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Parti radical de gauche
Radikale Partei der Linken
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Parteivorsitzender
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Guillaume Lacroix
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Grundung
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1972
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Hauptsitz
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Avenue Constant-Coquelin 3
75007
Paris
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Jugendorganisation
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Jeunes radicaux de gauche
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Ausrichtung
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Linksliberalismus
,
Pro-Europaismus
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Farbe(n)
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Blau
,
Gelb
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Nationalversammlung
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2022
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Senat
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Europaabgeordnete
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Website
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www.partiradicaldegauche.fr
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Die
Parti radical de gauche
(
PRG
,
deutsch
?Radikale Partei der Linken“
[1]
oder ?Partei der linken Radikalen“
[2]
) ist eine
linksliberale
politische Partei
in
Frankreich
.
[3]
Das
radical
im Namen steht in Kontinuitat zu historischen
republikanischen
,
liberalen
politischen Bewegungen in Frankreich.
Die Partei entstand 1972 als Abspaltung von der links-burgerlichen
Parti republicain, radical et radical-socialiste
(kurz Parti radical oder PR). Dieser war wahrend der
Dritten Republik
eine der wichtigsten Parteien Frankreichs gewesen, hatte wahrend der
Vierten
aber an Bedeutung verloren, was sich seit Beginn der
Funften Republik
1958 noch fortgesetzt hatte, da deren Mehrheitswahlrecht große Parteien begunstigt. Kleine Parteien haben in diesem praktisch nur eine Chance, wenn sie ein Bundnis mit einer großeren Partei eingehen. Entsprechend erstrebte der rechte Flugel der Parti radical mit dem Generalsekretar
Jean-Jacques Servan-Schreiber
ein Mitte-rechts-Bundnis
(Mouvement reformateur)
mit Christdemokraten und anderen burgerlichen Parteien. Der linke Flugel der Parti radical favorisierte hingegen eine Beteiligung an der
Union de la gauche
(Union der Linken) mit
Parti socialiste
(PS) und
Parti communiste francais
(PCF) unter Fuhrung
Francois Mitterrands
.
Der linke Flugel unter Fuhrung
Robert Fabres
verließ daraufhin den PR und grundete das
Mouvement de la gauche radicale-socialiste
(
MGRS
,
deutsch
Bewegung der radikal-sozialistischen Linken
). Die Partei unterzeichnete das gemeinsame Programm
(Programme commun)
der linken Parteien
[4]
und trat zur Parlamentswahl 1973 als Teil der Linksunion an. Die Wahl wurde aber vom Mitte-rechts-Lager gewonnen, dem auch der Rumpf der Parti radical angehorte, der zur Unterscheidung fortan
Parti radical valoisien
genannt wurde; das MGRS kam nur auf 2,8 % der Stimmen und 12 Sitze. Noch im selben Jahr benannte sich die Partei in
Mouvement des radicaux de gauche
(
MRG
, dt.
Bewegung der linken Radikalen
) um, den sie bis 1995 trug.
In den folgenden Jahrzehnten trat sie stets im Bundnis mit den Sozialisten an, denen sie eine ununterbrochene Vertretung in beiden Parlamentskammern verdankte. Ihre Hochburgen hatte sie im Sudwesten Frankreichs
[5]
(Regionen
Aquitanien
und
Midi-Pyrenees
), wo traditionell eine linksliberal-burgerliche Wahlerschaft recht stark vertreten ist, sowie auf
Korsika
. Dort verzichtete die PS absprachegemaß in einigen Wahlkreisen auf einen eigenen Kandidaten und unterstutzte stattdessen denjenigen der
radicaux de gauche
. Im Senat hatten die linken Radikalen noch bis 2008 eine Fraktionsgemeinschaft mit den Senatoren der Parti radical valoisien, unter dem traditionellen Namen
Gauche democratique
(?demokratische Linke“), die sich 1989 in
Rassemblement democratique europeen
(RDE) umbenannte, dem 1995 noch das Wort
social
hinzugefugt wurde (RDSE). Wahrend der Prasidentschaft Francois Mitterrands (1981?1995; mit Ausnahme der
Cohabitations
1986?88 und 1993?95) gehorte das MRG der sozialistisch gefuhrten Regierung an.
