Reinhold Ludwig Otto Lentz
(*
7. Januar
1873
in
Culm
; †
14. Juli
1952
in
Berlin
[1]
) war ein deutscher
Hygieniker
und
Bakteriologe
und von 1945 bis 1949 Direktor des
Robert-Koch-Instituts
.
Die fruhen Mitarbeiter am Robert-Koch-Institut (Lentz 1902?1906)
Lentz promovierte 1895 in Gottingen uber ?Osteochondritis syphilitica und Rachitis congenita“.
[2]
Danach war er Assistent am Hygienischen Institut und an der Psychiatrischen Klinik in Gottingen sowie am
Stadtischen Krankenhaus Moabit
in Berlin, Hilfsarbeiter im
Preußischen Kultusministerium
, Mitarbeiter am
Institut fur Infektionskrankheiten
, Leiter der Bakteriologischen Untersuchungsanstalten in
Idar a.d. Nahe
und
Saarbrucken
im Zusammenhang mit der
Typhusbekampfung
im Sudwesten des Reiches.
Von 1908 bis 1912 war er Vorsteher der Seuchenabteilung im Institut fur Infektionskrankheiten. Seit 1913 in der bakteriologischen Abteilung im
Kaiserlichen Gesundheitsamt
beschaftigt, wurde Lentz 1915 Geheimer Medizinalrat und Vortragender Rat im Preußischen Innenministerium und 1920 im
Ministerium fur Volkswohlfahrt
. 1934 wurde er in den Ruhestand versetzt, worauf er zwischen 1935 und 1945 diese Amter niederlegte und in einem bakteriologischen Institut arbeitete.
[3]
Er wurde 1910 Mitglied der Berliner
Freimaurerloge
Zum Widder
.
Am 14. Mai 1945 wurde mit Genehmigung der
Sowjetischen Militaradministration
eine Berliner Stadtische Selbstverwaltung gegrundet, deren Leiter fur das Gesundheitswesen
Professor Sauerbruch
war. 1945 wurde Lentz Vorsteher des Robert-Koch-Institutes fur Hygiene und Infektionskrankheiten. Im Zuge des Neuaufbaus der Abteilung fur Gesundheitsdienst wurden durch Verfugung des
Magistrats der Stadt Berlin
vom 23. Oktober 1945 die ehemaligen Reichsinstitute, namlich das Reichsgesundheitsamt, das Robert-Koch-Institut und die
Reichsanstalt fur Wasser- und Lufthygiene
als Zweigdienststellen im
Zentralinstitut fur Hygiene und Gesundheitsdienst
zusammengeschlossen.
[4]
Die Leitung wurde dem Prasidenten Lentz ubertragen, der in dieser Position bis zu seiner Pensionierung im Marz 1949 blieb.
1948 wurde er Ordinarius fur Hygiene der neu gegrundeten
Freien Universitat Berlin
. Die Leitung des Hygiene-Instituts der Freien Universitat Berlin fuhrte er daruber hinaus bis zu seinem Tod 1952 fort.
Lentz begann seine Arbeit am Hygiene-Institut unter extrem schwierigen Bedingungen. Er genoss zwar das Gastrecht am Robert-Koch-Institut, doch musste er dort sogar sein Arbeitszimmer verteidigen; zwar konnte er von amerikanischen Bucherspenden profitieren, doch musste er um einfachste Arbeitsmittel wie Mikroskope und den eigenen Telefonanschluss fur das Hygiene-Institut kampfen. Wissenschaftlich wurde unter Lentz zu Themen wie der Ausdifferenzierung von Bakterien der
Corynegruppe
mit Hilfe von Bakteriennahrboden und die Behandlung von
Diphtherie
-Dauerausscheidern geforscht. Zudem wurden Desinfektionsversuche mit der antiseptischen Seife Falkosept durchgefuhrt, Autovaccine bei Rheumatikern hergestellt und zu Agglutinationen mit
Mikrokokken
,
Staphylokokken
und
Streptokokken
sowie zur Zuckervergarung von Mikrokokkenstammen gearbeitet. Hinzu kamen Wachstumshemmversuche von Mikrokokken mit Tuberkulosebazillen, Sterilisationsversuche im Autoklaven und Scharlachstreptokokken Zuchtungsversuche.
[5]
- Osteochondritis syphilitica und Rachitis congenita
. Hrsg.: Universitat Gottingen; Dissertation. Dieterichsche Universitats Buchdruckerei, Gottingen 1895.
- Die Seuchenbekampfung und ihre technischen Hilfsmittel : ein Wegweiser fur praktische und beamtete Arzte, Verwaltungsbeamte, Krankenhausleiter, Desinfektoren, Gesundheitsaufseher, Krankenpfleger und -pflegerinnen
. Simion, Berlin 1917.
- Gemeinverstandliche Belehrungen uber die ubertragbaren Krankheiten (im Auftrage des Herrn Ministers fur Volkswohlfahrt)
. Hrsg.: Ministerium fur Volkswohlfahrt. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Berlin 1926.
- Handbuch der Pockenbekampfung und Impfung
. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Berlin 1927.
- Schadlingsbekampfung mit hochgiftigen Stoffen : eine Anleitung fur den Unterricht und die Prufung in der Anwendung von Blausaure fur die Schadlingsbekampfung ; Mit einem Anhang Zusammenstellung aller z. Z. in Deutschland geltenden Erlasse und Verordnungen uber die Schadlingsbekampfung mit Blausaure
. Verlagsbuchhandlung von Richard Schoetz, Berlin 1934.
- Die Vererbung der Krebsveranlagung
(= Dt. Akad. der Naturforscher Leopoldina [Hrsg.]:
Nova acta Leopoldina
.
Band
14, 101
). 1944,
ISSN
0369-5034
,
S.
51?99
.
- Krebs und Vererbung : eine Stammbaumforschung
(=
Arbeiten aus dem Staatlichen Institut fur Experimentelle Therapie und dem Georg-Speyer-Hause zu Frankfurt am Main
.
Band
45
). Fischer, 1947,
ISSN
0365-6705
.
- ↑
Sterberegister StA Wilmersdorf von Berlin, Nr. 1370/1952
- ↑
GVK - Gemeinsamer Verbundkatalog
- ↑
Berliner Mikrobiologische Gesellschaft e. V.
- ↑
Bundesarchiv Reichsanstalt fur Wasser- und Luftgute
- ↑
Institut fur Hygiene und Umweltmedizin
- ↑
Mitgliedseintrag von
Otto Lentz
bei der
Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
, abgerufen am 29. September 2016.