Phineas Gage

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Phineas Gage mit der Eisenstange
Computergenerierte Darstellung der Eisenstange im Schadel

Phineas P. Gage (* wahrscheinlich am 9. Juli 1823 in Lebanon , New Hampshire ; † 21. Mai 1860 in San Francisco , Kalifornien ) war ein Vorarbeiter, der durch seinen schweren Unfall bekannt wurde. Dieser ereignete sich am 13. September 1848 bei der amerikanischen Eisenbahngesellschaft Rutland & Burlington Railroad bei Cavendish , Vermont .

Bei einer von ihm durchgefuhrten Sprengung schoss eine etwa 1,10 m lange und 3 cm dicke Eisenstange von unten nach oben durch seinen Schadel und verursachte einen großen Wundkanal. Die Stange trat unterhalb des linken Wangenknochens in den Kopf ein und oben am Kopf wieder aus. Wahrend des Unfalls blieb Gage bei Bewusstsein und war auch spater in der Lage, uber den gesamten Hergang des Unfalls zu berichten. Er uberlebte den Unfall und die Wunden heilten, lediglich sein linkes Auge wurde durch den Unfall irreversibel zerstort.

Folgen des Unfalls [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Der Unfall und die daraus resultierende Lasion im prafrontalen Kortex war fur die neurowissenschaftliche Forschung von großer Bedeutung. Nach Angaben seines Arztes John D. Harlow war er nach wenigen Wochen korperlich wiederhergestellt, und auch seine intellektuellen Fahigkeiten, einschließlich Wahrnehmung , Gedachtnis , Intelligenz , Sprachfahigkeit , sowie seine Motorik waren vollig intakt. In der Zeit nach dem Unfall kam es jedoch bei Gage zu auffalligen Personlichkeitsveranderungen . Aus dem besonnenen, freundlichen und ausgeglichenen Gage wurde ein kindischer, impulsiver und unzuverlassiger Mensch. Dieses Krankheitsbild ist heutzutage in der Neurologie als Frontalhirnsyndrom bekannt.

Phineas Gage (etwa 1848)

Gage litt nach dem Unfall immer wieder an epileptischen Anfallen und Fieberschuben. 1860 verlor er nach einem heftigen Krampfanfall das Bewusstsein und erlangte es nach einer Reihe von weiteren Krampfen nicht wieder. Er starb am 21. Mai 1860. Antonio Damasio ist der Ansicht, dass er einem Status epilepticus zum Opfer fiel. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Cypress Lawn Memorial Park .

Exhumierung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

1867 wurde der Korper exhumiert . Der Schadel sowie die seinerzeit mitbeigesetzte Eisenstange wurden im Museum der Harvard Medical School ausgestellt. 1994 wurde der Schadel an der Universitat Iowa von Hanna Damasio gescannt und am Computer ein Gehirn simuliert, das in diesen Schadel passte. Anhand der Locher im Schadel konnte so festgestellt werden, welche Hirnareale durch die Stange beschadigt wurden.

Ein Foto, das Gage mit Eisenstange und einem durch Lahmung des Oberlides verschlossenen linken Auge zeigt, wurde 2009 identifiziert, nachdem es sich jahrelang unbeachtet in Besitz eines Sammlers historischer Fotografien im US-Bundesstaat Maryland befunden hatte. [1]

Trivia [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

In der amerikanischen Netflix -Mysteryserie Stranger Things von 2017 (Staffel 2, Episode 3: Die Kaulquappe ) nimmt ein Schullehrer mit seinen Schulern den Eisenstangen-Unfall von Phineas Gage als Thema im Unterricht durch.

Galerie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Antonio Damasio : Descartes’ Irrtum ? Fuhlen, Denken und das menschliche Gehirn , Munchen: List, 1994, ISBN 3-471-77342-8
  • Hanna Damasio u. a.: The return of Phineas Gage: clues about the brain from the skull of a famous patient . In: Science 264 (5162) . 1994, S.   1102?1105 .
  • Michael Gazzaniga , R. Ivry R., G. Mangun: Cognitive Neuroscience ? The biology of the mind . Kap. 13 (Emotion), 2002.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Phineas Gage  ? Album mit Bildern

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Ronald D. Gerste : Das Bildnis des Phineas Gage . In: Neue Zurcher Zeitung . 9. September 2009 ( nzz.ch ).