Perkutane endoskopische Gastrostomie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopadie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Position einer perkutanen endoskopischen Gastrostomie-Sonde
Position einer perkutanen endoskopischen Jejunostomie-Sonde
Liegende PEG-Sonde, ohne Verband
Liegende PEG-Sonde, mit Verband
Buttonsonde im Magen
Oben die Sonde

Die perkutane endoskopische Gastrostomie ( PEG ) ist ein endoskopisch angelegter kunstlicher Zugang von außen durch die Bauchdecke in den Magen oder ? bei einer perkutanen endoskopischen Jejunostomie ( PEJ ) ? in den Dunndarm . Durch diesen Zugang kann ein elastischer Kunststoffschlauch gelegt werden. [A 1] Die Abkurzungen PEG oder PEJ bezeichnen jedoch regelmaßig die durch den jeweiligen Zugang gefuhrte Sonde. Die PEG-Sonde dient vorwiegend dazu, dem Patienten Nahrung und Flussigkeit zuzufuhren, kann aber auch zur Sekretableitung genutzt werden oder um Medikamente zu verabreichen, [1] die allerdings fur diese Applikationsart geeignet sein mussen. [2]

Bei der Entscheidung fur eine PEG mussen die anderen Verfahren zur Zufuhr von Nahrung in Betracht gezogen werden. Da das Anlegen einer PEG, einer der haufigsten medizinischen Eingriffe in Deutschland, ein chirurgischer Eingriff ist, mussen rechtliche und ethische Aspekte beachtet und berucksichtigt werden. [3]

Der Begriff ?perkutan“ leitet sich aus dem Lateinischen ab und kann mit ?durch die Haut hindurch“ ubersetzt werden. Gastrostomie setzt sich aus den beiden griechischen Wortteilen gaster fur Magen oder Bauch und stoma fur Mund oder Offnung zusammen.

Die erste PEG wurde am 12. Juni 1979 am Rainbow Babies & Children's Hospital, University Hospitals of Cleveland (USA) von Michael W.L. Gauderer ( Kinderchirurg ), Jeffrey Ponsky ( Endoskopiearzt ) und James Bekeny ( Chirurgie - Assistenzarzt ) bei einem 4,5 Monate alten Kind mit ungenugender oraler Nahrungsaufnahme durchgefuhrt. [4] Die Erfinder, Michael W.L. Gauderer und Jeffrey Ponsky, veroffentlichten diese Technik 1980, [4] Einzelheiten der Entwicklung der Methode wurden durch den Autor 2001 veroffentlicht. [5]

In Deutschland wurden erste derartige Eingriffe 1984 in Koln von Vestweber und von Michael Keymling 1986 im Kreiskrankenhaus Bad Hersfeld vorgenommen. [6]

Mit der PEG-Sonde werden der Nasen-Rachen-Raum, die Speiserohre und der Mageneingang umgangen. Diese PEG-Sonde wird daher zur teilweisen oder kompletten enteralen Ernahrung verwendet, wenn eine orale Nahrungsaufnahme nicht oder nur unzureichend moglich ist. Sie kann aber auch als Ablaufmoglichkeit bei anhaltendem Erbrechen genutzt werden, beispielsweise bei Darmverschluss .

Wird eine Direktpunktion des Jejunums vorgenommen, wird dies als perkutane endoskopische Jejunostomie (PEJ-Sonde) bezeichnet. Eine zweilumige Sonde mit jeweils einem Schenkel im Magen und ? uber den Magenausgang ( Pylorus ) und den Zwolffingerdarm ( Duodenum ) hinaus ? im obersten Abschnitt des Dunndarms, dem Leerdarm ( Jejunum ), ist eine JET-PEG . Eine PEJ oder JET-PEG kann bei einer Verengung ( Stenose ) des Magenausgangs und anderen Erkrankungen sinnvoll sein.

