Paevaleht
(?Tageblatt“) war eine
estnische
Tageszeitung, die von 1905 bis 1940 erschien.
Im Sommer 1905 beantragte der Ubersetzer, Schriftsteller und Journalist
Peeter Grunfeldt
, der zuvor bei diversen estnischen Zeitungen (u. a. bei
Postimees
) Erfahrung gesammelt hatte, gemeinsam mit dem Schriftsetzer Jaak Jurine (1875?1939) eine Genehmigung zur Grundung einer neuen Zeitung in Tallinn. Nach Erteilung der Genehmigung dauerte es noch bis Dezember des Jahres, ehe die erste Nummer erschien, da Grunfeldt selbst kein Kapital hatte. Nach dem Verkauf des Herausgaberechts an den Verleger Andres Pert, dessen eigene Zeitung ?Uus Aeg“ wie alle anderen estnischen Zeitungen nach Ausrufung des Ausnahmezustands am 10. Dezember
jul.
/
23. Dezember
1917
greg.
infolge der
revolutionaren Ereignisse
[1]
gerade geschlossen war, konnte die neue Tageszeitung im Dezember ihr Erscheinen aufnehmen.
Die erste Nummer von
Paewaleht
(damalige Orthographie, die bis zum Schluss im Titel der Zeitung verwendet wurde) kam am 16. Dezember
jul.
/
29. Dezember
1905
greg.
[2]
heraus, ab 1906 erschien die Zeitung dann sechsmal pro Woche (sonntags nicht, von Juli bis Dezember 1906 montags nicht). In den Nachwehen der
Oktoberrevolution
wurde die Zeitung am 16. Dezember
jul.
/
29. Dezember
1917
greg.
geschlossen, konnte aber im Januar 1918 wieder erscheinen. Wahrend der
deutschen Besetzung
Estlands im
Ersten Weltkrieg
war das Erscheinen jedoch wieder untersagt, lediglich am 25. Februar 1918 kam eine einblattrige Einzelnummer heraus, die unter anderem das
Unabhangigkeitsmanifest
Estlands brachte.
Am 12. November 1918 nahm die Zeitung ihr Erscheinen wieder auf. Seit dem Januar 1921 gab es sieben Ausgaben pro Woche, jedoch folgten noch mehrmals langere Perioden mit sechs Ausgaben pro Woche (montags nicht). Seit Juli 1925 erschien die Zeitung bis zu ihrer Einstellung ununterbrochen sieben Mal pro Woche.
Die letzte Nummer erschien, bedingt durch die
Sowjetisierung
Estlands, am 26. Juli 1940. Als Nachfolgerin gilt die ab dem 18. September 1940 gedruckte ?Noorte Haal“ (?Stimme der Jugend“). Wahrend der
deutschen Besetzung Estlands
im
Zweiten Weltkrieg
wurde eine Wiederbelebung der alten Zeitung versucht, jedoch konnte nur eine einzige Ausgabe am 29. August 1941 erscheinen.
[3]
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Publikation als ?Noorte Haal“ fortgesetzt, bis die Zeitung im Zuge der
Singenden Revolution
am 1. Februar 1990 wieder in ?Paevaleht“ umbenannt wurde. Diese Zeitung fusionierte 1994 mit zwei anderen Zeitungen und erscheint seitdem als
Eesti Paevaleht
, das heute neben dem
Postimees
die zweite große Tageszeitung in Estland ist.
Luiga und Tammer waren zeitweilig gemeinsam Chefredakteure. Der Prosaist
Jakob Mandmets
arbeitete von 1906 bis 1910 und ab 1916 bis zu seinem Tode (1930) in der Redaktion.
Bedingt durch die anfangliche Monopolsituation war die Auflage sofort sehr hoch und betrug 12.000?15.000 Exemplare. In der zweiten Halfte der 1920er und den 1930er Jahren betrug die Auflage bis zu 50.000.
[4]
Die Zeitung wird als ?erste politisch unabhangige Zeitung Estlands“ betrachtet
[5]
und wurde unter Georg Luiga zur großten Zeitung Estlands in der Zwischenkriegszeit.
[6]
In den Spalten des
Paevaleht
sind wie in Estland ublich auch regelmaßig literarische Werke zum ersten Male erschienen, darunter auch Romane, die spater gar nicht als Buch herausgekommen sind wie beispielsweise
Mart Rauds
Uued inimesed
(Neue Menschen, 1925 ab dem 14. Marz
[7]
), in dem die Neusiedlerthematik behandelt wird.
[8]
- Peeter Grunfeldt: ?Paewalehe“ esimesed eluaastad, in: Paewaleht, 29. Dezember 1925, S. 5?6.
(Estnisch)
- Peatukke Eesti ajakirjanduse ajaloost 1900?1940
. Koost. Epp Lauk. Tartu: Tartu Ulikooli Kirjastus 2000. 262 S.
- ↑
Sulev Vahtre: Eesti ajalugu. Kronoloogia. Tallinn: Olion 2007, S. 168.
- ↑
Erste Nummer im Estnischen Zeitungsarchiv
DIGAR
- ↑
(nicht digitalisiert, Eintrag im estnischen Verbundkatalog).
- ↑
Eestikeelne ajakirjandus 1766?1940. II: O?U. Toimetanud Endel Annus ja Tiina Loogvali. Tallinn: Eesti Akadeemiline Raamatukogu 2002, S. 540.
- ↑
Eesti ajalugu V. Parisorjuse kaotamisest Vabadussojani. Tartu: Ilmamaa 2010, S. 389.
- ↑
Eesti kirjanike leksikon. Koostanud Oskar Kruus ja Heino Puhvel. Tallinn: Eesti Raamat 2000, S. 306?307.
- ↑
(Estnisch) Erste Folge von Mart Rauds Roman ?Neue Menschen“.
- ↑
Cornelius Hasselblatt
: Geschichte der estnischen Literatur. Von den Anfangen bis zur Gegenwart. Berlin, New York: Walter de Gruyter 2006, S. 482.