Orthodoxe Kirchen

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Orthodoxe Kirchen (von altgriechisch ?ρθ?? orthos , deutsch ‚aufrecht, richtig‘ und δ?ξα doxa , deutsch ‚Verehrung, Glaube‘ , hier ?der richtige Lobpreis oder die rechte Lehre Gottes “; Singular ?Orthodoxe Kirche“ auf griechisch Ορθ?δοξη Εκκλησ?α Orthodoxi Ekklisia , russisch Православная церковь Prawoslawnaja zerkow , ukrainisch Православна церква Prawoslawna zerkwa , bulgarisch Православна църква Prawoslawna zarkwa , serbisch Православна Црква Pravoslavna Crkva und rumanisch Biserica Ortodox? ) oder byzantinisch-orthodoxe Kirchen sind die vorreformatorischen Kirchen des byzantinischen Ritus . Sie sind dabei von Beginn an sowohl katholisch als auch apostolisch in der Nachfolge der Apostel ( traditio apostolica ) . Die selbstverwalteten Ostkirchen sind teilweise Nationalkirchen und weisen kulturelle Unterschiede auf, stehen jedoch in Kirchengemeinschaft miteinander. Angehorige der orthodoxen Kirchen verstehen sich als Einheit und sprechen daher meist von der Kirche der Orthodoxie im Singular. Die orthodoxen Kirchen bilden mit ca. 300 Millionen Angehorigen die zweitgroßte christliche Gemeinschaft der Welt.

Sie sind zu unterscheiden von den altorientalischen Kirchen (auch orientalisch-orthodox ) und den katholischen Ostkirchen , die großtenteils von byzantinischen Kirchen abstammen.

Nach theologischem, christlich-orthodoxem Selbstverstandnis ist die Orthodoxe Kirche ?Vereinigung alles Seienden, dazu bestimmt, alles was da ist, Gott und die Schopfung, in sich zusammenzuschließen. Sie ist die Erfullung des ewigen Planes Gottes: die All-Einheit. In ihr ist Ewiges da und Zeitliches […] Die Kirche ist der Leib Christi, […]“ [1]

Hagia Sophia , ehemals eine der großten orthodoxen Kirchen

Bezeichnung

Alle heutigen autokephal-nationalen orthodoxen Kirchen auf dem Balkan, in Griechenland, Kleinasien, Syrien und Russland entstanden im hellenistischen Kulturraum oder wurden von dorther gegrundet und standen bis zur muslimischen Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 unter der Verwaltung der byzantinischen Reichskirche. Von ihnen zu unterscheiden sind einerseits die mit der romisch-katholischen Kirche unierten Kirchen ostlicher Riten, andererseits die sogenannten altorientalischen Kirchen . Zusammenfassend werden orthodoxe, unierte und altorientalische Kirchen oft als Ostkirche bezeichnet. Der Begriff Ostkirche ist dabei lediglich ein geografischer Sammelbegriff und bezeichnet nicht eine als Einheit verstandene Gruppe von Kirchen, da beispielsweise die orthodoxen Kirchen mit den unierten Kirchen nicht in Kommuniongemeinschaft stehen.

In den orthodoxen Kirchen werden verschiedene Bezeichnungen verwendet, die die orthodoxe Identitat ausdrucken: orthodoxe Kirche, orthodoxe katholische Kirche, ostlich-orthodoxe Kirche, Ostkirche, griechisch-orthodoxe Kirche (Letzteres bezieht sich in diesem Fall nicht auf Griechenland, sondern auf den griechischen Kulturraum, in dem die Kirche entstanden ist).

Sonstige Bezeichnungen im deutschsprachigen Raum

Griechisch-Orientalisch [2] ist in Osterreich ein rechtlicher Sammelbegriff fur die russischen, serbischen, rumanischen, bulgarischen und griechischen Gemeinden (die kirchlich von dem jeweiligen Patriarchat abhangen). Im Furstentum Liechtenstein lautet der entsprechende rechtliche Sammelbegriff ?christlich-orthodox“.

Selbstbezeichnung

Die eigentliche Bezeichnung aus Sicht der orthodoxen Kirche selbst ist im Glaubensbekenntnis genannt: altgriechisch ? μ?α, ?γ?α, Καθολικ? κα? ?ποστολικ? ?κκλησ?α h? mia, Hagia, Katholik? kai Apostolik? Ekkl?sia , deutsch ‚die eine, heilige, allumfassende und apostolische Kirche‘ . Oft wird das Wort ?allumfassend“ missverstandlich mit ?katholisch“ wiedergegeben.

Die Bezeichnung Konfession ist der Orthodoxie eher fremd. Begriffe wie griechisch-orthodox oder russisch-orthodox sollten nach Meinung einiger Autoren fur die Konfession nicht verwendet werden, da sich orthodoxe Christen nicht als ?russisch-orthodox“ oder ?bulgarisch-orthodox“ verstehen, auch nicht als ?Teil der einen Kirche“ (da ja Jesus Christus auch nicht die Summe einzelner Teile ist, sondern eine unteilbare Einheit), sondern als unmittelbaren Ausdruck der ?ganzen einen Kirche“. Das hindert die Glaubigen aber nicht daran, jeweils durch Ort, nationale Zugehorigkeit, Sprache und Tradition z. B. an die russische orthodoxe Kirche oder die bulgarische orthodoxe Kirche gebunden zu sein.

Die Bezeichnungen griechisch-katholisch oder griechische Kirche fur die Orthodoxie [3] sind historisch (18./19. Jahrhundert). Heute bezeichnet ? griechisch-katholisch “ die wieder rom-unierten byzantinischen Riten.

Geschichte

Ursprunge

Entwicklung des Christentums

Die kirchlichen Traditionen und Lehren der orthodoxen Kirchen gehen auf Jesus Christus zuruck und fanden ihre volle Auspragung im byzantinischen Reich mit dessen Zentrum Byzanz bzw. Konstantinopel . Deshalb spricht man auch von der ?griechischen Kirche“ im Gegensatz zur lateinischen Kirche bzw. romischen Kirche . Der Sammelbegriff Ostkirchen ist, vor allem in Westeuropa, ebenfalls gebrauchlich, schließt aber auch andere im ostlichen Mittelmeerraum beheimatete Kirchen ein, die sich theologisch oder liturgisch von der Orthodoxie byzantinischer Tradition unterscheiden ? namlich die meist in der Neuzeit entstandenen ?katholischen Ostkirchen“ , die seit dem Konzil von Chalkedon von der Reichskirche getrennten altorientalischen Kirchen (die auch als orientalisch-orthodoxe oder als monophysitische bzw. miaphysitische Kirchen bezeichnet werden, im Fall der syrisch-orthodoxen Kirche auch als ?Jakobiten“) sowie die Apostolische Kirche des Ostens (die auch als nestorianische Kirche bezeichnet wird).

