Panzerkreuzer Potemkin

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Film
Titel Panzerkreuzer Potemkin
Originaltitel Броненосец Потёмкин
Transkription Bronenossez Potjomkin
Produktionsland UdSSR
Originalsprache Russisch
Erscheinungsjahr 1925
Lange 63 / 70 [1] (restaurierte Fassung) Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Sergei Eisenstein
Drehbuch Nina Agadschanowa
Produktion Jakow Blioch
Musik Edmund Meisel (1925), Edison Studio (DVD 2017)
Kamera Wladimir Popow,
Eduard Tisse
Schnitt Sergei Eisenstein
Besetzung
Panzerkreuzer Potemkin, kompletter Film (russisch mit englischen Untertiteln)

Panzerkreuzer Potemkin (russischer Originaltitel Броненосец Потёмкин / Bronenossez Potjomkin ; [ p?t?j?mkin ]) ist ein Stummfilm des Regisseurs Sergei Eisenstein aus dem Jahr 1925. Er wurde am 21. Dezember 1925 im Moskauer Bolschoi-Theater als offizieller Jubilaumsfilm zur Feier der Revolution des Jahres 1905 uraufgefuhrt.

Als Propagandafilm sollte Panzerkreuzer Potemkin starke emotionale Reaktionen im Sinne der sowjetischen Massenideologien hervorrufen. Er geht aber in Form und Inhalt uber simple Propaganda weit hinaus und wurde mehrfach als einer der einflussreichsten und besten Filme aller Zeiten ausgezeichnet.

Sergei Eisenstein und sein Film Panzerkreuzer Potemkin (Russische Briefmarke, 2000)

Die Handlung lehnt sich sehr frei an die tatsachlichen Ereignisse des russischen Revolutionsjahres 1905 an, die Meuterei der Besatzung des russischen Kriegsschiffs Knjas Potjomkin Tawritscheski gegen ihre zaristischen Offiziere. Die Bezugnahme auf eine gescheiterte Revolution in einem Propagandafilm ist schlussig, wenn man die leninistische Revolutionstheorie berucksichtigt: Der aufbegehrenden Masse fehlten demnach die fur das Gelingen notwendigen Berufsrevolutionare und die Kaderpartei , als die sich spater die Bolschewiki erweisen wurden. Die Figur des Wakulintschuk wird zu fruh getotet und gerat eher zufallig in die revolutionare Situation , als dass sie diese Rolle ubernehmen konnte.

Sergei Eisenstein selbst beschreibt sein Werk als eine tragische Komposition in ihrer kanonischsten Form ? eine Tragodie in funf Akten. Entsprechend werden in diesem Werk auch funf aufeinander folgende Akte durch Zwischenuberschriften klar unterschieden:

1. Der Beginn Die Matrosen der Potemkin sollen faules Fleisch zu essen bekommen. Es kommt zu Unmut; sie weigern sich, die Suppe anzuruhren.

2. Der Aufstand Der Kapitan beschließt, ein Exempel zu statuieren und einige Matrosen erschießen zu lassen. Nachdem sich die Wache mit den Matrosen solidarisiert hat, kommt es zum Aufstand und die Matrosen ubernehmen das Schiff. Einer der Anfuhrer, Wakulintschuk, wird dabei getotet.

3. Trauer Wakulintschuks Leiche wird in Odessa in einem Zelt auf der Hafenmole aufgebahrt; die Bewohner der Stadt trauern um ihn und solidarisieren sich mit den Matrosen. Sie schenken ihnen Lebensmittel.

4. Die Hafentreppe von Odessa Die zaristische Armee fangt an, auf die Menschenmenge auf der Treppe zu schießen. Es bricht Panik aus, die Menschen beginnen zu fliehen; dabei gibt es viele Tote und Verletzte.