Allgemeine Indikationen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Ist eine langerfristige ernahrungstherapeutische Intervention geplant (langer als vier Wochen), kann die Anlage einer perkutanen Sonde angezeigt sein. [7] Sie eignet sich fur Patienten, die nicht oder nicht problemlos schlucken konnen, also:

Indikationen in der terminalen Lebensphase

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Auf diesem Gebiet ist ein eindeutiger Wandel der Indikationsstellung feststellbar. [8] Die Minderung der Aufnahme von Nahrung und Flussigkeit ist ein Teil des naturlichen Sterbeprozesses. [9] Die Sondenernahrung dieser Patientengruppe beruhte auf der intuitiven Annahme, dass dadurch das korperliche und emotionale Wohlbefinden des Patienten erhalten, gesteigert und dadurch die Lebenserwartung erhoht werden kann. Diese Theorie wurde in der Zwischenzeit mit zahlreichen Studien widerlegt. [10] Davon abgesehen muss berucksichtigt werden, dass die Sondenanlage kein pflegerischer, sondern ein therapeutischer Eingriff ist und somit der Einwilligung bedarf bzw. sich in Ubereinstimmung mit dem mutmaßlichen Patientenwillen befinden muss.

Bei anhaltendem schweren Erbrechen bzw. Miserere durch inoperablen gastroduodenalen Verschluss ? z. B. bei ausgepragter Peritonealkarzinose ? kann eine PEG zur Ableitung der Sekrete angelegt werden. [11] Das ist beispielsweise sinnvoll, wenn eine medikamentose Behandlung versagt, der Patient die Sonde voraussichtlich langer als zwei Wochen benotigt und seine wahrscheinliche Lebenserwartung ebenso noch mehrere Wochen betragt. [12]

Kontraindikationen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Es gibt Grunde, die gegen eine PEG-Sonde sprechen. Diese werden im Folgenden aufgelistet: [11]

  • Der Patient hat in aufgeklartem, geistig bewusstem Zustand abgelehnt, kunstlich bzw. mittels einer Sonde ernahrt zu werden oder der Anlage einer Sonde bzw. PEG widersprochen (Freie Arzt- und Behandlungswahl).
  • Der Patient kann in ausreichendem Maße essen und trinken.
  • Er ist sehr unruhig und nicht zuverlassig situativ orientiert, so dass er sich durch Zug an der Sonde verletzen konnte.
  • Es liegt eine Aufnahmestorung fur Nahrung im Magen vor ( Malassimilation ).
  • Es liegt eine Passagestorung im Darm vor.
  • Es besteht eine massive Bauchwassersucht ( Aszites ).
  • Der Patient leidet unter starker Fettleibigkeit (Adipositas).
  • Der Patient leidet unter einer Bauchfellentzundung ( Peritonitis ).
  • Es liegt ein Katheter im Bauchfell zur Peritonealdialyse .
  • Es bestehen zu schwere Gerinnungsstorungen.
  • Es besteht eine Bauchspeicheldrusenentzundung ( Pankreatitis ).
  • Es fehlt eine Moglichkeit zu einem endoskopischen Zugang.
  • Es besteht ein Schock oder eine akute Stoffwechselentgleisung.
  • Es besteht eine Perforation des Gastrointestinaltrakts.

Auswahl der geeigneten Sondenform

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bei der Entscheidung, welche Sondenform fur den individuellen Patienten eingesetzt werden soll, sind folgende Aspekte zu beachten:

  • das Behandlungsziel, der Zeithorizont der Anwendung und die Frage, ob eine Palliativversorgung oder eine temporare Versorgung beabsichtigt wird bzw. erforderlich ist
  • die Belastbarkeit (korperlich, geistig, psychisch) des Patienten
  • die vom Patienten empfundene Lebensqualitat
  • Die Moglichkeiten zur Durchfuhrung, insbesondere die Verfugbarkeit der Methoden und Sonden, setzen Grenzen.
  • Die Wartung und Pflege der gewahlten Sonde muss gewahrleistet sein.
  • Die voraussichtliche Behandlungsform fur den Patienten, sei sie stationar, ambulant oder wechselnd, ist zu bedenken.

Die transnasale Magensonde ist vorwiegend fur eine kurzzeitige Verwendung im stationaren Umfeld geeignet. [13] Sie ist fur einen kurzfristigen, schnellen Einsatz geeignet, da kein operativer Eingriff oder eine Gastroskopie notig ist. Eine Sonde, die durch Mund oder Nase verlauft, kann asthetisch storen, den Nasen-Rachenbereich unangenehm reizen und zu Drucknekrosen und Entzundungen fuhren.