Bei den orthodoxen Kirchen handelt es sich um eine Gruppe von Kirchen, die in Kirchenverstandnis, Lehre und Kult weitgehend ubereinstimmen und ein starkes Zusammengehorigkeitsgefuhl haben. Sie betrachten sich nicht jeweils als Teil einer einzigen Kirche, sondern als unmittelbaren Ausdruck der einen Kirche . Sie erheben den Anspruch, sich im Unterschied zu den westlichen Kirchen dogmatisch ausschließlich an den Beschlussen der sieben okumenischen Konzile zwischen 325 und 787 zu orientieren. Bibel- und Liturgiesprache der Orthodoxie ist die jeweilige Landessprache oder eine altere Form derselben, wie etwa Altgriechisch oder Kirchenslawisch , eine alte slawische Sprachform. Außer der griechischen Tradition ist bei den orthodoxen Kirchen des byzantinischen Ritus vor allem die slawische bedeutend, da slawische Gebiete im fruhen Mittelalter das Christentum besonders von Byzanz ubernahmen und sich auch spater eher auf Konstantinopel als auf Rom bezogen. Eine weitere bedeutende Kulturgruppe in der Orthodoxie bilden die aramaischen Christen.

Moderne

Die orthodoxen Kirchen sind nach der romisch-katholischen Kirche die zweitgroßte christliche Konfession, gefolgt von den Kirchen der Anglikanischen Gemeinschaft , der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen und des Lutherischen Weltbundes . Nur die Pfingstbewegung ware noch großer, der nach Angaben des US-amerikanischen International Bulletin of Missionary Research 2011 271 Millionen Menschen angehorten. [4]

Um 1830 hatten die Orthodoxen (seinerzeit ?Griechisch[-katholisch]en Kirchen“) etwa 34 Millionen Angehorige, die ?Orientalischen Haretiker“, wie man katholischerseits sagte, etwa 10 Millionen Glaubige (also zusammen 45 Millionen ? Orientalen “); die ?Occidentalen“ waren 175 Millionen, davon 120 Millionen Katholiken mit den unierten Griechen . Damit stellte die Orthodoxie seinerzeit 1 6 der um 200 Millionen Christen und 3 % der Weltbevolkerung (seinerzeit auf 1 Milliarde geschatzt). [3]

Die großen Migrationsbewegungen seit der zweiten Halfte des 20. Jahrhunderts ließen in den meisten Landern der Welt orthodoxe Diasporagemeinden der verschiedenen Landeskirchen entstehen. Diese Entwicklung verstarkte den bereits 1902 angestoßenen Vorbereitungsprozess fur ein allorthodoxes Konzil . Im Marz 2014 wurde dieses Konzil fur 2016 in Istanbul angekundigt. [5] Infolge von Spannungen zwischen Russland und der Turkei berief eine allorthodoxe Versammlung im Januar 2016 das Panorthodoxe Konzil fur den 18. bis 26. Juni 2016 nach Heraklion auf Kreta ein, wo 156 Delegierte aus zehn autokephalen Kirchen teilnahmen und vier Kirchen abgesagt hatten: die Patriarchate von Antiochien, Georgien, Bulgarien und Russland. [6]

Organisation

Beispiele fur die einzelnen Organisationstypen siehe Liste der Ostkirchen . Dieser Artikel ist eine Liste mit (nach Moglichkeit) allen orthodoxen Kirchen, die meist auch eigene Artikel haben, die dort verlinkt sind.

Kanonische Kirchen

Die orthodoxen Kirchen unterscheiden zwischen kanonischen und nicht-kanonischen Kirchen. Kanonische Kirchen sind autokephale und autonome Kirchen, die in voller Kommunion mit dem okumenischen Patriarchat von Konstantinopel und den anderen kanonischen Kirchen stehen. Nicht-kanonische Kirchen haben sich irgendwann aus theologischen oder politischen Grunden von der Kommunion mit dem okumenischen Patriarchat oder einer kanonischen Kirche getrennt.

Im Verstandnis der kanonischen orthodoxen Kirchen stehen nur diese selbst in der vollen apostolischen Sukzession , weshalb nur in ihnen die ganze Fulle der Sakramente zu finden sei. Theologische Aussagen uber andere Kirchen und den Heils- oder Unheilsstatus ihrer Mitglieder werden in der orthodoxen Kirche jedoch so weit wie moglich vermieden.

Autokephale und autonome Kirchen

Georgischer Priester in seinem Ornat

In den orthodoxen Kirchen wird zwischen autokephalen und autonomen Kirchen unterschieden. Autokephale Kirchen sind rechtlich und geistlich vollig selbstandig und wahlen ihr Oberhaupt selbst. Ihnen unterstehen mitunter weitere Kirchen oder Diozesen in anderen Landern (besonders den Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau ). Autonome Kirchen sind zwar bezuglich innerer Angelegenheiten bis zu einem gewissen Grade auch selbststandig, aber in mancher Hinsicht von einer anderen autokephalen Kirche abhangig.

Eine autokephale Kirche kann, je nach Große und historischer Bedeutung, den Titel Patriarchat , Erzbistum oder Metropolie tragen und wird entsprechend von einem Patriarchen , Erzbischof oder Metropoliten geleitet. An der Spitze einer autonomen Kirche steht ein Erzbischof oder ein Metropolit.

Verschiedene orthodoxe Kirchen in Westeuropa und Nordamerika

Die verschiedenen orthodoxen Gemeinden in Westeuropa und Nordamerika sind jeweils oft der heimatlichen Kirche oder auch dem Okumenischen Patriarchat von Konstantinopel unterstellt. Dies widerspricht eigentlich dem orthodoxen Kirchenrecht, nach dem in jedem Gebiet nur eine orthodoxe Kirche existieren soll. Dies wird aber wegen der besonderen Situation der großen Zahlen an Migranten mit Bedarf an muttersprachlicher Seelsorge erduldet ( altgriechisch κατ’ ο?κονομ?αν kat' oikonomian , deutsch ‚nach dem Prinzip der Hausverwaltung, mit Nachsicht, mit Milde‘ , im Kontrast zu ?κρ?βεια akribeia , deutsch ‚Genauigkeit‘ [7] ). Ein zweites Argument hierfur ist, dass man in einem seit alters her romisch-katholischen Gebiet keine vollgultige Parallelkirche errichten mochte, da ja (wie weiter unten erklart wird) die Orthodoxen solches umgekehrt auch in ihren eigenen Landern ablehnen.

