Play (2019, Deutschland)

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Film
Titel Play
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 2019
Lange 89 Minuten
Stab
Regie Philip Koch
Drehbuch Hamid Baroua ,
Philip Koch
Produktion Hamid Baroua,
Christoph Szonn ,
Philipp Schall
Musik Michael Kadelbach
Kamera Alexander Fischerkoesen
Schnitt Hans Horn ,
Stine Sonne Munch
Besetzung

Play ist ein deutscher Fernsehfilm aus dem Jahr 2019. Regie fuhrte Philip Koch , der zusammen mit Hamid Baroua auch das Drehbuch schrieb. In der Hauptrolle ist Emma Bading als spielsuchtige Tochter des von Oliver Masucci und Victoria Mayer verkorperten Ehepaars Reitwein zu sehen.

Fur die 17-jahrige Jennifer Reitwein gehort Sport genauso zu ihrem Teenageralltag wie Gaming . Jennifer ist gerade erst mit ihren Eltern Frank und Ariane von Wuppertal nach Munchen umgezogen und findet keinen richtigen Anschluss bei den Mitschulern. Sie fuhlt sich unwohl und allein. Angefixt durch das neue Virtual-Reality-Spiel Avalonia wird Daddeln allmahlich zu ihrem Lebensmittelpunkt. Jennifer vernachlassigt ihre schulischen und familiaren Verpflichtungen. Erst recht, als sie ingame als Waldelfin Sindruin den Waldelfen Tyriel kennenlernt, bei dem es sich in Wirklichkeit um den 18-jahrigen Pierre handelt, einen Schuler ihrer neuen Schule. Jennifers Mutter versucht zuerst, die Zeit, die ihre Tochter am Rechner verbringt, mittels eingerichtetem Passwort zu kontrollieren. Alle Ermahnungen und Verbote der Eltern prallen aber an dem Madchen ab, hartnackig verteidigt Jennifer jede Sekunde des Spielens und hintergeht ihre Eltern. Da das nicht fruchtet, greifen die Eltern zu harteren Mitteln und nehmen ihr Rechner und Handy weg, Jennifer findet jedoch einen Weg, auch weiterhin ? nun heimlich ? in exzessiver Weise in die ihr einzig erstrebenswerte Fantasygame-Welt abzutauchen, nur dort scheint sie glucklich zu sein. Doch die Balance zwischen realer und digitaler Welt gerat fur alle Beteiligten zunehmend aus den Fugen.

Letztendlich flieht Jennifer, als sie in eine Therapie soll, vor ihren Eltern in ein einsames Ferienhaus im Wald und erreicht im Computerspiel das hochste Level. Nachdem eine Woche vergangen ist, findet ihr Vater mit Pierres Hilfe ihren Standort heraus und loscht ihre Spielfigur, kurz bevor sie den Endgegner im Spiel toten kann, was bei Jennifer pures Entsetzen und hilflose Fassungslosigkeit auslost. Als ihr Vater das Hauschen im Wald erreicht hat und durch die verschlossene Tur beruhigend auf seine Tochter einzureden versucht, hort Jennifer wie schon zuvor plotzlich wieder die Stimme des feindlichen Drachens aus dem Spiel und flieht in den Wald. Ihr Vater folgt ihr, wird von ihr aber fur den Endgegner aus dem Spiel gehalten und mit einem Messer schwer verletzt. Erst als ihre Mutter im Wald eintrifft, wird Jennifer klar, was sie getan hat. Sie lasst das blutige Messer in ihrer Hand fallen und fleht: ?Helft mir!“

In den Film eingestreut sind Szenen, in denen sich Jennifer in psychiatrischer Behandlung befindet. Ihre Therapeutin berichtet ihr, dass beide Elternteile jeden Tag da seien und dass ihr Vater ihr verziehen habe.

Produktionsnotizen, Hintergrund

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Hamid Baroua und Christoph Szonn produzierten den Film mit ihrer gemeinsam gegrundeten Produktionsfirma Sappralot Productions im Auftrag des BR (Redaktion: Cornelius Conrad, Claudia Simionescu) und Degeto (Birgit Titze) fur die ARD . Sie hatten mit dem Film auch ?unter Beweis stellen“ wollen, dass eine ?moderne, erzahlerische Verbindung zwischen Realfilm und Animation von allerhochster Qualitat im deutschen Fernsehen gelingen“ konne. [1] Die Dreharbeiten erstreckten sich uber den Zeitraum 23. Mai bis 19. Juni 2018 und fanden in Munchen und Umgebung statt.

