Panzerkreuzer Potemkin
(russischer Originaltitel
Броненосец Потёмкин
/
Bronenossez Potjomkin
; [
p?t?j?mkin
]) ist ein
Stummfilm
des Regisseurs
Sergei Eisenstein
aus dem Jahr 1925. Er wurde am 21. Dezember 1925 im Moskauer
Bolschoi-Theater
als offizieller Jubilaumsfilm zur Feier der Revolution des Jahres 1905 uraufgefuhrt.
Als
Propagandafilm
sollte
Panzerkreuzer Potemkin
starke emotionale Reaktionen im Sinne der sowjetischen Massenideologien hervorrufen. Er geht aber in Form und Inhalt uber simple Propaganda weit hinaus und wurde mehrfach als einer der einflussreichsten und besten Filme aller Zeiten ausgezeichnet.
Die Handlung lehnt sich sehr frei an die tatsachlichen Ereignisse des
russischen Revolutionsjahres 1905
an, die
Meuterei
der Besatzung des
russischen
Kriegsschiffs
Knjas Potjomkin Tawritscheski
gegen ihre
zaristischen
Offiziere. Die Bezugnahme auf eine gescheiterte Revolution in einem
Propagandafilm
ist schlussig, wenn man die
leninistische Revolutionstheorie
berucksichtigt: Der aufbegehrenden Masse fehlten demnach die fur das Gelingen notwendigen Berufsrevolutionare und die
Kaderpartei
, als die sich spater die
Bolschewiki
erweisen wurden. Die Figur des Wakulintschuk wird zu fruh getotet und gerat eher zufallig in die
revolutionare Situation
, als dass sie diese Rolle ubernehmen konnte.
Sergei Eisenstein selbst beschreibt sein Werk als eine tragische Komposition in ihrer kanonischsten Form ? eine
Tragodie
in funf Akten. Entsprechend werden in diesem Werk auch funf aufeinander folgende Akte durch Zwischenuberschriften klar unterschieden:
1. Der Beginn
Die
Matrosen
der Potemkin sollen faules Fleisch zu essen bekommen. Es kommt zu Unmut; sie weigern sich, die Suppe anzuruhren.
2. Der Aufstand
Der Kapitan beschließt, ein Exempel zu statuieren und einige Matrosen erschießen zu lassen. Nachdem sich die Wache mit den Matrosen solidarisiert hat, kommt es zum Aufstand und die Matrosen ubernehmen das Schiff. Einer der Anfuhrer, Wakulintschuk, wird dabei getotet.
3. Trauer
Wakulintschuks Leiche wird in
Odessa
in einem Zelt auf der Hafenmole aufgebahrt; die Bewohner der Stadt trauern um ihn und solidarisieren sich mit den Matrosen. Sie schenken ihnen Lebensmittel.
4. Die Hafentreppe von Odessa
Die zaristische Armee fangt an, auf die Menschenmenge auf der Treppe zu schießen. Es bricht Panik aus, die Menschen beginnen zu fliehen; dabei gibt es viele Tote und Verletzte.
5. Die Begegnung mit der Flotte
Die Matrosen beschießen das Theater von Odessa, in dem das ortliche regierungstreue Militar untergebracht ist, um die Bevolkerung zu unterstutzen. Anschließend beraten sie, ob sie zum Zweck der weiteren Hilfe landen sollen. Da jedoch bereits ein zaristisches Admiralsgeschwader gegen sie unterwegs ist, beschließen sie, sich dem Kampf gegen dieses zu stellen. Doch beim Aufeinandertreffen der Schiffe kommt es zur Verbruderung zwischen den Matrosen der Potemkin und denen des Admiralsgeschwaders und die Potemkin kann aufs offene Meer fahren.
Im Prinzip gibt es keine stringente, durchkomponierte
Handlung
, was aber im Wesentlichen den
filmtheoretischen
Ansatzen und Ansichten Eisensteins und allgemein denen des Kinos der 1920er Jahre entspricht. Der Filmtheoretiker
Siegfried Kracauer
bemerkt, dass Eisensteins Bezeichnung des Werkes als Tragodie irrefuhrend und fruhere Bezeichnungen als
Chronik
oder
Wochenschau
weit zutreffender sind.
Die Handlung in
Panzerkreuzer Potemkin
tritt hinter dem Ansatz der
Attraktionsmontage
Eisensteins zuruck. Eisenstein geht es darum, durch
Montage
den Zuschauer in Hinblick auf eine bestimmte ideologische Schlussfolgerung zu ?bearbeiten“, emotionale
Affektreaktionen
hervorzurufen. Wie der
Medienwissenschaftler
Wolfgang Beilenhoff
bemerkt, sei der Film im Kontext der sowjetischen Massenutopien entstanden und konstruiert eine auf Gleichheit basierende
Menschenmasse
. In der beruhmten Treppenszene wird diese gewaltsam dekonstruiert. Hierbei soll Mitleid erzeugt und Affekt beim Zuschauer hervorgerufen werden.