Rechtliche Stellung der Bischofe

In den orthodoxen Kirchen sind alle Bischofe rechtlich und geistlich gleichgestellt; ein Patriarch, Metropolit oder Erzbischof hat gegenuber einem Bischof keine hohere Autoritat und keine Jurisdiktion im Gebiet eines anderen Bischofs, steht den Bischofen seines Gebiets aber als Primus inter pares (?Erster unter Gleichen“) vor und vertritt die Kirche nach außen. Fur eine ganze Kirche bindende Entschlusse konnen aber nur von der Gemeinschaft der Bischofe an einem Konzil oder einer Synode getroffen werden. Innerhalb seines Gebiets hat jeder Bischof die geistliche Jurisdiktion.

Kirchenverstandnis

Die orthodoxen Kirchen verstehen sich als die ursprungliche Kirche, von der sich alle ubrigen Kirchen im Laufe der Geschichte abgespalten bzw. entfernt hatten (so auch die romisch-katholische Kirche ). Daher verstehen sich die orthodoxen Kirchen auch als geistliche Heimat aller Christen in ihren jeweiligen Gebieten und sehen mit Befremden auf die zahlreichen evangelischen Konfessionen, insbesondere wenn diese auf dem eigenen Gebiet Parallelkirchen eroffnen. Auch fur die Errichtung von Unierten Kirchen in Einheit mit Rom und von Bistumern der lateinischen Kirche in orthodoxen Landern herrscht wenig Verstandnis. Vor allem die russisch-orthodoxe Kirche verteidigt ihr kanonisches Territorium und wirft der romisch-katholischen Kirche Proselytismus vor. Aus katholischer Perspektive gesehen wird hingegen auf Glaubige der romisch-katholischen Kirche Druck ausgeubt, damit sie sich der Orthodoxie zuwenden.

Die orthodoxen Kirchen betonen den Wert der Einheit des Christentums, fast alle von ihnen haben sich dem Okumenischen Rat der Kirchen angeschlossen und fuhren einen okumenischen Dialog zwecks Annaherung mit der romisch-katholischen, den altkatholischen , den anglikanischen und evangelischen sowie den anderen orientalischen Kirchen. Sie lehnen es andererseits ab, sich durch Mehrheitsbeschluss Werte und Praktiken aufzwingen zu lassen, die nicht ihren Traditionen entsprechen (beispielsweise Frauenordination , Interkommunion , inklusive Sprache in der Liturgie, Befreiungstheologie ).

Weihe und Amt

Das Sakrament der Handauflegung ( Cheirotonie ), das Weihesakrament , ist in drei Stufen aufgeteilt: Diakonat , Presbyterat und Episkopat . Die Weihe zum Priester und Bischof konnen nur Manner empfangen, die sakramentale Weihe zum Diakon ist prinzipiell auch Frauen moglich ( Diakonin ), in der Praxis jedoch sehr selten. Lediglich Bischofe, die meist (fast immer) Monche sind, sind zum Zolibat verpflichtet. Auch verwitwete Priester konnen zum Bischof gewahlt und geweiht werden. Priester und Diakone durfen verheiratet sein, allerdings muss die Eheschließung vor der Weihe zum Diakon erfolgt sein. Wenn sie Witwer werden oder sich von ihrer Frau trennen, besteht keine Moglichkeit fur eine zweite Heirat, denn in der Orthodoxie gilt ebenso wie im Katholizismus , dass die Priesterweihe ein Ehehindernis darstellt. Neben dem Weihesakrament kennen die orthodoxen Kirchen auch die sogenannten niederen Weihen (Cheirotesie) zum Lektorat und zum Subdiakonat (Hypodiakonat) . Auch die Monchsweihe wird als eigenes Sakrament betrachtet. [8]

Die Amter sind in eine kirchliche Hierarchie eingebunden: An der Spitze steht der Patriarch oder Metropolit (d. h. Erzbischof ) als Primus inter pares im Kollegium der Bischofe (Singular [Sg.] griechisch επ?σκοπο? episkopos , eigentlich ?Aufseher“). Dem Bischof unterstellt sind die Priester (Sg. πρεσβ?τερο? presbyteros , deutsch ‚Alterer‘ ), die zuweilen den Ehrentitel ?Erzpriester“ (Sg. αρχιπρεσβ?τερο? archipresbyteros ) fuhren, und die Diakone (Sg. δι?κονο? diakonos , deutsch ‚Helfer, Diener‘ ). Die im Deutschen verwendete Bezeichnung Pope fur den Priester ist durchaus ublich und prinzipiell als neutral zu verstehen. Bisweilen wird ihr aber auch eine herabsetzende Konnotation zugeschrieben. [9]

Subdiakon , Lektor , Kantor und Turhuter sind weitere Amter ohne sakramentale Weihe, die ihren Ursprung in der fruhchristlichen Liturgie haben, heute aber zum Teil andere Funktionen haben als die Namen nahelegen. Die Diakoninnen waren hauptsachlich fur die Vorbereitung und Assistenz bei der Taufe von Frauen zustandig ? es galt als ungeziemend, wenn ein mannlicher Priester eine Frau bei der Taufe im Wasser beruhrte, ferner waren sie wahrend der Messe fur die Spendung der heiligen Kommunion zustandig. Diakoninnen konnen sowohl sakramental, als auch nicht sakramental geweiht werden, wobei eine sakramentale Weihe heute im Gegensatz zur byzantinischen Zeit sehr selten ist. Das Diakoninnenamt wurde unter anderem mit der Abnahme der Erwachsenentaufen immer unbedeutender, so dass es nach dem Ende des byzantinischen Reiches nahezu verschwand. In seltenen Fallen wurden aber auch in der Neuzeit Diakoninnen sakramental geweiht, so zum Beispiel vom Heiligen Nektarios . In einigen orthodoxen Kirchen wird heute uber eine allgemeine Wiedereinfuhrung diskutiert, bisher jedoch ohne konkrete Ergebnisse. Seit 2004 sind jedoch in der orthodoxen Kirchen in Griechenland , soweit der jeweilige Ortsbischof einverstanden ist, Diakoninnen durch Entscheid des Heiligen Synods zugelassen. [10]

