Paul Kemp

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Paul Kemp in den 1920er Jahren, Bleistiftzeichnung von Egon Wilden
Grabstein des Schauspielers Paul Kemp auf dem Burgfriedhof in Bad Godesberg
Gotische Pieta in der Marienkirche von Bad Godesberg (Geschenk aus dem Nachlass von Paul Kemp)

Paul Peter ?Paulchen“ Kemp (* 20. Mai 1896 in Godesberg ; † 13. August 1953 in Bonn ) war ein deutscher Schauspieler und Charakterkomiker.

Der Sohn eines Musikers begann zunachst ein Architekturstudium, nahm dann aber ? gemeinsam mit Gustaf Grundgens ? privaten Schauspielunterricht bei Louise Dumont in Dusseldorf, wo er auch sein Theaterdebut gab. Spater gab er an, durch Besuche im Kolner Hanneschen-Theater , einem Puppentheater, fur den Beruf des Schauspielers begeistert worden zu sein. [1] Engagements an die Hamburger Kammerspiele unter Erich Ziegel und nach Berlin folgten. Dort fand er 1930 den Weg zum Film, in dem er schnell zu einem gefragten Charakterkomiker aufstieg. Kemps Spezialitat waren skurrile Alltagsmenschen mit leicht verschmitztem Humor, denen oft dominante Frauenrollen (u. a. Lucie Englisch ) zur Bildung eines Buffo-Paares gegenubergestellt wurden. In diesem Charakterfach bewies Kemp eine große Bandbreite, die vom biederen Kleinburger bis zum tragikomischen Traumer reichten. Er spielte in Pabsts Die Dreigroschenoper (1931), Fritz Langs M (1931), im Opernfilm Die verkaufte Braut (unter der Regie von Max Ophuls ) und die Titelrolle in Charleys Tante (1934). Seine Vielseitigkeit konnte er auch in Reinhold Schunzels Amphitryon ? Aus den Wolken kommt das Gluck (1935) unter Beweis stellen, in dem er sowohl den feinfuhligen und der menschlichen Rasse uberdrussigen Gotterboten Mercurius als auch den ungepflegten, ungebildeten und unverstandigen Diener Sosias verkorperte. Seinen dominant-weiblichen Widerpart ubernahm Fita Benkhoff , die andere Doppelrolle des Amphitryon und Jupiter selbst Willy Fritsch . Kemp stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums fur Volksaufklarung und Propaganda . [2]

Die Nachkriegsjahre boten Kemps schauspielerischem Talent nur wenig Herausforderungen, die Rollen wurden kleiner. Am 13. August 1953 starb Paul Kemp, gerade erst 57 Jahre alt, in der Bonner Universitatsklinik an den Folgen eines Blinddarmdurchbruchs. In seiner Trauerrede sagte Schauspielerkollege Albrecht Schoenhals :

?Ein Lachen ist gestorben! Paulchen Kemp ist nicht mehr! Als ?Paulchen‘ formte er einen Teil der frohlichen Seite der deutschen Seele mit. Es gab Kritiker, die ihn zwischen den großen Clown Grock und den herrlichen Komiker Charlie Chaplin stellten. Aber er hatte seinen eigenen Rang. Uber seiner Komik war der Humor gelagert, der aus dem Herzen kam und im Herzen mundete: das reife und weise und gutige Lacheln eines ganzen Menschen, der im Grunde sehr ernst war.“

? Albrecht Schoenhals [1]

Kemps efeubewachsenes Grab befindet sich auf dem Burgfriedhof der Godesburg ; den Grabstein ziert ein Relief Kemps und der Schriftzug ?Filmschauspieler“.

1978 wurde die Bachstraße in Bad Godesberg, in der sich sein Elternhaus befindet, nach Paul Kemp benannt. [3]

Den Nachlass Paul Kemps ersteigerte das Deutsche Filmmuseum in Frankfurt am Main und bereitet ihn fur eine Ausstellung uber den Kunstler auf.

