Paul Klages

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Paul Klages (* 29. Januar 1899 in Stettenhofen ; † 2. Februar 1959 in Munchen ) war ein deutscher Flugzeugkonstrukteur.

Klages absolvierte ein Studium an der TH Hannover , wobei er wahrend seiner Diplomarbeit von Arthur Proll , dem Leiter des dortigen Instituts fur Aerodynamik und Flugtechnik , betreut wurde. Nach seinem Abschluss erhielt er eine Anstellung bei der Focke-Wulf-Flugzeugbau AG in Bremen , wo seine erste Aufgabe in der Erprobungsbetreuung des Verkehrsflugzeugs A 16 bestand. Klages blieb bis 1927 in Bremen und wechselte dann zu den Albatros Flugzeugwerken , blieb dort allerdings wegen der angespannten Wirtschaftslage im Luftfahrtbereich nur kurze Zeit und wechselte in den Schiffsbausektor zur Hamburgischen Schiffsbau-Versuchsanstalt fur die Berechnung und Konstruktion von Schiffsschrauben .

Als sich bei Focke-Wulf bedingt durch einen Ende 1927 von der Luft Hansa erteilten großeren Auftrag uber die Lieferung mehrerer Verkehrsflugzeuge vom Typ A 17 ?Move“ eine Entspannung der finanziellen Situation abzeichnete, bot Henrich Focke ihm eine Stelle in seinem Konstruktionsburo an. Klages kam 1928 zu Focke-Wulf zuruck und wurde zunachst als Gruppenfuhrer neben Wilhelm Bansemir eingestellt. Seine erste eigene Konstruktion war im selben Jahr das als Doppeldecker ausgelegte Aufklarungsflugzeug K 23 ?Buchfink“ , das jedoch, fast fertiggestellt, bei einem nachtlichen Großbrand in der Werkstatt von Focke-Wulf am 11. September 1929 vollstandig zerstort wurde. [1] Doch bereits sein nachster Entwurf, das Sportflugzeug S 24 ?Kiebitz“ , wurde in einer kleinen Serie gebaut, ein Erfolg. Da von der Werksleitung fur ein solches Muster keine Geldmittel vorgesehen waren, entwickelte Klages zusammen mit dem Konstrukteur Wohlberg das Flugzeug in seiner freien Zeit. Mit einer S 24c gewann Gerd Achgelis die deutsche Kunstflugmeisterschaft von 1931. Die nachsten Konstruktionen aus der Feder Klages waren das dreisitzige Passagierflugzeug A 33 ?Sperber“ und das modern ausgelegte schnelle Reiseflugzeug A 43 ?Falke“ , die aber beide nicht erfolgreich waren. Sein bekanntester Focke-Wulf-Entwurf, das Schulflugzeug Fw 44 ?Stieglitz“ , fur das er als Basis den ?Kiebitz“ nutzte, entstand bereits unter dem neuen Vorgesetzten Kurt Tank , der 1931 auf Druck des Reichsluftfahrtministeriums eingestellt worden war. Die immer wieder in der Literatur zu findende Aussage, Tank habe anschließend aktiv bei den nachfolgenden Flugzeugkonstruktionen von Focke-Wulf mitgewirkt, ist nicht richtig, denn als Technischer Leiter der Entwurfsabteilung war er lediglich fur die Organisation und Aufgabenverteilung zustandig. Der ?Stieglitz“ wurde eines der Standardschulflugzeuge der Luftwaffe und in annahernd zweitausend Exemplaren gebaut. Als letzten Entwurf, den er fur Focke-Wulf zusammen mit Andreas von Faehlmann zu Papier brachte, schuf Klages das zweimotorige Schulflugzeug Fw 58 ?Weihe“ , von dem mehr als 1650 Stuck gebaut wurden. [2]

