Paolo Orsi
, getauft als
Pietropaolo Giorgio Cesare Maria Orsi
, (*
17. Oktober
1859
in
Rovereto
; †
8. November
1935
ebenda) war einer der bedeutendsten
Prahistoriker
und
Klassischen Archaologen
Italiens.
[1]
Paolo Orsi war das siebte von acht Kindern des Kaufmanns Pietro Orsi und dessen Frau Maria Keppler. Orsi wuchs in einer wohlhabenden Familie auf, die mit den nationalstaatlichen Ideen
Mazzinis
offen sympathisierte und die auch Paolo Orsi, trotz des fruhen Todes seines Vaters, Paolo war zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt, in seinem weiteren Lebenslauf pragen sollten. Orsi besuchte das Gymnasium in Rovereto, auf dem er sich mit den Zeitgenossen
Ettore Tolomei
und
Federico Halbherr
anfreundete.
[1]
Orsi entwickelte bereits fruh sein Interesse fur die Archaologie, das auch seiner Umgebung nicht verborgen blieb. 1875, er war noch keine 16 Jahre alt, erhielt er vom stadtischen Museum seiner Heimatstadt den Auftrag, sich der archaologischen Abteilung des Museums anzunehmen. Vier Jahre spater wurde er zum
Kurator
des Museums ernannt, eine Aufgabe die er zeitweise mit Federico Halbherr teilte und bis zu seinem Lebensende erfullte.
[2]
Ab 1877 studierte er
Alte Geschichte
und
Klassische Archaologie
zunachst an der
Universitat Padua
, anschließend an der
Universitat Wien
bei
Otto Benndorf
und
Otto Hirschfeld
sowie der
Universitat La Sapienza
in Rom bei
Luigi Pigorini
. 1882 wurde Orsi in Padua
promoviert
.
[3]
Er strebte jedoch keine Universitatskarriere an, sondern konzentrierte sich auf die Arbeit vor Ort bei Ausgrabungen. Noch vor seiner Promotion veroffentlichte er 1878 im Alter von 19 Jahren seine erste Arbeit uber historische Inschriften in Sudtirol, dem heutigen Trentino. Zwischen 1881 und 1882 leitete er im Auftrag des stadtischen Museums von Rovereto die Grabungen an der
Grotta del Colombo
und am
Busa dell’Adamo
, zwei Fundplatzen aus der
Mittelstein-
und der
Bronzezeit
, dabei griff er bei den Grabungen als erster im Trentino auf die
stratigraphische Grabungsmethode
zuruck.
[2]
1884 gab er seine osterreichische Staatsburgerschaft auf und wurde italienischer Staatsburger. Noch im gleichen Jahr begann er seine Karriere als Beamter der Antikensammlungen und Schone Kunste im
Konigreich Italien
. Orsi arbeitete zunachst in der Generaldirektion in
Rom
, spater in der
Nationalbibliothek
in
Florenz
. Nach seiner Ernennung zum Inspekteur fur Grabungen, Museen und Galerien des Konigreichs ging er 1888 zum
Archaologischen Museum
nach
Syrakus
auf
Sizilien
.
[1]
In der Folge widmete er sich vor allem den prahistorischen Fundstatten und war maßgeblich an der Erforschung der
Stentinello-Kultur
beteiligt.
Von 1895 bis 1934 war Orsi Direktor des Archaologischen Museums in Syrakus, das ihm zu Ehren heute den Namen
Museo Archeologico Regionale ?Paolo Orsi“
tragt. 1909 war er Mitbegrunder der
Societa Italiana di Archeologia
. Der
Accademia dei Lincei
gehorte er seit 1896 an. 1904 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Gottinger
Akademie der Wissenschaften
gewahlt.
[4]
1908 wurde er korrespondierendes Mitglied der
Accademia delle Scienze di Torino
[5]
und 1931 auswartiges Mitglied der
Academie des Inscriptions et Belles-Lettres
.
[6]
Außerdem war er Mitglied der
Accademia degli Agiati
in seiner Heimatstadt.
[7]
1924 wurde er zum
Senator
des Konigreichs ernannt.
- Gela: Scavi del 1900?1905
. Rom 1906
- Templum Apollinis Alaei
, Rom 1934
- Sicilia Bizantina
, Tivoli 1942
- Orsi, Paolo
. In:
Enciclopedia Italiana
, Bd. 28 Porti?Reg, Rom 1935.
- Paolo Enrico Arias
:
Paolo Orsi in Sicilia e in Calabria
, in: Klearchos 17, 1975, S. 9?27.
- Paolo Enrico Arias:
Quattro Archeologi del nostro Secolo, Paolo Orsi, Biagio Pace, Alessandro Della Seta, Ranuccio Bianchi-Bandinelli
. Pisa 1976.
- E. Kirsten, G. Sebesta:
Paolo Orsi.
In:
Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815?1950
(OBL). Band 7, Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1978,
ISBN 3-7001-0187-2
, S. 251 f. (Direktlinks auf
S. 251
,
S. 252
).
- Robert Leighton:
Paolo Orsi (1859?1935) and the prehistory of Sicily
, in: Antiquity 60, 1986, Nr. 228, S. 15?20.
- Paolo Enrico Arias:
Paolo Orsi: una vita
, in: Prospettiva 51, 1987, S. 75?79.
- La ricerca archeologica nel Mediterraneo: P. Orsi ? F. Halbherr ? G. Gerola
, Rovereto 1991.
- Atti del Convegno Paolo Orsi e l’archeologia del ‘900
(Annali Museo Civico Rovereto, suppl. vol. VI, 1990), Rovereto 1991.
- Anna Maria Marchese, Giusy Marchese:
Bibliografia degli scritti di Paolo Orsi
. Pisa 2000
- Irene Calloud:
Orsi, Paolo.
In: Raffaele Romanelli (Hrsg.):
Dizionario Biografico degli Italiani
(DBI). Band 79:
Nursio?Ottolini Visconti.
Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2013, S. 607?610.
- ↑
a
b
c
Gianni Ciurletti:
Paolo Orsi.
In:
studitrentini.eu.
Abgerufen am 9. August 2020
(italienisch).
- ↑
a
b
Paolo Orsi:
Relazione degli scavi eseguiti alla Busa dell’Adamo
. In:
Annali dei Musei civici Rovereto. Sezione Archeologia, Storia, Scienze naturali. Volume 1
, Rovereto 1985, S. 67.
- ↑
Irene Calloud:
Paolo Orsi.
In:
Dizionario Biografico degli Italiani
(DBI).
- ↑
Holger Krahnke:
Die Mitglieder der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen 1751?2001
(=
Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen, Philologisch-Historische Klasse.
Folge 3, Bd. 246 =
Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen, Mathematisch-Physikalische Klasse.
Folge 3, Bd. 50). Vandenhoeck & Ruprecht, Gottingen 2001,
ISBN 3-525-82516-1
, S. 183.
- ↑
Eintrag bei
Soci storici
der Akademie.
- ↑
Mitglieder seit 1663.
Academie des Inscriptions et Belles-Lettres, archiviert vom
Original
(nicht mehr online verfugbar) am
19. Januar 2022
;
abgerufen am 29. Januar 2021
(franzosisch).
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@1
@2
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- ↑
Storia.
In:
agiati.org.
Accademia Roveretana degli Agiati,
abgerufen am 10. August 2020
(italienisch).