Emma Bading antwortete auf die Frage, ob sie sich mit der Gamingwelt identifizieren konne und selbst ab und an spiele, dass sie ?außer ? Sims3 ‘ noch nie ein anderes Game gezockt“ habe, und sich zur Vorbereitung auf die Rolle erst einmal in die Gamingwelt habe einfinden mussen. Das sei gar nicht so einfach gewesen. Auf die Frage, ob sie nachvollziehen konne, was in Jennifer vor sich gehe, meinte sie, sie konne alle Schuler verstehen, ?die sich in andere Welten hineintraumen, um sich dort stark und wichtig bzw. gebraucht zu fuhlen“. [2] Oliver Masucci, der den Vater der Hauptfigur spielt, entgegnete auf die Frage, warum es ihm wichtig gewesen sei, eine Rolle in Play zu ubernehmen, er habe Lust gehabt, mit Philip Koch zu arbeiten, der ?ein innovativer Regisseur und Autor“ sei, ?sein Ding“ mache, und ?die Welt“ kenne, uber die er schreibe und ?die Kraft“ habe, ?seine kunstlerische Phantasie auch durchzusetzen“. [3] Victoria Mayer, die als Mutter der Hauptfigur besetzt ist, erzahlte, dass sie die Geschichte von Play ?sofort sehr beruhrt“ habe: ?zu verfolgen, wie diese drei Menschen, obwohl sie sich lieben, die Offenheit, das Vertrauen zueinander verlieren, bis sie sich gegenseitig nur noch als Gegner erleben, mit Misstrauen und Wut“. [4] Philip Koch fuhrte aus, dass ?die großte inhaltliche Herausforderung, besonders auf Buchebene“, darin bestanden habe, ?eine Hauptfigur zu erzahlen, die ambivalent, abgrundig und vielschichtig“ sei. In diesem Zusammenhang lobte der Regisseur, die ?großartige Arbeit von Emma Bading“. [5]

Veroffentlichung

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Am 29. Juni 2019 wurde Play in der Reihe Neues Deutsches Fernsehen als Weltpremiere beim Filmfest Munchen uraufgefuhrt. [6] Seine Erstausstrahlung im Fernsehen hatte der Film am 11. September 2019 im Programm Das Erste der ARD.

Sowohl bei der Presse als auch beim Publikum waren die Reaktionen auf den Film gemischt. [15] Arno Frank sprach auf Spiegel Online von einem ?große[n] Drama mit Sogwirkung“. Play sei aber ?alles andere als eine padagogische Fallstudie mit wedelndem Zeigefinger“. Regisseur Philip Koch und Co-Autor Hamid Baroua machten ?nicht in erster Linie die Gefahr, sondern die Sogwirkung guter Spiele erlebbar“. Man musse sich ?nicht erst vorstellen, dass manche Menschen gerne in ?Avalonia‘ bleiben mochten“. Man sehe es. Die ?zweite Starke“ des Films sei ?Emma Bading, ihre Jennifer ein Ereignis“. Die ?Freude und der Arger, die Neugier und die Langeweile, die Euphorie und die Verzweiflung ? alles, was die Getriebene qualt“, sei ?in begluckender Klarheit ablesbar“. Abschließend befand Frank, fur ?das breite Publikum“ sei ?Play‘ ?die spannendste und am Ende auch ergreifendste Annaherung an das Thema, die es im fiktionalen Fernsehen bisher gegeben haben durfte“. [16]

Im Stern hingegen war zu lesen, dass die Medien ?vorwiegend von den Schattenseiten des Internets“ berichteten. Phillip Koch schlage mit seinem TV-Drama ?in dieselbe Kerbe“ und bemuhe ebenfalls ?das ein oder andere Klischee“. ?Fur einen ARD-Fernsehfilm“ konne sich das Ensemble von Play ?durchaus sehen lassen“, heißt es weiter mit Verweis auf die Mitwirkung von Emma Bading, Oliver Masucci und Victoria Mayer. Der Film ?damonisier[e]“ das Gaming: ?Nimmt man das in Play dargestellte Szenario fur bare Munze, dann scheint es fast keine andere Moglichkeit zu geben, als in eine Sucht abzugleiten, sobald man beginnt, sich regelmaßig einem Computerspiel zu widmen.“ [17]

