Pedro Arrupe y Gondra
SJ
(*
14. November
1907
in
Bilbao
; †
5. Februar
1991
in
Rom
) war ein
spanischer
Ordensgeistlicher
. Er war von 1965 bis 1981 der 28.
Generalobere
der
Gesellschaft Jesu
(Jesuitenorden; lat:
Societas Jesu
).
Am 15. November 1907, am Tag nach seiner Geburt, wurde Pedro Arrupe in
Kathedrale von Bilbao
getauft. Er war das funfte Kind und der einzige Sohn seiner Eltern. Seine Mutter, Dolores Gondra, Tochter eine Arztes, stammte aus der Gemeinde
Mungia
unweit von Bilbao.
[1]
Sein Vater, Marcellino Arrupe, war Architekt.
[2]
Ohne selbst journalistisch und politisch aktiv zu sein, war er Mitbegrunder einer Tageszeitung, der
La Gaceta del Norte
. Sein Vater hatte einen bemerkenswerten Tenor: ?Wenn er in der Kapelle des Jesuitenkollegs sang, das sich in einem benachbarten Stadtchen befand, kamen alle alten Leute aus der Umgebung, um ihn zu horen.“
[2]
In der Karwoche nahm er alljahrlich an achttagigen Exerzitien teil.
Pedro Arrupe beschreibt das Familienleben ruckblickend wie folgt: ?Meine Familie lebte sehr innig zusammen, sehr ruhig, sehr patriarchalisch, was das Katholische betrifft. Ich war sehr glucklich in der Familie. Es gab keine Probleme. Wir gingen alle zusammen in die Messe, und es herrschte zwischen uns eine Atmosphare vollkommenen Vertrauens.“
Und an anderer Stelle berichtet Pedro Arrupe: ?Durch die Eucharistie und die einfachen Andachtsubungen in meinem Elternhaus, insbesondere die Herz-Jesu-Verehrung, haben mein Vater und meine Mutter das Samenkorn gelegt, das die Gesellschaft Jesu spater entwickeln sollte. Oder besser gesagt: Was das Heiligste Herz selbst dank meiner Eltern eingepflanzt hat, ist spater durch die Gesellschaft weiterentwickelt worden.“
[2]
Vom Alter von drei Jahren an begleitete er seinen Vater regelmaßig bei der
Heiligstes-Herz-Jesu
-Prozession in Bilbao.
[2]
Ab Januar 1914 besuchte Pedro Arrupe die Mittelschule der
Piaristen
in Bilbao.
[1]
Als Pedro Arrupe 10 Jahre alt war, musste sich seine Mutter einer Operation unterziehen. Ein paar Wochen spater verstarb sie. Sein Vater, der Pedro zur verstorbenen Mutter fuhrte, sagte zu ihm: ?Pedro, ihr habt eine heiligmaßige Mutter verloren. Aber denkt immer daran, dass ihr eine andere Mutter im Himmel habt, die noch heiliger ist.“
[2]
Im Alter von 15 Jahren wird er im Marz 1923 Mitglied der
Marianische Kongregation
des hl.
Stanislaus Kostka
in Bilbao.
[1]
Er schrieb in diesem Jahr in deren Zeitschrift
Blumen und Fruchte
einen kleinen Beitrag uber den hl.
Franz Xaver
, Japan und die Missionen.
[3]
1923 begann der Baske Pedro Arrupe ein Medizinstudium an der Universitat
Madrid
. Mit tiefer Trauer erfullt ihn der Tod seines Vaters 1926.
[4]
Er berichtet selbst wie folgt:
?Mein Vater erkrankte, als ich in Madrid Medizin studierte; ich war damals achtzehn Jahre alt. Als ich in Bilbao eintraf, war er schon halb gelahmt. Und nun zog im Augenblick seines Sterbens vor seinen Fenstern die Prozession des Heiligsten Herzens vorbei. Ich werde nie seinen Blick vergessen, der mich traf. Es war eine Gemeinschaft der Erinnerungen, des Glaubens und der Hoffnung. Das hat mich tief ergriffen.“
[2]
Im Sommer desselben Jahres machte er mit seinen vier Schwestern eine Wallfahrt nach
Lourdes
. Die Erfahrungen, die er in Lourdes sammelte, waren fur sein weiteres Leben grundlegend. Im Gesprach mit Jean-Claude Dietsch
SJ
beschrieb er sie wie folgt:
[5]
?Fur mich ist Lourdes die Stadt des Wunders schlechthin. Ich habe dort etwa drei Monate verbracht. Ich hatte als Medizinstudent die Erlaubnis erhalten, die Arbeit des Kontrollburos zu verfolgen. So bin ich Zeuge von drei wunderbaren Heilungen geworden, einmal in dem Augenblick, als sie sich inmitten der zur
Mutter Gottes
betenden Glaubigen ereigneten, und dann wahrend der medizinischen Nachprufung durch atheistische Arzte. Das war fur mich ein ganz tiefer Eindruck, denn ich hatte oft meine Professoren in Madrid ? ebenfalls Atheisten ? vom ?Betrug von Lourdes‘ sprechen horen. Dort ist meine
Berufung
geboren, in dieser zugleich einfachen und grandiosen Atmosphare, zu Fußen der Mutter Gottes, zwischen dem unablassigen Brausen der Pilgergebete und dem sanften Murmeln der
Gave
.“
Durch die gewonnenen Erkenntnisse brach er sein Medizinstudium ab, trat am 15. Januar 1927 in die Gesellschaft Jesu ein.
