Otto Josef Matthaus Zykan
(*
29. April
1935
in
Wien
; †
25. Mai
2006
in
Sachsendorf
) war ein
osterreichischer
Komponist
, Sprachkunstler und
Pianist
.
[1]
Otto M. Zykan erhielt bereits fruh Klavierunterricht innerhalb der Familie, zunachst ab 1939 durch seinen Vater, den Komponisten
Otto Zykan
(1902?1989), ab 1940 bei seiner Großmutter vaterlicherseits, welche Schulerin von
Theodor Leschetizky
war.
[1]
[2]
Wahrend seines Klavierstudiums an der Wiener Musikhochschule bei
Josef Dichler
,
Richard Hauser
und
Bruno Seidlhofer
[2]
sowie dem Kompositionsstudium bei
Karl Schiske
[2]
zeichnete er sich fruh durch seine musikalische und kunstlerische Vielseitigkeit aus und war Schopfer heterogener musikalischer Werke sowie
dadaistisch
gepragter Sprach- und Verskunst.
Als Komponist begann er mit
dodekaphonischen
Werken, so im fruhen Klavierkonzert, das bei den Innsbrucker Jugendkulturwochen 1963 einen Preis erhielt. Sehr bald interessierte ihn nicht nur die Erfindung von Musik, sondern auch die metamusikalische Ebene: das Ritual der musikalischen Auffuhrung, die musikalische Struktur von sprachlichen Werken, das Theatralische von Musik, analog zum instrumentalen Theater von
Mauricio Kagel
, der Schaffensprozess des Komponierens, die Reflexion uber musikalisches und literarisches Schaffen. Die Emanzipation von der reinen
Zwolftonmusik
und von deren Erfinder
Arnold Schonberg
außerte sich auch in kritischer Auseinandersetzung mit diesem selbst: mit Schonbergs unglucklicher Außerung, er habe der deutschen Musik die Vorherrschaft fur die nachsten hundert Jahre gesichert, oder in der Kritik an einem unterwurfigen Brief Schonbergs an den
Donaueschinger
Fursten
Max Egon II. zu Furstenberg
, der 1921 als Mazen an der Grundung der ?Kammermusikauffuhrungen zur Forderung der zeitgenossischen Tonkunst“, heute
Donaueschinger Musiktage
teilhatte. Das Stuck
Die Staatsoperette
(1977) fuhrte zu einem handfesten Skandal, in der Folge sogar zu Kirchenbann und Debatten im Parlament. Der mit
Franz Novotny
produzierte Film wurde nie mehr ausgestrahlt. Die Erstauffuhrung als Buhnenstuck erfolgte erst im August 2016 anlasslich der
Bregenzer Festspiele
.
Zykan widersetzte sich auch beharrlich der Vermarktung seiner Musik. Er legte zwar großen Wert auf minutiose Dokumentation seiner Arbeit, suchte aber zu seinen Lebzeiten zu verhindern, dass Auffuhrungen ohne ihn und ohne seine Aufsicht stattfanden. Manchmal gingen auch die Unterlagen zu seinen Kompositionen nach der
Urauffuhrung
verloren oder wurden zerstort.
Fruh beruhmt geworden war der ehemalige
Sangerknabe
als Schonberg-Spezialist am Klavier. Zu seinen bekanntesten Kompositionen zahlen die
Oper oder Ode oder Opernode
Singers Nahmaschine ist die beste
(1966), von der es auch eine Filmfassung gibt,
Kunst kommt von Gonnen
(1980) oder seine
Humanic
-Werbung. In den letzten Jahrzehnten schuf er Werke mit Video-Performances fur Festivals ?
Odysseus
(1994) ?, wie etwa zur
Linzer Klangwolke
, zu den
Wiener Festwochen
etc.,
Kammermusik
sowie Buhnenmusik fur das
Burgtheater
Wien, sowie zuletzt das im Dezember 2005 von
Heinrich Schiff
und den
Wiener Philharmonikern
unter
Zubin Mehta
uraufgefuhrte Konzert fur Violoncello und Orchester mit dem Titel
Beethovens Cello
. 2003 komponierte er die Musik zu
Nestroys
Hollenangst
fur die
Nestroy-Spiele Schwechat
.
Zykan lebte bis zu seinem Tod als freischaffender Komponist in Wien. Wie seine Lebensgefahrtin
Irene Suchy
bestatigte, starb er in der Nahe seines Hauses in Sachsendorf beim Radfahren.
[3]
Er wurde auf dem Friedhof in
Reinprechtspolla
beerdigt.
