Paula Wessely
(*
20. Janner
1907
in
Wien
,
Osterreich-Ungarn
als
Paula Anna Maria Wessely
; †
11. Mai
2000
in Wien,
Osterreich
) war eine
osterreichische
Film-
und
Theaterschauspielerin
. Sie war die Ehefrau von
Attila Horbiger
und die Mutter der Schauspielerinnen
Christiane Horbiger
,
Elisabeth Orth
und
Maresa Horbiger
.
Paula Wessely war die zweitalteste Tochter des Wiener Fleischermeisters Carl Wessely und seiner Ehefrau Anna geb. Orth. Carl Wesselys altere Schwester
Josephine Wessely
(1860?1887) feierte am Wiener Burgtheater Erfolge, bis sie uberraschend mit 27 Jahren starb. Sie war somit die Tante von Paula, nicht wie oft falschlich angenommen wird, ihre Schwester. An Paulas Schminktisch stand spater stets ein Bildnis der Tante. Ihre Mutter war tanzerisch sehr begabt, hatte aber auf Wunsch ihres Bruders, eines Lehrers, auf die Aufnahme in das
Corps de ballet
verzichtet.
Wessely wurde in der
Salvatorkapelle
nach
altkatholischem
Ritus getauft. Sie besuchte die Volks- und die
Burgerschule
und war stets Klassenbeste. Besonderen Eindruck hinterließen ihre
Rezitationen
. Ihre Deutsch- und Geschichtelehrerin Madeleine Gutwenger gab den ohnehin theaterbegeisterten Eltern den Rat, ihre Tochter eine kunstlerische Laufbahn einschlagen zu lassen.
Ihr erster offentlicher Auftritt erfolgte am 18. Mai 1922, als sie bei einer schulischen Wohltatigkeitsveranstaltung die Agnes in
Hermann Sudermanns
Einakter
Fritzchen
darstellte. Als daraufhin die Zeitung
Reichspost
sie ?wegen ihres naturlichen Spiels“ erwahnte, schrieb die 15-Jahrige in einer Hausaufgabe mit dem Titel
Ruckblick und Ausblick
am 12. Juni 1922: ?Das Theater ist es, das mein Wirkungskreis in spateren Jahren sein soll…“
So sprach sie, begleitet von ihrer Lehrerin Madeleine Gutwenger, an der
Staatsakademie fur Musik und darstellende Kunst
vor. Sie trug ein Gedicht von
Ferdinand von Saar
, eine Szene aus
Weh dem, der lugt
und einen Monolog aus
Iphigenie auf Tauris
vor. Wessely wurde aufgenommen und erhielt im Wintersemester 1922/1923 ihren ersten Unterricht. Am 20. Oktober 1923 gastierte sie mit
Karl Gutzkows
Uriel Acosta
im
Akademietheater
. Nach ihrer Abschlussprufung besuchte sie von 1924 bis 1926 das
Max-Reinhardt-Seminar
in Wien.
Bereits 1924 trat sie zum ersten Mal im
Wiener Volkstheater
auf, wo sie bis 1926 engagiert war. Ihr Debut feierte sie als Zofe in dem Stuck
Cyprienne
von
Victorien Sardou
an der Seite von
Leopoldine Konstantin
. Dort und am
Raimundtheater
war sie in ihren ersten Jahren besonders in
Boulevardstucken
als Stubenmadel und in ahnlichen Rollen zu sehen.