Im Gegensatz zu westlichen Kirchen sind in der orthodoxen Kirche traditionell die meisten Theologen, in deren Hand auch ein großer Teil der Lehre liegt, Laien und nicht Kleriker , und umgekehrt die Mehrzahl der Priester keine Theologen; die Priesterausbildung ist manchmal kurz und praxisorientiert, sie findet nicht an Universitaten statt. Sozialdienste gelten ebenfalls als Aufgabe vor allem der Laien, in mehrheitlich orthodoxen Landern auch als Aufgabe des Staates, nicht als Aufgabe der kirchlichen Hierarchie. Auch die Monche sind nur selten Priester. Ordensgemeinschaften wie in der Westkirche gibt es in der Orthodoxie nicht, sondern jedes einzelne Kloster ist nach innen und außen selbstandig. Allerdings gibt es oft eine informelle Zusammenarbeit zwischen Klostern mit ahnlicher geistlicher Orientierung und gemeinsamer Grundungstradition. Wahrend verschiedene Ordenstraditionen der lateinischen Kirche grobe Entsprechungen im orthodoxen Bereich haben, werden die Bettelorden als Entartung abgelehnt.

Mit Ausnahme der relativ seltenen Weihe von Diakoninnen gibt es keine Frauenordination . Frauen konnen prinzipiell samtliche Funktionen in der Gemeinde mit Ausnahme des Altardienstes ausuben, zum Beispiel Kirchenrat, Chorleitung, Lektorendienst, katechetischen Unterricht erteilen (auch fur Erwachsene), Ikonen malen ? je nach lokaler Kultur ist die Beteiligung der Frauen am Gemeindeleben jedoch unterschiedlich. Die Ehefrau des Priesters hat eine Sonderstellung in der Gemeinde und einen speziellen Titel, arabisch Khouria und griechisch πρεσβυτ?ρα presbytera , deutsch ‚Altere‘ oder russisch матушка matuschka , deutsch ‚Mutterchen‘ . Laut Kirchenrecht darf sie vor Eingehen der Ehe mit einem Priester nicht geschieden sein.

Kirche und Staat

Die orthodoxe Kirche pflegt in den meisten Landern Osteuropas eine harmonische Symphonia zum Staat, einen ?Zusammenklang“, dies im Gegensatz zur heutigen Trennung von Kirche und Staat in den katholisch oder evangelisch gepragten Staaten Westeuropas.

Theologie

Die Muttergottes von Wladimir, eine der meistverehrten Ikonen Russlands.

Die Theologie der orthodoxen Kirchen ahnelt in vieler Hinsicht derjenigen der romisch-katholischen Kirche , im Detail gibt es allerdings diverse kleine Unterschiede. So sind nach romisch-katholischer Lehre die Kirchenvater der katholischen und orthodoxen Kirche dieselben, da sich die Trennung erst 1054 , also aus romisch-katholischer Sicht lange nach dem Tode des letzten Kirchenvaters vollzog. Die Orthodoxen selbst kennen allerdings keine zeitliche Abgrenzung des Begriffs Kirchenvater, sondern sie bezeichnen auch herausragende Theologen spaterer Zeiten so.

Viele fruhe westliche Theologen hatten die romische juristisch-rhetorische Ausbildungstradition durchlaufen und gingen mit Denkkategorien aus der Rechtspflege, wie etwa Verbrechen, Strafe und Begnadigung, an die theologischen Fragestellungen heran. In der ostlichen Kirche war dies so nicht der Fall; sie hatte eine großere Anzahl von fruhen ?Vatern“ recht unterschiedlicher ethnischer, sozialer und beruflicher Herkunft, die je einzeln betrachtet jedoch deutlich weniger bemerkenswert und pragend waren als die westlichen. Die ostliche Theologie neigt dazu, in medizinischen Kategorien zu denken, wie beispielsweise Krankheit und Heilung. Sie ist auch starker subjektivistisch gepragt und kann mit der objektivierenden aristotelischen Methode weniger anfangen als die westliche Theologie.

Ein weiterer Hauptunterschied ist vermutlich, dass die Orthodoxen insgesamt eine weniger positive Sicht der ? heidnischen griechischen Philosophie haben ? vor allem fehlt die im Katholizismus sehr verbreitete Hochschatzung des Aristoteles  ? und somit auch deren Denkweise weniger als ein geeignetes Vehikel der christlichen Theologie sehen als die Katholiken, obwohl eine bedeutende orthodoxe Dogmatik von dem Aristoteliker Johannes von Damaskus verfasst worden ist, der in dieser Hinsicht aber eine Ausnahme darstellt. Gegenuber der Philosophie in griechischer Tradition werden von den Orthodoxen das Erbe Israels und die direkte spirituelle Erfahrung starker betont. Daraus ergibt sich, dass viele Bereiche der Theologie bewusst im Vagen gelassen werden; beispielsweise wird bei der Eucharistie zwar eine ?Veranderung“ der Elemente bekannt, die Lehre von der Transsubstantiation aber abgelehnt, und auch die Mariologie ist in der Orthodoxie zwar in der Liturgie klar vorhanden, aber kaum formell dogmatisiert.

Der griechischstammige amerikanische Baptist James J. Stamoolis fasste die wesentlichen theologischen Unterschiede zwischen Ost und West im Jahr 1986 in seinem Buch ?Eastern Orthodox Mission Theology Today“ so zusammen: die Orthodoxe Kirche teile nicht das Menschenbild des Augustinus von Hippo noch die Erlosungslehre des Anselm von Canterbury noch die Methodik des Thomas von Aquin .

In den orthodoxen Kirchen basiert die Textausgabe des Alten Testaments auf der Septuaginta und umfasst einen umfangreicheren Schriftenkanon, der allerdings nie formell definiert worden ist und auch kleine Abweichungen zwischen den einzelnen orthodoxen Kirchen kennt. Neben den auch von der romisch-katholischen Kirche anerkannten Spatschriften des Alten Testaments werden im Allgemeinen auch das 3. Buch Esra (1 Esdras), das 3. Buch der Makkabaer und der sogenannte 151. Psalm als kanonisch betrachtet; das 4. Buch der Makkabaer erscheint oft als Anhang, das 4. Buch Esra (2 Esdras, nicht zu verwechseln mit der Esra-Apokalypse ) nur teilweise in den slawischen Kirchen, und ohne die wahrscheinlich von Christen nachtraglich hinzugefugten Anfangs- und Schlusskapitel der lateinischen Version dieses Buches.

