Patrice Chereau

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Patrice Chereau 2009 bei den 66. Filmfestspielen von Venedig

Patrice Chereau (* 2. November 1944 in Lezigne , Departement Maine-et-Loire ; † 7. Oktober 2013 in Paris ) war ein franzosischer Film-, Theater- und Opernregisseur , Drehbuchautor und Schauspieler .

Leben [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Patrice Chereau ging in Paris zur Schule und fiel den Pariser Kritikern bereits als Regisseur, Schauspieler und Buhnenbildner im Amateurtheater des Gymnasiums auf, so dass er schon im Alter von 15 Jahren als Theaterwunderkind gefeiert wurde. [1] Mit 19 folgten Inszenierungen an einem professionellen Theater.

Im Jahr 1966 baute er im Pariser Vorort Sartrouville ein so genanntes engagiertes Volkstheater auf. Dort inszenierte er u. a. das Stuck Die Soldaten von Jakob Michael Reinhold Lenz . Ab 1970 bestand eine enge Zusammenarbeit mit dem Mailander Piccolo Teatro , mit Paolo Grassi und Giorgio Strehler . In Deutschland arbeitete er zum ersten Mal 1975, als er Edward Bonds Lear inszenierte.

Ab den spaten 1960er-Jahren arbeitete Chereau ausschließlich mit dem Architekten und Maler Richard Peduzzi , der fur ihn alle Buhnenbilder entwarf.

Schon fruh befasste sich Chereau auch mit dem Musiktheater , die erste Oper inszenierte er 1969. Im Jahr 1974 inszenierte er in Paris Les Contes d’Hoffmann von Jacques Offenbach (Dirigent Georges Pretre ). Legendar wurde sein Ring des Nibelungen zum 100-jahrigen Bestehen der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth 1976 ? auch bekannt als Jahrhundertring . Der Regisseur inszenierte das Werk ?aus der Perspektive der burgerlichen Welt des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Er analysierte Machtstreben und Herrschaftsstrukturen und die fatalen Folgen von Unwissen“ [2] ? letztere am Beispiel eines unaufgeklarten und verfuhrbaren Siegfried. Aufsehen erregte auch seine Lulu -Interpretation der Oper von Alban Berg 1979 in Paris (Urauffuhrung der dreiaktigen Version von Friedrich Cerha ; Dirigent Pierre Boulez ). Fur die Salzburger Festspiele inszenierte er 1994 Wolfgang Amadeus Mozarts Don Giovanni (Dirigent Daniel Barenboim ). Die Deutsche Akademie fur Sprache und Dichtung verlieh ihm fur die Vermittlung deutscher Kultur im Ausland 1993 den Friedrich-Gundolf-Preis ; 2003 wurde er mit dem Kythera-Preis und 2008 mit dem Europaischen Theaterpreis ausgezeichnet.

Patrice Chereau machte sich auch einen Namen als viel gelobter Filmregisseur . Seinen ersten Film Das Fleisch der Orchidee drehte er 1975. Sein großter Erfolg war 1994 der vielfach ausgezeichnete Film Die Bartholomausnacht mit Isabelle Adjani in der Hauptrolle. Fur viel Aufsehen sorgte auch sein Film Intimacy aus dem Jahr 2001, ein explizites Portrat einer sexuellen Beziehung und der emotionalen Entfremdung, die sie umgibt. Mit diesem Film gewann er 2001 auf der Berlinale den Goldenen Baren . Auch sein folgender Film Sein Bruder war dort im Wettbewerb und brachte Chereau auf der Berlinale 2003 den Silbernen Baren in der Kategorie Beste Regie. Im Jahr 2009 erhielt Chereaus Film Persecution eine Einladung in den Wettbewerb der 66. Filmfestspiele von Venedig .

Chereau war sein Leben lang politisch engagiert. 1962 demonstrierte er gegen den Algerienkrieg, 1979 unterstutzte er den spateren tschechischen Prasidenten Vaclav Havel , Die Bartholomausnacht zeigte er in Sarajevo wahrend der Belagerung 1994. Als die rechtspopulistische FPO im Jahr 2000 Teil der osterreichischen Regierungskoalition wurde, boykottierte Chereau die Salzburger Festspiele.

Am 7. Oktober 2013 starb Patrice Chereau im Alter von 68 Jahren in Paris an Lungenkrebs . [3] [4] Er wurde auf dem Cimetiere du Pere Lachaise (16. Division) beigesetzt. [5]

Im Jahr 2022 verarbeitete die fruhere Schauspielschulerin Valeria Bruni Tedeschi ihre Zeit am Theatre des Amandiers mit dem Spielfilm Forever Young , wobei Louis Garrel die Rolle von Chereau ubernahm.

Filmografie [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Regie

Drehbuch

  • 1978: Les contes d’Hoffmann (TV)

Schauspieler

Theaterarbeiten (Regie) [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Schauspiel

Die Liebenden von Pont-Neuf (Deutschland)
Lovers on the Ninth Bridge (Australien: Video Titel)
The Lovers on the Bridge (USA)

Oper

Dokumentarfilme [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Patrice Chereau, Leidenschaft fur den Korper. (OT: Patrice Chereau, le corps au travail. ) Dokumentarfilm, Frankreich, 2009, 75 Min., Buch und Regie: Stephane Metge, Produktion: AMIP, arte France, Ina , deutsche Erstsendung: 15. November 2010 bei arte, Inhaltsangabe von arte.
  • Patrice Chereau: eklektisch und Elektra. Gesprach mit Video-Einspielungen, Frankreich, 2013, 42:30 Min., Moderation: Vincent Josse, Produktion: arte France, Redaktion: Square , Erstsendung: 7. Juli 2013 bei arte, Inhaltsangabe von arte. Interview und Video-Ausschnitte anlasslich des Festivals d’Aix-en-Provence .

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Patrice Chereau  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Christine Lemke-Matwey : ?Wagner ist leichter als Mozart“ In: Der Tagesspiegel , 24. Februar 2007 (Interview).
  2. Christoph Kammertons , Art. Chereau, Patrice , in: Elisabeth Schmierer (Hrsg.): Lexikon der Oper , Band 1, Laaber, Laaber 2002, ISBN 978-3-89007-524-2 , S. 303.
  3. ?Intimacy“-Regisseur Patrice Chereau ist tot. In: Spiegel Online , 7. Oktober 2013
  4. Mort de Patrice Chereau. In: Liberation , 7. Oktober 2013 (franzosisch)
  5. Vgl. Information und Grabfoto auf knerger.de