerung (1911: 4591 Einwohner, 1951: 3931 Einwohner, 2005: 1768 Einwohner) ist nicht zuletzt auch auf die wirtschaftliche Situation der Kommune zuruckzufuhren.

Die Region Friaul-Julisch Venetien ist bestrebt, eine Seilbahn auf die italienische Seite des Nassfeldes zu bauen. Mit dem Bau der Bahn hatte Pontebba eine direkte Anbindung an die Wintersportregion Nassfeld im Karntner Gailtal .

Sehenswurdigkeiten

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Die Kirche Santa Maria Maggiore
Der gotische Flugelaltar in der Pfarrkirche
  • Die dreischiffige, gotische Pfarrkirche Santa Maria Maggiore mit geschnitztem Flugelaltar von 1517. Die ursprungliche kleine Kirche aus dem 12. Jahrhundert wurde 1504 durch den Architekten Johann Komauer neu errichtet. Das Portal schuf Decio Deotto aus Verzegnis 1903. Die Fenster des Chorraumes zeigen neugotische Glasmalerei. Vor der oberen Wand des Triumphbogens hangt ein Holzkruzifix des 16. Jahrhunderts.
  • Die Kirche San Giovanni Battista , Hl. Johannes der Taufer.
  • Der Palazzo municipale , das Rathaus, erbaut 1923, Architekt Provino Valle , mit sehenswertem Treppenhaus.

Veranstaltungen

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Fest der ?Tae“ (Carneval)

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Zusammen mit Leopoldskirchen (San Leopoldo) feiert die Bevolkerung das Fest der ?Tae“. Andere Bezeichnungen fur dieses Fest lauten ?Festa del cioch“ oder auch ?Ploch“. Es findet jeweils am vorletzten Sonntag der Faschingszeit statt. Bei dieser Feier kommen die Werte sorgsamer Umgang mit der Umwelt, den Ehepartnern und der Familie zum Tragen.

Kargen Landstrichen wurden zur Zeit der osterreichisch-ungarischen Monarchie besondere wirtschaftliche Begunstigungen zugestanden, damit deren Einwohner nicht abwandern mussten. Es handelte sich dabei um die damals gultigen ?Dienstbarkeitsrechte“.

Einzige Bedingung fur die Ubergabe eines Tannenbaumes (?Tae“) durch die Nachbarschaft an die Dorfjugend war, dass wahrend der Carnevalszeit keine Hochzeit gefeiert wurde. Dabei fallen die jungen Manner selbst den Baum, wobei ihnen die Madchen beim Schmucken desselben helfen. Bunte Papier- und Stoffstreifen werden auf den Tannenzweigen festgemacht. Ganz an der Spitze hangt ein immergruner Kranz, von dem ein schwarzes und ein weißes Band herabhangen. Inmitten des Kranzes gibt ein Schild Auskunft: ?Trauer der Jungfrauen, Freude der Burschen“. Lautete die Aufschrift jedoch ?Freude der Madchen, Trauer der Burschen“, so fand das Fest nicht statt, was so viel bedeutete, dass wahrend der Faschingszeit eine Hochzeit gefeiert wurde. Mit den beiden Farben Schwarz und Weiß wurden die beiden gegensatzlichen Gefuhle zum Ausdruck gebracht.

Die ?Tae“ wird durch die Straßen von Pontafel gezogen, wobei anstelle der Pferde heutzutage ein Traktor zum Einsatz kommt. Dem alten Brauch Folge leistend, wird auch heute die Brucke uber den Pontebbana-Bach nicht uberschritten. Das Flussbett markierte bis zum Ende des Ersten Weltkriegs die Grenze zwischen Osterreich und Italien, Pontafel war der osterreichische Grenzort, Pontebba der italienische. Der Festzug lasst kein Haus im Ort aus. Dabei werden Bruderlichkeit und Mitgefuhl zum Ausdruck gebracht. Alle besuchten Familien empfangen den Festzug auf besondere Art und Weise.

Hervorzuheben ist auch die Maskengestaltung. Zur Betonung der Einfachheit des Festes werden schlichte Kostume und alte Requisiten verwendet.

Fruher wurde die ?Tae“ zum Tagesende am alten Hauptplatz vor dem Kaffeehaus Impero aufgestellt, wo sie zur Unterstutzung des Carnevals versteigert wurde. Mit dem Erlos (heutzutage wird die ?Tae“ im Voraus verkauft), sowie dem wahrend des Umzugs gesammelten Geld mitsamt den Geschenken der Bewohner (d. h. Wurstwaren wie ?muset“ und Sauerkraut) erfolgt zum Abschluss ein gemeinsames Abendessen, an dem alle Einwohner der kaiserlichen Pontafel teilnehmen. Auf Maskenballen wird in der darauf folgenden Nacht weiter gefeiert. Nach der Wiederentdeckung dieses Brauchs wurde auch San Leopoldo (Leopoldskirchen) mit in die Festlichkeiten einbezogen. Dabei treffen einander die Festzuge beider Ortschaften.

Markt zu Maria Geburt (8. September)

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Markt-Tag in Pontebba zu Maria Geburt
Ostliche Ortseinfahrt von Pontebba
Eishalle in Pontebba
Eisenbahnbrucke uber den Wildbach Pontebbana in Pontebba

Jahrlich am 8. September zu Maria Geburt wird im Zentrum von Pontebba ein Markt abgehalten, wo Dinge des taglichen Bedarfs wie Kleidung, Schuhwerk, Werkzeuge, Sußigkeiten und Hausrat gehandelt werden.