Die Spiritualitat (im engeren Sinn) der orthodoxen Christenheit ist gepragt durch die Lehren der Wustenvater und weist bestimmte Grundkonstanten auf, innerhalb derer es wenige allgemeine Variationen gibt. Im Zentrum orthodoxer Spiritualitat steht das Ziel der Errettung durch die Theosis , also durch die Vergottung des einzelnen. [11] Nach westlichen Maßstaben ist die ostkirchliche Spiritualitat als kontemplativ zu bezeichnen. Charakteristisch sind das repetitive Gebet, wie das Jesusgebet , die Ikonenverehrung und Hymnen.

Sakramente

Die orthodoxen Kirchen kennen sieben Mysterien (= Sakramente):

Die Siebenzahl wurde erst um die Reformationszeit von der katholischen Kirche ubernommen, um sich von protestantisierenden Tendenzen in den eigenen Reihen abzugrenzen, und ist nicht dogmatisch festgelegt; eine klare Abgrenzung zwischen Sakramenten und Sakramentalien (wie beispielsweise Begrabnis und Wasserweihe ) gibt es im Gegensatz zur katholischen Kirche nicht.

Da die Myronsalbung und die Erstkommunion unmittelbar nach der Taufe empfangen werden, kennt die orthodoxe Kirche im Gegensatz zu den meisten Religionen der Welt kein Ubergangsritual , das meist an der Schwelle des Ubergangs vom Kind zum Erwachsenen steht; es gibt aber viele lokale Traditionen dieser Art, in Rumanien und in Teilen Griechenlands , Serbiens und Bulgariens etwa das Tauchen und Heraufholen eines Kreuzes aus einem eiskalten Fluss durch Jugendliche am Tag der Taufe Christi, dem Theophaniefest am 6. Januar.

Byzantinische Liturgie

Im Mittelpunkt der orthodoxen Spiritualitat steht die reiche, hauptsachlich gesungene Liturgie voller Symbolik , deren heutige Form großtenteils bis ins 4. Jahrhundert zuruckgeht, in ihrer Grundstruktur wohl sogar bis ins 1. und 2. Jahrhundert. Im orthodoxen Sprachgebrauch bedeutet Liturgie ( russisch литургия liturgija ) vor allem den eucharistischen Gottesdienst. Andere liturgische Handlungen heißen einfach Gottesdienst ( служба sluschba ). Die Form des ersten Teils der Liturgie, die sogenannte Liturgie der Katechumenen mit Lesungen und Gebeten (Ektenien), geht auf den judischen Synagogengottesdienst zuruck, wie er zur Zeit Jesu ublich war, wahrend der zweite Teil, die Liturgie der Glaubigen (Eucharistiefeier), im Wesentlichen christlichen Ursprungs ist, auch wenn manche hier Anleihen beim judischen Tempelgottesdienst sehen; dies ist aber kaum zu beweisen, da viele Details des Tempelgottesdienstes heute nicht mehr bekannt sind. Die Namen beziehen sich darauf, dass fruher alle noch nicht getauften Glaubensanwarter nach der Liturgie der Katechumen die Kirche verlassen mussten (? Arkandisziplin “). In dem dreigeteilten Kirchenraum ? bestehend aus Vorhalle, Kirchenschiff und Altarraum ? durften sich Bußer und Katechumen nur in der Vorhalle ( Narthex ) aufhalten.

Arten

Dem orthodoxen Kirchenverstandnis nach ist Kirche uberall dort, wo Eucharistie gefeiert wird. Jede christliche Gemeinde, die sich um ihren Bischof oder den von ihm beauftragten Priester zur Eucharistiefeier versammelt, erfahrt die lebendige Gegenwart Jesu Christi und durch ihn die Gemeinschaft mit dem dreifaltigen Gott , mit den Engeln und mit der großen Schar der Heiligen . Die Gemeinde der Glaubigen wird durch den Empfang der eucharistischen Gaben zum Leib Christi.

Die ursprungliche Liturgie dauerte funf Stunden, die Basilius -Liturgie dauert etwa zweieinhalb, die Chrysostomos -Liturgie ab dem 11. Jahrhundert etwa eineinhalb Stunden. An den meisten Sonntagen wird die Chrysostomos-Liturgie gefeiert, an hohen Feiertagen und am Basiliustag die Basilius-Liturgie. Daneben gibt es noch die ? Liturgie der vorgeweihten Gaben “, die an den Werktagen der Fastenzeit gefeiert wird, und die kurzere und einfachere Jakobus -Liturgie, die jedoch nur noch im Patriarchat Jerusalem und nur am Jakobus-Tag verwendet wird. Typisch fur die Liturgie ist der haufige Anruf Kyrie eleison ( altgriechisch Κ?ριε ?λ?ησον ‚Herr, erbarme dich‘ ).

Alle orthodoxen Liturgien benotigen zur vollen Feier neben dem Priester (oder Bischof) noch einen Diakon. Dieser assistiert dem Priester, und die Struktur des abwechselnden gegenseitigen Ansprechens dient beiden als Gedachtnisstutze. Notfalls kann die Gottliche Liturgie aber auch in einer vereinfachten Form ohne Diakon gefeiert werden.

Zu den Gottesdiensten (die nicht Liturgie genannt werden) gehort z. B. der Orthros (entspricht den Laudes der Westkirche) und weiteren Gebeten kann der Gottesdienst auch an normalen Wochentagen etwa einige Stunden lang sein, wobei nicht alle Glaubigen von Anfang bis Ende dabei sind, spateres Erscheinen und fruheres Verlassen des Gottesdienstes sind relativ normal.

Gesang

Besonderen Stellenwert in der orthodoxen Liturgie haben die Gesange, die wie in der Westkirche eine Form des Gebets sind. Der Gebrauch von Instrumenten ist demzufolge besonders in griechisch-orthodoxen Kirchen nicht gestattet, weil Instrumente nicht beten konnen. Auch in anderen orthodoxen Kirchen ist Instrumentalmusik unublich. Im Judentum war religiose Instrumentalmusik auf den Tempel beschrankt, in der Synagoge wurde nur gesungen, was ebenfalls Spuren in den orthodoxen Brauchen hinterlassen haben konnte. Eine andere Theorie fur die Ablehnung der Instrumentalmusik geht auf die bei den romischen Zirkusspielen ublichen Orchester zuruck; die Christen betrachteten die Zirkusspiele, in denen sie teilweise selbst die Opfer waren, als Gotzenkult. Jedoch haben diese Anschauungen sich im Laufe der Zeit teils verandert. Die weltweit erste Orgel in einer orthodoxen Kirche wurde im Spatmittelalter in der Hagia Sophia von Konstantinopel installiert; beim Fall der Stadt wurde sie zerstort.