[6]
Er absolvierte sein
Noviziat
im
Monasterio de San Ignacio de Loyola
bei
Azpeitia
in der Provinz
Gipuzkoa
und begann danach sein Philosophiestudium in
Ona
in der Provinz
Burgos
.
Weil die
Zweite Spanische Republik
den Jesuitenorden 1932 in Spanien verbot, studierte Arrupe im belgischen
Marneffe
und im
Ignatiuskolleg
im niederlandischen
Valkenburg
. 1936 empfing Arrupe in Marneffe die
Priesterweihe
. Das damals nach der Priesterweihe ubliche vierte Jahr im Theologiestudium absolvierte er an der US-amerikanischen
University of Saint Mary
in
Leavenworth
,
Kansas
, und anschließend sein
Tertiat
in
Cleveland
,
Ohio
.
Von dort wurde er vom Orden am 15. Oktober 1938 als
Missionar
nach
Japan
gesandt. Kurz nach seiner Ankunft wurde er als vermeintlicher Spion im Dienste der
USA
verhaftet und verbrachte einen Monat in Einzelhaft.
[7]
Bis 1940 studierte er die
japanische Sprache
und arbeitete in einem Armenviertel von
Tokio
. Von 1940 bis 1942 war er Pfarrer in
Yamaguchi
. Ab 1942 wirkte Arrupe als
Novizenmeister
in
Hiroshima
, wo er den
Abwurf der Atombombe
erlebte. Da er in einem von deutschen Jesuitenbrudern aus festem Stein gebauten Schulhaus wohnte, uberlebte er und konnte zusammen mit den Novizen ein Notspital einrichten. Wie Pater
Helmut Erlinghagen
SJ
, der seit Januar 1945 im
Noviziat
in Nagatsuka (4½ km von Hiroshima entfernt) lebte, berichtet, war das Haus in japanischem Stil als
Holzhaus
, aber mit soliden Querverstutzungen gebaut.
[8]
1954 wurde er Vizeprovinzial und 1958, nach der Erhebung Japans zur Provinz des Jesuitenordens, deren erster Provinzial.
Als der 27. Generalobere des Ordens,
Jean Baptiste Janssens
, 1964 starb, wahlte die Generalversammlung des Ordens 1965 Pedro Arrupe am 22. Mai zum 28. Generaloberen. Seine Wahl zum General erlebte er als
?einen weiteren Grund, in mir die Verehrung des Herzens Jesu zu starken, ist sie doch Quelle außerordentlicher Gnaden zur eigenen Heiligung! Ich benotige sie jetzt mehr denn je, da diese Gnaden nicht nur fur mich personlich unverzichtbar sind, sondern auch zum Wohl der ganzen Gesellschaft und der mit ihr verbundenen Seelen gereichen.
[9]
“
In dieser Funktion steuerte er mit seinem Charisma und großer personlicher Frommigkeit den Orden durch die Umbruchsjahre nach dem
Zweiten Vatikanischen Konzil
, die dem Orden eine schwere Krise bescherten. Sein Leitbild fur die Leitung des Ordens lasst sich am besten mit einem ? von ihm oft angesprochenen ? Wortpaar bezeichnen: ?Glaube und Gerechtigkeit“, als Inbegriff der Verknupfung des Einsatzes fur die Verkundigung des
Evangeliums
mit dem Einsatz fur Gerechtigkeit, zumal fur die Armen.
[10]
Dieses Amt hatte er bis zu seinem Schlaganfall im August 1981 inne. Zu diesem Zeitpunkt hatte Arrupe bereits versucht, eine Generalkongregation des Ordens fur die Wahl eines Nachfolgers einzuberufen. Dies verzogerte jedoch Papst
Johannes Paul II.
, der stattdessen den Jesuiten
Paolo Dezza
als personlichen Delegaten an die Spitze des Ordens berief. Arrupe selbst war, von Krankheit gezeichnet, nicht mehr fahig, das Amt auszuuben. Erst 1983 konnte eine Generalkongregation einberufen werden; diese wahlte
Peter Hans Kolvenbach
zum neuen Generaloberen; Arrupe war unter den ersten Gratulanten.
Im Alter von 83 Jahren starb Pedro Arrupe am 5. Februar 1991 in
Rom
.