Im Herbst 1926 holte sie Theaterdirektor
Leopold Kramer
an das
Deutsche Theater
in
Prag
. Bereits bei ihrem dortigen Debut in der Salonkomodie
Die neuen Herren
von
Flers
-Croisset war sie Partnerin ihres spateren Ehemannes Attila Horbiger. In ihrem vermutlich ersten Zeitungsinterview, das sie am 2. September 1926 dem
Wiener Tagblatt
gab, außerte sie mit Blick auf ihren Aufenthalt in Prag: ?Die Karrieren werden ja doch nur draußen gemacht.“
Nach dem Ende des ihr gewahrten einjahrigen Urlaubes kehrte sie 1927 wieder zu
Rudolf Beer
an das Wiener Volkstheater zuruck. Ihr
Marktwert
war nach einem Jahr derart gestiegen, dass sich Kramer in einem Brief an Beer vom 1. September 1927 bereiterklarte, 60.000
Kronen
Konventionalstrafe
fur Wesselys Bleiben zu bezahlen, doch Beer lehnte ab. Bis 1929 spielte sie wieder am Volkstheater. Außer in
Die Frau vom Meer
und
Fruhlings Erwachen
spielte sie wieder vorwiegend in Boulevardstucken. Als ihr die bereits zugesagte Rolle der Jenny in
Die Dreigroschenoper
vorenthalten wurde, kundigte sie.
Ab 1929 spielte sie zusammen mit Attila Horbiger im Wiener
Theater in der Josefstadt
unter
Max Reinhardt
. Bereits ihre Antrittsrolle als Kiki in dem gleichnamigen Stuck von Andre Picard bezeichnete die
Reichspost
als ?die Sensation des Abends“. Wessely war zu dieser Zeit vorubergehend mit ihrem Kollegen
Hans Jaray
liiert, den sie am Volkstheater kennengelernt hatte.
Als Reinhardts Stellvertreter
Emil Geyer
ihr wieder die Rolle eines Stubenmadels zuteilte, ließ sie sich durch ihren Anwalt krankmelden. Ihr Anwalt bemuhte sich um eine gutliche Losung und erreichte, dass eine Kollegin fur sie einsprang. Bald darauf stand sie in
Felix Saltens
Schauspiel
Der Gemeine
neben
Hans Moser
,
Adrienne Gessner
und Attila Horbiger wieder in einer Hauptrolle auf der Buhne.
1930 konnte sie erstmals bei den
Salzburger Festspielen
in einer prestigetrachtigen Reinhardt-Inszenierung auftreten. Sie spielte als Nachfolgerin von
Helene Thimig
die Luise in
Kabale und Liebe
. Ab 1932 spielte sie auch am ebenfalls zu den
Reinhardt-Buhnen
gehorenden
Deutschen Theater Berlin
.
Am 17. September 1932 feierte sie dort unter der Regie von
Karl Heinz Martin
als
Rose Bernd
von
Gerhart Hauptmann
ihren endgultigen Durchbruch. Die Begeisterung bei Publikum und Kritik war einhellig.
Alfred Kerr
schrieb im
Berliner Tagblatt
uber sie: ?Nur das Wort wunderbar ist moglich“ und
Werner Krauß
sprach vom ?großten schauspielerischen Eindruck, den ich je empfangen habe“. Sie nahm, als das Publikum bereits wahrend der Pause nach dem dritten Akt durchapplaudierte, zunachst allein und dann an der Seite von Gerhart Hauptmann, aus Anlass von dessen 70. Geburtstag das Schauspiel aufgefuhrt worden war, die Ovationen des Publikums entgegen.
Weitere Rollen folgten. Großen Erfolg hatte sie ebenfalls 1932 in der Titelrolle der
Operette
Sissy
von
Fritz Kreisler
als
Elisabeth von Osterreich-Ungarn
an der Seite von Hans Jaray als Kaiser
Franz Joseph
. Wahrend sie fur ihre Rolle in
Rose Bernd
intensiv die
schlesische Mundart
geubt hatte, unterzog sie sich zur Vorbereitung auf die vollig anders geartete Operette einem eigenen Gesangsstudium.
Am 20. Februar 1933 war sie als Christine unter der Regie von
Paul Kalbeck
Hauptdarstellerin in der Premiere des Stucks
Liebelei
am Theater in der Josefstadt. Sie war auch zu Probeaufnahmen fur die Verfilmung eingeladen, doch wurde ihr
Magda Schneider
vorgezogen. Am 17. August 1933 stand sie bei den Salzburger Festspielen erstmals als Gretchen in
Faust
an der Seite von
Ewald Balser
vor dem Publikum und spielte diese Rolle funf Sommer lang. 1936 feierte sie ihr Debut am
Burgtheater
in der Titelrolle von
George Bernard Shaws
Die heilige Johanna
.