Der Innenraum einer typischen ostorthodoxen Kirche. Von links sieht man: a) die Heilige Stufe (Heiligtum oder Bema ), b)  Templon , c) Haupttempelsaal (Kirchenschiff), d)  Narthex oder Brunnen (Narthex) und e) Veranda oder Hof (Veranda). Details von innen: 1. Heiliger Tisch, 2. Vorbereitungstisch oder die Nische der Heiligen Absicht (Proskomidi), 3. Kelch, 4. Heilige Scheibe und Sternchen, 5. Flugel (Exiptera), 6. Litaneikreuz, 7. Kerzenhalter, 8. Artoforio (Tabernakel), 9. Evangelium, 10. Weihrauchbrenner, 11. Tore (Diakonturen, d. h. die beiden Seitenturen der Ikonostase), 12. Das schone Tor, 13. Handbucher, 14. Psalmen, 15. Bischofssitz, 16. Stasis und Sitzreihen (Stacidia), 17. Der Eingang von den Pronaos zur Haupthalle, 18.  Ikonostase und 19. Der Haupteingang

Kreuzzeichen

Das Kreuz, wie es haufig in der Orthodoxie (insbesondere Russland) anzutreffen ist

In der orthodoxen Liturgie bekreuzigt man sich jedes Mal, wenn die Dreifaltigkeit beziehungsweise jede der drei Personen der Dreifaltigkeit erwahnt werden, wenn das Kreuz oder eine Ikone verehrt wird und bei vielen weiteren Gelegenheiten, die aber nicht genau geregelt sind und von den Glaubigen nach eigenem Ermessen gehandhabt werden. Man bekreuzigt von der Stirn bis etwa zur Bauchmitte und anschließend von der rechten zur linken Schulter (im Gegensatz zum Brauch in der lateinischen Kirche, wo das Kreuzzeichen von der linken zur rechten Schulter ausgefuhrt wird). Ersteres gilt als die altere Gewohnheit und soll anzeigen, dass das Kreuz aus der Perspektive des eigentlich Segnenden (das ist Christus) ?richtig“, das heißt von links nach rechts aufliegt, daher wird die Bewegung spiegelverkehrt ausgefuhrt. Beim Bekreuzigen werden Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger zusammengehalten (drei Finger fur die Dreifaltigkeit), wahrend Ringfinger und kleiner Finger an der Handflache anliegen (als Symbol fur die zwei Naturen Christi). Im Anschluss an das Kreuzzeichen wird von einigen orthodoxen Glaubigen die Handflache auf das Herz gelegt. Manchmal erfolgt die Bekreuzigung im Zusammenhang mit einer Verbeugung (kleine Metanie ) oder einer Prostration (große Metanie) . Zum Abschluss der Liturgie erteilt der Priester den Segen, indem er das Kreuzzeichen uber die Gemeinde zeichnet, oder indem er die Glaubigen, wie es in den meisten orientalischen Kirchen Brauch ist, mit einem Handkreuz segnet. Die Glaubigen begeben sich nach dem mit dem Segensspruch eingeleitetem Ende der Messe zum Priester, das gesegnete (aber nicht konsekrierte) Brot ( Antidoron ), in dem die urchristliche Praxis der Agapefeier fortlebt, zu erhalten und nehmen dieses mit einem Kuss auf die Hand des Priesters.

Sonstige Besonderheiten

Prosphoren ( Kloster Eisbergen )
Orthodoxe Pilgerin im Kiewer Hohlenkloster . In ostlichen Landern (Ukraine, Russland) ist es ublich, dass Frauen und Madchen ihre Haare bedecken, wenn sie eine Kirche oder ein Kloster betreten. In westlicheren Landern (Griechenland, Zypern) ist dies dagegen nicht ublich.

Als eucharistische Materie wird in allen orthodoxen Kirchen gesauertes Brot verwendet ( Prosphora ).

Gebetet wird prinzipiell stehend, auch in den Gottesdiensten wird meistens gestanden; einige Kirchen haben nur Bestuhlung entlang den Wanden fur Alte und Schwache. Knien ist in der sonntaglichen Liturgie unublich; an anderen Wochentagen gibt es in manchen Kirchen Niederwerfungen (Metanien). Mannliche Kirchenganger mussen vor dem Eintritt in die Kirche ihre Kopfbedeckung ablegen, Frauen mussen ihre Haare mit einem Schleier oder einem Tuch bedecken (wird von den meisten griechisch- und arabisch-orthodoxen Frauen jedoch nicht mehr praktiziert). Ebenfalls gilt es als unublich, dass Frauen in Hosen die Kirche betreten. Bei einem Besuch einer orthodoxen Kirche sollte man weder die Hande hinter dem Rucken verschranken noch die Arme vor der Brust verschranken. Dieser Gestus ist jedoch nicht zu verwechseln mit dem demutigen Gestus der vor der Brust gekreuzten Arme, wie er vor dem Kommunionempfang ublich ist.

Feste und Kalender

Feste

Das Hauptfest der Orthodoxie ist wie im ganzen Christentum das Osterfest . Das Datum des Osterfestes wird in allen orthodoxen Kirchen (mit Ausnahme der finnischen Kirche ) nach dem julianischen Kalender berechnet . Von Zeit zu Zeit fallt es mit dem Osterdatum der Westkirche zusammen, ofter fallt es aber eine, vier oder funf Wochen nach dem Osterfest der Westkirche.

Das Kirchenjahr der Orthodoxie beginnt am 1. September; an diesem Tag begann im byzantinischen Reich auch die neue Indiktion .