5. Die Begegnung mit der Flotte Die Matrosen beschießen das Theater von Odessa, in dem das ortliche regierungstreue Militar untergebracht ist, um die Bevolkerung zu unterstutzen. Anschließend beraten sie, ob sie zum Zweck der weiteren Hilfe landen sollen. Da jedoch bereits ein zaristisches Admiralsgeschwader gegen sie unterwegs ist, beschließen sie, sich dem Kampf gegen dieses zu stellen. Doch beim Aufeinandertreffen der Schiffe kommt es zur Verbruderung zwischen den Matrosen der Potemkin und denen des Admiralsgeschwaders und die Potemkin kann aufs offene Meer fahren.

Im Prinzip gibt es keine stringente, durchkomponierte Handlung , was aber im Wesentlichen den filmtheoretischen Ansatzen und Ansichten Eisensteins und allgemein denen des Kinos der 1920er Jahre entspricht. Der Filmtheoretiker Siegfried Kracauer bemerkt, dass Eisensteins Bezeichnung des Werkes als Tragodie irrefuhrend und fruhere Bezeichnungen als Chronik oder Wochenschau weit zutreffender sind.

Die Handlung in Panzerkreuzer Potemkin tritt hinter dem Ansatz der Attraktionsmontage Eisensteins zuruck. Eisenstein geht es darum, durch Montage den Zuschauer in Hinblick auf eine bestimmte ideologische Schlussfolgerung zu ?bearbeiten“, emotionale Affektreaktionen hervorzurufen. Wie der Medienwissenschaftler Wolfgang Beilenhoff bemerkt, sei der Film im Kontext der sowjetischen Massenutopien entstanden und konstruiert eine auf Gleichheit basierende Menschenmasse . In der beruhmten Treppenszene wird diese gewaltsam dekonstruiert. Hierbei soll Mitleid erzeugt und Affekt beim Zuschauer hervorgerufen werden.

Dementsprechend schematisch sind die Akteure der Handlung gezeichnet. Es dominieren Typen (Matrose, Offizier, Bettler, Aristokrat, Burger, Mutter) statt individualisierter Personen. Nur der erste Anfuhrer und zugleich erste Martyrer der Meuterei (Wakulintschuk) wird individuell gezeichnet.

Eisenstein testete in diesem Film, der absichtlich im Stil kommunistischer Propaganda gehalten ist, seine Theorien der Filmmontage, wobei die Praxis in die Theoriebildung zuruckwirkte. In der extremen, bis ins kleinste Detail gehenden Durchdringung von Form und Inhalt geht der Film letztlich uber simple Propaganda hinaus. Die fruhen russischen Filmemacher der Kuleschow -Schule experimentierten mit der Wirkung von Filmen auf das Publikum. Eisenstein schnitt den Film in der Weise, dass eine moglichst starke emotionale Reaktion hervorgerufen werden sollte. Ziel war es, Sympathie fur die rebellischen Matrosen und Antipathie gegenuber den tyrannischen Vorgesetzten zu erregen. Die Handlung ist einfach gehalten, um dem Publikum klar vor Augen zu fuhren, mit welchen Handlungstragern es sympathisieren soll.

Potemkinsche Treppe in Odessa, um 1900

Eisensteins Film war ein großer Erfolg. Panzerkreuzer Potemkin fand beim russischen Publikum großen Anklang und wurde an ausgewahlten Orten weltweit vorgefuhrt, wo das Publikum ebenfalls positiv reagierte. Im Stil von Propaganda gehalten, wurde der Film begeistert aufgenommen und machte Eisenstein als Regisseur weltbekannt.

Die bekannteste Szene ist das Massaker auf der Treppe zum Hafen von Odessa : Zaristische Soldaten marschieren in rhythmischem Schritt eine endlos lang erscheinende Treppe hinunter, wahrend sie in eine Menschenmenge feuern, die auf der Treppe nach unten zu fliehen versucht. Dabei entgleitet einer verletzten Kinderschwester der Kinderwagen und trudelt hinunter, ohne aufgehalten zu werden.