Die PEG ist fur mittel- und langfristigen Gebrauch geeignet. Die Form der Buttonsonde ist fur einen mittleren Zeitraum (Nutzungsdauer 6 Monate) geeignet. [14] Gegenuber der transnasalen Magensonde bietet die PEG den Vorteil, dass sie so lange belassen werden kann, wie sie benotigt beziehungsweise voraussichtlich Bedarf besteht.

Die Aspirationsgefahr ist verringert. Auch wird der Schluckakt nicht beeintrachtigt, so dass der Patient weiterhin Nahrung und Flussigkeit uber den Mund aufnehmen kann ? wenn es keine anderen Grunde gibt, die dagegen sprechen. Eine PEG ermoglicht somit eine enterale Ernahrung , also eine Ernahrung uber den Magen-Darm-Trakt, die der parenteralen Ernahrung , das heißt der Ernahrung durch Infusionen, grundsatzlich vorzuziehen ist.

Die PEG ist asthetisch weniger storend, da die außere Schlauchoffnung nicht im Gesicht, sondern an der Bauchdecke fixiert ist. Zwar ist die perkutane endoskopische Gastrostomie ein risikoarmer Eingriff, [15] deren Risiko dem einer Magenspiegelung entspricht, [16] doch ist die Belastbarkeit des Patienten ebenso wie Kontraindikationen fur eine Operation zu prufen.

Eine PEG kann im Rahmen einer palliativmedizinischen Symptombehandlung auch zur Entlastung des Darmes bei Darmverschluss eingesetzt werden. [12]

Gegenuber der Anlage einer Witzelfistel ist die PEG ein weniger belastender operativer Eingriff.

Mogliche Probleme

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • Die PEG-Sonde erfordert Uberwachung und Pflege. Dazu sind manche Patienten geistig [17] oder korperlich [18] nicht in der Lage.

Sonde mit Halteplatte und Ballonsonde

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Eine Ballonsonde erfordert zusatzlich zur Wartung bei Nutzung die Wartung der Ballonfullung. [21] Die Ballonsonde ist leicht austauschbar [21] und kann zum Ersatz einer Sonde mit Halteplatte verwendet werden.

Anlage einer PEG

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Anlage einer PEG wird im Rahmen einer Gastroskopie durchgefuhrt. Am haufigsten geschieht dies mit der sogenannten Fadendurchzugsmethode. Zunachst wird beim Patienten der Magen durch Einblasen von Luft entfaltet. Mittels Diaphanoskopie wird im abgedunkelten Raum eine gunstige Position fur die Sonde gesucht. Nach dem Anbringen einer ortlichen Betaubung und entsprechender Desinfektion wird ein wenige Millimeter langer Schnitt in die Bauchhaut durchgefuhrt. Durch diesen Schnitt wird eine Stahlkanule bis in den Magen eingefuhrt. Uber die Stahlkanule ist ein Plastikrohrchen gestreift, das beim Zuruckziehen der Stahlkanule eine Verbindung durch die Haut in den Magen herstellt. Durch dieses Rohrchen wird jetzt ein Faden geschoben, der im Magen mit einer kleinen, durch das Endoskop geschobenen Zange gegriffen wird. Das Endoskop wird jetzt zuruckgezogen, bis der Faden durch die Bauchwand, den Magen und die Speiserohre fuhrt und aus dem Mund des Patienten ragt. An dieses Ende wird nun die Sonde geknotet und schließlich durch Zug an dem aus dem Bauch ragenden Fadenende durch den Mund, die Speiserohre und den Magen nach außen gezogen. Am inneren Ende der Sonde ist eine Plastikplatte (innere Halteplatte) befestigt, die ein Durchrutschen der Sonde nach außen verhindert. Von außen wird die Sonde durch eine Gegenplatte, auch außere Halteplatte genannt, fixiert. Die Gegenplatte sollte uber Nacht auf leichtem Zug, jedoch fur die ersten drei Tage nach der Sondenanlage auf relativ festen Zug halten, damit die durchstochenen Schichten der Bauchwand und des Magens zusammenwachsen und sich ein dichter Kanal bildet.

Mogliche Komplikationen bei der Anlage

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Komplikationsrate der PEG-Anlage ist ziemlich gering (geschatzte Rate schwerer Komplikationen < 1 %), da die meisten endoskopischen Abteilungen sie schon in großerer Zahl durchgefuhrt haben und mit der Methode vertraut sind. Trotzdem kann es zu einigen typischen Komplikationen kommen.

