Pasteten
(von
mittelhochdeutsch
past?te
,
Pastete
) sind feingewurzte Gerichte aus einer
Farce
aus
Fleisch
,
Wild
,
Geflugel
,
Innereien
(wie
Leber
) oder
Fisch
, die in einer Umhullung gebacken werden. Diese kann aus Teig, Speck, Teilen von Tierkorpern zusammengesetzt sein. Zum Lockern und Binden der Farcen werden Sahne und Eier verwendet, gewurzt werden sie mit
Pastetengewurz
,
Cognac
, Wein und Krautern.
[1]
Pasteten waren wegen ihrer aufwandigen Herstellung lange Zeit ein reprasentatives Gericht, fur dessen Zubereitung es einen eigenen Beruf gab, den Pastetenbacker.
- Krustenpasteten (Teigpasteten, Brioches): werden in einer mit Speck ausgelegten Teighulle gebacken.
- Schusselpasteten haben keine Hulle, sie heißen auch
Terrinen
, diese werden mit Speck ausgelegt, sie werden
pochiert
.
- Rollpasteten: wie
Galantinen
,
Ballottinen
(gefullte Geflugelkeulen) und Rouladen werden in naturlichen Fleisch-, Fisch- oder Geflugelhullen pochiert (z. B.
Zampone
)
- Parfaits und Moussen (Ganseleber, Fleischerpasteten, Rouladen): haben keine Hulle, Farce pochiert als Bindung.
- Fleischerpasteten (Rouladen): Pochierte Farcen in verschiedenen Farben, mit Mosaik-Rand.
[1]
Varianten sind portionsgroße Ausfuhrungen wie die becherformigen
Bouchees
, die
panierten
und
frittierten
Rissolen
(Halbmondpasteten) und die in kleinen Napfen gegarten
Timbalen
. Es gibt auch suße Pasteten ? als
Kuchen
mit einer Fullung aus Fruchten, Nussen und Ahnlichem ? sowie solche, die von der Herstellung und Zusammensetzung her
Pralinen
ahneln.
Pasteten sind bereits sehr lange bekannt. Nach
Jean Bottero
fanden sich auf
sumerischen
Keilschrifttafeln
von etwa 1700 v. Chr. sechs Rezepte fur Geflugelpasteten. In Europa sind sie vermutlich um 1000 in Frankreich entstanden. Die Blutezeit der Pastetenbackerei begann in der
Renaissance
in den Kuchen des
Adels
und des
Klerus
. Pasteten wurden mit den damals teuren, durch die
Kolonisierung
verfugbaren Gewurzen angereichert ? das noch heute bekannte
Pastetengewurz
vermittelt einen Eindruck davon. Zu dieser Zeit stellten Pasteten den Hohepunkt eines Festmahls dar. So soll zu Ehren des Herzogs
Philippe le Bon
1452 eine Pastete serviert worden sein, auf der ein Orchester musizierte. In einem Kochbuch der Augsburger Patrizierfamilie
Welser
wurde von einer Pastete berichtet, aus der ein junges Madchen herausstieg.
[2]
1467 servierte der Erzbischof von York und Kanzler von England,
George Neville
, zu seiner Amtseinfuhrung neben zahllosen anderen Gerichten 4000 kalte und 1500 warme Wildpasteten. In der Zeit von
Martin Luther
wurde eine mit
Dorrobst
und
Raucherfisch
gefullte Pastete als Nachspeise serviert.
[3]
Seit dem 16. Jahrhundert, dem Beginn der klassischen Kuche, wurden die Pastetenrezepte verfeinert, es entstanden beruhmte Gerichte wie die Lerchenpastete aus
Chartres
, die Schnepfenpastete aus
Abbeville
, die Entenpastete aus
Amiens
und die Aalpastete aus
Melun
. Besonders bekannt ist die
Ganseleberpastete
aus
Straßburg
.
In der
Franzosischen Revolution
wurde das Zunftrecht aufgehoben. Bis dahin war nur
Charcutiers
der Verkauf von Pasteten erlaubt, nun aber eroffneten arbeitslos gewordene Koche und Pastetenbacker der entmachteten Adligen
Restaurants
und Pasteten kamen ? auch uber die Grenzen Frankreichs hinaus ? in Mode. In diese Zeit fallt die Erfindung der
Vol-au-vents
mit einer Hulle aus Blatterteig.
Im klassischen Menu gehoren warme Pasteten zu den Eingangsgerichten (
Entrees
) und werden meist mit Sauce serviert, kalte Pasteten zu den Releves, sie gehen dem Braten voraus.