Nach Wesselys Erfolg als ?Rose Bernd“ wurden ihr von mehreren Filmfirmen ergebnislos Rollenangebote vorgelegt, die sie jedoch aufgrund der fur sie ungeeigneten Drehbucher vorerst ablehnte. Dass sie nicht dem damaligen Ideal einer Filmschonheit entsprach, durfte jedoch eine Legende sein.
[1]
Willi Forst
und
Walter Reisch
erdachten schließlich eine vollkommen auf sie zugeschnittene Handlung, so dass Wessely mit dem 1934 herausgebrachten
Film
Maskerade
gleich als weibliche Hauptrolle an der Seite von
Adolf Wohlbruck
ins Filmgeschaft einsteigen konnte. In dem Film hatte sie die bezeichnenden Worte zu sagen: ?Warum soll gerade ich ihm gefallen?“. Auf ihren Wunsch ubernahm mit
Franz Planer
der damals beste osterreichische Kameramann die Bildgestaltung.
[1]
Der Film wurde ein außergewohnlicher Erfolg und Paula Wessely war damit die erste bedeutende Theaterschauspielerin uberhaupt, die auch auf der Leinwand ein Star wurde. Ihre Frisur mit einem schragen Scheitel auf der linken Seite machte Mode.
Bereits am 22. September 1934 wurde sie im Rahmen einer offiziellen Gesellschaft erstmals zu Adolf Hitler geladen. Weitere Filme wie
Episode
(1935), wofur sie in Venedig sogar als beste Schauspielerin mit der
Coppa Volpi
ausgezeichnet wurde,
Ernte
(1936) und
Spiegel des Lebens
(1938) machten sie noch vor Anbruch der Ara des
Nationalsozialismus in Osterreich
zu einem Filmstar des gesamten deutschsprachigen Raums. 1935 grundete sie ihre eigene Produktionsfirma
Vienna-Film Ges. m. b. H.
Wegen ihrer ?nichtarischen“ Partner musste die Firma nach dem ?
Anschluss Osterreichs
“ die Produktion einstellen.
Am 23. November 1935 heiratete sie im
Wiener Rathaus
den elf Jahre alteren Schauspielerkollegen Attila Horbiger. Trauzeugen waren Schauspieler
Hans Jaray
und Attilas Bruder Alfred. Mit Horbiger, mit dem sie zeitlebens auch kunstlerisch zusammenarbeitete, kaufte sie ein Haus in
Grinzing
, Himmelstraße 24. Im folgenden Jahr wurde das erste Kind Elisabeth Orth (Orth ist ein Kunstlername, ubernommen nach der Großmutter mutterlicherseits) geboren, 1938 Christiane Horbiger und 1945 Maresa Horbiger. Ihren Beruf konnte sie uneingeschrankt fortsetzen, denn schon bei der Geburt der ersten Tochter verfugte der Haushalt uber reichlich Personal.
Wesselys verstarkte Arbeit in Deutschland ab 1934 brachte sie auch mit dem nationalsozialistischen Regime in Kontakt. Sie achtete jedoch darauf, nicht zu sehr von den Nationalsozialisten politisch vereinnahmt zu werden, da sie auch im Osterreich des
austrofaschistischen
Standestaats
engagiert war. Im Oktober 1934 wurde sie Mitglied der
Reichsfachschaft Film
, nachdem sie den ?
Ariernachweis
“ erbracht hatte.