Dementsprechend schematisch sind die Akteure der Handlung gezeichnet. Es dominieren
Typen
(Matrose, Offizier, Bettler, Aristokrat, Burger, Mutter) statt individualisierter Personen. Nur der erste Anfuhrer und zugleich erste Martyrer der Meuterei (Wakulintschuk) wird individuell gezeichnet.
Eisenstein testete in diesem Film, der absichtlich im Stil
kommunistischer
Propaganda
gehalten ist, seine Theorien der Filmmontage, wobei die Praxis in die Theoriebildung zuruckwirkte. In der extremen, bis ins kleinste Detail gehenden Durchdringung von Form und Inhalt geht der Film letztlich uber simple Propaganda hinaus. Die fruhen russischen Filmemacher der
Kuleschow
-Schule experimentierten mit der Wirkung von Filmen auf das Publikum. Eisenstein schnitt den Film in der Weise, dass eine moglichst starke emotionale Reaktion hervorgerufen werden sollte. Ziel war es, Sympathie fur die rebellischen Matrosen und Antipathie gegenuber den tyrannischen Vorgesetzten zu erregen. Die Handlung ist einfach gehalten, um dem Publikum klar vor Augen zu fuhren, mit welchen Handlungstragern es sympathisieren soll.
Eisensteins Film war ein großer Erfolg.
Panzerkreuzer Potemkin
fand beim russischen Publikum großen Anklang und wurde an ausgewahlten Orten weltweit vorgefuhrt, wo das Publikum ebenfalls positiv reagierte. Im Stil von Propaganda gehalten, wurde der Film begeistert aufgenommen und machte Eisenstein als Regisseur weltbekannt.
Die bekannteste Szene ist das Massaker auf der Treppe zum Hafen von
Odessa
: Zaristische Soldaten marschieren in rhythmischem Schritt eine endlos lang erscheinende Treppe hinunter, wahrend sie in eine Menschenmenge feuern, die auf der Treppe nach unten zu fliehen versucht. Dabei entgleitet einer verletzten Kinderschwester der Kinderwagen und trudelt hinunter, ohne aufgehalten zu werden.
Diese Szene wurde spater vielfach in Filmen imitiert und parodiert. Eine der beruhmtesten
Hommagen
findet sich in
Brian De Palmas
Version von
The Untouchables ? Die Unbestechlichen
(1987). Auch
Woody Allen
spielte auf diese Szene in seinem Film
Bananas
an; ebenso
Terry Gilliam
in
Brazil
, wo der Kinderwagen durch einen Bodenreiniger mit Schlauchen ersetzt wird. Auch
Anno Saul
parodierte die Szene in seiner Komodie
Kebab Connection
.
Originalszenen des Massakers auf der Treppe wurden fur das Video zum Song
Intervention
(2007) der Indie-Band
Arcade Fire
benutzt. Schließlich fand sie Eingang in die von
Frank Castorf
verantwortete Inszenierung von
Wagners
Tetralogie
Der Ring des Nibelungen
bei den
Bayreuther Festspielen
2013, wo in der
Gotterdammerung
ein mit einem Kartoffelsack beladener Kinderwagen uber eine lange Treppe hinunterfahrt. Obwohl die Szene in dieser Form fiktiv ist, machte sie die
Potemkinsche Treppe
von Odessa beruhmt.
Hans Richter
(1888?1976) der deutsche Maler, Kunstschriftsteller und
Filmkunstler
schrieb
1925
in:
Kopfe und Hinterkopfe,
Zurich 1967, S. 111:
≫Ich wohnte der
Premiere
von ?Potemkin? in der ?Alhambra? am
Kurfurstendamm
, einem der elegantesten Berliner Theater, bei. Etwas Ahnliches habe ich weder vorher noch nachher jemals im
Kino
erlebt. Die deutsche Zensur wollte den Film verbieten. Aber da das uberall verfemte Deutschland der Nachkriegszeit mit der
Sowjetunion
gerade erst einen Handelsvertrag abgeschlossen hatte, ließ man funf gerade sein und den Film durch. Allerdings hatte man zur Bewachung dieses verdachtigen Werks doch einige Dutzend Polizisten in voller Uniform uber das Theater (zur Abschreckung) verteilt. Es entwickelte sich aber ganz anders als vorausgesehen. Schon nach den ersten zwanzig Minuten waren die Gemuter der Berliner (nach einer verlorenen
Revolution
, einer gewonnenen
Inflation
, nach Marschen und
Putschen
) in Siedehitze geraten. Das war ja ihre eigene, allerdings verpfuschte Revolution, die sie da sahen. Dieses madige Fleisch, das war ja ihre Kriegsnahrung, diese
Kosaken
, das waren ja ihre
Reichswehr
…≪
1957 malte
Francis Bacon
sein Bild
Study for the Nurse in the Battleship Potemkin
, das im Frankfurter
Stadel
hangt. Er war vom Schrei der Kinderschwester auf der Treppe, der ins Auge geschossen wird, so beeindruckt, dass er ihn zu seinem beruhmten Gemalde
Papst Innozenz X.