- 1958: Internationaler Darmstadter Klavierwettbewerb fur Neue Musik: Erster Preis (Kranichsteiner Musikpreis)
[4]
- 1964: Forderungspreis der Stadt Wien
[5]
- 1990: Preis der Stadt Wien fur Musik
[6]
- Suite
? fur zwei Blockfloten und Gitarre (1956/1957)
[7]
- Sonate
? fur Violoncello und Klavier (1958)
[7]
- O, Santa Caecilia und andere Pechvogel
? fur Flote und Klavier (1965)
[7]
- Miles Smiles
? fur Bass, Klarinette, Horn, Perkussion, Vibraphon und Violoncello (1970)
[7]
- Koloriertes Klavierstuck
? fur 6 Instrumente (1971)
[7]
- Funf Aphorismen nach
Friedrich Achleitner
? fur Englischhorn, Perkussion, Vibraphon, Klavier und Kontrabass (1971)
[7]
- Verborgene Erinnerungen
? fur Vibraphon, Klavier und Violoncello (1973)
[7]
- Nachtstuck fur ein Schiff
? fur Klavier und Violoncello (1975)
[7]
- Satz fur Streichquartett
? aus der ?Symphonie aus der heilen Welt“ (1977)
[7]
- Drei Streichquartette
? fur Violine, Viola, Violoncello und einen Sprecher (1984)
[7]
- Trio
? fur Violine, Violoncello und Klavier (1986)
[7]
- Zwei Klavierstucke (1956/1957)
- Stucke fur Eva-Maria ? fur Klavier (1956/1957)
- Variationen uber ein franzosisches Volkslied ? fur Klavier (1956/1957)
- Variationen uber ein eigenes Thema ? fur Klavier (1956/1957)
- Praludium und Fuge ? fur Klavier (1956/1957)
- Kleine Suite ? fur Gitarre (1958)
- Zwei ahnliche Stucke ? fur Flote (1966)
- Gold
? Zeichentrickfilmmusik (1959)
[7]
- Schach dem Herztod
(1971)
[7]
- Die Wiener Schule
? Film (1971)
[7]
- Passionsmusik
? zum TV-Portrat uber
Gerhard Schmidinger
und den Boxer
Hans Orsolics
(1973)
[7]
- Lehrstuck am Beispiel Schonberg
? Konzert mit Film (1974)
[7]
- Hausmusik
? Gegenstande tonen, wenn man sie anruhrt. TV-Film (1974)
[7]
- Portratfilm Dieter Kaufmann
(1975)
[7]
- Staatsoperette
? TV-Film gemeinsam mit
Franz Novotny
und H. Preiner (1976/1977)
[7]
- Exit … Nur keine Panik
? Musik zum gleichnamigen Film von Franz Novotny (1980)
[7]
- Strudlhofstiege
? Musik zur Verfilmung des gleichnamigen Romans von Heimito von Doderer (1988)
[7]
- Mesmer
? Filmmusik zur Hollywoodproduktion (1994)
[7]
- Wolfgang Gratzer
:
Zykan, Otto M. (Matthaus).
In:
Oesterreichisches Musiklexikon
.
Online-Ausgabe, Wien 2002 ff.,
ISBN 3-7001-3077-5
; Druckausgabe: Band 5, Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006,
ISBN 3-7001-3067-8
.
- Genossenschaft Deutscher Buhnen-Angehoriger
(Hrsg.):
Deutsches Buhnen-Jahrbuch 2007
. Verlag der Buhnenschriften-Vertriebsgesellschaft, Hamburg, S. 875,
ISSN
0070-4431
- Otto M. Zykan, hrsg. von
Irene Suchy
:
Zykan ? Staat ? Kunst.
Band I:
Libretti
. Hollitzer, Wien 2016,
ISBN 978-3-99012-315-7
.
- Otto M. Zykan, hrsg. von
Irene Suchy
:
Zykan ? Weise ? Poesie.
Band II:
Allerorten veroffentlichte, der Vertonung nicht abgeneigte Texte
. Hollitzer Verlag, Wien 2016,
ISBN 978-3-99012-318-8
.
- ↑
a
b
Wolfgang Gratzer:
Zykan, Otto M. (Matthaus)
.
In:
Oesterreichisches Musiklexikon online
; abgerufen am 28. November 2022.
- ↑
a
b
c
Biografie Otto M. Zykan.
In: Musikdatenbank von mica ? music austria, 1. Februar 2021; abgerufen am 28. November 2022.
- ↑
Tod beim Radfahren ? Komponist Otto M. Zykan verstorben
.
In:
Wiener Zeitung
, 25. Mai 2006; abgerufen am 28. November 2022.
- ↑
Kranichsteiner Musikpreis.
(PDF; 118 kB) Internationales Musikinstitut Darmstadt
- ↑
Forderungspreis (der Stadt Wien) #Musik (seit 1951)
im
Wien Geschichte Wiki
der Stadt
Wien
- ↑
Preis der Stadt Wien #Musik (1947 ? dato)
im
Wien Geschichte Wiki
der Stadt
Wien
- ↑
a
b
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r
s
t
u
v
Werkeverzeichnis Otto M. Zykan.
In: Musikdatenbank von mica ? music austria, 1. Februar 2021; abgerufen am 28. November 2022.