[2]
Nach der Geburt ihrer Tochter Elisabeth 1936 echauffierte sich unter anderem
Alfred Frauenfeld
, zu diesem Zeitpunkt Geschaftsfuhrer der
Reichstheaterkammer
daruber, dass Wessely bei einem judischen Arzt entbunden hatte, zumal
Joseph Goebbels
ihr ein Blumenarrangement uberreichen ließ. Wahrend Goebbels und
Hitler
die Nahe zu Filmgroßen wie Wessely suchten, zogerte sie etwa bei der Aufforderung zur Mithilfe beim
Winterhilfswerk des Deutschen Volkes
. Auch die zunehmende rassistische Diskriminierung von Freunden des Ehepaars Horbiger in Deutschland veranlasste Wessely und ihren Ehemann dazu, Anstellungen fur ebenjene Freunde zu suchen. Die Versuche scheiterten zwar, blieben fur sie jedoch ohne Konsequenzen, da die Fuhrungsspitze des NS-Regimes ihnen das Engagement nicht verubelte. Vorwurfe der entsprechenden ?Rassenideologen“ wie
Hans Hinkel
mussten deshalb stillschweigend archiviert werden. Versuche Goebbels, Ende 1937 unter hohem finanziellen Aufwand Wessely und ihre Familie nach Berlin zu holen, scheiterten.
[2]
Nach dem ?Anschluss“ Osterreichs stellte auch sie sich der
NS-Propaganda
fur die ?
Volksabstimmung
“ zur Verfugung: ?Ich freue mich, am 10. April 1938 das Bekenntnis zum großen volksdeutschen Reich mit ?Ja’ ablegen zu konnen …“
[3]
Goebbels war sich bei Wessely ebenso wie bei anderen Filmstars bewusst, dass diese keine Nationalsozialisten waren, weshalb ihre offene Religiositat, die sie ?fast jeden Sonntag“ in die
Annakirche
fuhrte, hingenommen wurde, ebenso wie ihre fruheren Aktivitaten fur das osterreichische Regime, wo sie sich ?bei verschiedenen Aktionen von
Frau Dollfuß
und
Frau Schuschnigg
zur Verfugung gestellt“ habe.
[2]
Mehr denn je pendelte sie zwischen dem Deutschen Theater in Berlin und dem Theater in der Josefstadt. Am 14. Februar 1939 feierte sie in Berlin Premiere in der Titelrolle des Dramas
Dorothea Angermann
von Gerhart Hauptmann. Am 23. Dezember 1939 stand sie in Wien an der Seite ihres Ehemanns in
Der Widerspenstigen Zahmung
erstmals in einem
Shakespeare
-Stuck auf der Buhne.
Mit einer Frau, die in
Ein Leben lang
auf die Ruckkehr ihres Geliebten und Vaters ihres Kindes wartet, ubernahm Wessely 1940 eine Filmrolle, die dem propagandistischen Frauenideal vor dem Hintergrund des
Zweiten Weltkriegs
entsprach. Sie gehorte wahrend der Kriegszeit mit Gagen von bis zu 150.000 Reichsmark pro Film zu den bestbezahlten Filmstars der ?großdeutschen“ Filmproduktion.
1941 verkorperte Paula Wessely in dem nationalsozialistischen
Propagandafilm
Heimkehr
von
Gustav Ucicky
eine von Polen verfolgte Deutsche. Im
Neuen Wiener Tagblatt
erklarte sie dazu noch vor der Premiere: ?Es ist eine hohe und verantwortungsvolle Aufgabe, die mir hier gestellt wurde und die ich doch mit Freude ubernommen habe.“
[4]
Zur Mitwirkung in diesem Propagandafilm nahm sie nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschiedentlich Stellung. Im Marz 1946 erklarte sie in einem Interview fur die Zeitung
Die Jugend
, sie habe sich nicht getraut, die Rolle abzulehnen, da sie durch ihre katholische Gesinnung und einen großen Kreis judischer Freunde belastet gewesen sei.
[5]
1971 sagte sie dem Filmhistoriker
Walter Fritz
, sie wunschte, an diesem Film nicht mitgewirkt zu haben. Leider habe sie dessen Tragweite erst erkennen konnen, als sie ihn fertig vor sich gesehen habe.
[6]
1985 sagte sie zu ihrer Mitwirkung in diesem Film, sie bedaure es sehr, damals nicht den Mut gehabt zu haben, sich zu widersetzen, betonte aber gleichzeitig, dass sie sich fur judische Kunstler eingesetzt habe.
[7]
In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde sie von Adolf Hitler im August 1944 in die
Gottbegnadeten-Liste
der wichtigsten Kunstler aufgenommen,
[8]
was sie vor einem Kriegseinsatz, auch an der
Heimatfront
bewahrte.