inspirierte.
Panzerkreuzer Potemkin
wurde als einer der einflussreichsten Filme aller Zeiten bezeichnet und mehrfach, unter anderem in den 1950er Jahren vom britischen Kinomagazin
Sight & Sound
und 1958 auf der
Weltausstellung in Brussel
, zum ?besten Film aller Zeiten“ gekurt.
2003 erstellte die
Bundeszentrale fur politische Bildung
in Zusammenarbeit mit zahlreichen Filmschaffenden einen
Filmkanon
fur die Arbeit an Schulen und nahm diesen Film in ihre Liste mit auf.
?Eine bis dahin unbekannte Rhythmik und Dynamik des Schnitts macht den
Revolutionsfilm
zu einem besonders eindringlichen Werk, das die Herrschenden und Beherrschten polemisch kontrastiert und den Zuschauer uber den Weg der Emotionen zu politischen Erkenntnissen fuhren will. Nicht nur
filmhistorisch
, sondern auch als Lehrstuck fur filmische
Agitation
interessant.“
Die erste eigene
Filmmusik
wurde von
Edmund Meisel
1926 fur die deutsche Fassung komponiert. Der Film war zuvor ohne Originalmusik, nur mit Zusammenstellungen aus Werken klassischer Komponisten wie
Beethoven
und
Tschaikowski
, aufgefuhrt worden. Eisenstein wunschte sich, dass jede Generation ihre eigene Musik zu seinem Film komponieren sollte.
1930 stellte Meisel eine komplette Tonfassung fur den Film her, die auch Gerausche und knappe Dialoge enthalt. Die gesamte Komposition wurde auf funf
Nadeltonplatten
aufgenommen und im Kino synchron zum Film abgespielt. Die obligatorischen Zwischentitel des Films konnten damit entfallen.
[4]
1950 komponierte Nikolai Krjukow die Musik fur eine Neufassung des Films. 1976 wurden fur eine in der Sowjetunion restaurierte Fassung, die ?Jubilaumsfassung“, Ausschnitte aus Sinfonien von
Schostakowitsch
verwendet. Im Jahr 1985 schrieb der amerikanische Komponist
Chris Jarrett
eine Klavierbegleitung zum Film fur seine Live-Auftritte. Mit einer neueren Version davon tourt er noch heute.
1985 wurde
Mark-Andreas Schlingensiepen
beauftragt, fur die
Junge Deutsche Philharmonie
eine Orchesterfassung der Originalmusik Edmund Meisels zu verfassen, da das Original im Wesentlichen in Form eines Klavierauszugs uberliefert war. Gleichzeitig wurde auf der Grundlage dieses Klavierauszuges eine Rekonstruktion des filmischen Ablaufs durch
Enno Patalas
vom
Filmmuseum Munchen
vorgenommen. Diese Neufassung des Films und der Musik hatte Premiere in der Eroffnungswoche der
Kolner Philharmonie
und wurde anschließend auch im
Gasteig
in
Munchen
und in der
Alten Oper
in
Frankfurt
gespielt. Das italienische Fernsehen der Schweiz (
RTSI
) produzierte eine Fernsehfassung unter der Leitung von Schlingensiepen. Auszuge der Tonaufnahme wurden beim Label edel veroffentlicht und spater mit dem
Preis der deutschen Schallplattenkritik
(Vierteljahresliste) ausgezeichnet.
Im Jahr 2004 vertonten die
Pet Shop Boys
den Film mit den
Dresdner Sinfonikern
neu; produziert wurde dies von
Sven Helbig
.
Torsten Rasch
orchestrierte die Musik. Bisher ist diese Version in London, Segovia, Frankfurt, Bonn, Berlin, Hamburg und Dresden live aufgefuhrt worden. Der Soundtrack erschien 2005 unter dem Titel
Battleship Potemkin
. Im Jahr 2017 vertonte Edison Studio den Film fur Cineteca di Bologna Potemkin DVD.