Filmografie (Auswahl)

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Wichtige Buhnenauftritte (Auswahl)

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  • 1923 Hamburger Kammerspiele . William Shakespeare Komodie der Irrungen . Regie: Erich Ziegel . Doppelrolle: Dromios, zwei Bruder
    mit Gustaf Grundgens
  • 1923 Hamburger Kammerspiele. Brandon Thomas Charleys Tante . Regie: Erich Ziegel . Rolle: Lord Francourt Babberly, Student
  • 1926 Hamburger Kammerspiele. Jacques Offenbach Orpheus in der Unterwelt . Regie: Gustaf Grundgens . Rolle: Orpheus, Sanger
  • 1927 Hamburger Kammerspiele. Jacques Offenbach Die schone Helena . Regie: Gustaf Grundgens. Rolle: Menelaus, Konig
  • 1929 Komodie, Berlin. Edgar Wallace Der Mann, der seinen Namen anderte . Regie: Heinz Hilpert . Rolle: Lane, Ganove
    mit Oskar Homolka , Grete Mosheim , Willi Forst
  • 1929 Theater am Nollendorfplatz , Berlin. Johann Strauß Die Fledermaus . Regie: Max Reinhardt . Rolle: Frosch, Gefangniswarter
    mit Hermann Thimig , Maria Schreker , Oskar Karlweis
  • 1930 Theater am Nollendorfplatz. Vicki Baum Menschen im Hotel (Urauffuhrung). Regie: Gustaf Grundgens. Rolle: Kringelein, Buchhalter
    mit Sybille Binder, Tibor von Halmay, Margarethe Koppke
  • 1930 Theater am Nollendorfplatz. Arnold Zweig Der Streit um den Sergeanten Grischa . Regie: Alekseij Granovskij. Rolle: Hermann Sacht
    mit Hermann Thimig, Dagny Servaes
  • 1930 Komodie, Berlin. George Bernhard Shaw Soll man heiraten? . Regie: Karl-Heinz Martin. Rolle: Collins
    mit Heinz Ruhmann , Elsa Wagner, Gustaf Grundgens, Max Gulstorff, Ida Wust
  • 1930 Komodie, Berlin. Mischa Spoliansky Wie werde ich reich und glucklich? (Urauffuhrung). Regie: Erich Engel. Rolle: Ein Standesbeamter
    mit Dolly Haas, Oscar Karlweis, Blandine Ebinger
  • 1930 Kammerspiele des Deutschen Theaters , Berlin. Moliere Die Schule der Frauen . Regie: Hans Deppe . Rolle: Ein Notar
    mit Hans Brausewetter, Max Gulstorff, Lore Anne Mosheim
  • 1930 Deutsches Theater, Berlin. William Shakespeare Ein Sommernachtstraum . Regie: Max Reinhardt. Rolle: Squenz, Zimmermann
    mit Vilma Degischer, Otto Wallburg, Else Elster
  • 1930 Deutsches Theater, Berlin. Ferdinand Bruckner Elisabeth von England (Urauffuhrung). Regie: Heinz Hilpert. Rolle: Gresham
    mit Agnes Straub, Adolf Wohlbruck, Gustaf Grundgens
  • 1931 Deutsches Theater, Berlin. Carl Zuckmayer Der Hauptmann von Kopenick (Urauffuhrung). Regie: Heinz Hilpert. Rolle: Wabschke, Zuschneider
    mit Werner Krauß, Ilse Furstenberg, Eduard von Winterstein
  • 1931 Theater am Kurfurstendamm, Berlin. Ilse Langner Die Heilige aus den USA . Regie: Ludwig Berger. Rolle: Hiram Craft
    mit Agnes Straub, Brigitte Horney, Egon Friedell
Commons : Paul Kemp  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Gestatten, Paul Kemp auf ortszeitungen.de v. 3. September 2012
  2. Kemp, Paul , in: Ernst Klee : Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945 . Frankfurt am Main : S. Fischer, 2007, ISBN 978-3-10-039326-5 , S. 300
  3. Paul-Kemp-Straße im Bonner Straßenkataster