Schon im Jahr 1342 erteilte der Patriarch Bertrand von Aquileia Pontafel das Recht den Markt abzuhalten. Einst trafen sich hier am Markt die Handler, Bauern und Handwerker aus Venetien, Krain , Karnten und Bohmen . Die Bauern brachten Vieh aus den Gailtaler Almen, die Flitscher ( Bovec ) Schafe und Ziegen, die Kanaltaler ihre Zugochsen und Kraut. Die Venezianer lieferten Gespinste und Seidenstoffe, gesalzene und getrocknete Fische und die Friulaner Fruchte, Kase, Weine und Fisolen. Die Krainer und die bohmischen Kramer vermarkteten Hute und Lodenwaren. Die Lebzelter aus Karnten boten Honig und Sußigkeiten feil und die einheimischen Schmiede aus Malborgeth und Pontafel verkauften Eisenwaren. Der Markt dauerte einst sechs Tage und reduzierte sich nach dem Ersten Weltkrieg auf drei Tage.

Umliegende Berge

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Uber den Cereschiatis-Sattel nach Moggio Udinese

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Die durchgehend asphaltierte und angelegte Bergstraße von Pontebba uber das Bergdorf Aupa nach Moggio Udinese fuhrt ins wildromantische Aupatal . Die Straße windet sich uber dem Abgrund des Pontebbana-Wildbachs uber das von Almwiesen eingerahmte Dorf Studena Alta, den wie ein Bienenkorb in den Hang hineingebauten Ort Aupa hinauf zum 1.085 Meter hoch gelegenen Cereschiatis-Pass, um dann in kurvenreicher Abfahrt zunachst durch das bewaldete Hochtal des Aupa-Bachs, in weiterer Folge am Grunde eines canyonartigen Talbodens an steilen Felshangen vorbei in Richtung Moggio Udinese hinunterzufahren.

Auf das Nassfeld

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In nordlicher Richtung fuhrt von Pontebba aus eine durchgehend mit Asphaltbelag versehene, nur in den Sommermonaten befahrbare Passstraße in die Karnischen Alpen auf das Naßfeld (1552 m Seehohe) an die osterreichische Grenze.

Uber den Cason di Lanza-Pass nach Paularo

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Eine weitere Bergstraße, diesmal in nordwestliche Richtung von Pontebba ausgehend, fuhrt auf entlegene Almen mit Sennereien . Der Weg fuhrt entlang dem Wildbach Pontebbana bis hinauf in die Nahe des Ursprungs auf den in 1552 m Hohe gelegenen Cason di Lanza-Pass, von wo aus Bergtouren auf den Trogkofel (2279 m), den Rosskofel (Monte Cavallo) (2229 m) und den Monte Zermula (2143 m) gestartet werden. In weiterer Folge fuhrt eine kurvenreiche Strecke bergab die Ortschaft Paularo zum Chiarzo-Sturzbach.

Personlichkeiten

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  • Martin Zeiller : Pont a Fela . In: Matthaus Merian (Hrsg.): Topographia Provinciarum Austriacarum. Austria, Styria, Carinthia, Carniolia, Tyrolis … (=  Topographia Germaniae . Band   10 ). 3. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1679, S.   33 ( Volltext [ Wikisource ]).
  • Edizione del Comune di Pontebba: Pontebba: 1000 anni di cronaca. Olmis, 2005, ISBN 88-7562-036-9 .
  • Anna Zanier, Claudio Canton, Roberto Carollo u. a.: La strada ferrata della Pontebba. Senaus, Udine 2006, ISBN 88-901571-5-1 .
  • Val Canale. (= Guida del Friuli. VII). Societa Alpina Friulana, Udine 1991, OCLC 440664250 .
  • Roberta Costantini, Fulvio Dell’Agnese, Micol Duca, Antonella Favaro, Monica Nicoli, Alessio Pasian: Friuli-Venezia Giulia. I luoghi dell’arte. Bruno Fachin Editore, Triest 1999, ISBN 88-85289-57-6 , S. 273?274.
  • Karl Migglautsch, Ingomar Pust: Das Kanaltal und seine Geschichte. Herausgeber Kanaltaler Kulturverein. Klagenfurt 1995, ISBN 3-901088-04-0 .
  • G. Pilgram , W. Berger, W. Koroschitz, A. Pilgram-Ribitsch: Die letzten Taler. Wandern und Einkehren in Friaul. Drava Verlag, Klagenfurt/ Celovec 2008, ISBN 978-3-85435-532-8 .
Commons : Pontebba  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Bilancio demografico e popolazione residente per sesso al 31 dicembre 2022. ISTAT. (Bevolkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica , Stand 31. Dezember 2022).
  2. Johann Prettner: Das Klima von Karnten nach an 42 Beobachtungsstationen angestellten Beobachtungen dargestellt. (Aus dem Jahrbuch des natur-historischen Landesmuseums von Karnten XI besonders abgedruckt). Klagenfurt, Druck von Ferdinand von Kleinmayr, 1872, OCLC 1075693140 , S. 91?92 (Altseite) ( Eintrag Digitalna knji?nica Slovenije , Artikel (PDF), beide dlib.si), abgerufen am 7. November 2019.
  3. Kurt F. Strasser, Harald Waitzbauer, Uber die Grenzen nach Triest (Wien 1999), S. 44?46.
  4. K. K. Statistische Central-Commission: Special-Orts-Repertorien der im Oesterreichischen Reichsrathe vertretenen Konigreiche und Lander. Band V: Karnten. Wien 1905, S. 90.
  5. Kundmachungen. In:  Klagenfurter Zeitung , 10. Dezember 1874, S. 6 (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/kfz