[5]
Der Film sollte 1926 in die deutschen Kinos kommen. Die Verleihfirma
Prometheus Film
veranderte ihn jedoch schon vor der Zensurvorlage durch Kurzungen und Veranderungen der Zwischentitel, um eventuellen Auflagen zuvorzukommen. Auf Betreiben von Justiz- und Reichswehrministerium wurden danach alle Szenen, in denen Offiziere von aufstandischen Matrosen uber Bord geworfen werden, herausgeschnitten. Auch zu den Szenen an und auf der Odessaer Treppe gab es detaillierte Anordnungen, die bezweckten, dass Tote oder Sterbende sowie Beine von Menschen, die uber Verletzte steigen, nicht zu sehen waren. Selbst der gesamte Szenenkomplex mit dem Kinderwagen fehlt in dieser Fassung. Zeitweise war die Auffuhrung des Films, der bis Juli 1926 in vielen Stadten
Preußens
mit großem Erfolg gelaufen war,
[6]
ganzlich verboten.
[7]
So gab im Sommer 1926 das Stuttgarter Polizeiprasidium bekannt, die Auffuhrung zu verbieten, weil ?auch die vorgenommenen Anderungen seine aufreizenden und den Staat sowie die offentliche Ordnung und Sicherheit gefahrendenen Wirkungen nicht verringert haben“.
[8]
Seine Anhanger ? darunter
Lion Feuchtwanger
,
Klabund
,
Max Liebermann
,
Heinrich Zille
,
Leopold Jessner
,
Alfred Kerr
,
Hans J. Rehfisch
und
Johannes R. Becher
? erreichten durch publizistische Aktionen und Demonstrationen die Aufhebung des Verbotes, allerdings um den Preis weiterer Kurzungen und Anderungen des Wortlauts der Zwischentitel. Am 2. Oktober 1926 gab die
Filmprufstelle
den Film in stark zensierter Form und mit einem Jugendverbot zur Auffuhrung frei.
[9]
[10]
Herbert Ihering
kritisierte im
Berliner Borsen-Courier
die entstellende Wirkung dieser Kurzungen:
?Sie marschieren noch die Treppe hinunter. Aber schießen sie noch? Man kann es kaum sehen. Fallt jemand? Schon ist es voruber. […] Es ist das beste Zeugnis fur den Wert des Films und den Unwert der Bearbeitung, daß mit der Vernichtung der menschlichen Gesinnung auch die kunstlerische Wirkung dahin ist.“
- Der deutsche Titel
Panzerkreuzer Potemkin
ist genau genommen ein Ubersetzungsfehler. Aus der Originalbezeichnung
Bronenossez Potjomkin
sowie aus den technischen Parametern geht hervor, dass die
Knjas Potjomkin Tawritscheski
ein
Linienschiff
(Schlachtschiff) war. Der russische Terminus
Eskadrenny Bronenossez
bedeutet sachgemaß ubersetzt ?Geschwaderpanzerschiff‘. In Russland war dies bis 1907 die offizielle Bezeichnung eines Linienschiffes, das nach 1907 als
Lineiny Korabl
(Linienschiff) bezeichnet wurde. Demnach hatte
Bronenossez Potjomkin
als ?Gepanzertes Schiff Potjomkin‘ oder vielleicht ?Panzerschiff Potjomkin‘ ubersetzt werden mussen. Fur die Bezeichnung ?Panzerkreuzer‘ galt in Russland der Terminus
Bronenosny Kreiser
.
[12]
- Da das eigentliche Schiff
Knjaz Potjomkin
1923?25 abgewrackt worden war, fanden die Dreharbeiten auf dem abgetakelten Barbettschiff
Dwenadzat Apostolow
, das 1925 als
Depotschiff
fur
Minen
diente, sowie auf dem Kreuzer
Komintern
statt.
[13]
Die am Ende des Films stehende Konfrontation des Schiffes mit einem kaisertreuen Geschwader (elf Schiffe ? funf Schlachtschiffe und sechs Zerstorer) ist eine Fiktion. Die 1905 im Schwarzen Meer befindlichen russischen Schiffe waren veraltet und hatten es nie ernsthaft auf einen Kampf mit der
Potjomkin
ankommen lassen konnen.