An zweiter Stelle nach dem Osterfest stehen die untereinander gleichrangigen sogenannten ?zwolf Feste“:

Im orthodoxen Kirchenjahr gibt es vier langere Fastenzeiten:

  • das Philippsfasten vor Weihnachten beginnt am 15. November
  • das Große Fasten vor Ostern, beginnt zwischen dem 11. Februar und dem 14. Marz
  • das Peter-und-Pauls-Fasten .
  • das Fasten vor der Entschlafung der Gottesgebarerin

Julianischer Kalender

Wahrend die beweglichen Feste (wie beispielsweise Ostern und Pfingsten) in allen orthodoxen Kirchen (außer in Finnland) nach dem von Julius Caesar eingefuhrten julianischen Kalender gefeiert werden, hat ein Teil der Kirchen in den 1920er Jahren fur die festliegenden Feste (wie zum Beispiel Weihnachten und Taufe Christi) den sogenannten neo-julianischen Kalender eingefuhrt, der bis zum Jahr 2800 dem westlichen gregorianischen Kalender entspricht. Andere Kirchen halten jedoch auch fur diese Feste am julianischen Kalender fest, so dass beispielsweise Weihnachten in Griechenland am 25. Dezember, in Russland , Serbien und der Ukraine jedoch erst am 7. Januar des gregorianischen Kalenders (dem ?alten“ 25. Dezember) gefeiert wird. Diese Kalenderreform, die ziemlich spontan und ohne große Diskussion ? und auch ohne Abstimmung der orthodoxen Kirchen untereinander ? beschlossen wurde, war im 20. Jahrhundert stark umstritten und fuhrte zur Abspaltung der Altkalendarier .

Liste der orthodoxen Kirchen

Zeitleiste der Aufspaltung der orthodoxen Patriarchate und Kirchen. grun: anerkannte autokephale Kirchen; rot: nicht als autokephal anerkannte Kirchen; violett: Verselbststandigung des fruhchristlichen Patriarchats von Rom unter den funf Patriarchaten zur Romisch-Katholischen Kirche (Patriarchat von Konstantinopel nach der Kirchenunion von Florenz kurzzeitig mit Rom uniert , auch kurzzeitig bulgarisches Patriarchat von Tarnovo); grau: historischer Status unklar.

Kanonische Kirchen

Heute gehoren zur kanonischen orthodoxen Kirchenfamilie die folgenden Kirchen (in Reihenfolge ihres historischen Rangs):

Byzantinisch-orthodoxe Kirchen in Europa; im Sudosten Uberschneidung mit orientalisch-orthodoxen Kirchen ( koptisch violett, syrisch blau, armenisch turkis).

Patriarchate

Die vier (von funf) verbliebenen altkirchlichen Patriarchate

  • Okumenisches Patriarchat von Konstantinopel (Sitz Istanbul), dessen heutige Kathedrale, die Georgskathedrale , sehr klein ist, das aber weltweit zustandig ist fur lokale Bistumer und Erzbistumer, die keinem anderen Patriarchat unterstehen (z. B. Westeuropa, Amerika, Ostasien, Ozeanien), sowie fur den Dodekanes und die 20 Kloster der Monchsrepublik Athos . Nordgriechenland mit Thessaloniki und die nordlichen Agais-Inseln unterstehen dem Patriarchat geistig, aber nicht verwaltungstechnisch, Kreta als autokephale Provinz. Liturgie in altgriechischer Sprache ( Koine ). Der Patriarch ist kein ?orthodoxer Papst “ und seine Macht uber die Gesamt-Orthodoxie ist beschrankt, er wird jedoch als Ehrenoberhaupt der orthodoxen Kirche uberall anerkannt und geschatzt.
  • Patriarchat von Alexandrien und ganz Afrika , heutiger Sitz ist Kairo, Liturgie hauptsachlich Altgriechisch, jedoch auch einige afrikanische Sprachen
  • Patriarchat von Antiochien und dem ganzen Osten, heutiger Sitz ist Damaskus, Liturgie bis ins 20. Jahrhundert auf Altgriechisch (Koine) , heute meist modernes Arabisch
  • Patriarchat von Jerusalem , zustandig fur Israel, die Palastinensergebiete und Jordanien, Liturgie meist Altgriechisch.

Die Patriarchate der nachkaiserlichen Zeit

Weitere autokephale Kirchen

Weitere autokephale Kirchen (bestimmen ihren Vorsteher und ihre Bischofe selbst)

Autonome Kirchen

Autonome Kirchen (eine andere Kirche hat Mitspracherecht bei der Bestimmung des Vorstehers)

Alle anderen kanonischen orthodoxen Kirchen stehen unter der geistlichen Leitung einer autokephalen Kirche.

Selbstverwaltete Kirchen

Einige Kirchen gelten als selbstverwaltete Kirchen innerhalb des Patriarchats von Moskau. Diese werden oft falschlicherweise auch als autonom bezeichnet.

Umstrittener Status

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche hat am 27. Mai 2022 ihre ?vollige Selbststandigkeit und Unabhangigkeit“ von Moskau erklart. [12]

Weitere Diozesen

Weitere kleine Diozesen in einzelnen Landern gehoren zu großeren Kirchen, vor allem dem Okumenischen Patriarchat von Konstantinopel und den Patriarchaten von Moskau und Belgrad .

Nichtkanonische Kirchen und Sondergemeinschaften

Als nichtkanonisch werden Kirchen und Gemeinschaften bezeichnet, die von den kanonischen orthodoxen Kirchen nicht anerkannt werden und nicht in Kirchengemeinschaft mit diesen stehen.

Dazu gehoren: [13]

Dazu zahlen auch kleinere Gemeinschaften der Altglaubigen in Russland und anderen Staaten sowie Altkalendarier in Griechenland.

Die Alten Orientalisch-Orthodoxen Kirchen werden von den orthodoxen Kirchen ebenfalls nicht als kanonisch anerkannt. Die griechisch-katholischen Kirchen gelten nicht als orthodoxe Kirchen. Sie sind Teilkirchen der romisch-katholischen Kirche und werden von den orthodoxen Kirchen nicht als kanonisch anerkannt.

Okumene

Bei den fur die orthodoxen Kirchen sehr wichtigen Bemuhungen um die Einheit der Kirche muss man zwischen den Beziehungen zur romisch-katholischen Kirche und jenen zu den Kirchen der Reformation unterscheiden. Wahrend der Dialog mit Rom vor allem im eher politischen Bereich des kirchlichen Selbstverstandnisses auf Differenzen stoßt, sind es gegenuber den reformatorischen Kirchen vor allem theologische Unstimmigkeiten, etwa um das Verstandnis der Sakramente.