  • Beim Anlegen der PEG konnen Bauchorgane verletzt werden, z. B. eine Darmschlinge, die bei der Punktion vor dem Magen zu liegen kommt. Dies ist sehr selten. Auch Verletzungen anderer Organe (Aorta, Pankreas, Leber, Gallenblase, Milz, Herz etc.) sind im Extremfall prinzipiell denkbar.
  • Durch das kleine Loch im Magen, durch das die Sonde lauft, kann eventuell eine Undichtigkeit entstehen, durch die Mageninhalt in die Bauchhohle gelangt. Wenn dies passiert, kann es zu einer Peritonitis (Bauchfellentzundung) kommen, die fur den Patienten bedrohlich werden und eine Operation erfordern kann.

Sondenmobilisation und Verbandwechsel

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Drei Tage nach der Anlage sollte die außere Halteplatte gelost werden und die Sonde 3?4 cm vorsichtig in den Stomakanal geschoben und anschließend wieder weich bis zum Widerstand zuruckgezogen werden (innere Halteplatte stoßt an Magenwand an). Mit dieser Sondenmobilisation wird verhindert, dass die innere Halteplatte in die Magenwand einwachst ( Buried-Bumper-Syndrom ) und die PEG moglicherweise nicht mehr endoskopisch, sondern nur noch operativ zu entfernen ware. Die Sonde sollte anschließend mit einem Spielraum von einem halben bis einem Zentimeter in der außeren Halteplatte auf einer Schlitzkompresse fixiert werden. In den ersten zehn Tagen ist ein taglicher Verbandwechsel unter aseptischen Bedingungen indiziert, anschließend ? bei reizlosem Stoma ? zwei- bis dreimal je Woche. Wenn der Stomakanal nach etwa zwei bis vier Wochen vollstandig abgeheilt und reizlos ist, wird kein Verband mehr benotigt. Die Sondenmobilisation muss dennoch regelmaßig erfolgen. [22]

Nutzung der PEG

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die kunstliche Ernahrung kann etwa einen Tag nach der Anlage beginnen.

Nahrungseinbringung

Sondennahrung, Flussigkeit und fur diese Verabreichungsart geeignete Medikamente konnen

Mogliche Komplikationen bei der Nutzung

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  • Werden versehentlich zu große Flussigkeitsmengen in zu kurzer Zeit in den Magen geleitet, kann es zu Erbrechen kommen. Bei einem hilflosen Patienten birgt dies die große Gefahr der Aspiration , d. h. des Einatmens von Erbrochenem. Hierdurch konnen lebensgefahrliche Lungenentzundungen ausgelost werden (Aspirationspneumonie). Die Wahrscheinlichkeit dieser Komplikation liegt nach einzelnen Studien bei geriatrischen Patienten bei knapp 50 %. [23] Das Risiko der Aspiration kann durch eine Oberkorperhochlagerung bei der Verabreichung reduziert werden. Außerdem sollten jeweils nur kleine Mengen verabreicht bzw. bei Gebrauch einer Ernahrungspumpe deren Abgabefrequenz eher niedrig eingestellt werden.
  • Wegen der Gefahr des Einwachsens der Halteplatte in die Magenwand und Bauchdecke (sogenanntes Buried-Bumper-Syndrom ) sollte die PEG schon beim ersten Verbandwechsel nach Anlage ? und ab dann regelmaßig alle zwei bis drei Tage ? mobilisiert werden. Fur die verschiedenen Anwendungsgrunde (Indikationen) und Anwendungssituationen gibt es Leitlinien der Deutschen Gesellschaft fur Ernahrungsmedizin. [24]
  • Verstopfung des Schlauches durch eingedickte Nahrung oder ungeeignete Arzneimittel, z. B. gemorserte Retard - oder andere Filmtabletten. [25] [26] Fur die Beseitigung dieser Komplikation werden zahlreiche Hinweise gegeben. [A 5] [26] [27]
  • Begleitend ist die Mundpflege zum Schutz vor Soor oder Parodontitis erforderlich, wenn keine orale Nahrungs- oder Flussigkeitsaufnahme mehr erfolgt.
  • Bei Menschen, die situativ nicht orientiert sind, konnen schwere Unruhezustande bestehen, die die fachgerechte Nahrungszufuhr erschweren bzw. unmoglich machen. Pflegende reagieren dann eventuell mit nicht zulassigen freiheitsentziehenden Maßnahmen, um die Nahrungsverabreichung sicherstellen zu konnen.
  • Die Ernahrung uber die PEG-Sonde kann in manchen Fallen Durchfall verursachen. In diesem Falle ist die Art oder die Menge der Ernahrung entsprechend anzupassen (z. B. niedrigerer Faserngehalt).
  • Die Haut um die Eintrittsstelle der PEG kann sich entzunden.
  • Bei einer Leckage oder wenn sich der Sondenausgang verschiebt, fließt die verabreichte Flussigkeit nicht in den Magen, was zu einer Peritonitis fuhren kann. [11]

