Petrus Paganus

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Petrus Paganus

Petrus Paganus (Paganus = Landbewohner) (* 30. Marz 1532 in Wanfried ; † 29. Mai 1576 ebenda) war ein beruhmter deutscher neulateinischer Dichter, Humanist und Weintrinker. Er war Trager des Lorbeerkranzes der Dichterkunst (Poeta Laureatus Caesareus) und Professor der Poesie und Historie der Universitat Marburg.

Sein Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Peter Dorfheiliger (Petrus Paganus) aus Wanfried besuchte in Eschwege die Schule, studierte in Marburg (1550 Magister) und unternahm dann großere Reisen nach Belgien, Frankreich, Italien und Osterreich. In Wien (1554?1560) wurde er vom Kaiser Ferdinand mit Lorbeerkranz (Poeta Laureatus Caesareus) als Dichter gekront. Von dort 1561 zuruckgekehrt, lehrte er in der Universitat Marburg als Professor der Poesie und Historie.

Er fuhrte ein sehr lockeres und leichtsinniges Leben und verehrte in hohem Maße die Liebe und den Wein wie seine Vorganger Helius Eobanus Hessus und Euricius Cordus , was auch sein fruhzeitiges Ende verursachte. Von ihm sind unzahlige Anekdoten und Schwanke bekannt und heute noch im Gange, namentlich aus der Zeit, als er sich mit Heiratsgedanken trug. Sein liederliches Leben und seine Trunksucht schreckten indes die heiratsfahigen Madchen ab, sodass er unbetrauert von Weib und Kindern sein Leben beschließen musste. Selbst in hochstangeheitertem Zustande vermochte er klassische Verse zu dichten. Als man ihm einst bei einem vom Komtur des Deutschen Ritterordens in Marburg gegebenen Gastmahl [1] mit dem Trunke dermaßen zugesetzt hatte, dass er beim Aufbruch schwankte, d. h., dass ihm ein langeres Stehen auf einem Bein mindestens schwergefallen sein wurde, hinderte ihn dies nicht, in glanzendem klassischen Latein und noch klassischeren Versen die wankenden Untertanen mit den Worten zu beschworen:

?Sta pes; Sta mi pes; sta pes, ne labere mi pes! Nisi steteris, lapides hi tibi lectus erunt“, das heißt

Steh, Bein ? bleib stehn, mein Bein;
Stehe, Bein und wanke nicht!
Stehst du nicht, dann werden sein
Dein Bette Dir
die Steine hier.

Teils dieser Beschworung, teils der Hilfe zweier Studenten hatte er es zu danken, dass er darauf sein richtiges Bett fand. Das lateinische Distichon wird allerdings auch anderen Autoren zugeschrieben; [2] es durfte sich um eine Wanderlegende handeln.

Nachdem er im Laufe der Zeit zu der Einsicht gekommen war, wie unter solchen Umstanden eine außergewohnliche Maßregel am Platze sei, beschloss er den ehelosen Stand aufzugeben und die Tochter eines Marburger Ratsherrn heimzufuhren. Bevor er sich jedoch um die elterliche Einwilligung bewarb, wunschte er sich von einer etwa vorhandenen Neigung seiner Dame zu uberzeugen und redete sie deshalb bei Gelegenheit eines Hochzeitsmahles, wie es scheint, nachdem er sich zuvor wieder durch den Becher gestarkt, folgendermaßen an: ?Noch vor Ausgang dieses Jahres habe ich mich, wenn das Gluck gut ist, zum Ehestand entschlossen; wird mein Engel diesem Beispiel folgen?“ Auf diese noch immerhin nicht ganz unuble, wenn auch etwas unklare Rede erhielt er alsbald eine Antwort, die allerdings seiner Anfrage an Deutlichkeit weit ?uber“ war: ?Mein Herr Puit, ihr moget freien, wann ihr wollt, wann es mir wird gelegen sein, so werde ich auch freien“. Paganus hat hierauf alle Heiratsgedanken aufgegeben. Er liegt in der evangelischen Kirche von Wanfried begraben; sein Gedenkstein befindet sich rechts neben dem Turmeingang; doch ist diese Stelle nicht seine Grabstatte; diese befindet sich vielmehr im Chor und zwar unterhalb der sudlichen Chorfenster.

