Pfefferminze

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Pfefferminze

Pfefferminze ( Mentha × piperita )

Systematik
Euasteriden I
Ordnung : Lippenblutlerartige (Lamiales)
Familie : Lippenblutler (Lamiaceae)
Unterfamilie : Nepetoideae
Gattung : Minzen ( Mentha )
Art : Pfefferminze
Wissenschaftlicher Name
Mentha × piperita
L.
Pfefferminze

Die Pfefferminze ( Mentha × piperita ) ist eine Heil- und Gewurzpflanze aus der Gattung der Minzen , die zur Familie der Lippenblutler gehoren. Sie ist eine ? vermutlich zufallig entstandene ? Kreuzung von Mentha aquatica und Mentha spicata , wobei Mentha spicata wiederum eine Kreuzung von Mentha rotundifolia und Mentha longifolia ist. Von anderen Minzen unterscheidet sich die Pfefferminze vor allem durch den hohen Menthol - und niedrigen Carvongehalt bzw. durch den scharferen Geschmack (daher der Name ?Pfefferminze“).

Die Pfefferminze wurde zur Arzneipflanze des Jahres 2004 gekurt.

Merkmale [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pfefferminze ( Mentha × piperita ), Blutenstande.

Die Pfefferminze ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Die 30 bis 90 cm hohe Pfefferminze ist eine frostharte Staude, die flach wurzelt und zahlreiche unter- und oberirdische Auslaufer entwickelt. Die Stiele sind gering bis stark behaart und wenig verzweigt, manchmal rotlich uberzogen. Die Laubblatter sind kreuzweise gegenstandig angeordnet, langlich-eiformig bis lanzettlich, am Rand grob gezahnt und haufig mit einer violetten Nervatur versehen. Die ab Juli bis September erscheinenden rosa bis lila bluhenden Bluten stehen in endstandigen Ahren. Die an der Basis unterbrochenen schwarzen und blaulichlila gefarbten Bluten sind endstandig.

Die Pfefferminze ist eine Langtagspflanze. Unter Kurztagsbedingungen werden vorwiegend Auslaufer gebildet, unter Langtagsbedingungen uber 14 Stunden wachst sie aufrecht und bluht. Im Herbst stirbt das Kraut ab, im Fruhjahr treibt die Pflanze erneut aus. [1] Die Blatter riechen eigentumlich, leicht balsamisch und schmecken angenehm wurzig, anfangs erwarmend, dann auffallend kuhlend.

Verbreitung und Vermehrung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pfefferminze. Der Stiel ist leicht blaulich.

1696 entdeckte John Ray in einem englischen Garten die besonders heilkraftige Pfefferminze ( Mentha × piperita ) als eine ? wahrscheinlich zufallige ? Kreuzung von Bachminze ( Mentha aquatica ) und Gruner Minze ( Mentha spicata ). Da Mentha spicata ihrerseits eine Kreuzung aus Rossminze ( Mentha longifolia ) und Mentha rotundifolia ist, ist die Pfefferminze ein weitgehend steriler Tripelbastard; eine sortenechte Vermehrung ist daher nur vegetativ (durch Stecklinge) moglich, nicht jedoch aus Samen. Zuchterische Bemuhungen haben zu vielen Unterarten, Varietaten und Formen gefuhrt. In Mitcham bei London wurde die Pfefferminze um 1750 angebaut; die dunkelgrune Sorte Mitcham ist bis heute die am hochsten geschatzte. Grob unterscheidet man dunkelgrune ( black mint ) und hellgrune ( white mint ) Sorten.

Die Pfefferminze stammt stets aus Kulturen der gemaßigten Klimazonen und verwildert haufig aus den Kulturen, so etwa bei Mitcham in Surrey /England sowie in Suddeutschland. Bedeutende Kulturen finden sich in Michigan und New York , in Spanien, den Balkanlandern, Sudamerika und Asien.

In Deutschland gibt es kleinere Anbaugebiete in den Moorgebieten um Munchen, besonders in der Gemeinde Eichenau , wo sich auch das einzige Pfefferminzmuseum befindet. Zudem wird Pfefferminze in Unter- und Mittelfranken sowie in Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz und im ostlichen Thuringer Becken feldmaßig kultiviert. Hier gibt es eine Eisenbahnlinie von Straußfurt nach Großheringen mit dem Namen ? Pfefferminzbahn “, da diese u. a. zum Transport der in dieser Gegend geernteten Krauter ? vornehmlich Pfefferminze ? eingerichtet wurde.