Unter Fuhrung des Parteivorsitzenden
Jean-Francois Hory
(1992?1995) und des Unternehmers
Bernard Tapie
versuchte die Partei Mitte der 1990er-Jahre, sich mittels
linkspopulistischer
Positionen als politische Kraft neben den Sozialisten zu etablieren.
[6]
Mit Tapie, der damals auch Eigentumer und Prasident des Fußballklubs
Olympique Marseille
war, sprach die Partei uber ihre angestammte burgerliche Klientel hinaus Jugendliche, Arbeitslose und Geringverdiener an. In dieser Zeit trat das MRG unter der Bezeichnung
Energie radicale
auf. Ihren großten Wahlerfolg hatte sie bei der
Europawahl 1994
, als sie 12 % der Stimmen und 13 der 87 franzosischen Sitze errang. Die Europaparlamentarier der Energie radicale bildeten mit Abgeordneten aus anderen Mitgliedsstaaten die
Fraktion der Radikalen Europaischen Allianz
.
[4]
Auch
Bernard Kouchner
, einer der Grunder von
Arzte ohne Grenzen
, schloss sich in dieser Zeit der Partei an.
[5]
[7]
Als Tapie wegen verschiedener Strafverfahren in Misskredit geriet, war der Hohenflug schnell wieder vorbei.
[4]
Die Partei benannte sich 1995/96 in
Parti radical-socialiste
(PRS, dt.
radikal-sozialistische Partei
) um und wurde anschließend wieder als kleines ?Anhangsel“ der Sozialisten wahrgenommen. Von 1996 bis 2016 stand der Partei der Zeitungsverleger
Jean-Michel Baylet
vor, der Eigentumer und Generaldirektor der sudfranzosischen Regionalzeitungsgruppe um
La Depeche du Midi
und zugleich langjahrige Prasident des
Generalrats
im
Departement Tarn-et-Garonne
. Nach der
Parlamentswahl 1997
erreichte die Starke der Partei in der Nationalversammlung mit 14 Abgeordneten einen Hohepunkt. Da es jedoch nicht fur eine eigene Fraktion reichte, bildete sie fur die Legislaturperiode bis 2002 eine Fraktionsgemeinschaft mit dem
Mouvement des citoyens
und
Les Verts
? die
Groupe radical, citoyen et vert
. Unter dem Premierminister
Lionel Jospin
(1997?2002) saßen erneut
Radicaux de gauche
am Kabinettstisch. 1998 erfolgte schließlich eine erneute Umbenennung und die Partei nahm ihren finalen Namen, Parti radical de gauche (PRG), an.
[4]
Zur
Prasidentschaftswahl 2002
stellte die PRG erstmals seit 1981 eine eigene Kandidatin auf:
Christiane Taubira
, eine Abgeordnete aus
Franzosisch-Guyana
. Sie erhielt rund 660.000 Stimmen (2,3 %). Die Zersplitterung des linken Lagers trug dazu bei, dass der sozialistische Kandidat
Lionel Jospin
nur auf Platz drei kam und die Stichwahl zwischen dem Konservativen
Jacques Chirac
und dem Rechtsextremen
Jean-Marie Le Pen
stattfand.
[8]
Bei den Prasidentschaftswahlen 2007 und 2012 verzichtete die PRG wieder auf eine eigene Kandidatur und unterstutzte die Kandidaten der Sozialisten,
Segolene Royal
bzw.
Francois Hollande
. Wahrend der Prasidentschaft Hollandes (2012?17) stellte die PRG mit Christiane Taubira die Justizministerin. Sie wurde vor allem bekannt fur das Gesetz zur Offnung der
Ehe fur gleichgeschlechtliche Paare
(marriage pour tous)
.
Bei der
Europawahl im Mai 2014
verhalf das Wahlbundnis mit den Sozialisten der PRG zu einem Mandat, das von Virginie Roziere wahrgenommen wurde. Als Parteivorsitzende fungierte von Februar 2016 bis zur Fusion im Dezember 2017 die fruhere Ministerin fur Wohnen und Regionalentwicklung
Sylvia Pinel
; Generalsekretar war Guillaume Lacroix. Die Partei stellt in der
2017 gewahlten Nationalversammlung
drei Abgeordnete. Sie war zuletzt mit
Annick Girardin
als Ministerin fur die Uberseegebiete und
Jacques Mezard
als Minister fur Landesentwicklung im
Kabinett Philippe II
vertreten; die beiden gehorten auch dem
Kabinett Philippe I
an.
