Paul Almasy
(*
29. Mai
1906
in
Budapest
; †
23. September
2003
in
Jouars-Pontchartrain
) war ein
franzosischer
Fotojournalist
ungarischer
Herkunft, der hauptsachlich in Paris lebte und in einer uber 50-jahrigen Karriere weltweit als Fotojournalist tatig war.
[1]
Paul Almasy wurde in
Budapest
geboren und wuchs dort auf. Im Alter von 17 Jahren verließ er Ungarn und studierte von 1924 bis 1928 in
Wien
,
Munchen
und
Heidelberg
politische Wissenschaften. Er wurde Journalist und verfasste von 1929 bis 1931 fur die deutsche
Presseagentur
Wehr erste Reportagen aus
Rom
. Um seine Artikel zu illustrieren, fertigte er 1935 im Rahmen einer Sudamerikareise die ersten Fotografien an. In den folgenden Jahren schlossen sich zahllose Reportagen aus allen Erdteilen an: so durchquerte Almasy 1936 fur die
Berliner Illustrirte Zeitung
im Auto die Sahara und unternahm Ende der 1930er Jahre mehrere Afrikareisen. Wahrend des Zweiten Weltkriegs schuf er fur die Schweizer Presse zwischen 1940 und 1943 Reportagen aus
Frankreich
,
Belgien
und den
Niederlanden
. Nach dem Krieg wurde
Paris
der Mittelpunkt seines weiterhin von Reisen gepragtes Lebens, zum Beispiel reiste er 1950 nach
Indochina
. Ab 1952 war Almasy im Auftrag von UN-Institutionen wie
UNICEF
,
WHO
und
UNESCO
tatig, fur die er als akkreditierter Mitarbeiter Reisen unternahm.
1956 nahm Almasy die franzosische Staatsburgerschaft an. Von 1972 bis 1989 hatte er in Paris an der
Sorbonne
und am
Centre de Perfectionnement des Journalistes
Professuren inne. 1993 wurde Almasy zum Ritter des Ordens
Pour le Merite
ernannt. 2003 starb er 97-jahrig auf seinem Anwesen in
Jouars-Pontchartrain
in der Nahe von Paris. Sein Nachlass enthalt rund 120.000 Negative.
Die Sujets von Paul Almasy waren die Menschen aller Schichten: ?Menschen wie du und ich“, aber auch ethnische und soziale Randgruppen, Leute aus Ober- und Unterschicht. Ob in ernstem oder trostlosem, dokumentarischen, heiterem oder auch witzigen Zusammenhang aufgenommen, behalten die Menschen auf seinen Bildern immer ihre Wurde. In seinem Band ?Paris“ spurt man einen liebenswerten Ansatz, das Leben auf der Straße oder auch die Welt der Kunstler darzustellen; sein Stil erinnert manchmal an
Andre Kertesz
und ahnelt in seinen witzigen und verschmitzten Beobachtungen am Rande der Weltgeschichte den Bildern von
Robert Doisneau
.
Almasy verkehrte auch in der noblen Gesellschaft und in der Boheme und dokumentierte ihre Feste und Rituale. Personlich bekannt u. a. mit
Otto von Habsburg
und Baron Rothschild, machte er uber die Jahrzehnte Interviews und Reportagen mit bedeutenden Personen der damaligen Zeitgeschichte wie
Begin
,
Chruschtschow
,
Eisenhower
,
Charles de Gaulle
, Mussolini, Pandit Nehru und dem Schah von Persien, Rezah Pahlevi. Von vielen weiteren Personlichkeiten des offentlichen Lebens hat Almasy bemerkenswerte Portrats aufgenommen, die ins kollektive Gedachtnis eingegangen sind ? exemplarisch seien hier Kunstler verschiedener Provenienz genannt:
Alberto Giacometti
,
Andre Breton
,
Colette
,
Jean Cocteau
,
Jacques Prevert
,
Man Ray
,
Romy Schneider
und
Alain Delon
sowie
Yves Saint Laurent
.
Als ?Zaungast der Weltgeschichte“ ? diskreter, zuruckhaltender, aber nie voyeuristischer Beobachter ? seiner Epoche arbeitete er an einem ?Archiv der Welt“. Als solche kann man sein Œuvre durchaus werten, wenn man es auf das Thema ?Mensch“ bezieht, denn alle Kontinente, vielerlei Kulturen, alle Bevolkerungsschichten, alle menschlichen Stimmungen sind in seinem Werk vertreten, das die bewegtesten Zeiten des letzten Jahrhunderts von den 1930er bis zu den spaten 1960er Jahren umfasst. Nach eigener Aussage war er in jedem Land der Welt tatig gewesen ?außer der Mongolei“. Seine Arbeitsweise charakterisiert Almasy in einem unglaublichen Understatement: ?Es war immer der Zufall, der alles entschied. Ich habe niemals gesucht ? meine Kamera war der Sucher, ich war nur der Finder.“ Mit dieser Einstellung hat Almasy nicht wenige gultige Bilder ?gefunden“, die in einer einzigen Einstellung auch nach seiner Uberzeugung ?mehr als ein langer Bericht“ aussagen. Obwohl von ihm nicht vornehmlich angestrebt, sind viele seiner Bilder von atemberaubender Authentizitat und schlichter Schonheit gepragt, die einen sehr diskret beobachtenden Humanisten hinter der Kamera offenbaren.
Sein Werk war nach seiner aktiven Reporterzeit zu Unrecht lange nur Spezialisten bekannt. Die Aufarbeitung seines Archives, das 120.000 Negative enthalt, liegt in den Handen von akg-images und ist lange noch nicht abgeschlossen; was in den letzten Jahren veroffentlicht wurde, zeigt aber, dass es hier gilt, das Werk eines Großen der Fotogeschichte dem Vergessen zu entreißen.
In diesem Rahmen fand neben neueren Buchveroffentlichungen auch eine umfangreiche Ausstellung im Frankfurter Museum fur Moderne Kunst um die Jahrtausendwende statt, der weitere im Munchener
Haus der Kunst
und auch in
Budapest
, der Hauptstadt seines eigentlichen Heimatlandes Ungarn, folgten. Im Fruhjahr 2006 waren Teile seines Fruhwerks in den
Opelvillen
in
Russelsheim
ausgestellt.
- Klaus Kleinschmidt (Hrsg.):
Paul Almasy, Zaungast der Zeitgeschichte
, Bern 1999,
ISBN 3-7165-1156-0
.
- Klaus Kleinschmidt, Axel Schmidt:
Paul Almasy: Paris
, Munchen 2001,
ISBN 3-7913-2597-3
.
- Klaus Kleinschmidt:
Paul Almasy: das Fruhwerk
, deutsch/englisch. Braus, Heidelberg 2005,
ISBN 3-89904-174-7
.
- ↑
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des
Cite nationale de l’histoire de l’immigration