Austauschsonden

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Button-Sonde
  • Gastrotube : Die Sonde hat innen einen blockbaren Ballon und kann dadurch ohne Endoskopie ausgetauscht werden. Sie kann auch als Ersatz fur eine Sonde mit Halteplatte verwendet werden.
  • Button-Sonde : Die perkutane Austauschsonde hat innen einen Ballon oder eine andere Vorrichtung, um einen Wechsel durchzufuhren, und außen keinen Schlauch, sondern nur einen Knopf mit einem Deckel, welche unauffallig unter der Kleidung getragen werden kann. Zum Sondieren wird ein Verbindungsstuck angeschlossen. Meist erfolgt der Einsatz eines Buttons, nachdem bereits eine PEG angelegt wurde. In selteneren Fallen wird aber auch ein Button chirurgisch angelegt.

Entfernung der PEG-Sonde

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
Entfernung der Halteplatte (endoskopisch)

Kann der Patient wieder ausreichend selber essen, dann kann die PEG-Sonde wieder entfernt werden. Dazu gibt es zwei Wege:

  • Die Sonde außen an der Bauchhaut abschneiden, das herausstehende Ende der Sonde in den Magen schieben und den Abgang des Innenteils der Sonde uber den Darm abwarten.
  • Eine erneute Magenspiegelung durchfuhren und die Sonde, nach Abtrennen der außeren Halteplatte, mittels einer Fasszange mit dem Gastroskop uber die Speiserohre entfernen.
  • Bei Verwendung einer Sonde mit weicher, kollabierbarer innerer Halterung kann die Sonde durch das Stoma gezogen werden.

Bislang ist nicht vollig klar, welche der beiden erstgenannten Methoden besser ist. Bei der ersten Methode besteht eine hohere Ileusgefahr durch das Fremdmaterial der Sonde. Die zweite Methode ist aufwandiger und erfordert eine erneute Magenspiegelung wie beschrieben.

Die Bauchhautfistel schließt sich in der Regel innerhalb von wenigen Stunden und bereitet meist keine Probleme. [A 6]

Sondenabhangigkeit

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Bei Sauglingen oder Kleinkindern kann es bei langer Verweildauer der PEG zu einer Sondenabhangigkeit bzw. -dependenz kommen. Darunter versteht man die unbeabsichtigte physische und emotionale Abhangigkeit von einer ursprunglich als nur vorubergehend geplanten Sondierung bei gleichzeitigem Fehlen einer medizinischen Indikation. Die permanente Ernahrung uber eine Sonde hat ein Entwicklungsdefizit in der Entwicklung des Kindes zur Folge, weswegen ihre Entfernung oftmals als unabdingbar erscheint. [28]

Rechtlich-ethische Aspekte

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Anlage einer PEG-Sonde und jede Form der kunstlichen Ernahrung ist ein arztlicher Eingriff in die Korperintegritat des Menschen. Der Arzt braucht deshalb die Einwilligung des Patienten bzw. seines Vertretungsberechtigten. Ob eine PEG-Sonde weiter erforderlich ist oder entfernt werden kann, muss in regelmaßigen Abstanden gepruft werden. Auch wenn eine PEG haufig die einzige Moglichkeit darstellt, die Ernahrung eines Menschen langfristig sicherzustellen, ist zu bedenken:

  • Eine PEG allein garantiert nicht eine befriedigende Ernahrung. Nach einer vom Medizinischen Dienst der hessischen Krankenversicherungen 2003 veroffentlichten Studie waren fast 27 % der langfristig uber die PEG versorgten Menschen untergewichtig. [29]
  • Auch bei laufender PEG-Ernahrung sollten alle Moglichkeiten ausgeschopft werden, naturlich zu essen oder zu trinken, soweit dem keine medizinischen Grunde entgegenstehen. Essen und Trinken sind wichtige soziale Akte und vermitteln entscheidende Lebensqualitat . Das Eingeben von Mahlzeiten bedeutet fur den Patienten Zuwendung von Pflegenden und dient gleichzeitig dazu, die naturliche Aufnahme von Nahrung wieder zu trainieren oder gar nicht erst zu verlernen.
  • Das Legen einer PEG-Sonde bei Sterbenden stellt eine lebensverlangernde Maßnahme dar. Liegt eine Patientenverfugung vor, in der der Patient ?Lebensverlangernde Maßnahmen“ ablehnt, durfen nach einem Beschluss des Bundesgerichtshofs vom 17. Marz 2003 (BGH, in: Neue Juristische Wochenschrift 2003, S. 1588 ff.) keine lebensverlangernden Maßnahmen mehr ergriffen werden, also weder Ernahrungssonden angelegt, noch darf eine kunstliche Ernahrung begonnen werden. Am 8. Juni 2005 hat der Bundesgerichtshof diese Wertung dahingehend konkretisiert, dass eine gegen den Willen des Patienten durchgefuhrte kunstliche Ernahrung eine rechtswidrige Handlung sei, deren Unterlassung der Patient gemaß § 1004 Abs. 1 Satz 2 BGB (analog) in Verbindung mit § 823 Abs. 1 BGB verlangen kann, was auch dann gelte, wenn die begehrte Unterlassung zum Tode des Patienten fuhren wurde. [30] Verlangt der gesetzliche Vertreter des Patienten die Einstellung einer bereits vorgenommenen kunstlichen Ernahrung, so hat der BGH in dem erstgenannten Beschluss hierfur eine vormundschaftsgerichtliche Genehmigung fur erforderlich gehalten.

Nach den grundlegenden Prinzipien der Medizinalethik (? Informierte Einwilligung “, Alleinrang der medizinischen Indikation) ist es nicht gerechtfertigt, eine PEG-Sonde bei einem Patienten anzulegen, nur um z. B. die zeitraubende Essensprozedur zu beschleunigen. [31]

Inwieweit bei einem Patienten, der kein Verlangen nach Nahrungsaufnahme mehr hat, von bewusster Nahrungsverweigerung oder nur von besonders schwerwiegender Appetitlosigkeit gesprochen werden kann, ist fraglich. Wo kein Bedurfnis besteht, kann auch nicht von einer Verweigerung gesprochen werden. Die Sichtweise, dass Patienten, die ?nichts mehr essen wollen“, damit signalisierten, in den Tod gehen zu wollen, und jede kunstliche Ernahrung gegen den Patientenwillen verstieße, ist somit genauso problematisch wie das Zwangsernahren fur eine Lebensverlangerung um jeden Preis. Eine Entscheidung fur oder gegen die Anlage einer PEG kann daher immer nur individuell und situationsbezogen getroffen werden.

  • Anika Rosenbaum, Jurgen F. Riemann, Dieter Schilling: Die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG). In: Deutsche Medizinische Wochenschrift. Band 140, Nr. 14, Georg Thieme Verlag, Stuttgart 2015, S. 1072?1076. doi:10.1055/s-0041-103316
  • Wolfgang Hartig, Hans Konrad Biesalski, Wilfried Druml, Peter Furst, Arved Weimann: Ernahrungs- und Infusionstherapie : Standards fur Klinik, Intensivstation und Ambulanz . Thieme Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 3-13-130738-2 .
  • Kabis Fresenius Deutschland: Freka PEG Set Gebrauchsinformation Ref. 7751532 .
  • Susanne Liese: Vergleich des Freka-PEXACT-Systems und der Fadendurchzugsmethode zur Anlage einer PEG hinsichtlich entzundlicher Komplikationen und Metastasierung in die Gastrostomiefistel bei Patienten mit epithelialen Tumoren des oberen Gastrointestinaltraktes und Larynx . 2014, DNB   1059896354 .