[8]
In die
Vereinigten Staaten
emigrierte Freunde Wesselys wie Hans Jaray verburgten sich nach Kriegsende fur sie.
[2]
Nachdem das Ehepaar Horbiger sich im April 1945 in den Westen Osterreichs ?abgesetzt“ hatte, kehrte es Anfang Oktober 1945 nach Wien zuruck.
[9]
Wegen ihrer Mitwirkung in
Heimkehr
erhielt sie durch die Amerikaner in Wien Auftrittsverbot, konnte aber in
Innsbruck
, das in der franzosischen Zone lag, am dortigen
Landestheater
als ?
Minderbelastete
“ problemlos auftreten. Ab 30. August 1945 war sie dort als Christine in
Liebelei
zu sehen. Auch der aus der amerikanischen Emigration zuruckgekehrte
Ernst Haeusserman
hatte sich fur Paula Wessely eingesetzt.
[10]
Ende Marz 1946 durfte Wessely als Shen Te/Shui Ta in
Der gute Mensch von Sezuan
wieder in der
Josefstadt
agieren. Der damalige kommunistische Wiener Kulturstadtrat
Viktor Matejka
versuchte erfolglos, Wesselys stillschweigenden Wiederauftritt in Wien als
Entnazifizierung
zu verkaufen, und bewegte damit
Helene Weigel
dazu, sich im Namen von
Bertolt Brecht
gegen die Auffuhrung mit Wessely auszusprechen.
[2]
Im Herbst 1946 erlitt sie eine schwere Nervenkrise, in deren Verlauf sie ihre Kinder und sich selbst bedrohte. Sie wurde ins
Allgemeinen Krankenhaus
eingewiesen und konnte sieben Monate nicht mehr auftreten. Das Geschehen blieb der Offentlichkeit nicht verborgen und diente
Elfriede Jelinek
als Stoff fur ihr Stuck
Burgtheater
. Einer der behandelnden Arzte, der sie auch aus der stationaren Behandlung entlassen hatte, war Dr. Placheta, der spater einer breiten Offentlichkeit unter dem Namen
Gunther Philipp
bekannt wurde.
[11]
Am 19. Mai 1947 stand sie in
Juliane Kays
Vagabunden
als Arztin Elisabeth Kamma neben ihrem Ehemann wieder in der Josefstadt auf der Buhne. Ebenfalls an seiner Seite hatte sie großen Erfolg in ihrem ersten Nachkriegsfilm
Der Engel mit der Posaune
als tragische
Halbjudin
. Der amerikanische Kulturoffizier Otto de Pasetti hatte sich fur eine derartige Rolle Wesselys eingesetzt mit dem erklarten Ziel, ihre Rolle in
Heimkehr
in Vergessenheit geraten zu lassen.
1950 grundete sie gemeinsam mit
Otto Durer
ihre eigene
Filmproduktionsfirma
Paula-Wessely-Filmproduktion
und ubernahm in deren Werken regelmaßig die weibliche Hauptrolle, so auch in dem aufwendig produzierten Historienfilm
Maria Theresia
(1951).
[1]
1957 wirkte Paula Wessely in dem Film
Anders als du und ich
von
Veit Harlan
mit. Durch die Anderungen wurde vor allem die Strafbarkeit der
Kuppelei
, derer Wessely als Mutter angeklagt war, in Frage gestellt. Ein leichtes Pladoyer gegen den
§ 175
drehte sich ins Gegenteil.
Im Ubrigen konzentrierte sie sich weiter auf die Theaterarbeit. 1953 wurde sie Ensemblemitglied des Wiener
Burgtheaters
. Dort trat ?die Wessely“, wie sie allgemein genannt wurde, unter anderem auf in
Der Alpenkonig und der Menschenfeind
von
Ferdinand Raimund
, als
Gretchen
in
Goethes
Faust
, 1958 am Akademietheater in
Eugene O’Neills
Fast ein Poet
, 1959 als Genia Hofreiter in
Arthur Schnitzlers
Das weite Land
, in
My Fair Lady
, 1984 mit
Josef Meinrad
in
Der Unbestechliche.
