Partito Popolare Italiano (1994)

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Logo der Partito Popolare Italiano im Jahr 1996

Die Partito Popolare Italiano (PPI, Italienische Volkspartei) war eine christdemokratische Partei in Italien , die von 1994 bis 2002 bestand.

Geschichte [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Die Partei ging aus dem Rumpf der nach 1945 dominanten Democrazia Cristiana hervor, nachdem diese infolge des Korruptionsskandals Tangentopoli massiv an Vertrauen verloren hatte und viele Mitglieder zu anderen Parteien gewechselt waren (u. a. La Rete , Patto Segni , Forza Italia , CCD ). Die Umbenennung wurde am 22. Januar 1994 vollzogen und nahm Bezug auf die historische Partito Popolare Italiano , eine Vorlauferin der DC, die 1919 gegrundet und 1926 vom faschistischen Regime verboten worden war. Erster Sekretar (entspricht etwa einem Vorsitzenden) der PPI war zunachst Mino Martinazzoli , der zuvor bereits Sekretar der DC gewesen war. Die Parteiprasidenten von CCD und PPI einigten sich auf eine Aufteilung des Vermogens der DC, nach der das CCD 15 % erhielt und die PPI den Rest ?erbte“. [1]

Bei der Parlamentswahl im Marz 1994 , der ersten Wahl der ?Zweiten Republik“, trat sie in einem Wahlbundnis mit dem Patto Segni unter der Bezeichnung Patto per l'Italia an, das sich in der Mitte zwischen dem Mitte-rechts-Lager Silvio Berlusconis und dem von dem postkommunistischen Linksdemokraten (PDS) gefuhrten Mitte-links-Lager positionierte. Fur die PPI wurden 11,1 % der Listenstimmen abgegeben (18,6 Prozentpunkte weniger als die DC im Jahr 1992). Das war den großte Stimmenverlust, den jemals eine Partei bei einer Wahl in Italien erlitt, und einer der großten Stimmenverluste einer Regierungspartei in einem westeuropaischen Land. Aufgrund des neuen Wahlrechts, nach dem nur noch ein Viertel der Sitze in der Camera dei deputati nach Verhaltniswahlrecht, drei Viertel jedoch nach Mehrheitswahlrecht direkt an Wahlkreiskandidaten vergeben wurden, war die Auswirkung auf die parlamentarische Vertretung noch verheerender: Die PPI erhielt nur 33 der 630 Sitze in der Abgeordnetenkammer und 27 der 315 im Senat. Die PPI ging in Opposition zur Mitte-rechts-Regierung Berlusconi I. Nach der Wahl trat Martinazzoli als Sekretar zuruck, sein Nachfolger wurde nach einer viermonatigen Ubergangszeit Rocco Buttiglione . Im Juli 1995 spalteten sich die Cristiani Democratici Uniti (CDU) unter Buttiglione von der PPI ab, um sich dem Mitte-rechts-Lager anzuschließen. Neuer Sekretar wurde Gerardo Bianco .

Bei der vorgezogenen Neuwahl im Juni 1996 traten die Mitglieder der PPI auf der Liste Popolari per Prodi unter Fuhrung Romano Prodis an (der jedoch kein Mitglied der PPI war), die Bestandteil des Mitte-links-Bundnisses L’Ulivo war. Diesem gehorte auch die aus der Kommunistischen Partei hervorgegangene PDS an; erstmals seit dem Historischen Kompromiss der 1970er-Jahre fanden also Christdemokraten und (ehemalige) Kommunisten im selben politischen Lager zusammen. Die Prodi-Liste kam zwar nur auf 6,8 % der Stimmen, dank des Wahlbundnisses erhielt die PPI aber 67 Sitze im Abgeordnetenhaus und 31 im Senat. In den anschließend gebildeten Mitte-links-Regierungen (Prodi I, D'Alema I und II sowie Amato) erhielt die PPI jeweils drei bis vier Ministerien. Franco Marini , ehemals Generalsekretar der christlichen Gewerkschaft CISL , ubernahm 1997 das Amt des Parteisekretars. Bei der Europawahl 1999 sturzte die PPI abermals ab und erhielt nur noch 4,2 % der Stimmen. Anschließend wurde Marini als Sekretar durch Pierluigi Castagnetti abgelost.

Wie schon bei den Regionalwahlen im Jahr 2000 trat die PPI bei der Parlamentswahl 2001 mit der Wahlliste La Margherita an, der neben ihr mehrere Kleinparteien der Mitte und linken Mitte angehorten: RI , I Democratici und UDEUR . Diese war wiederum Bestandteil der Mitte-links-Koalition L'Ulivo . Obwohl La Margherita mit 11,4 % der Stimmen deutlich starker abschnitt als zuvor die Prodi-Liste, verlor das Mitte-links-Lager insgesamt die Wahl, und nur 43 PPI-Mitglieder zogen in die Abgeordnetenkammer, 19 in den Senat ein.

Am 24. Marz 2002 fusionierten PPI, RI und Democratici (nicht aber UDEUR) zur Partei Democrazia e Liberta ? La Margherita . Die PPI horte dadurch auf zu bestehen. La Margherita ging funf Jahre spater in der Partito Democratico auf, der die meisten ehemaligen PPI-Mitglieder seither angehoren.

Internationale Verbindungen [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Wie ihre Vorlauferin DC war die PPI Mitglied der Christlich Demokratischen Internationale und der Europaischen Volkspartei .

Wichtige Mitglieder [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  • Beniamino Andreatta , Außenminister (1993?94), Verteidigungsminister (1996?98)
  • Rosy Bindi , Gesundheitsministerin (1996?2000)
  • Rocco Buttiglione , Parteisekretar (1994?95)
  • Lorenzo Dellai , Landeshauptmann des Trentino (1999?2012)
  • Ciriaco De Mita , ehemaliger Ministerprasident (1988?89); Europaabgeordneter (1999?2004)
  • Dario Franceschini , stellvertretender Parteivorsitzender (1997?1999); wurde spater Kulturminister (2014?18)
  • Enrico Letta , Minister fur europaische Gemeinschaftspolitik (1998?99), Wirtschaftsminister (1999?2001); wurde spater Ministerprasident (2013?14)
  • Nicola Mancino , Prasident des Senats (1996?2001)
  • Franco Marini , Parteisekretar (1997?99), Europaabgeordneter (1999?2004); wurde spater Prasident des Senats (2006?08)
  • Sergio Mattarella , stellvertretender Ministerprasident (1998?99), Verteidigungsminister (1999?2001); wurde spater Staatsprasident (seit 2015)
  • Matteo Renzi , Provinzsekretar in Florenz (1999?2001); wurde spater Ministerprasident (2014?18)
  • Rosa Russo Iervolino , Parteiprasidentin (1994); Bildungsministerin (1992?94), Innenministerin (1998?99); Burgermeisterin von Neapel (2001?11)
  • Patrizia Toia , Ministerin fur europaische Gemeinschaftspolitik (1999?2000), Ministerin fur Beziehungen zum Parlament (2000?01)

Weblinks [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

Commons : Partito Popolare Italiano  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten ]

  1. Ai centristi 15 per cento dell' ex DC. In: Corriere della Sera , 1. Februar 1994, S. 4.