Zur Herstellung von Krustenpasteten wird ein spezieller, ungesußter Teig, der sogenannte
Pastetenteig
, verwendet. Mit dem Teig wird eine feuerfeste Form dunn ausgekleidet und mit Pastetenfarce gefullt. Letztere kann zum Beispiel aus mit dem
Wiegemesser
oder
Fleischwolf
fein zerkleinertem Fleisch, Leber, Speck und Gewurzen wie
Salz
,
Pfeffer
,
Kardamom
,
Muskatblute
und
Ingwerpulver
bestehen, der kleine Fleischwurfel beigegeben sind. Die Form wird anschließend mit einem Teigdeckel fest verschlossen, in den ein oder mehrere Locher (Kamine) ausgestochen werden, um den entstehenden Dampf abzulassen. Anstelle von Fleisch kann auch Fisch verwendet werden. Dann wird die Pastete im
Backofen
bei mittlerer Hitze gegart. Bei Pasteten, die kalt serviert werden sollen, werden die beim Abkuhlen entstehenden Hohlraume durch die Abzugslocher mit
Gelee
aufgefullt, das zum Beispiel mit
Portwein
oder
Madeira
aromatisiert wurde. Samige
Ragout fin
kommen als Fullung in
Blatterteig
pasteten (
Koniginpastete
).
Farcen werden in naturliche Fleisch-, Fisch- oder Geflugelhullen gefullt und pochiert. Dazu eignen sich Gansehalse, Schweinekopf oder -fuß sowie ausgebeintes Geflugel.
- Rissole
- Rissolen (von
franzosisch
rissole
, das auf
roussatre
‚rotlich‘
, zuruckgeht) oder
Halbmondpasteten
sind mit Ragout gefullte kleine Pasteten aus Blatter-, Pasteten- oder Hefeteig. Der dunn ausgerollte Teig wird etwa zehn Zentimeter groß rund ausgestochen, mit der Fullung versehen halbmondformig zusammengeklappt, paniert und in Fett ausgebacken.
- Timbale
- Das Wort kommt von
franzosisch
timbale
‚Kesselpauke‘
. Timbalen, auch
Becherpasteten
genannt, sind kleine Pasteten aus Ragouts,
Purees
und Ahnlichem, die ursprunglich in einer Hulle aus Pasteten-, Blatter-, Murbe- oder Nudelteig in becherformigen Gefaßen gebacken wurden. Heute werden sie meist ohne Teighulle zubereitet. Kalte Timbalen werden gesturzt und mit Gelee uberzogen.
Timbaleformen
, kurz ebenfalls
Timbale
genannt, sind konisch geformt, etwas hoher als breit und aus Porzellan oder Edelstahl gefertigt. Sie werden auch zur portionsweisen Zubereitung von
Souffles
,
Parfaits
, Terrinen,
Sulzen
und
Desserts
verwendet.
- Terrine
- Terrinen (von
franzosisch
terrine
, das auf
terre
‚Erde‘
, zuruckgeht) oder
Schusselpasteten
werden ohne Teig in feuerfesten Gefaßen aus
Steinzeug
gebacken. Zur klassischen Zubereitung wird die Form mit dunnen Scheiben von fettem Speck ausgekleidet, mit der Farce und Einlagen fest gefullt, mit weiteren Speckscheiben die Fullung bedeckt, die Terrine im
Wasserbad
im Backofen gegart, uberschussiges Fett abgegossen und alles mit einem schweren Deckel gepresst und kalt gestellt. Durch das sanfte Pressen (Beschweren) werden Hohlraume beim Abkuhlen vermieden und die Masse zu einer Einheit verbunden. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht zu stark beschwert wird, weil sonst das flussige Fett herausgepresst und die Terrine trocken wird.
Der Ursprung der Terrinen liegt vermutlich vor etwa 800 Jahren in Frankreich. Mit
Schmalz
verschlossene Fleischtopfe dienten damals der Vorratshaltung und sind auch heute noch als
Rillettes
bekannt. Beruhmt wurde die 1776 vom Pastetenbacker Taverne in
Nerac
erfundene
Terrine de Nerac
, die er bis nach Spanien, England und USA versandte.
- Galantine
- Bei Galantinen oder
Rollpasteten
wurde ursprunglich die Fullung in ausgebeinte Viehkorper oder Teile davon eingerollt gegart, zum Beispiel in Geflugel oder in Schweine- oder Lammschultern. Spater wurde die Fullung in Tuchern in heißem Gelee gekocht, auch direkt mit gelierendem Kalbsfond in Formen. Die Masse besteht meist aus klein gewurfeltem Fleisch oder Fisch, gebunden mit einer mit
Krautern
gewurzten Pastetenfarce.
Die erkaltete Galantine wird gesturzt und mit weißer oder brauner
Decksauce
uberzogen.
- ↑
a
b
F. Jurgen Herrmann, Thea Nothnagel, Dieter Nothnagel:
Lehrbuch fur Koche
. Hamburg,
ISBN 978-3-582-40055-0
,
S.
298
ff
.
- ↑
Bonner General-Anzeiger.
Donnerstag, den 17. Dezember 1987, Seite 12: ?Weißbrot und Wein fur die Reichen, die Armen aßen nur dunkles Brot“
- ↑
Christine Farber:
Kochkunst zur Lutherzeit
. In:
Mitteldeutsche Zeitung
. 19. September 2017,
S.
12
.