Rainer Tittelbach von tittelbach.tv gab dem Film mit sechs Sternen die Hochstwertung und meinte, die Darstellung einer Sucht in einem Fernsehfilm sei ?eine Herausforderung“. In diesem Fall hatten die Macher ?dramaturgisch & filmisch alles richtig gemacht“. Der Film erzahle nicht nur ?vom Sucht-Potenzial virtueller Online-Spiele, sondern reflektier[e] auch das Faszinosum des Phanomens“. Dass der Zuschauer bereit sei, ?mit der kranken Heldin durch den Film zu gehen“, liege ?nicht zuletzt auch und vor allem an der ausgezeichneten Hauptdarstellerin: ob psychologisch, physisch, ikonografisch ? Bading [sei] eine Wucht!“ Sie verkorpere ihre Rolle ?mit allem, was ein(e) Schauspieler(in) mitbringen“ konne. Abschließend stellt Tittelbach fest: ?Der Zuschauer taucht immer wieder in den Gaming Space ein. Als Medium dafur dienen etliche vollanimierte Animationssequenzen. Auch das ein Novum: In einem deutschen Fernsehfilm hat man so etwas bisher noch nicht gesehen.“ [18]

Kathrin Hollmer schrieb in der Suddeutschen Zeitung , der Film nehme sein Publikum ?mit in eine Spielewelt, in der es nicht um Aussehen und Beliebtheit geh[e], sondern um Level und gesammelte Experience Points, die Erfahrungspunkte“. Ein ?Pluspunkt des Films“ sei es, ?dass Jennifer schon mal nicht dem Klischeebild eines bleichen Kellerzockers“ entspreche. Hollmer verwies auf eine Aussage von Franz Joseph Freisleder, des arztlichen Direktors der kbo-Heckscher-Klinik fur Kinder und Jugendpsychiatrie in Munchen, der bei einer Pressevorfuhrung gesagt habe, der Film sei ?relativ nah dran an dem, was wir auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie erleben“. Auch Hollmer lobte das ?hervorragende Spiel“ der Hauptdarstellerin Emma Bading. Ferner merkte die Kritikerin an, dass es eine weitere Starke des Films sei, ?dass er Computerspiele trotz aller Gefahren nicht verteufel[e]“. [19]

Anders sah das Oliver Armknecht, der den Film bei film-rezensionen bewertete. Das Drama gebe sich zwar ?große Muhe, das Innenleben der Jugendlichen so ausreichend zu beleuchten, dass einem selbst die Motivation einleuchte“. Jedoch mache Jennifer es dem ?Zuschauer mit ihrer distanzierten Art nicht unbedingt leicht, sie auch tatsachlich zu mogen“. Auch Armknecht lobte Emma Bading als ?talentierte Nachwuchsschauspielerin“, die es verstehe, ?dieses Wirrwarr aus Gefuhlen glaubwurdig darzustellen, auch wenn das Drehbuch ihr nicht sonderlich viel Abwechslung zugesteh[e]“. Play sei ein Film, der ?ein sicherlich relevantes Thema ausgesucht“ habe, aber selbst seine Schwierigkeiten habe, damit umzugehen. Zwar sei das ?streckenweise sehenswert“, zumal der Film auch ?neben Bading außerst kompetent besetzt“ worden sei. ?Trotz der an und fur sich tragischen Geschichte“ lasse einen ?das hier aber doch weitestgehend kalt“. [20]

Matthias Hannemann stellte in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung die Frage, ob der ARD-Film ?Play‘ , der zeige wie ein siebzehnjahriges Madchen dem Computerspiel verfalle, uberzeugend ausdrucke, wovor sich Eltern furchten wurden. Ubertrieben sei das, was der Film zeige, nicht. Play nehme sich eines Themas an, das man nicht unterschatzten durfe und das viele Eltern bewege. Allerdings laufe der ?mit allerlei Bild-, Ton- und Digitaleffekten inszenierte Film, ohne es zu wollen, auf Angstmache hinaus“. Die ?Furcht, dass Videospiele die Jugend ins Ungluck sturzen konnten“, sitze ?in der Gesellschaft tief“. Weiter schrieb Hannemann: ?Gelungen ist das von den Autoren gezeichnete Psychogramm, das Jennifers Anfalligkeit fur die Computerspielsucht erklart.“ Der Film gebe Denkanstoße zum Diskutieren. [21]