- Ein Filmplakat fur das deutschsprachige Publikum wurde 1966 vom Grafiker
Hans Hillmann
entworfen. Es zeigt die
piktogrammartig
stilisierten
Silhouetten
zweier Geschutzrohre eines Panzerkreuzers. Aufgrund seiner formalen Reduziertheit und grafischen Pragnanz zahlt der Schwarzweiß-Entwurf Hillmanns zu den bekanntesten Filmplakaten.
[14]
- Eine detaillierte Beschreibung des gesamten Films ? der dort allerdings den Titel
Panzerkreuzer Orlow
tragt ? findet sich in
Lion Feuchtwangers
Roman
Erfolg
. Hier wird die starke Wirkung auf das Publikum dargestellt.
- In dem Film
Das Casanova-Projekt
mit
Alfred Edel
wird ausfuhrlich und kontrovers uber das Aussehen der Treppe in dem Film von Eisenstein diskutiert (?Panzerkreuzer haben keine Treppen!“)
[15]
.
Auf der 55.
Berlinale
2005 wurde eine restaurierte, ungekurzte Version aufgefuhrt (Berliner Fassung) mit einer Lange von 1388 m bzw. 70 Minuten bei 18 Bildern/Sekunde.
[16]
Die Rekonstruktion 2005 wurde von Enno Patalas in Zusammenarbeit mit Anna Bohn verantwortet.
[17]
Sie enthalt unter anderem eine langere Fassung des Massakers auf den Treppen von Odessa, 133 Zwischentitel in originaler grafischer Gestaltung und 13 textgetreu rekonstruierte,
[18]
darunter das Motto von
Leo Trotzki
, das der Zensur zum Opfer gefallen war. Dem Aufstand der Matrosen hatte Eisenstein ein Motto vorangestellt, das Leo Trotzkis Werk
Russland in der Revolution
(Dresden, 1909) entnommen war: ?Der Geist des Aufruhrs schwebte uber dem russischen Lande. Irgend ein gewaltiger und geheimnisvoller Prozeß vollzog sich in zahllosen Herzen; es losten sich die Bande der Furcht, die Individualitat, die eben erst sich selbst erkannt hatte, ging in der Masse und die Masse in dem großen Elan auf.“
[19]
Das Motto ist in englischer Sprache in einer ca. 1929 datierenden Nitro-Kopie der London Film Society uberliefert; Anna Bohn fand bei Archivrecherchen in Moskau den Beleg des Trotzki-Mottos in russischer Sprache in dem Typoskript eines Filmprotokolls von Ippolit Sokolov.
[20]
Das Typoskript diente als Grundlage fur den rekonstruierten Zwischentitel. Fur diese Fassung des Films wurde Edmund Meisels Musik von
Helmut Imig
mit dramaturgischer Beratung von Lothar Prox neu bearbeitet. Es spielte das
Deutsche Filmorchester Babelsberg
unter der Leitung von Helmut Imig. Diese Fassung wurde am 27. Januar 2008 auch in der
Lichtburg Essen
gezeigt.
[21]
Bis heute wurde sie wiederholt aufgefuhrt, z. B. im
Kino Babylon
in Berlin.
Im Januar 2009 war sie im Rahmen ?60 Jahre Klubhauskonzerte“ unter Mitwirkung des
Tschaikowsky Sinfonieorchester Moskau
[22]
in sechs Schweizer Stadten (Bern, Basel, Luzern, Genf, St. Gallen und Zurich) zu sehen. Eingeleitet wurde der Film mit der
11. Sinfonie
Schostakowitschs, die sich kritisch mit der revolutionaren Geschichte Russlands auseinandersetzt,
[23]
dirigiert von
Wladimir Fedossejew
. Der Film wurde nicht mit Meisels Original-Begleitmusik untermalt, sondern mit Auszugen aus der 4. und 11. Sinfonie von Schostakowitsch, arrangiert von Armin Brunner und dirigiert von
Frank Strobel
.
Bei Transit Classics ist 2007 die ?weltweit beste Fassung“
[24]
mit der Musik von Edmund Meisel erschienen unter Beigabe von Bonusmaterial. In den USA brachte Kino International die rekonstruierte Fassung 2007 auf DVD heraus.
[25]
Vom Time Magazine wurde die DVD zu Nr. 5 der 10 Top Ten DVDs des Jahres 2007 gekurt.
[26]
Bei der in Deutschland verfugbaren 63-minutigen
DEFA
-Fassung von 1949 liegen uber 130 dokumentierte Abweichungen im Vergleich zur 2005 rekonstruierten Originalversion vor, teils relevante Kurzungen um drastische Szenen auf der Treppe von Odessa und der Meuterei auf dem Schiff.
[27]
Die Musik stammte von Nikolai Krjukow, die Kino-Urauffuhrung war am 17. November 1950.
[28]
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