Pedro Montt Montt
(*
21. Juli
1849
in
Santiago de Chile
; †
16. August
1910
in
Bremen
) war ein
chilenischer
Politiker
. Von 1906 bis 1910 amtierte er als
Prasident
seines Landes.
Pedro Montt wurde als Sohn von
Manuel Montt Torres
, von 1851 bis 1856 chilenischer Prasident, und Rosario Montt Prado geboren.
Nach der Schule studierte er bis 1870
Rechtswissenschaft
an der
Universidad de Chile
. Er schloss sich der
Nationalen Partei
an und ubernahm bald deren Vorsitz, ab 1879 saß er fur den Wahlkreis Petorca und La Ligua im Abgeordnetenhaus Chiles.
Im Jahre 1881 heiratete er Sara del Campo Yavar; die Ehe blieb kinderlos.
Unter dem Prasidenten
Jose Manuel Balmaceda
ubernahm Montt im Herbst 1887 die Ministerien fur Justiz und offentliche Bildung und im Oktober 1889 das Finanzressort. 1890 wandte er sich gegen Prasident Balmaceda und nahm am
Burgerkrieg von 1891
teil, ohne den Vorsitz der
Nationalen Partei
aufzugeben. Im Auftrag der Regierung reiste Montt, der fließend Englisch, Franzosisch und Deutsch sprach, in diplomatischer Mission nach
Peru
, in die
USA
und nach Europa. Nach dem Sieg der revolutionaren Krafte 1891 ernannte ihn Prasident
Jorge Montt Alvarez
zum Innenminister.
Als Vertreter der Region Cautin wechselte er 1900 in den Senat. Bei den Prasidentschaftswahlen von 1901 trat Pedro Montt als Kandidat der
Coalicion
an, unterlag aber gegen
German Riesco Errazuriz
. 1906 sollte Montt die Hauptstadt Santiago im Senat vertreten, dazu kam es allerdings nicht mehr, da er im Juni bei seinem zweiten Antreten zum chilenischen Prasidenten gewahlt wurde.
Sein Amtsantritt am 18. September 1906 wurde von einem schweren
Erdbeben
uberschattet, das kurz zuvor die Gegend um
Valparaiso
heimgesucht hatte. Die Hauptaufgabe der neuen Regierung musste daher der Wiederaufbau der zerstorten Region sein. Montt berief liberale und konservative Minister in sein Kabinett.
In Montts Amtszeit fiel außerdem der Ausbau des chilenischen
Eisenbahn
-Netzes, das im Suden bis
Puerto Montt
ausgebaut wurde und auf der ruckstandigen Insel
Chiloe
um eine Verbindung zwischen den Hauptorten Ancud und Castro erganzt werden sollte. Auf Hohe von Los Andes uberquerte 1910 erstmals eine Bahnlinie die chilenischen
Anden
.
Ein weiterer Schwerpunkt von Montts Bemuhungen galt dem Bildungssystem, das er um bedeutende Schulen, Hochschulen und offentliche Kultureinrichtungen erweiterte, darunter das Museum und die Akademie der Schonen Kunste (
Escuela y Museo de Bellas Artes
) in Santiago.
Weniger ruhmvoll zeigte sich Pedro Montt in der Sozialpolitik. Die katastrophalen Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter in den
Salpeter
-Minen konnte und wollte die Regierung in Santiago nicht verbessern. 1907 kam es daher zu ausgedehnten Streiks. Die Minenarbeiter von
Iquique
, die regelmaßig kein Geld erhielten, sondern lediglich Gutscheine, die sie in den uberteuerten Lebensmittelgeschaften der Minengesellschaften einzulosen hatten, zogen mit ihren Forderungen vor die Geschaftsleitung ? knapp zehntausend Arbeiterfamilien, darunter viele Peruaner und Bolivianer, kampierten in Iquique auf einem offentlichen Platz vor der Hauptverwaltung der Minengesellschaft. Andere protestierende Arbeiter schlossen sich ihnen an.
Die Regierung zog daraufhin mehrere Armee-Regimenter in Iquique zusammen. Am 20. Dezember 1907 griff das Militar gewaltsam in die Proteste bei der Salpetermine
Buenaventura
ein und erschoss sechs Arbeiter. Deren Begrabnis am folgenden Tag wurde zur politischen Demonstration; der Provinzgouverneur von Iquique setzte daraufhin die verfassungsmaßigen Freiheiten außer Kraft und loste die Arbeiter-Versammlungen mit Waffengewalt auf, die Zahl der Toten wird zwischen 130 und tausend angegeben. Die Uberlebenden wurden in Lagern vor der Stadt gefangen und dort von der Armee vielfach misshandelt.
Der Konflikt zwischen der Regierung und den protestierenden Arbeitern heizte sich in der Folge weiter auf, die Presse wurde zwar zensiert, dennoch sprach sich das
Massaker von Iquique
bald herum und wurde von der Offentlichkeit mit Besturzung aufgenommen.
Als eine der fuhrenden Salpeterminen in finanzielle Schwierigkeiten geriet, sturzte das die gesamte chilenische Wirtschaft in eine schwere Krise. Die Regierung druckte Geld, um die Staatsausgaben zu decken und loste damit eine massive
Inflations
steigerung aus.
Seit Jahren chronisch herzkrank, verschlimmerte sich der Zustand des Prasidenten in der ersten Jahreshalfte 1910 so stark, dass ihm seine Arzte empfahlen, das Amt niederzulegen und sich in Europa behandeln zu lassen. Im Juli 1910 schiffte sich Montt zusammen mit seinem Leibarzt
Wilhelm Munnich
nach Deutschland ein, wo er sich in
Bad Nauheim
behandeln lassen und eine Kur machen wollte. Am 16. August 1910 traf er in Bremen ein und starb, von der anstrengenden Reise erschopft, noch am selben Abend nach einem Herzinfarkt oder Schlaganfall im
Hillmann-Hotel
.
[1]
Sein Innenminister und Vizeprasident,
Elias Fernandez Albano
, der ihn seit seiner Abreise faktisch vertreten hatte, ubernahm kommissarisch das Amt des chilenischen Prasidenten, starb aber selbst drei Wochen spater an einem grippalen Infekt, den er sich bei den Trauerfeierlichkeiten fur Montt in der kalten Metropolitankathedrale von Santiago zugezogen hatte. Am 3. Dezember 1910 wurde Pedro Montts
einbalsamierter
Leichnam in Bremen auf dem chilenischen Kreuzer
Blanco Encalada
eingeschifft und kehrte nach Chile zuruck.
[2]
- ↑
Eva Schock-Quinteros:
?Viele Hymnen auf den Diktator“.
In:
Die Tageszeitung
, 22. September 2022, abgerufen am 5. Januar 2023.
- ↑
Staatsarchiv Bremen Sign.
3-B.16. No. 11
. sowie
Bremer Nachrichten
Nr. 334 vom 4. Dezember 1910 (
Bremer Nachrichten 1910
)