Diese Szene wurde spater vielfach in Filmen imitiert und parodiert. Eine der beruhmtesten Hommagen findet sich in Brian De Palmas Version von The Untouchables ? Die Unbestechlichen (1987). Auch Woody Allen spielte auf diese Szene in seinem Film Bananas an; ebenso Terry Gilliam in Brazil , wo der Kinderwagen durch einen Bodenreiniger mit Schlauchen ersetzt wird. Auch Anno Saul parodierte die Szene in seiner Komodie Kebab Connection .

Originalszenen des Massakers auf der Treppe wurden fur das Video zum Song Intervention (2007) der Indie-Band Arcade Fire benutzt. Schließlich fand sie Eingang in die von Frank Castorf verantwortete Inszenierung von Wagners Tetralogie Der Ring des Nibelungen bei den Bayreuther Festspielen 2013, wo in der Gotterdammerung ein mit einem Kartoffelsack beladener Kinderwagen uber eine lange Treppe hinunterfahrt. Obwohl die Szene in dieser Form fiktiv ist, machte sie die Potemkinsche Treppe von Odessa beruhmt.

Hans Richter (1888?1976) der deutsche Maler, Kunstschriftsteller und Filmkunstler schrieb 1925 in: Kopfe und Hinterkopfe, Zurich 1967, S. 111:

≫Ich wohnte der Premiere von ?Potemkin? in der ?Alhambra? am Kurfurstendamm , einem der elegantesten Berliner Theater, bei. Etwas Ahnliches habe ich weder vorher noch nachher jemals im Kino erlebt. Die deutsche Zensur wollte den Film verbieten. Aber da das uberall verfemte Deutschland der Nachkriegszeit mit der Sowjetunion gerade erst einen Handelsvertrag abgeschlossen hatte, ließ man funf gerade sein und den Film durch. Allerdings hatte man zur Bewachung dieses verdachtigen Werks doch einige Dutzend Polizisten in voller Uniform uber das Theater (zur Abschreckung) verteilt. Es entwickelte sich aber ganz anders als vorausgesehen. Schon nach den ersten zwanzig Minuten waren die Gemuter der Berliner (nach einer verlorenen Revolution , einer gewonnenen Inflation , nach Marschen und Putschen ) in Siedehitze geraten. Das war ja ihre eigene, allerdings verpfuschte Revolution, die sie da sahen. Dieses madige Fleisch, das war ja ihre Kriegsnahrung, diese Kosaken , das waren ja ihre Reichswehr   …≪

1957 malte Francis Bacon sein Bild Study for the Nurse in the Battleship Potemkin , das im Frankfurter Stadel hangt. Er war vom Schrei der Kinderschwester auf der Treppe, der ins Auge geschossen wird, so beeindruckt, dass er ihn zu seinem beruhmten Gemalde Papst Innozenz X. inspirierte.

Panzerkreuzer Potemkin wurde als einer der einflussreichsten Filme aller Zeiten bezeichnet und mehrfach, unter anderem in den 1950er Jahren vom britischen Kinomagazin Sight & Sound und 1958 auf der Weltausstellung in Brussel , zum ?besten Film aller Zeiten“ gekurt.

2003 erstellte die Bundeszentrale fur politische Bildung in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen Filmkanon fur die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.

?Eine bis dahin unbekannte Rhythmik und Dynamik des Schnitts macht den Revolutionsfilm zu einem besonders eindringlichen Werk, das die Herrschenden und Beherrschten polemisch kontrastiert und den Zuschauer uber den Weg der Emotionen zu politischen Erkenntnissen fuhren will. Nicht nur filmhistorisch , sondern auch als Lehrstuck fur filmische Agitation interessant.“

? Lexikon des internationalen Films [3]

Die erste eigene Filmmusik wurde von Edmund Meisel 1926 fur die deutsche Fassung komponiert. Der Film war zuvor ohne Originalmusik, nur mit Zusammenstellungen aus Werken klassischer Komponisten wie Beethoven und Tschaikowski , aufgefuhrt worden. Eisenstein wunschte sich, dass jede Generation ihre eigene Musik zu seinem Film komponieren sollte.