Sein Grabstein [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die lateinische Inschrift des Grabsteins hat folgenden Wortlaut:

ESPITAPHIUM PETRI PAGANI HESSI POETAE LAUREATI./ ECCE BREVIS MAGNI TUMUL / TEGIT OSSA POETAE PAGANI CUIUS / NOMEN IN ORBE VIGET HUNC WANFRIDA / DEDIT NOBIS / ESCHWEGE PUSILLUM / ENUTRIT STUDIIS / INSTITUITQUE BONIS / POST DESIDERIO / GENTES UT ADIRET ET URBES / EXTERNAS LONGUM / CORRIPIT ACRIS ITER / HIC BELGAS ADIT ET / RAPIDUS QUA SEQUANA LAPIT / URBEM CAMPANI TRANSIT ET /ARVA SOLI / ISTRA DELAPSUS / PUGNACES / VENIT AD AUSTROS / HIC UBI LAUREOLAM / CLARA VIENNA DEDIT / IN PATRIAM / REDIENS / SUMMA CUM LAUDE POESIN / HISTORIASQUE SIMUL / MARTIS IN URBE DOCET / PRINCIPIBUS CHARUM / SOLUIT STUDIOSA IUVENTUS / COLLEGAM DOCTI / SUSCIPIUNTQUE VIRI/ AEGER IT IN PATRIAM / CONSUMPTI TABE MALIGNA / AD SEDES MIGRAT / SPIRITUS AETHEREAS / HUNC LAPIDEM MEMORES PATRIS POSUERE NEPOTES / QUI LEGIT UT DICAT / CLARE POETA VALE !

Es folgt in Deutsch: Joh. Schimm in memor Discip. F. Nascitur Anno 1532 die Paschatis Moritur Anno 1576. in sine Maji Her Wilhelm von Ohnehausen, Landcompter zu Marpurg / Theodorius Gebhard / Schwestermann des poet / Bertholdus /Johannes und Jacobus Dorfheilige / Johannes Hillemann / Johannes Hentrich und Johannes Ehrmeswert / Bruders Kinder und Schwager / Wilhelm und Jacobus Rexrodt / Item Michael Althans / Schwesterkinder und Schwager.

Ubersetzung der lateinischen Grabschrift:

Grabstein des Peter Paganus, des hessischen, mit dem Lorbeerkranz gekronten Dichters. Sieh dieser kurze (kleine) Grabhugel bedeckt die Gebeine des großen Dichters Paganus. Sein Name ist beruhmt auf dem Erdkreise. Wanfried gab ihn uns; Eschwege erzog ihn und unterrichtete ihn in den schonen Wissenschaften. Aus Verlangen, andere Volker und Stadte kennenzulernen, beginnt er mit Mut seine große Reise. Nach Belgien geht er und mit Eile durchreist er das Gebiet der Seine, die Stadt der Champagne und ihre sonnigen Auen. Die Donau ging es hinab und er kommt bis zum kampfenden Suden; hier war es, wo ihm das beruhmte Wien den Lorbeerkranz aufsetzte. Ins Vaterland kehrt er zuruck und mit großem Beifall lehrt er Dichtkunst und Geschichte in der Marsstadt (Marburg). Den Fursten war er teuer, ihn verehrte die lernbegierige Jugend gelehrte Manner nehmen ihn auf in ihren Gelehrtenkreis. Krank kommt er in seine Vaterstadt, verzehrt von der bosen Sucht, sein Geist schwingt sich empor zu den himmlischen Thronen. Die Neffen eingedenk des Oheims, setzen diesen Leichenstein, damit ein jeder, der es sieht, rufe: ?Beruhmter Dichter lebe wohl“.

Sein Schuler Joh. Schimm hat dieses Gedicht ihm zum Andenken gemacht.

Im Jahre 1532 am Osterfeste wird er geboren; er stirbt Ende Mai im Jahre 1576.

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Alte Geschichten aus dem Lande zu Hessen von Dr. Wilhelm Christian Lange.
  2. Leonhard Christoph Ruhl : Menagiana, Perroniana, und Thvana, oder sonderbare Merkwurdigkeiten von Gelehrten und ihren Schriften . Braunschweig 1735, S. 218

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Petrus Paganus  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]