Der Filmdienst lobte den Film, schrankte allerdings auch ein: ?Ein in der Hauptrolle beeindruckend gespieltes (Fernseh-)Drama mit fantasievollen Trickaufnahmen, das die Gefahren der Computerspielsucht aber zu vereinfachend und plakativ beschreibt. Packender erweist sich die Geschichte eines unsicheren Madchens, das nach einem Platz im Leben sucht.“ [22]

Games Wirtschaft schrieb: ?Sollte sich die ARD vorgenommen haben, mit ?Play‘ gerade das junge Publikum abzuholen, dann ist dieser Plan aufgegangen: Der Marktanteil bei den 14- bis 49jahrigen lag bei sehr guten 8 Prozent. Zwar schalteten knapp 2,5 [Quote: 2,49 Mio. Zuschauer, 9,0 % Marktanteil] Millionen Zuschauer ein, in Summe lagen die Einschaltquoten aber unter dem Senderschnitt am Mittwoch-Abend.“ [15] [18]

Einzelnachweise

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  1. Statement von Hamid Baroua und Christoph Szonn auf daserste.de
  2. Fragen an Emma Bading auf daserste.de
  3. Fragen an Oliver Masucci auf daserste.de
  4. Fragen an Victoria Mayer auf daserste.de
  5. Fragen an Philip Koch auf daserste.de
  6. Play. In: Katalog des Filmfests Munchen 2019. Abgerufen am 12. September 2019 .
  7. Die Reihe Neues Deutsches Fernsehen 2019: Keine Angst vor großen Themen - Filmfest Munchen. Abgerufen am 3. Oktober 2020 .
  8. Finale beim Fernsehfilm-Festival Baden-Baden. In: Smalltalk Entertainment - Das Lifestyle & Entertainment Magazin. 29. November 2019, abgerufen am 3. Oktober 2020 .
  9. Fernsehpreistrager 2019. Abgerufen am 3. Oktober 2020 .
  10. Nominierungen - Grimme-Preis. Abgerufen am 3. Oktober 2020 .
  11. marco.weise: Emma Bading: Das Schauspieltalent aus der "Kunstlerfamilie". 14. Mai 2020, abgerufen am 3. Oktober 2020 .
  12. Barrierefreie Angebote: Horfilm/Audiodeskription Bernd Benecke: Deutscher Horfilmpreis 2020: BR-Produktion "Play" ausgezeichnet . 17. Juni 2020 ( br.de [abgerufen am 3. Oktober 2020]).
  13. DAfF-Auszeichnung 2020. Abgerufen am 3. Oktober 2020 .
  14. 2020 INTERNATIONAL EMMY® AWARDS NOMINEES ANNOUNCED ? International Academy of Television Arts & Sciences. Abgerufen am 3. Oktober 2020 (amerikanisches Englisch).
  15. a b Computerspielsucht: 2,5 Millionen sehen ARD-Spielfilm Play auf gameswirtschaft.de. Abgerufen am 12. September 2019.
  16. Arno Frank : ARD-Film uber Computerspielsucht. Paranoia hinter der VR-Brille In: Spiegel Online , 11. September 2019.
    Abgerufen am 12. September 2019.
  17. TV-Tipp ?Play“ ( Memento vom 27. September 2019 im Internet Archive ). In: Stern , 11. September 2019.
  18. a b Rainer Tittelbach : Fernsehfilm ?Play“. Emma Bading, Masucci, Mayer, Baroua, Philip Koch. Reise in die Finsternis auf tittelbach.tv. Abgerufen am 12. September 2019.
  19. Kathrin Hollmer: BR-Film ?Play“. Schoner als im echten Leben In: Suddeutsche Zeitung, 11. September 2019. Abgerufen am 12. September 2019.
  20. Play auf film-rezensionen.de. Abgerufen am 12. September 2019.
  21. Matthias Hannemann: Film uber Computerspielsucht. Auf nach Avalonia In: Frankfurter Allgemeine Zeitung , 11. September 2019. Abgerufen am 17. September 2019.
  22. Play. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 22. Februar 2020 .