Nachdem Henrich Focke 1933 auf Druck von Kurt Tank aus seinem Unternehmen ausschied, nutzte auch Klages die nachsbietende Gelegenheit und ubernahm zum 1. April 1935 bei den AGO Flugzeugwerken in Oschersleben die Stelle des Chefkonstrukteurs. Dort wurden unter seiner Leitung sieben Projekte bearbeitet, von denen allerdings nur das Reiseflugzeug AGO Ao 192 in kleiner Stuckzahl gebaut wurde. Als großere Erfolge ausblieben, wurde die AGO-Entwicklungsabteilung zum 1. April 1939 geschlossen. Deren ehemalige Angestellte sollten anschließend eigentlich von Messerschmitt ubernommen werden, doch setzte es Klages durch, mit seinen engsten Mitarbeitern zur inzwischen von Henrich Focke aufgebauten Focke, Achgelis & Co GmbH zu wechseln, wo nach seinen Ideen eine Attrappe des Wandelflugzeugs Fa 269 gebaut wurde. Ein weiterer technisch anspruchsvoller Entwurf war der Hubschrauber Fa 330 ?Bachstelze“ , fur den Klages am 3. Marz 1944 den ? Dr.-Fritz-Todt-Preis in Stahl“ erhielt. Kurzzeitig war er 1944 auch auf Anordnung an der Entwicklung des Raketenflugzeugs Me 163 beteiligt. Eine weitere Anweisung berief ihn zum Ende 1944 wiederum zuruck zu Focke-Wulf, wo er sich mit Problemen der Druckkabine des Hohenjagers Ta 152 H beschaftigte. Am 1. Februar 1945 wurde Klages zum Oberingenieur befordert. Das Ende des Krieges erlebte er in Bad Eilsen , wo er sich als Gartner betatigte und sich so (vorerst) dem Zugriff alliierter ?Spezialistenjager“ entziehen konnte.

Nach dem Ende des Krieges begannen sowohl die westlichen Alliierten wie auch die Sowjetunion vermehrt mit der ? auch zwangsweisen ? Verpflichtung von deutschen Fachleuten fur ihre jeweiligen militarischen Entwicklungsprogramme. Klages versuchte sich dem 1947 mit einer Flucht nach Argentinien zu entziehen, was ihm nach einer zwischenzeitlichen Verhaftung an der danischen Grenze mit anschließender Ubergabe an die englische Besatzungsmacht und mehrmonatiger Gefangenschaft in Neuengamme im darauffolgenden Jahr auch gelang. Am 17. Mai 1948 erreichte er Buenos Aires und wurde zum personlichen Mitarbeiter des mittlerweile dort an Militarprojekten fur Argentiniens Prasident Juan Peron arbeitenden Kurt Tank ernannt. Klages beteiligte sich in der Folge an etwa 20 Flugzeugkonzepten, von denen die I.Ae.27 ?Pulqui I“ , die I.Ae.33 ?Pulqui II“ und die I.Ae.35 ?Huanquero“ die erfolgreichsten waren.

Im Jahr 1956 ging Paul Klages auf Anfrage Willy Messerschmitts nach Spanien und beteiligte sich in Sevilla als dessen Vertreter und Leiter einer Entwicklungsgruppe an der Konstruktion des Strahltrainers HA-200 . Im Sommer 1957 kehrte Klages nach Deutschland zuruck und ließ sich in der Nahe von Munchen nieder, um als Konstruktionschef weiterhin fur Messerschmitt tatig zu sein.

  • Rene Scheer: AGO-Flugzeugwerke. Vom Gitterrumpf zur Me 262 . Dr. Ziethen, Oschersleben 2014, ISBN 978-3-86289-078-1 , S.   40   ff .
  • Rene Scheer: Paul Klages: Im Schatten Kurt Tanks . In: Klassiker der Luftfahrt . Nr.   6/2015 . Motor Presse, Stuttgart, S.   54?57 .

Einzelnachweise

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  1. Reinhold Thiel: Focke-Wulf Flugzeugbau . Hauschild, Bremen 2011, ISBN 978-3-89757-489-2 , S.   41 .
  2. Manfred Griehl: Focke-Wulf seit 1925 . Motorbuch, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-613-03006-0 , S.   49 .