1930 stellte Meisel eine komplette Tonfassung fur den Film her, die auch Gerausche und knappe Dialoge enthalt. Die gesamte Komposition wurde auf funf Nadeltonplatten aufgenommen und im Kino synchron zum Film abgespielt. Die obligatorischen Zwischentitel des Films konnten damit entfallen. [4]

1950 komponierte Nikolai Krjukow die Musik fur eine Neufassung des Films. 1976 wurden fur eine in der Sowjetunion restaurierte Fassung, die ?Jubilaumsfassung“, Ausschnitte aus Sinfonien von Schostakowitsch verwendet. Im Jahr 1985 schrieb der amerikanische Komponist Chris Jarrett eine Klavierbegleitung zum Film fur seine Live-Auftritte. Mit einer neueren Version davon tourt er noch heute.

1985 wurde Mark-Andreas Schlingensiepen beauftragt, fur die Junge Deutsche Philharmonie eine Orchesterfassung der Originalmusik Edmund Meisels zu verfassen, da das Original im Wesentlichen in Form eines Klavierauszugs uberliefert war. Gleichzeitig wurde auf der Grundlage dieses Klavierauszuges eine Rekonstruktion des filmischen Ablaufs durch Enno Patalas vom Filmmuseum Munchen vorgenommen. Diese Neufassung des Films und der Musik hatte Premiere in der Eroffnungswoche der Kolner Philharmonie und wurde anschließend auch im Gasteig in Munchen und in der Alten Oper in Frankfurt gespielt. Das italienische Fernsehen der Schweiz ( RTSI ) produzierte eine Fernsehfassung unter der Leitung von Schlingensiepen. Auszuge der Tonaufnahme wurden beim Label edel veroffentlicht und spater mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik (Vierteljahresliste) ausgezeichnet.

Im Jahr 2004 vertonten die Pet Shop Boys den Film mit den Dresdner Sinfonikern neu; produziert wurde dies von Sven Helbig . Torsten Rasch orchestrierte die Musik. Bisher ist diese Version in London, Segovia, Frankfurt, Bonn, Berlin, Hamburg und Dresden live aufgefuhrt worden. Der Soundtrack erschien 2005 unter dem Titel Battleship Potemkin . Im Jahr 2017 vertonte Edison Studio den Film fur Cineteca di Bologna Potemkin DVD. [5]

Zensur in Deutschland

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Der Film sollte 1926 in die deutschen Kinos kommen. Die Verleihfirma Prometheus Film veranderte ihn jedoch schon vor der Zensurvorlage durch Kurzungen und Veranderungen der Zwischentitel, um eventuellen Auflagen zuvorzukommen. Auf Betreiben von Justiz- und Reichswehrministerium wurden danach alle Szenen, in denen Offiziere von aufstandischen Matrosen uber Bord geworfen werden, herausgeschnitten. Auch zu den Szenen an und auf der Odessaer Treppe gab es detaillierte Anordnungen, die bezweckten, dass Tote oder Sterbende sowie Beine von Menschen, die uber Verletzte steigen, nicht zu sehen waren. Selbst der gesamte Szenenkomplex mit dem Kinderwagen fehlt in dieser Fassung. Zeitweise war die Auffuhrung des Films, der bis Juli 1926 in vielen Stadten Preußens mit großem Erfolg gelaufen war, [6] ganzlich verboten. [7] So gab im Sommer 1926 das Stuttgarter Polizeiprasidium bekannt, die Auffuhrung zu verbieten, weil ?auch die vorgenommenen Anderungen seine aufreizenden und den Staat sowie die offentliche Ordnung und Sicherheit gefahrendenen Wirkungen nicht verringert haben“. [8] Seine Anhanger ? darunter Lion Feuchtwanger , Klabund , Max Liebermann , Heinrich Zille , Leopold Jessner , Alfred Kerr , Hans J. Rehfisch und Johannes R. Becher  ? erreichten durch publizistische Aktionen und Demonstrationen die Aufhebung des Verbotes, allerdings um den Preis weiterer Kurzungen und Anderungen des Wortlauts der Zwischentitel. Am 2. Oktober 1926 gab die Filmprufstelle den Film in stark zensierter Form und mit einem Jugendverbot zur Auffuhrung frei. [9] [10]

