Ossewabrandwag

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Der Ossewabrandwag (OB; deutsch etwa: ?Ochsenwagen-Wache“) war eine nationalistisch gepragte Organisation der afrikaanssprachigen europaischstammigen Bevolkerung der Sudafrikanischen Union . Sie bestand von 1939 bis 1952.

Wappen der Ossewabrandwag

Im Zuge der Hundert-Jahr-Feiern zum Großen Treck , deren Hohepunkt ein symbolischer Ochsenwagen-Zug war, sammelten sich im Jahr 1938 burische Sudafrikaner, die der britischen Bevolkerungsgruppe seit der Niederlage im Zweiten Burenkrieg feindlich gesinnt waren und ihre wirtschaftlichen Perspektiven negativ beurteilten. Die Vorbereitungen zur Grundung der ?Kulturorganisation“ OB wurden 1938 vor allem von C. R. Kotze vorangetrieben, einem Pastor der Nederduitse Gereformeerde Kerk (NGK) und Vorsitzenden des Calvinistiese Bond. [1] Am 4. Februar 1939 grundeten sie in Bloemfontein in der Hauptkirche der NGK die Organisation Ossewabrandwag, deren Name sich auf die Zeit des Großen Trecks bezieht. Erster Vorsitzender war der Oberst J. C. C. Laas. Er trug den Titel Commandant-Generaal. Bei Kriegsanbruch hatte die OB allein im Oranje-Freistaat rund 45.000 Mitglieder. [1] Laas hatte einen chaotischen [2] Fuhrungsstil und wurde im Januar 1941 durch den Rechtsanwalt Johannes Hans van Rensburg abgelost, der zuvor Administrator des Oranje-Freistaats war. [3]

Teil der OB war der paramilitarische Flugel Stormjaers (?Sturmjager“), der der deutschen, nationalsozialistischen SA nachempfunden war und vom selben Commandant-Generaal wie die OB geleitet wurde. Ihre Mitglieder schworen einen Eid, der ihnen das Aufgeben und Hinfallen bei Todesandrohung verbot. Die OB wurde anfangs von der oppositionellen Gesuiwerde Nasionale Party bzw. Herenigde Nasionale Party (HNP) von Daniel F. Malan unterstutzt und standen auch dem geheimen Afrikaner Broederbond nahe, der jedoch 1939 ebenfalls in Bloemfontein eine ahnliche Organisation, Trekmaats, gegrundet hatte. [4] Der Kapstadter Zweig der OB wurde von Balthazar Johannes Vorster , Theophilus E. Donges und Pieter Willem Botha aufgebaut. [5] Vorster war auch General der Stormjaers. [5]

Die Ossewabrandwag war der nationalsozialistischen Regierung in Deutschland gegenuber positiv eingestellt und wandte sich vehement gegen die Teilnahme der Sudafrikanischen Union am Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten . Die Mitglieder weigerten sich, am Krieg teilzunehmen, und schikanierten uniformierte Soldaten. Am 1. Februar 1941 kam es in Johannesburg zu einem Gewaltausbruch, bei dem 140 Soldaten durch OB-Mitglieder verletzt wurden. Die Stormjaers verubten wahrend des Krieges Sprengstoffanschlage auf Versorgungsleitungen und Bahnstrecken. 1941 hatte die Ossewabrandwag rund 350.000 Mitglieder. [5] Ein Drittel aller Buren gehorte der OB an. [6] 1942 ordnete Malan an, dass HNP-Funktionare nicht mehr der OB angehoren durften, 1944 wurde die Doppelmitgliedschaft fur alle HNP-Mitglieder verboten. Bereits im Dezember 1942 war die OB durch Premierminister Jan Smuts verboten worden; Tausende Mitglieder, unter ihnen der spatere Premierminister Vorster, wurden bis zum Kriegsende in Internierungslagern inhaftiert, etwa in Koffiefontein im Oranje-Freistaat. 1945 entließ man sie. Die OB wurde nach dem Wahlsieg 1948 der HNP wieder zugelassen, wurde aber großtenteils von der HNP absorbiert und loste sich 1952 auf. [7]

Mehrere hochrangige Mitglieder der Ossewabrandwag waren wahrend der Zeit der Apartheid in fuhrenden Positionen tatig.

  • Balthazar Johannes Vorster war Premierminister von 1966 bis 1978 und anschließend Staatsprasident bis 1979.
  • Theophilus E. Donges war langjahriger Minister und 1968 designierter Premierminister, verstarb jedoch vor der Amtseinfuhrung.
  • Pieter Willem Botha war 1978 von bis 1984 Premierminister und anschließend bis 1989 Staatsprasident Sudafrikas.
  • Hendrik van den Bergh war Sicherheitsberater Vorsters und Grundungsleiter des South African Bureau of State Security (BOSS). [8]
  • Christoph Marx : Im Zeichen des Ochsenwagens ? der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Sudafrika und die Geschichte der Ossewabrandwag. Studien zur Afrikanischen Geschichte Band 22. LIT, Munster 1998, ISBN 3-8258-3907-9 . Digitalisat (Auszug)
  • Brian Bunting : Armed Struggle. In: Brian Bunting: The Rise of the South African Reich. Penguin, Harmondsworth 1964

Einzelnachweise

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  1. a b Christoph Marx : Im Zeichen des Ochsenwagens ? der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Sudafrika und die Geschichte der Ossewabrandwag. Studien zur Afrikanischen Geschichte Band 22. LIT, Munster 1998, ISBN 3-8258-3907-9 , S. 273. Digitalisat (Auszug)
  2. Christoph Marx : Im Zeichen des Ochsenwagens ? der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Sudafrika und die Geschichte der Ossewabrandwag. Studien zur Afrikanischen Geschichte Band 22. LIT, Munster 1998, ISBN 3-8258-3907-9 , S. 277. Digitalisat (Auszug)
  3. Portrat von Johannes van Rensburg bei nelsonmandela.org (englisch), abgerufen am 10. April 2013.
  4. Christoph Marx : Im Zeichen des Ochsenwagens ? der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Sudafrika und die Geschichte der Ossewabrandwag. Studien zur Afrikanischen Geschichte Band 22. LIT, Munster 1998, ISBN 3-8258-3907-9 , S. 276. Digitalisat (Auszug)
  5. a b c Portrat bei africanhistory.about.com ( Memento vom 3. April 2015 im Internet Archive ) (englisch), abgerufen am 8. April 2013.
  6. Christoph Marx : Im Zeichen des Ochsenwagens ? der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Sudafrika und die Geschichte der Ossewabrandwag. Studien zur Afrikanischen Geschichte Band 22. LIT, Munster 1998, ISBN 3-8258-3907-9 , Buchruckseite. Digitalisat (Auszug)
  7. Christoph Marx : Im Zeichen des Ochsenwagens ? der radikale Afrikaaner-Nationalismus in Sudafrika und die Geschichte der Ossewabrandwag. Studien zur Afrikanischen Geschichte Band 22. LIT, Munster 1998, ISBN 3-8258-3907-9 , S. 3. Digitalisat (Auszug)
  8. South African History Online : The South African Bureau of State Security (BOSS) is established . auf www.sahistory.org.za (englisch)