Einen außergewohnlichen Erfolg feierte sie 1964 als Ella Rentheim in
John Gabriel Borkmann
.
Sie bekam den Titel einer
Kammerschauspielerin
verliehen. Noch im hohen Alter trat sie zusammen mit Attila Horbiger im Burgtheater auf. Wessely bevorzugte Rollen mit duldenden, leidenden, aber auch starken und standhaften Frauen. Abgelehnt wurden von ihr der Part der morphiumsuchtigen Mutter in
Eines langen Tages Reise in die Nacht
,
Mutter Courage
, Elisabeth in
Maria Stuart
und Claire in
Der Besuch der alten Dame
. Lediglich in zwei Stucken
Edward Albees
, als Agnes in
Empfindliches Gleichgewicht
(1967) und Die Frau in
Alles Vorbei
(1972) trug sie ?die dunklen Seiten ihrer Seele auf die Buhne“.
[12]
Die letzte Schauspielpremiere ihres Lebens war
Der Diamant des Geisterkonigs
von
Ferdinand Raimund
. Es folgten eine Reihe umjubelter Leseabende. Mit einer Lesung anlasslich ihres 80. Geburtstages im Janner 1987 verabschiedete sich Wessely im Wiener
Akademietheater
von ihrem Publikum. Im April starb Attila Horbiger. Im selben Jahr erhielt sie den Titel der Burgtheater-
Doyenne
, welcher der dienstaltesten Schauspielerin des Theaters zusteht.
Am 5. November 1987 war ihr letzter Auftritt, als sie Texte von Goethe,
Brecht
,
Nestroy
,
Hilde Spiel
und
Jeannie Ebner
vortrug.
1988 unterschrieb sie anlasslich der
Waldheim-Affare
, angeregt von Hilde Spiel in der Zeitschrift
profil
, eine Forderung zum Rucktritt von Bundesprasident
Kurt Waldheim
. Als einzige der Unterzeichnenden fugte sie hinzu: ?Ich fordere nicht, ich bitte.“
In der Folge litt sie zunehmend an
Altersdepressionen
. 1997 beging sie mit der Familie ihren 90. Geburtstag und lebte im Ubrigen zuruckgezogen in ihrem Haus in Wien-Grinzing zusammen mit ihrer Tochter Maresa und deren Sohn. Im April 2000 wurde sie mit einer schweren
Bronchitis
ins Wiener
Hartmannspital
eingeliefert, wo sie am 11. Mai 93-jahrig verstarb. In ihrer letztwilligen Verfugung hatte sie festgehalten, dass sie von einer fur Ehrenmitglieder vorgesehenen Verabschiedung auf der Feststiege des Burgtheaters Abstand zu nehmen wunsche. An der schlichten Messe in der
Pfarrkirche Grinzing
nahmen nur ihre Familie und wenige Freunde und Kollegen teil. Sie wurde auf dem
Grinzinger Friedhof
(Gruppe 6, Reihe 3, Nummer 3) in dem
ehrenhalber gewidmeten Grab
ihres Mannes beigesetzt.
Ihr schriftlicher Nachlass befindet sich im Archiv der
Akademie der Kunste
in Berlin.
[13]
- Aus Anlass des 50. Geburtstages von
Adolf Hitler
wurde ihr am 20. April 1939 der Titel ?Staatsschauspielerin“ verliehen.
[14]
- 2002 wurde in Wien-
Dobling
der
Paula-Wessely-Weg
nach ihr benannt.
[2]
- 1953:
Carl Zuckmayer
:
Ulla Winblad oder Musik und Leben des Carl Michael Bellmann
(Ulla Winblad) ? Regie:
Walter Ohm
(Horspiel ? BR/RB/SWF)
- Ulrich Doge:
Wessely, Paula.
In:
Neue Deutsche Biographie
(NDB). Band 27, Duncker & Humblot, Berlin 2020,
ISBN 978-3-428-11208-1
, S. 889?891 (
Digitalisat
).