Der
Seligsprechungsprozess
fur Pedro Arrupe wurde im Juli 2018 eroffnet.
[11]
Im katholischen Gebet- und Gesangbuch, dem
Gotteslob
, befindet sich unter dem Lied Nr. 474 folgendes Zitat von Pedro Arrupe:
Die Reife eines Menschen zeigt sich am deutlichsten an dem Dienst, den er in der Gemeinschaft leistet.
[12]
- Yo vivi la bomba atomica
. Ediciones Studium de Cultura, Madrid 1952 (Nachdruck: Ediciones Mensajero, Bilbao 2010,
ISBN 978-84-271-3147-7
).
- Als Missionar in Japan
. Hueber, Munchen 1967.
- Unser Zeugnis muss glaubwurdig sein. Ein Jesuit zu den Problemen von Kirche und Welt am Ende des 20. Jahrhunderts
. Mit einem Vorwort von Karl Rahner. Schwabenverlag, Ostfildern, 2. Auflage 1981.
- Erfahrungen mit der Eucharistie
. Kanisius-Verlag, Freiburg im Uechtland 1982,
ISBN 3-85764-127-4
.
- Im Dienst des Evangeliums. Ausgewahlte Schriften von P. Pedro Arrupe S.J., Generaloberer der Gesellschaft Jesu (1965?1983)
. Herausgegeben von
Hans Zwiefelhofer
. Erich Wewel, Munchen 1987,
ISBN 3-87904-138-5
.
- Chosen by God. Pedro Arrupe’s Retreat Notes 1965
. Ubersetzt von Joseph A. Munitiz SJ. Herausgegeben von Philip Endean SJ und Elizabeth Lock. The Way, Oxford 2010,
ISBN 978-0-904717-29-7
(ein Schlusselwerk zum Verstandnis des Geistlichen Lebens von Pedro Arrupe).
- Martin Maier
:
Pedro Arrupe. Zeuge und Prophet
(= Ignatianische Impulse, Bd. 24). Echter, Wurzburg 2007.
- ↑
a
b
c
Gianni la Bella, Martin Maier (Hrsg.):
Pedro Arrupe, Generaloberer der Jesuiten. Neue biographische Perspektiven
. Freiburg 2008, S. 16
- ↑
a
b
c
d
e
f
Pedro Arrupe:
Mein Weg und mein Glaube. Ein Gesprach mit Jean-Claude Dietsch SJ
. Ostfildern 1983, S. 49, 62 und 63. Aus dem Franzosischen von Lotte von Schaukal. Originaltitel:
Itineraire d’un Jesuite
, Paris 1982.
- ↑
Martin Maier:
Pedro Arrupe ? Zeuge und Prophet
. Wurzburg 2007, S. 11.
- ↑
Martin Maier:
Pedro Arrupe ? Zeuge und Prophet
. Wurzburg 2007, S. 12.
- ↑
Pedro Arrupe:
Mein Weg und mein Glaube. Ein Gesprach mit Jean-Claude Dietsch SJ
. Aus dem Franzosischen von Lotte von Schaukal, Ostfildern 1983, S. 24?25 (Erstausgabe:
Itineraire d’un Jesuite
, Paris 1982).
- ↑
Pedro Arrupe:
Mein Weg und mein Glaube. Ein Gesprach mit Jean-Claude Dietsch SJ
. Aus dem Franzosischen von Lotte von Schaukal, Ostfildern 1983, S. 11 (Erstausgabe:
Itineraire d’un Jesuite
, Paris 1982).
- ↑
Denis Blackledge:
Pedro Arrupe SJ: Rooted in Christ
. In: Jesuits & Friends, Heft 103 (Summer 2019), S. 20.
- ↑
Helmut Erlinghagen: Hiroshima und wir. Augenzeugenberichte und Perspektiven. Frankfurt am Main 1982. S. 9
- ↑
Ignacio Iglesias
SJ
: Pedro Arrupe - Beitrage zu seiner inneren Biographie. In: Gianni La Bella/Martin Maier (Hg.): Pedro Arrupe. Generaloberer der Jesuiten. Neue biographische Perspektiven. Freiburg im Breisgau 2008. S. 580
- ↑
Jon Sobrino
:
El Padre Arrupe. Recuerdos y reflexiones sobre “fe y justicia”
. In:
Revista latinoamericana de teologia
,
ISSN
0259-9872
, Jg. 2007, Nr. 72, S. 227?254.
- ↑
Hacia la beatificacion del padre Arrupe
. Comunicacion Loyola, 11. Juli 2018, abgerufen am 19. September 2018 (spanisch).
- ↑
Gotteslob
, Katholisches Gebet- und Gesangbuch. Herausgegeben von den (Erz-)Bischofen Deutschlands und Osterreichs und dem
Bischof
von Bozen-Brixen. Katholische Bibelanstalt GmbH Stuttgart 2013. S. 522