Einzelnachweise

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Claudia Bausewein , Susanne Roller, Raymond Voltz (Hrsg.): Leitfaden Palliative Care. Palliativmedizin und Hospizbetreuung. Elsevier, Munchen, 2015, S. 391.
  2. Was bei Sonden zu beachten ist. In: Pharmazeutische Zeitung. 9. Marz 2009, abgerufen am 18. Oktober 2019 .
  3. Thomas Heinemann, Klaus Herz, Andrea Tokarski, Luise Scholand, Gerhard Robbers: Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) und Jejunostomie (PEJ) - Tragerinterne ethische Leitlinie fur die ctt . Hrsg.: Cusanus Tragergesellschaft. Trier ( Online [PDF]): ?Die einfache Anlage und Pflege der PEG/PEJ-Sonde sowie Durchfuhrung der enteralen Ernahrung konnen allerdings zu einer großzugigen Anwendung des Verfahrens fuhren, die bei kritischer Betrachtung Fragen nach der Rechtfertigung aufwirft. Mit der Entscheidung zur Anlage einer PEG/PEJ-Sonde sind medizinische, ernahrungsphysiologische, pflegerische, ethische und rechtliche Fragen zu beachten“
  4. a b M. W. Gauderer, J. L. Ponsky, R. J. Izant: Gastrostomy without laparotomy: a percutaneous endoscopic technique . In: J. Pediatr. Surg. Band   15 , Nr.   6 , 1980, S.   872?875 , doi : 10.1016/S0022-3468(80)80296-X , PMID 6780678 (englisch).
  5. M. W. Gauderer: Percutaneous endoscopic gastrostomy-20 years later: a historical perspective . In: J. Pediatr. Surg. Band   36 , Nr.   1 , 2001, S.   217?219 , doi : 10.1053/jpsu.2001.20058 , PMID 11150469 (englisch).
  6. M. Keymling, P. Schlee, W. Worner: Die perkutane endoskopisch kontrollierte Gastrostomie . In: Deutsche Medizinische Wochenschrift . Band   112 (1987) , S.   182?183 .
  7. D. Schwab, M. Steingraber: 14 Sonden: Typen und deren Indikationen (2014). onkodin.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 12. Juni 2018 ; abgerufen am 22. Februar 2019 .   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.onkodin.de
  8. Michael de Ridder: Medizin am Lebensende: Sondenernahrung steigert nur selten die Lebensqualitat . In: Deutsches Arzteblatt . Band   105 , Nr.   9 , 2008 ( aerzteblatt.de ).
  9. J. McCue: The naturalness of dying . In: JAMA . Band   273 , 1995 (englisch).
  10. M. Synofzik: PEG-Ernahrung bei fortgeschrittener Demenz . In: Nervenarzt . Band   78 , 2007.
  11. a b c Anika Rosenbaum, Jurgen F. Riemann, Dieter Schilling: Die perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG). In: Dtsch med Wochenschr. Band 140, Nr. 14, 2015, S. 1072?1076. ( thieme-connect.de ); abgerufen am 22. Februar 2019.
  12. a b Claudia Bausewein , Susanne Roller, Raymond Voltz (Hrsg.): Leitfaden Palliative Care. Palliativmedizin und Hospizbetreuung. 5. Auflage. Elsevier, Munchen 2015, S. 179.
  13. Transnasale Sonden und Zubehor. Nutricia, abgerufen am 13. Januar 2023 .
  14. Andrea Arnoldy: Perkutane Endoskopische Gastrostomie . Button ? Vor- und Nachteile gegenuber der klassische PEG ( uk-essen.de [PDF]).
  15. Thomas Heinemann, Klaus Herz, Andrea Tokarski, Luise Scholand, Gerhard Robbers: Perkutane endoskopische Gastrostomie (PEG) und Jejunostomie (PEJ) - Tragerinterne ethische Leitlinie fur die ctt . Hrsg.: Cusanus Tragergesellschaft. Trier ( ethikkomitee.de [PDF]): ?Die einfache Anlage und Pflege der PEG/PEJ-Sonde sowie Durchfuhrung der enteralen Ernahrung konnen allerdings zu einer großzugigen Anwendung des Verfahrens fuhren, die bei kritischer Betrachtung Fragen nach der Rechtfertigung aufwirft. Mit der Entscheidung zur Anlage einer PEG/PEJ-Sonde sind medizinische, ernahrungsphysiologische, pflegerische, ethische und rechtliche Fragen zu beachten“
