Pierre Mechain

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Postumes Portrat Pierre Mechains, 1824 von Narcisse Garnier nach Kupferstichen gemalt

Pierre-Francois-Andre Mechain (* 16. August 1744 in Laon , Frankreich ; † 20. September 1804 in Castellon de la Plana , Spanien ) war ein franzosischer Astronom und Geograph . Er entdeckte acht Kometen sowie 26 Objekte außerhalb des Sonnensystems und nahm an einer Expedition teil, deren Ergebnis als Definition des Meters diente.

Leben und Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pierre Mechain wurde in Nordfrankreich als Sohn des Architekten Pierre-Francois Mechain und Marie-Marguerite Roze, geboren. Ursprunglich wollte er ebenfalls Architekt werden und studierte Mathematik und Physik . Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten musste er jedoch die Universitat verlassen. Zeitweise arbeitete er als Tutor zweier Knaben, etwa 50 km von Paris entfernt. Er freundete sich mit Jerome de Lalande an, der ihm Vorauszuge seines Werkes ?L´Astronomie“ uberließ. 1772 besorgte Lalande ihm eine Stelle als Hydrografen bei der Kartenstelle der Marine in Versailles . Die Stelle war zunachst zeitlich befristet, und Mechain besserte sein Einkommen auf, indem er Mathematik lehrte.

1774 erhielt Mechain eine unbefristete Anstellung als Rechner bei der Marine und war zunachst mit der genauen Bestimmung der franzosischen Kustenlinie beschaftigt. In dieser Zeit lernte er Charles Messier kennen, der ebenfalls bei der Marine angestellt war, jedoch in einem kleinen Observatorium am Hotel de Cluny arbeitete.

1777 heiratete er Barbe-Therese Marjou. Die beiden hatten zwei Sohne, Jerome und Augustin, und eine Tochter.

Neben seiner Arbeit fuhrte Mechain in Versailles astronomische Beobachtungen durch. 1774 hielt er eine Bedeckung des Sterns Aldebaran durch den Mond fest. Wie sein Freund Messier wurde er zum ?Kometenjager“. Die Position unbekannter nebliger Objekte, bei denen es sich um Kometen handeln konnte, gab er an Messier weiter, der dies uberprufte und in seinen Katalog eintrug. Auf diese Weise entdeckte Mechain 26 Deep-Sky-Objekte, darunter den Kugelsternhaufen M80 sowie die Galaxien M102 und M103 .

Seinen ersten Kometen entdeckte Mechain 1781. Aufgrund seiner mathematischen Kenntnisse konnte er dessen Umlaufbahn bestimmen. Er studierte die Aufzeichnungen uber die Kometen der Jahre 1532 und 1661 und widerlegte die damals vorherrschende Theorie, dass es sich um ein und dasselbe Objekt handelte. 1782 erhielt er dafur den Preis der Akademie der Wissenschaften und wurde deren Mitglied. [1] 1786 entdeckte er einen Kometen, der heute den Namen Encke tragt. Encke wurde 1792 unabhangig von Caroline Herschel und 1805 von Jean-Louis Pons wiederentdeckt. Der Astronom Johann Franz Encke konnte schließlich seine Bahn bestimmen, wobei sich zeigte, dass Encke mit einer Umlaufzeit von nur 3,5 Jahren der Komet mit der kurzesten Periode ist. 1790 entdeckte Mechain einen periodischen Kometen, der heute den Namen 8P/Tuttle tragt.

Nach 1780 unternahm Mechain mehrere Reisen, u. a. nach Deutschland und Norditalien , um Karten anzufertigen. 1785 wurde er Herausgeber der Zeitschrift ?Connaissance des Temps“, die seinerzeit den Messierkatalog veroffentlicht hatte.

1787 arbeitete Mechain mit Jean Dominique Comte de Cassini und Adrien-Marie Legendre zusammen, um die genaue Differenz der Langengrade zwischen Paris und Greenwich zu bestimmen. Im gleichen Jahr besuchten die drei den deutschstammigen Astronomen William Herschel in dessen Observatorium im englischen Slough .

1792 sollte die Entfernung zwischen Dunkirchen und Barcelona exakt bestimmt werden. An der sogenannten Meridianexpedition nahm auch Jean-Baptiste Joseph Delambre teil. Mechain und sein Assistent Jean Joseph Tranchot ubernahmen dabei den sudlichen Sektor. Die Expedition gestaltete sich infolge der Nachwirkungen der franzosischen Revolution als schwierig. Mechain und Tranchot wurden in Essone sogar von Revolutionaren vorubergehend festgenommen, die ihre wissenschaftlichen Instrumente fur Waffen hielten. In Spanien wurde Mechain bei einem Unfall verletzt. Als er schließlich genesen war, brach der Franzosisch-Spanische Krieg aus, und er wurde interniert. In dieser Zeit entdeckte er von Barcelona aus am 10. Januar 1793 seinen siebten Kometen. Hier glaubte er auch einen Fehler in seinen Berechnungen der Breite von Barcelona entdeckt zu haben, mit Auswirkungen auf das Meridianprojekt. Der Fehler ließ ihn nicht mehr los, fuhrte bei ihm zu Selbstzweifeln und Depressionen, die seine Arbeit spater verzogerten, weil Messdaten umgeschrieben und Werte passend gemacht wurden, [2] und waren auch ein Grund, warum er spater nach Spanien zuruckkehrte. [3] 1794 konnte er nach Genua reisen, wo er ein Jahr blieb, bevor er 1795 nach Paris zuruckkehrte. Wahrend seines Auslandsaufenthalts verlor Mechain sein samtliches Vermogen in Frankreich, und seine Familie war starken Repressalien ausgesetzt. Bei seiner Ruckkehr 1795 wurden ihm große Ehrungen zuteil. Er wurde Mitglied der neuen Akademie der Wissenschaften, des Bureau des Longitudes und Direktor des Pariser Observatoriums . Hier entdeckte er am 26. Dezember 1799 seinen letzten Kometen.

1801 wurde er zum auswartigen Mitglied der Koniglich Danischen Akademie der Wissenschaften und 1802 der Gottinger Akademie der Wissenschaften gewahlt. [4]

Mechain war fur die Exaktheit seiner Arbeiten bekannt, seine Werke wurden uber lange Zeit verlegt. Napoleon Bonaparte erteilte ihm die Genehmigung, seine Untersuchungen auszudehnen, und Mechain verließ Paris im Jahre 1803. In Spanien erkrankte er 1804 an Gelbfieber und verstarb.

Zu seinem Gedenken wurde der Asteroid (21785) Mechain benannt.

Siehe auch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Verzeichnis der Mitglieder seit 1666: Buchstabe M. Academie des sciences, abgerufen am 21. Januar 2020 (franzosisch).
  2. Annika Sartor: Die Erfindung der Maßeinheit Auf der Suche nach dem Meter. Geolino , 1. April 2014, abgerufen am 20. Oktober 2023 .
  3. zum Beispiel Edwin Danson Weighing the World. The Quest to measure the earth , Oxford University Press, S. 239ff
  4. Holger Krahnke: Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751?2001 (= Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen, Philologisch-Historische Klasse. Folge 3, Bd. 246 = Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen, Mathematisch-Physikalische Klasse. Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2001, ISBN 3-525-82516-1 , S. 163.