Patrice Chereau
(*
2. November
1944
in
Lezigne
,
Departement Maine-et-Loire
; †
7. Oktober
2013
in
Paris
) war ein
franzosischer
Film-, Theater- und Opernregisseur
,
Drehbuchautor
und
Schauspieler
.
Patrice Chereau ging in Paris zur Schule und fiel den Pariser Kritikern bereits als Regisseur,
Schauspieler
und
Buhnenbildner
im
Amateurtheater
des
Gymnasiums
auf, so dass er schon im Alter von 15 Jahren als Theaterwunderkind gefeiert wurde.
[1]
Mit 19 folgten Inszenierungen an einem professionellen Theater.
Im Jahr 1966 baute er im Pariser Vorort
Sartrouville
ein so genanntes engagiertes Volkstheater auf. Dort inszenierte er u. a. das Stuck
Die Soldaten
von
Jakob Michael Reinhold Lenz
. Ab 1970 bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem
Mailander
Piccolo Teatro
, mit
Paolo Grassi
und
Giorgio Strehler
. In Deutschland arbeitete er zum ersten Mal 1975, als er
Edward Bonds
Lear
inszenierte.
Ab den spaten 1960er-Jahren arbeitete Chereau ausschließlich mit dem Architekten und Maler
Richard Peduzzi
, der fur ihn alle Buhnenbilder entwarf.
Schon fruh befasste sich Chereau auch mit dem
Musiktheater
, die erste Oper inszenierte er 1969. Im Jahr 1974 inszenierte er in Paris
Les Contes d’Hoffmann
von
Jacques Offenbach
(Dirigent
Georges Pretre
). Legendar wurde sein
Ring des Nibelungen
zum 100-jahrigen Bestehen der
Richard-Wagner-Festspiele
in Bayreuth 1976 ? auch bekannt als
Jahrhundertring
. Der Regisseur inszenierte das Werk ?aus der Perspektive der burgerlichen Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er analysierte Machtstreben und Herrschaftsstrukturen und die fatalen Folgen von Unwissen“
[2]
? letztere am Beispiel eines unaufgeklarten und verfuhrbaren Siegfried. Aufsehen erregte auch seine
Lulu
-Interpretation der Oper von
Alban Berg
1979 in Paris (Urauffuhrung der dreiaktigen Version von
Friedrich Cerha
; Dirigent
Pierre Boulez
). Fur die
Salzburger Festspiele
inszenierte er 1994
Wolfgang Amadeus Mozarts
Don Giovanni
(Dirigent
Daniel Barenboim
). Die
Deutsche Akademie fur Sprache und Dichtung
verlieh ihm fur die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland 1993 den
Friedrich-Gundolf-Preis
; 2003 wurde er mit dem
Kythera-Preis
und 2008 mit dem
Europaischen Theaterpreis
ausgezeichnet.
Patrice Chereau machte sich auch einen Namen als viel gelobter
Filmregisseur
. Seinen ersten Film
Das Fleisch der Orchidee
drehte er 1975. Sein großter Erfolg war 1994 der vielfach ausgezeichnete Film
Die Bartholomausnacht
mit
Isabelle Adjani
in der Hauptrolle. Fur viel Aufsehen sorgte auch sein Film
Intimacy
aus dem Jahr 2001, ein explizites Portrat einer sexuellen Beziehung und der emotionalen Entfremdung, die sie umgibt. Mit diesem Film gewann er 2001 auf der
Berlinale
den
Goldenen Baren
. Auch sein folgender Film
Sein Bruder
war dort im Wettbewerb und brachte Chereau auf der
Berlinale 2003
den
Silbernen Baren
in der Kategorie Beste Regie. Im Jahr 2009 erhielt Chereaus Film
Persecution
eine Einladung in den Wettbewerb der
66. Filmfestspiele von Venedig
.
Chereau war sein Leben lang politisch engagiert. 1962 demonstrierte er gegen den Algerienkrieg, 1979 unterstutzte er den spateren tschechischen Prasidenten
Vaclav Havel
, Die Bartholomausnacht zeigte er in Sarajevo wahrend der Belagerung 1994. Als die rechtspopulistische
FPO
im Jahr 2000 Teil der osterreichischen Regierungskoalition wurde, boykottierte Chereau die Salzburger Festspiele.
Am 7. Oktober 2013 starb Patrice Chereau im Alter von 68 Jahren in Paris an
Lungenkrebs
.
[3]
[4]
Er wurde auf dem
Cimetiere du Pere Lachaise
(16. Division) beigesetzt.
[5]
Im Jahr 2022 verarbeitete die fruhere Schauspielschulerin
Valeria Bruni Tedeschi
ihre Zeit am Theatre des Amandiers mit dem Spielfilm
Forever Young
, wobei
Louis Garrel
die Rolle von Chereau ubernahm.
Regie
Drehbuch
- 1978: Les contes d’Hoffmann (TV)
Schauspieler
Schauspiel
- …
Die Liebenden von Pont-Neuf
(Deutschland)
- …
Lovers on the Ninth Bridge
(Australien: Video Titel)
- …
The Lovers on the Bridge
(USA)
Oper
- Patrice Chereau, Leidenschaft fur den Korper.
(OT:
Patrice Chereau, le corps au travail.
) Dokumentarfilm, Frankreich, 2009, 75 Min., Buch und Regie: Stephane Metge, Produktion: AMIP,
arte
France,
Ina
, deutsche Erstsendung: 15. November 2010 bei arte,
Inhaltsangabe
von arte.
- Patrice Chereau: eklektisch und Elektra.
Gesprach mit Video-Einspielungen, Frankreich, 2013, 42:30 Min., Moderation: Vincent Josse, Produktion:
arte
France, Redaktion:
Square
, Erstsendung: 7. Juli 2013 bei arte,
Inhaltsangabe
von arte. Interview und Video-Ausschnitte anlasslich des
Festivals d’Aix-en-Provence
.
- ↑
Christine Lemke-Matwey
:
?Wagner ist leichter als Mozart“
In:
Der Tagesspiegel
, 24. Februar 2007 (Interview).
- ↑
Christoph Kammertons
, Art.
Chereau, Patrice
, in: Elisabeth Schmierer (Hrsg.):
Lexikon der Oper
, Band 1, Laaber, Laaber 2002,
ISBN 978-3-89007-524-2
, S. 303.
- ↑
?Intimacy“-Regisseur Patrice Chereau ist tot.
In:
Spiegel Online
, 7. Oktober 2013
- ↑
Mort de Patrice Chereau.
In:
Liberation
, 7. Oktober 2013 (franzosisch)
- ↑
Vgl. Information und Grabfoto auf knerger.de