Verwendung [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Blatter enthalten atherisches Pfefferminzol und werden gern als teeahnliches Getrank oder Gewurz verwendet. Wichtigster Inhaltsstoff ist das Menthol , das in den alteren Blattern vermehrt zu finden ist. Die erste Jahresernte findet kurz vor der Blute statt (Blutezeit Juni bis August) und erbringt die hohere Gute; die zweite Ernte im Herbst die geringere. Die Blatter kommen teils frisch, vorwiegend jedoch getrocknet in den Handel (Pfefferminztee). Weiterhin werden große Mengen zur Gewinnung des atherischen Pfefferminzols benotigt. Pfefferminzol findet ausgedehnte Anwendung als Geruchs- und Geschmacksstoff.

Da die Pfefferminze erst seit 1696 bekannt ist, fehlt sie in den Krauterbuchern der Antike und des Mittelalters. Andere Minzen wurden jedoch schon fruher verwendet.

Heilpflanze [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Pfefferminze ist eine der beliebtesten Heilpflanzen, wenngleich die ubliche Lebensmittelqualitat einen fur die arzneiliche Anwendung meist viel zu geringen Wirkstoffgehalt aufweist. Eine befriedigende Wirkung setzt jedoch eine ausreichend hohe Dosierung voraus; daher ist Arzneibuchqualitat erforderlich (unter anderem mindestens 1,2 Prozent atherisches Ol, Lebensmittelqualitat zum Teil drastisch niedriger). Wichtigster Wirkstoff ist das atherische Ol, ferner auch Labiatengerbstoffe, Flavonoide und andere. Pfefferminze wirkt anregend auf Gallenfluss und Gallensaftproduktion, krampflosend bei Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, antimikrobiell und antiviral. Daher wird sie bei Gallenbeschwerden (auch leichteren Gallenkoliken) und ?verdorbenem Magen“ mit Erfolg eingesetzt. Das atherische Ol wird auch zum Einreiben bei Migrane, Kopf- und Nervenschmerzen sowie zum Inhalieren bei Erkaltungskrankheiten verwendet; hierbei gilt wie fur alle stark riechenden atherischen Ole: Vorsicht bei Sauglingen und Kleinkindern. Bei Erkaltung steht die subjektiv wahrgenommene Kuhlwirkung im Vordergrund, die als erfrischend und angenehm empfunden wird; eine messbare abschwellende Wirkung existiert nicht. Spezielle Zubereitungen, die so prapariert sind, dass sie sich erst im Darm auflosen, werden auch bei Reizdarmsyndrom angewandt. Daruber hinaus besitzen die Wirkstoffe der Pfefferminze auch einen leicht beruhigenden Effekt. Pfefferminze kommt daher auch in Tees zur Nervenberuhigung und Schlafforderung zum Einsatz. [2]

Getrank [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Nicht alkoholisch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pfefferminztee aus frischen Blattern.

Pfefferminztee ist als Erfrischungsgetrank verbreitet. Dabei werden frische oder getrocknete Blatter der Pflanze mit heißem Wasser ubergossen. Der Geschmack wird durch die atherischen Ole und die schwach adstringierende Geschmackswirkung der Gerbstoffe bestimmt. Auch bei Daueranwendung sind schadliche Effekte nicht zu erwarten.

Auch frische Pfefferminze aus dem Hausgarten wird verwendet, die dort oft jahrelang ohne besondere Pflege und teils verwildert gedeiht. Hierbei wird haufig nicht zwischen den verschiedenen Minze-Arten unterschieden, die erheblich unterschiedlich schmecken konnen.

In arabischen und nordafrikanischen Landern ist (meist stark gezuckerter) Pfefferminztee ein Nationalgetrank ; aber auch in Europa wird er haufig als Genussmittel getrunken.

Alkoholisch [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pfefferminze kann fur den kalt zubereiteten Mojito und andere Cocktails verwendet werden. Pfefferminzessenzen werden fur die Zubereitung von Pfefferminzlikor benutzt.

Sußigkeiten [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Pfefferminze wird auch haufig zur Herstellung von Pfefferminz-Konfekt, Pfefferminz-Bruch , Pfefferminz-Taler (von Schokolade umhullt), Pfefferminzbonbons, Pfefferminzkaugummis oder fur Schokoladenfullungen sowie als Eissorte verwendet.

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Gisela Bernadette Sgoll: Von der Minze zur Pfefferminze. Eine pflanzengeschichtliche Plauderei. In: Beitrage zur Geschichte der Pharmazie. Beilage der Deutschen Apotheker-Zeitung 25, 1973, Nr. 4, S. 25?28.

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Pfefferminze  ? Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Pfefferminze  ? Bedeutungserklarungen, Wortherkunft, Synonyme, Ubersetzungen

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Informationsschrift Bayerische Landesanstalt fur Landwirtschaft (LfL), Freising, Vottinger Straße 38, 85354 Freising, 4. uberarbeitete Auflage November 2001.
  2. Ursel Buhring : Praxis-Lehrbuch der modernen Heilpflanzen. Grundlagen, Anwendung, Therapie. 2., uberarbeitete Auflage, Sonntag Verlag, Stuttgart, ISBN 3-8304-9097-6 , S. 278.