Paul Hankamer

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Paul Johannes August Hankamer (* 11. Februar 1891 in Wesel ; † 29. Juni 1945 in Munchen ) war ein deutscher Literaturhistoriker , Universitatsprofessor und Germanist .

Hankamer war Sohn des Chefredakteurs der Essener Volkszeitung , Wilhelm Hankamer (1858??) und seiner Ehefrau Magdalene, geborene Heix (1861??). Nach der Volksschule besuchte er das Dominikanergymnasium in Venlo und machte sein Abitur 1909 in Essen . Er studierte von 1910 bis 1914 an den Universitaten in Heidelberg , Berlin und Bonn Germanistik , Geschichte und Philosophie . Noch vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs legte er 1914 im Rahmen der Doktorprufung in Bonn sein Rigorosum bei Berthold Litzmann ab, wurde aber erst nach Beendigung seines Kriegsdienstes 1919 promoviert . Schon 1920 folgte seine Habilitation, ehe er 1925 außerordentlicher Professor zunachst in Bonn und 1928 an der Universitat in Koln wurde. 1932 erhielt er einen Lehrstuhl fur neue deutsche Literaturgeschichte an der Universitat in Konigsberg , der ihm 1936 von der nationalsozialistischen Hochschulleitung aus politischen Grunden genommen wurde. Er lebte von 1936 bis 1945 in Solln bei Munchen , wo er kurz nach Kriegsende noch eine Schussverletzung erlitt, der er wenig spater erlag.

Er war zeitweise verheiratet mit Edda Tille-Hankamer , die am 1. Oktober 1938 uber Rotterdam in die USA emigrierte. [1]

Hankamer gilt bis heute als einer der ersten Literaturwissenschaftler , der die deutsche Literatur des Barock zum Gegenstand seiner Forschungen machte. Nach der Rezeption der Dichtungen Stefan Georges beeindruckt und durch seine enge Verbundenheit mit dem Theologen Fritz Tillmann und dem Kunsthistoriker Wilhelm Worringer darin bestarkt, halt er die Spannung zwischen Katholizitat und dem Geist George’scher Dichtung fur eine Basis, die Moglichkeiten eines christlichen Humanismus zu entfalten und in seinen zahlreichen Arbeiten zur neueren deutschen Literatur zu interpretieren [2] .

Sein Hauptwerk Deutsche Gegenreformation und deutsches Barock. (1935, 3. Auflage 1964), stellt in seinem methodisch umfassenden Ansatz den ersten großen Versuch dar, aus dem Geistesleben und der Formensprache dieser Epoche ein geschichtliches Gesamtbild des Barock zu entwerfen. Daruber hinaus entstehen zahlreiche Aufsatze, unter anderem zu Gorres , Lessing , Goethe , Grabbe , Stifter und Thomas Mann . Durch den Verlust seiner Professur gezwungen, publiziert er ? soweit noch moglich ? zu kulturpolitischen und literarhistorischen Themen in der Rheinischen Volkszeitung , der Vossischen Zeitung , der Neuen Zurcher Zeitung , der Rhein-Main Volkszeitung und der Frankfurter Zeitung .

Noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs war unter dem Pseudonym Peter Hergenbrecht sein biographischer Roman Vorabend (1939, 3. Auflage 1940) erschienen, der die Jugend Hankamers vor 1914 reflektiert. Ebenfalls pseudonym erschien sein erst posthum veroffentlichter, historischer Roman Der Mantel des Ratsherrn (1954).

Werke (Auswahl)

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  • Zacharias Werner . Ein Beitrag zur Darstellung des Problems der Personlichkeit in der Romantik , Cohen, Bonn 1920
  • Das geistliche Drama . Dr. Filser & Co., Augsburg 1921
  • Jakob Bohme . F. Cohen, Bonn 1924
  • Das Bohme-Lesebuch ? Jacob Bohme (Hrsg.), Verlag d. Buhnenvolksbundes, Berlin 1925
  • Die Sprache, ihr Begriff und ihre Deutung im 16. u. 17. Jahrhundert . F. Cohen, Bonn 1927
  • Deutsche Literaturgeschichte. Buchgemeinde, Bonn 1930, 3. Auflage 1952
  • Deutsche Gegenreformation und deutsches Barock. Die deutsche Literatur im Zeitraum des 17. Jahrhunderts Metzler, Stuttgart 1935, 4. Auflage 1976
  • Peter Hergenbrecht (Pseudm.): Vorabend , 1939, (3. Auflage 1940)
  • Spiel der Machte. Ein Kapitel aus Goethes Leben und Goethes Welt , Tubingen 1943
  • Peter Hergenbrecht (Pseudm.): Der Mantel des Ratsherrn , 1954

Einzelnachweise

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  1. Brief Thomas Manns ; Ausfuhrlich zu Edda Tille-Hankamer , von Utz Maas , 2018
  2. Vorrede zu Jacob Bohme , Bonn 1924