Herbert Ihering kritisierte im Berliner Borsen-Courier die entstellende Wirkung dieser Kurzungen:

?Sie marschieren noch die Treppe hinunter. Aber schießen sie noch? Man kann es kaum sehen. Fallt jemand? Schon ist es voruber. […] Es ist das beste Zeugnis fur den Wert des Films und den Unwert der Bearbeitung, daß mit der Vernichtung der menschlichen Gesinnung auch die kunstlerische Wirkung dahin ist.“

? Herbert Ihering : [11]
  • Der deutsche Titel Panzerkreuzer Potemkin ist genau genommen ein Ubersetzungsfehler. Aus der Originalbezeichnung Bronenossez Potjomkin sowie aus den technischen Parametern geht hervor, dass die Knjas Potjomkin Tawritscheski ein Linienschiff (Schlachtschiff) war. Der russische Terminus Eskadrenny Bronenossez bedeutet sachgemaß ubersetzt ?Geschwaderpanzerschiff‘. In Russland war dies bis 1907 die offizielle Bezeichnung eines Linienschiffes, das nach 1907 als Lineiny Korabl (Linienschiff) bezeichnet wurde. Demnach hatte Bronenossez Potjomkin als ?Gepanzertes Schiff Potjomkin‘ oder vielleicht ?Panzerschiff Potjomkin‘ ubersetzt werden mussen. Fur die Bezeichnung ?Panzerkreuzer‘ galt in Russland der Terminus Bronenosny Kreiser . [12]
  • Da das eigentliche Schiff Knjaz Potjomkin 1923?25 abgewrackt worden war, fanden die Dreharbeiten auf dem abgetakelten Barbettschiff Dwenadzat Apostolow , das 1925 als Depotschiff fur Minen diente, sowie auf dem Kreuzer Komintern statt. [13] Die am Ende des Films stehende Konfrontation des Schiffes mit einem kaisertreuen Geschwader (elf Schiffe ? funf Schlachtschiffe und sechs Zerstorer) ist eine Fiktion. Die 1905 im Schwarzen Meer befindlichen russischen Schiffe waren veraltet und hatten es nie ernsthaft auf einen Kampf mit der Potjomkin ankommen lassen konnen.
  • Ein Filmplakat fur das deutschsprachige Publikum wurde 1966 vom Grafiker Hans Hillmann entworfen. Es zeigt die piktogrammartig stilisierten Silhouetten zweier Geschutzrohre eines Panzerkreuzers. Aufgrund seiner formalen Reduziertheit und grafischen Pragnanz zahlt der Schwarzweiß-Entwurf Hillmanns zu den bekanntesten Filmplakaten. [14]
  • Eine detaillierte Beschreibung des gesamten Films ? der dort allerdings den Titel Panzerkreuzer Orlow tragt ? findet sich in Lion Feuchtwangers Roman Erfolg . Hier wird die starke Wirkung auf das Publikum dargestellt.
  • In dem Film Das Casanova-Projekt mit Alfred Edel wird ausfuhrlich und kontrovers uber das Aussehen der Treppe in dem Film von Eisenstein diskutiert (?Panzerkreuzer haben keine Treppen!“) [15] .

