Der
Phaser
ist ein
verzogerungszeitbasierter Effekt
, der im
Pedalboard
eines
Rigs
zur Verfremdung von Instrumenten (ublicherweise Gitarre, aber auch Keyboards oder Bass, seltener Schlagzeug) sowie der menschlichen Stimme als
Soundeffekt
eingesetzt wird. Er wird erzeugt durch ein
Filter
mit mehreren Ausloschungen und Erhohungen im Frequenzspektrum, deren Frequenzen ublicherweise moduliert werden, so dass sich der Effekt periodisch andert. Der Effekt klingt ahnlich dem
Flanger
, der gewisse Phasenverschiebungen mit einer zeitverzogerten Kopie des Originalsignals erreicht.
Der Effekt wird erzeugt, indem das Audiosignal zwei verschiedene Signalwege durchlauft. Der eine Signalteil bleibt unverandert, wahrend der andere durch eine Serie von
Allpassfiltern
geschickt wird, die die Sinuswellen des Audiosignals auf spezielle Weise zeitlich verschieben. Das verschobene Signal wird dem Originalsignal wieder zugemischt, wobei sich jene Wellen gegenseitig ausloschen, deren Phasen um 180° verschoben sind. Das heißt, je mehr sich ein Wellental einem zugemischten Wellenberg nahert, desto mehr loschen sie sich gegenseitig aus, und desto leiser wird der jeweilige Frequenzanteil. So ergibt sich eine
Kammfilterstruktur
; bei Anwendung mehrerer Allpassfilter mit unterschiedlich langen Verschiebungen ergibt sich eine komplexere Kammfilterstruktur.
Durch Modulation der Phasenverschiebung mit einem
Low Frequency Oscillator
entsteht der typische Rotations-Effekt.
Im Gegensatz zum
Flanger
, der mittels Tonband,
Eimerketten-
oder Digitalspeicher eine gesamtheitliche Zeitverschiebung
aller Sinuswellen jeglicher Frequenz
bewirkt, erfahren im
Allpassfilter
Sinuswellen unterschiedlicher Frequenz
unterschiedliche
Zeitverschiebungen. In einem Allpassfilter erster Ordnung, beispielsweise, verschieben sich die Phasen hoher Tone sehr stark und jene der tieferen Tone nur schwach oder gar nicht. Die daraus resultierenden Kammfilterkurven reihen sich im Frequenzspektrum in
logarithmischen
Abstanden aneinander; beim Flanger sind diese linear verteilt. Daher sind die Klangbilder des Phasers und Flangers nicht identisch.
Zum Aufbau der Allpassfilter ist es sinnvoll, Allpasse zweiter Ordnung zu verwenden, da diese eine
Phasenverschiebung
von 0° auf 360° erzeugen, so dass bei Addition mit dem ungefilterten Signal bei der
Grenzfrequenz
eine Phasenverschiebung von 180° entsteht, was eine Ausloschung dieser Frequenz zur Folge hat. Bei Phasenverschiebungen von 0° oder 360° wird der Klang nicht verandert.
Uber eine Gewichtung der beiden Signalwege lasst sich die Starke des Effektes regeln.
Der
Low Frequency Oscillator
dient dazu, die Ausloschungs-Frequenzen periodisch schwanken zu lassen. Er wird uber zwei weitere Parameter, Amplitude und Frequenz, gesteuert.
Der amerikanische
Komponist
Steve Reich
entdeckte den Phasing-Effekt gegen Mitte der 1960er Jahre fur seine Musik. Einige Rockbands der
Psychedelic
-Ara der spaten 1960er Jahre setzten Phasing ein, um ihren Songs einen schwingenden, entruckten Sound zu geben.
- E-Gitarre und Gesang bei
Pictures of matchstick men
von
Status Quo
(1968)
- Chor-Gesang im Refrain von
Sheer Heart Attack
von
Queen
(1977)
- E-Bass in
Bring on the Night
von
The Police
(1979)
- E-Gitarre in
Cockoo Cocoon
von
Genesis
(1974)
- E-Gitarre in
Have a Cigar
von
Pink Floyd
(1975)
- E-Gitarre in
Strange World
von
Iron Maiden
(1980)
- Schlagzeug in
Kashmir
von
Led Zeppelin
(1975)
- einige Synthesizer auf dem Album "
Oxygene
" von
Jean Michel Jarre
(1976)
- Hubert Henle:
Das Tonstudio Handbuch. Praktische Einfuhrung in die professionelle Aufnahmetechnik.
5., komplett uberarbeitete Auflage. Carstensen, Munchen 2001,
ISBN 3-910098-19-3
.
- Thomas Gorne:
Tontechnik.
Fachbuchverlag Leipzig im Carl Hanser Verlag, Munchen u. a. 2006,
ISBN 3-446-40198-9
.
- Roland Enders:
Das Homerecording Handbuch.
3. Auflage, Carstensen Verlag, Munchen, 2003,
ISBN 3-910098-25-8
- Julius O. Smith:
An allpass approach to digital phasing and flanging
, Stanford University, Department of Music, Report
No. STAN-M-21