Nach den Wahlen von 2017, die einen tiefgreifenden Umbruch des franzosischen Parteiensystems gebracht hatten, naherten sich nach 45 Jahren der Trennung Parti radical valoisien und Parti radical de gauche wieder einander an. Am 9. Dezember 2017 fusionierten sie schließlich zum
Mouvement radical
, das sich als sozial-liberale Kraft der Mitte positioniert. Einige Mitglieder der PRG, darunter die Europaparlamentarierin
Virginie Roziere
und das ehemalige Mitglied der Nationalversammlung
Stephane Saint-Andre
, lehnten die Fusion allerdings ab und grundeten stattdessen
Les Radicaux de gauche
.
[9]
Im Februar 2019 verließ ein Großteil der ehemaligen PRG-Mitglieder, darunter die letzte Vorsitzende Pinel, das Mouvement radical wieder. Sie entschieden sich im folgenden Monat, die PRG als eigenstandige Partei wiederzubeleben. Streitpunkt war die aus Sicht der linken Radikalen zu große Nahe zur Partei
La Republique en Marche
(LREM) des Staatsprasidenten
Emmanuel Macron
, die sich in einer gemeinsamen Kandidatenliste zur
Europawahl 2019
spiegelte. Die wiederbelebte PRG beteiligte sich hingegen an einer gemeinsamen Liste mit der Parti socialiste und der neuen Partei
Place publique
von
Raphael Glucksmann
. Da die Ministerin Annick Girardin beim Mouvement radical blieb, ist die PRG nun in der Opposition gegen die Regierung Macron/Philippe.
Bei der
Parlamentswahl im Juni 2022
beteiligte sich die PRG nicht an dem linken Bundnis
Nouvelle union populaire ecologique et sociale
(NUPES), sondern entschied sich fur eine eigenstandige Kandidatur.
[10]
Seither ist sie nicht mehr in der Nationalversammlung vertreten.
- ↑
Joachim Schild:
Politik.
In: Joachim Schild, Henrik Uterwedde:
Frankreich. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft.
2. Auflage, VS Verlag, Wiesbaden 2006, S. 19?137, auf S. 45, Fn. 8.
- ↑
Joachim Schild:
Politische Parteien und Parteiensystem im Wandel.
In: Adolf Kimmel, Henrik Uterwedde:
Landerbericht Frankreich. Geschichte, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft.
VS Verlag, Wiesbaden 2005, S. 268?285, auf S. 279.
- ↑
Udo Kempf:
Das politische System Frankreichs
. 4. Auflage, Wiesbaden 2007, S. 190.
- ↑
a
b
c
d
Gisela Muller-Brandeck-Bocquet, Patrick Moreau:
Frankreich. Eine politische Landeskunde.
Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 105.
- ↑
a
b
Joseph Szarka:
The Parties of the French ‘Plural Left’. An Uneasy Complimentary.
In: Robert Elgie:
The Changing French Political System.
Frank Cass, 2000, S. 20?37, auf S. 26.
- ↑
Florian Hartleb:
Rechts- und Linkspopulismus. Eine Fallstudie anhand von Schill-Partei und PDS
. Wiesbaden 2004, S. 21.
- ↑
Ina Stephan:
Die Parti socialiste (PS).
In: Sabine Ruß u. a.:
Parteien in Frankreich. Kontinuitat und Wandel in der V. Republik.
Leske + Budrich, Opladen 2000, S. 147?171, auf S. 168, Fn. 21.
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Joachim Schild:
Politik.
In: Joachim Schild, Henrik Uterwedde:
Frankreich. Politik, Wirtschaft, Gesellschaft.
2. Auflage, VS Verlag, Wiesbaden 2006, S. 54.
- ↑
Virginie Roziere acte la scission des Radicaux.
In:
Tarbes7.fr
, 14. Dezember 2017.
- ↑
Le PRG vote son independance aux elections legislatives 2022
, Communique vom 2. Mai 2022
, abgerufen am 15. Juni 2022.