Plosive/Plosivlaute
(auch
Explosive/Explosivlaute
,
Okklusive/Okklusivlaute
,
Klusile
,
Mutae
oder
Verschlusslaute
) werden die
Konsonanten
genannt, bei deren
Artikulation
der Atemluftstrom blockiert wird. Durch die sofort darauf folgende Wiederfreisetzung des gestauten Luftstromes entsteht eine kleine ?Explosion“, die den Klang erzeugt. Die Benennung erfolgt also nach der
Artikulationsart
.
Der Verschluss erfolgt zum Beispiel durch einen Kontakt der Lippen (Beispiel:
[
p
]
,
[
b
]
) oder der Zunge mit dem
Artikulationsort
im
Vokaltrakt
oder Ansatzrohr (Beispiele:
[
t
]
,
[
d
]
,
[
k
]
,
[
g
]
).
Ahnlich wie im Englischen mit den konkurrierenden Bezeichnungen
plosive
und
stop
gibt es auch in der
deutschsprachigen Phonetik
keine vollstandige Ubereinstimmung daruber, ob unter
Verschlusslaut
bzw.
Okklusiv
nur solche Laute zu verstehen sind, bei denen der Phonationsstrom vollig blockiert wird, oder auch solche, bei denen eine teilweise Blockade erfolgt.
Wenn man der weiteren Definition folgt, bei der auch eine teilweise Unterbrechung (?Okklusion“) einen Verschlusslaut erzeugt, so wurden auch alle
Schnalzlaute
,
Implosive
,
Ejektive
und die
Nasale
, bei denen der Luftstrom auch wahrend des Verschlusses durch den Nasenraum hinaus stromt, zu den Verschlusslauten zahlen. Insbesondere der Status der Nasale ist hier umstritten.
Die Verschlusslosung des Konsonanten kann transient (= zeitlich begrenzt) erfolgen, d. h. der Verschluss wird durch eine andere
Artikulationsart
realisiert. Dabei entstehen
Affrikaten
, nasale oder laterale Plosionen.
Bei der Beschreibung der
klassischen Sprachen
(Latein und Griechisch) werden die Verschlusslaute als
Mutae
(Einzahl
Muta
) bezeichnet. Abgeleitet ist die Bezeichnung von lat.
muta
‚stumm‘
, da die Verschlusslaute ?bei der Aussprache keine Dauer haben“. Verschlusslaute werden hier also im Gegensatz zu den
Dauerlauten
gesetzt. Zu den Mutae gehoren nach klassischer Einteilung die
Tenues
(stimmlose Verschlusslaute, hier jeweils in der Reihenfolge ihrer
Artikulationsstellen
labial,
alveolar,
velar;
p, t, k) und die
Mediae
(stimmhafte Verschlusslaute; b, d, g). Im weiteren Sinne werden zu den Mutae auch die
Aspiratae
(mit h verbunden; gewohnlich in der Notierung p?, t?, k?, b?, d?, g? oder p
c
, t
c
, k
c
, b
c
, d
c
, g
c
) gezahlt.
Sowohl in der vom
Duden
verwendeten Terminologie als auch in den neueren Lehrbuchern
[1]
[2]
werden jedoch ?Plosiv“, ?Okklusiv“ und ?Verschlusslaut“ als Synonyme betrachtet. Als Verschlusslaut gelten also nur solche Laute, bei denen der Phonationsstrom vollig blockiert wird. Zur Vermeidung terminologischer Unsicherheiten ist es dennoch besser, ausschließlich die Bezeichnung ?Plosiv“ zu verwenden.
- ↑
T. Alan Hall:
Phonologie. Eine Einfuhrung.
2., uberarbeitete Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2011,
ISBN 978-3-11-021587-8
, S. 9.
- ↑
Bernd Pompino-Marschall:
Einfuhrung in die Phonetik.
3., durchgesehene Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 2009,
ISBN 978-3-11-022480-1
, S. 184.