Restaurierte Fassung

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Auf der 55. Berlinale 2005 wurde eine restaurierte, ungekurzte Version aufgefuhrt (Berliner Fassung) mit einer Lange von 1388 m bzw. 70 Minuten bei 18 Bildern/Sekunde. [16] Die Rekonstruktion 2005 wurde von Enno Patalas in Zusammenarbeit mit Anna Bohn verantwortet. [17] Sie enthalt unter anderem eine langere Fassung des Massakers auf den Treppen von Odessa, 133 Zwischentitel in originaler grafischer Gestaltung und 13 textgetreu rekonstruierte, [18] darunter das Motto von Leo Trotzki , das der Zensur zum Opfer gefallen war. Dem Aufstand der Matrosen hatte Eisenstein ein Motto vorangestellt, das Leo Trotzkis Werk Russland in der Revolution (Dresden, 1909) entnommen war: ?Der Geist des Aufruhrs schwebte uber dem russischen Lande. Irgend ein gewaltiger und geheimnisvoller Prozeß vollzog sich in zahllosen Herzen; es losten sich die Bande der Furcht, die Individualitat, die eben erst sich selbst erkannt hatte, ging in der Masse und die Masse in dem großen Elan auf.“ [19] Das Motto ist in englischer Sprache in einer ca. 1929 datierenden Nitro-Kopie der London Film Society uberliefert; Anna Bohn fand bei Archivrecherchen in Moskau den Beleg des Trotzki-Mottos in russischer Sprache in dem Typoskript eines Filmprotokolls von Ippolit Sokolov. [20] Das Typoskript diente als Grundlage fur den rekonstruierten Zwischentitel. Fur diese Fassung des Films wurde Edmund Meisels Musik von Helmut Imig mit dramaturgischer Beratung von Lothar Prox neu bearbeitet. Es spielte das Deutsche Filmorchester Babelsberg unter der Leitung von Helmut Imig. Diese Fassung wurde am 27. Januar 2008 auch in der Lichtburg Essen gezeigt. [21] Bis heute wurde sie wiederholt aufgefuhrt, z. B. im Kino Babylon in Berlin.

Im Januar 2009 war sie im Rahmen ?60 Jahre Klubhauskonzerte“ unter Mitwirkung des Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau [22] in sechs Schweizer Stadten (Bern, Basel, Luzern, Genf, St. Gallen und Zurich) zu sehen. Eingeleitet wurde der Film mit der 11. Sinfonie Schostakowitschs, die sich kritisch mit der revolutionaren Geschichte Russlands auseinandersetzt, [23] dirigiert von Wladimir Fedossejew . Der Film wurde nicht mit Meisels Original-Begleitmusik untermalt, sondern mit Auszugen aus der 4. und 11. Sinfonie von Schostakowitsch, arrangiert von Armin Brunner und dirigiert von Frank Strobel .

Bei Transit Classics ist 2007 die ?weltweit beste Fassung“ [24] mit der Musik von Edmund Meisel erschienen unter Beigabe von Bonusmaterial. In den USA brachte Kino International die rekonstruierte Fassung 2007 auf DVD heraus. [25] Vom Time Magazine wurde die DVD zu Nr. 5 der 10 Top Ten DVDs des Jahres 2007 gekurt. [26]

Unterschiede zwischen der DEFA- und der rekonstruierten Fassung

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Bei der in Deutschland verfugbaren 63-minutigen DEFA -Fassung von 1949 liegen uber 130 dokumentierte Abweichungen im Vergleich zur 2005 rekonstruierten Originalversion vor, teils relevante Kurzungen um drastische Szenen auf der Treppe von Odessa und der Meuterei auf dem Schiff. [27] Die Musik stammte von Nikolai Krjukow, die Kino-Urauffuhrung war am 17. November 1950. [28]