  16. Daniela Muller-Gerbes: PEG-Sonde - Medizinische Experten . ( Online ): ?Ansonsten gelten bei der perkutanen endoskopischen Gastrostomie (PEG) die Risiken wie bei einer Magenspiegelung.“
  17. Tobias Stefan Finzel: Retrospektive Untersuchung des Abfuhrverhaltens kritisch kranker Patienten mit akuter zerebraler Schadigung .
  18. Tobias Stefan Finzel: Die Anwendung langfristiger Sondenernahrung bei Menschen mit Demenz in der stationaren Langzeitpflege .
  19. Sondenernahrung zu Hause, Firmendruckschrift: Nutricia Artikelnummer 9796010, Stand 09.15
  20. Nina Fleischmann, Steve Strupeit: Bremer Beitrage zur Berufspadagogik, Klinischen Pflegeexpertise und Familien- und Gesundheitspflege . Books on Demand, Norderstedt 2009, ISBN 978-3-8370-5145-2 .
  21. a b Leitlinie zur Pflege einer Ballon-Sonde nach Direktpunktion. (PDF) Fresenius Kabi, archiviert vom Original (nicht mehr online verfugbar) am 24. Mai 2018 ; abgerufen am 29. Mai 2018 .
  22. G. Fetzer-Mutz (Endoskopieteam, Koord. Krebszentrum, Gesundheitsverbund Landkreis Konstanz): Versorgung einer PEG-Anlage ? Pflegestandard/Patienteninformation. Stand: 2017 ; abgerufen am 22. Februar 2019.
  23. J. O. Ciocon, F. A. Silverstone, L. M. Graver et al.: Tube feeding in elderly patients. Indications, benefits, and complications. In: Arch Intern Med . Band 148, 1988, S. 429?433.
  24. Leitlinien der DGEM. Abgerufen am 16. Juni 2016 .
  25. Constanze Schafer (Hrsg.): Sondenapplikation von Arzneimitteln. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2010, S. 21?23.
  26. a b Fresenius Leitlinie Medikamentengabe uber Sonde
  27. Vera Voigt, Thomas Reinbold: Was bei Sonden zu beachten ist - Was tun bei Sondenverstopfung? Abgerufen am 7. November 2016 .
  28. M. Dunitz-Scheer, A. Huber-Zyringer, P. Kaimbacher, H. Beckenbach, E. Kratky, A. Hauer et al.: Sondenentwohnung. In: Padiatrie. Nr. 4+5, 2010, S. 7?13.
  29. Thomas Reinehr: Padiatrische Ernahrungsmedizin: Grundlagen und praktische Anwendung . Georg Thieme Verlag, Stuttgart/ New York 2012, ISBN 978-3-7945-2794-6 .
  30. BGH: BGH · Beschluss vom 8. Juni 2005 · Az. XII ZR 177/03 . In: Neue Juristische Wochenschrift . 2005, S.   2385 .
  31. F. Oehmichen et al.: Leitlinie der Deutschen Gesellschaft fur Ernahrungsmedizin (DGEM). Ethische und rechtliche Gesichtspunkte der Kunstlichen Ernahrung. In: Aktuelle Ernahrungsmedizin. Band 38, 2013, S. 114 (4.2 Kunstliche Ernahrung kann Pflege erleichtern. ) ( awmf.org ( Memento des Originals vom 17. April 2018 im Internet Archive )   Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft. Bitte prufe Original- und Archivlink gemaß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. @1 @2 Vorlage:Webachiv/IABot/www.awmf.org , abgerufen am 22. Februar 2019)

Sonstige Anmerkungen

[ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]
  1. Bei der Ballonsonde (Medizintechnik) ist ein zweiter Schlauch zur Fullung des Halteballons erforderlich, der im Hauptschlauch gefuhrt wird.
  2. 1.000 ml sollen in 8 Stunden zugefuhrt werden (Nutricia "Gut zu wissen", S. 18)
  3. Grundumsatz alterer Personen: 20?30 kcal/kg Korpergewicht, bei Untergewicht ?38 kcal/kg Korpergewicht (Nutricia "Gut zu wissen", S. 12)
  4. Der Versorgungsschlauch muss in jedem Fall nach jeder Nutzung gespult werden
  5. Ursache feststellen - Schlauch? - Welche Substanz zuletzt?
  6. Wegen der moglichen schnellen Schließung ist jedoch, wenn die Entfernung unabsichtlich erfolgte, schnelles Handeln erforderlich.