- Edda Fuhrich u. Gisela Prossnitz (Hrsg.):
Paula Wessely, Attila Horbiger. Ihr Leben ? ihr Spiel. Eine Dokumentation.
Langen Muller, Munchen 1985,
ISBN 3-7844-2035-4
.
- Franz Horch:
Paula Wessely. Weg einer Wienerin.
Wilhelm Frick Verlag, Wien/Leipzig/Olten 1937.
- Hermann J. Huber
:
Langen Muller’s Schauspielerlexikon der Gegenwart
. Deutschland. Osterreich. Schweiz
. Albert Langen/Georg Muller Verlag GmbH, Munchen/Wien 1986,
ISBN 3-7844-2058-3
, S. 1098 f.
- Alfred Ibach:
Die Wessely. Skizze ihres Werdens.
Wilhelm Frick Verlag, Wien 1943.
- Armin Loacker (Hrsg.):
Im Wechselspiel. Paula Wessely und der Film.
Filmarchiv Austria, Wien 2007.
- Georg Markus
:
Die Horbigers. Biografie einer Familie.
Amalthea Verlag, Wien 2006,
ISBN 3-85002-565-9
.
- Andre Muller:
Entbloßungen.
Goldmann, Munchen 1979,
ISBN 3-442-03887-1
.
- Elisabeth Orth
:
Marchen ihres Lebens. Meine Eltern Paula Wessely und Attila Horbiger.
Verlag Fritz Molden, Wien/Munchen/Zurich 1975,
ISBN 3-217-05032-0
.
- Maria Steiner:
Paula Wessely. Die verdrangten Jahre.
Verlag fur Gesellschaftskritik, Wien 1996,
ISBN 3-85115-224-7
.
- C. Bernd Sucher
(Hrsg.):
Theaterlexikon
. Autoren, Regisseure, Schauspieler, Dramaturgen, Buhnenbildner, Kritiker.
Von Christine Dossel und
Marietta Piekenbrock
unter Mitwirkung von Jean-Claude Kuner und C. Bernd Sucher. 2. Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, Munchen 1999,
ISBN 3-423-03322-3
, S. 761 f.
- Kay Weniger
:
Das große Personenlexikon des Films
. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostumbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts.
Band 8:
T ? Z. David Tomlinson ? Theo Zwierski.
Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001,
ISBN 3-89602-340-3
, S. 346 f.
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Kurt Ifkovits (Hrsg.):
Die Rollen der Paula Wessely
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S.
38
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Straßennamen Wiens seit 1860 als ?Politische Erinnerungsorte“
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(PDF; 4,2 MB), S. 191 ff., Forschungsprojektendbericht, Wien, Juli 2013
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Alle sagen Ja! Wiener Kunstler zum 10. April.
In:
Neues Wiener Journal
, Nr. 15943/1938 (XLVI. Jahrgang), 7. April 1938, S. 13, oben links (online bei
ANNO
).
Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
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Georg Markus:
Die Horbigers
, S. 156
- ↑
Georg Markus:
Die Horbigers
, S. 158.
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Georg Markus:
Die Horbigers
, S. 159.
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Oliver Rathkolb
:
Fuhrertreu und gottbegnadet. Kunstlereliten im Dritten Reich.
Osterreichischer Bundesverlag, Wien 1991,
ISBN 3-215-07490-7
, S. 261.
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Ernst Klee
:
Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945.
S. Fischer, Frankfurt am Main 2007,
ISBN 978-3-10-039326-5
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Die Heimkehrer der ?Heimkehr“
. In:
Arbeiter-Zeitung
. Wien 6. Oktober 1945,
S.
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oben links
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Paula Wessely - Portrait/Dokumentation - Osterreich - 2021 - HD.
Abgerufen am 12. Marz 2024
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Georg Markus:
Alles nur Zufall?
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Elisabeth Orth in: Georg Markus:
Die Horbigers
, S. 248.
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Paula-Wessely-Archiv
Bestandsubersicht auf den Webseiten der Akademie der Kunste in Berlin.
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Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger
vom 21. April 1939, S. 1.