Commons : Panzerkreuzer Potemkin  ? Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Filmrestaurierung Bronenosec Potemkin/Panzerkreuzer Potemkin ( Memento vom 6. Februar 2010 im Internet Archive ) Deutsche Kinemathek ? Museum fur Film und Fernsehen , erschienen im Herbst 2007 in AGR Coleccionistas de cine unter ?,El acorazado Potemkin“ (?Zur Restaurierung von Panzerkreuzer Potemkin“).
  2. Freigabebescheinigung fur Panzerkreuzer Potemkin . Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft , Marz 2007 (PDF; Pruf­nummer: 19 519-a V/DVD).
  3. Panzerkreuzer Potemkin. In: Lexikon des internationalen Films . Filmdienst , abgerufen am 29. Oktober 2017 .
  4. Ein kompletter Satz dieser Nadeltonplatten wurde im Technischen Museum Wien aufgefunden.<ef> Technisches Museum Wien , abgerufen am 11. Marz 2022
  5. D-sign.it: Libri, DVD & Gadgets - Cinestore. Abgerufen am 17. November 2017 (englisch).
  6. Das Auffuhrungsverbot des ?Potemkin“-Films. In:  Neue Freie Presse , Morgenblatt, Nr. 22209/1926, 14. Juli 1926, S. 8 oben. (online bei ANNO ). Vorlage:ANNO/Wartung/nfp
  7. Panzerkreuzer Potemkin. Deutsches Filminstitut ? DIF e. V., 3. November 2008, abgerufen am 4. Februar 2013 .
  8. Die Zeitung Salzburger Wacht vom 3. August 1926, S. 3. Via Osterreichische Nationalbibliothek
  9. Wolfgang Jacobson, Kees Welten, Hans Helmut Prinzler (Hrsg.): Geschichte des deutschen Films . Springer-Verlag, Berlin / Heidelberg 1993, ISBN 978-3-476-00883-1 , S.   486 .
  10. Daniel Mourenza: Walter Benjamin and the Aesthetics of Film . Amsterdam University Press, ISBN 978-94-6298-017-4 , S.   88 .
  11. F. B. Habel : Zerschnittene Filme. Zensur im Kino. Gustav Kiepenheuer, Leipzig 2003, ISBN 3-378-01069-X , S. 77.
  12. Bernd Loose, Bernd Oesterle: Das große Buch der Kriegsschiffe. 2. Auflage. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1997, ISBN 3-613-01854-3 .
  13. Sergei Eisenstein : Uber mich und meine Filme. Henschelverlag, Berlin 1975, S. 69 ff. und Bildunterschrift 7
  14. Jens Muller: Revolutionare Filmplakate. Abbildung des Filmplakats von Hans Hillmann bei einestages . In: Spiegel Online
  15. Das Casanova-Projekt , abgerufen am 11. Marz 2022
  16. Panzerkreuzer Potemkin. Rekonstruierte Fassung mit neu bearbeiteter Musik . In: Panzerkreuzer Potemkin. Das Jahr 1905. Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 2005, ISBN 3-9807746-3-5 , S.   7 .
  17. Rekonstruierte Fassung mit neu bearbeiteter Musik . In: Panzerkreuzer Potemkin. Das Jahr 1905 . Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 2005, ISBN 3-9807746-3-5 , S.   7 .
  18. Enno Patalas: Die Irrfahrten der POTEMKIN . In: Panzerkreuzer Potemkin. Das Jahr 1905 . Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 2005, ISBN 3-9807746-3-5 , S.   12 .
  19. Anna Bohn: Film und Weltrevolution 1905 ? 1917 ? 1925 . In: Panzerkreuzer Potemkin. Das Jahr 1905 . Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 2005, ISBN 3-9807746-3-5 , S.   27 .
  20. Anna Bohn: Film und Weltrevolution 1905 ? 1917 ? 1925 . In: Panzerkreuzer Potemkin. Das Jahr 1905 . Stiftung Deutsche Kinemathek, Berlin 2005, ISBN 3-9807746-3-5 , S.   28–29 .
  21. Bronenosec Potemkin , abgerufen am 11. Marz 2022
  22. 60 Jahre Klubhaus-Konzerte: erfolgreiche erste Saisonhalfte
  23. 60 Jahre Klubhaus-Konzerte: erfolgreiche erste Saisonhalfte
  24. epd Film 10/2007, S. 59.
  25. Dave Kehr: Critic's choice. New DVDs. Battleship Potemkin. In: The New York Times . 23. Oktober 2007, abgerufen am 18. Februar 2021 .
  26. Richard Corliss: Top 10 DVD's. #5 Battleship Potemkin. In: Time . 9. Dezember 2007, abgerufen am 18. Februar 2021 .
  27. Gerald Wurm: Panzerkreuzer Potemkin - Schnittbericht: DEFA-Fassung (1949) (Schnittberichte.com). Abgerufen am 15. November 2021 .
  28. Bronenosez Potemkin ? Panzerkreuzer Potemkin. Abgerufen am 11. April 2022 .