Mit der lateinischen Kirche gibt es viele Gemeinsamkeiten: Orthodoxe und romisch-katholische Christen haben dasselbe apostolische Glaubensbekenntnis , dieselben Sakramente und dieselben Weiheamter.

Kulturelle und theologische Unterschiede zwischen Ostkirche und Westkirche gab es von Anfang an, aber ab der Mitte des ersten Jahrtausends fuhrte ein immer geringerer theologischer und kultureller Austausch zu einer getrennten Entwicklung. Die in der katholischen Theologie seit dem Mittelalter eingefuhrten kirchlichen Lehren, beginnend mit dem Filioque und dem papstlichen Primat , wurden von der Orthodoxie als einseitige Neuerungen bzw. als Haresien angesehen, die zu einem Bruch der Gemeinschaft fuhrten, als die romisch-katholische Kirche verlangte, dass diese auch in den orthodoxen Kirchen eingefuhrt wurden. Andererseits fuhrten auch theologische Konflikte innerhalb der Ostkirche, wie der Streit um den Monophysitismus , der Dreikapitelstreit und der Bilderstreit , zu weiterer Entfremdung mit dem Westen; so hatte der Konflikt um die monophysitische Lehre das erste Schisma zwischen Rom und Konstantinopel zur Folge. Insbesondere die im 19. und 20. Jahrhundert verkundeten Dogmen der Unfehlbarkeit des Papstes gemaß dem Ersten Vatikanischen Konzil , der unbefleckten Empfangnis und der der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel haben die Kluft noch vergroßert, wohingegen sich die romische Kirche mit den Beschlussen des Zweiten Vatikanischen Konzils der orthodoxen Kirche wieder angenahert hat. Papst Johannes Paul II. hat den okumenischen Beziehungen zur orthodoxen Kirche oft Vorrang gegenuber denen zum Protestantismus eingeraumt und viel zu einer Klimaverbesserung beigetragen, andererseits aber die katholischen Dogmen stets klar verteidigt.

Die zweite große Spaltung war das morgenlandische Schisma von 1054, aus dem die romisch-katholische Kirche und die ostlich-orthodoxen Kirchen unter dem Ehrenprimat des Patriarchen von Konstantinopel hervorgingen. Unionsversuche, zuletzt 1439 angesichts der drohenden Eroberung Konstantinopels durch die Turken, scheiterten vor allem am Widerstand der orthodoxen Glaubigen, fur die nach der Eroberung von Konstantinopel im Vierten Kreuzzug eine Kirchengemeinschaft mit der romisch-katholischen Kirche nicht mehr vorstellbar war. Die gegenseitigen Verurteilungen als Haretiker gelten heute als aufgehoben. 1964 hoben Papst Paul VI. und der Patriarch von Konstantinopel, Athinagoras, den gegenseitigen Kirchenbann von 1054 auf. 1967 kam es in Jerusalem zur ersten Begegnung eines Papstes und eines Patriarchen nach dem Beginn der Kirchenspaltung. Das Schisma blieb allerdings bestehen.

Am 4. Mai 2001 erklarte Johannes Paul II. gegenuber griechisch-orthodoxen Christen: ? Fur die vergangenen und gegenwartigen Anlasse, bei denen Sohne und Tochter der katholischen Kirche durch Taten oder Unterlassungen gegen ihre orthodoxen Bruder und Schwestern gesundigt haben, moge der Herr uns Vergebung gewahren. “ 2004, zum 800. Jahrestag der Eroberung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer 1204, erneuerte Papst Johannes Paul II. dieses Schuldbekenntnis.

Erinnerungen an die Plunderung Konstantinopels im Vierten Kreuzzug (1204) und die polnische Herrschaft in Belarus und der Ukraine sind noch nicht verheilt und werden durch die ?uniatische Frage“, das heißt die Existenz von katholischen Ostkirchen , sowie die Errichtung von katholischen Bistumern beziehungsweise Apostolischen Administraturen auf orthodoxem Gebiet immer wieder aufgewuhlt. Die Orthodoxen sehen darin eine falsche Ekklesiologie (aus ihrer Sicht kann es in einem Gebiet nur eine Kirche geben), beziehungsweise einen Versuch Roms, mehr Macht zu gewinnen, und eine Missachtung ihrer eigenen Kirchen; die katholische Seite fuhlt sich umgekehrt den unierten Kirchen gegenuber zur Loyalitat verpflichtet. Auch wenn deren Einrichtung inzwischen auch von einigen katholischen Verhandlungsfuhrern als historischer Fehler gesehen wird, so kann man sie nach katholischer Ansicht trotzdem jetzt nicht einfach ihrem Schicksal uberlassen oder aus der Kirche ausschließen oder zur von ihnen nicht gewollten Vereinigung mit den Orthodoxen zwingen.

Hilfreich sind Kontakte auf gleicher Ebene, wie die Begegnungen zwischen dem okumenischen Patriarchen Athinagoras und Papst Paul VI. in den 1960er Jahren, oder die im Jahre 2004 erfolgte Ruckgabe der bei der Plunderung von Konstantinopel geraubten Reliquien von Gregor von Nazianz und Johannes Chrysostomos von Rom nach Konstantinopel.

Unklar bleibt, wie die Differenzen im kirchlichen Selbstverstandnis uberwunden werden konnen, sowie viele Streitfragen, wo die Romische Kirche sich auf philosophische Erklarungen theologischer Fragen festgelegt hat, die von den orthodoxen Kirchen abgelehnt werden.

Weiter fortgeschritten ist die Annaherung zwischen den orthodoxen Kirchen, der anglikanischen Gemeinschaft und den altkatholischen Kirchen , sie wurde in den letzten Jahrzehnten allerdings belastet durch die Ordination von Frauen in diesen westlichen Kirchen und andere Tendenzen, wahrend die Orthodoxen an der Tradition festhalten, nur Manner zu ordinieren.

Die orthodoxen Kirchen gehoren mit wenigen Ausnahmen dem Okumenischen Rat der Kirchen (ORK) an; in den (relativen) Entspannungsphasen des Kalten Krieges sah man darin eine Moglichkeit zu starkerem ost-westlichem Austausch auf nichtstaatlicher Ebene, weshalb die sozialistischen Staaten diese Mitgliedschaft befurworteten. In diesem Rahmen besteht die Moglichkeit zum Austausch mit den Kirchen der Reformation und deren Abspaltungen. Die Romische Kirche gehort dem Rat aufgrund ihres Selbstverstandnisses nicht an, sondern nimmt eine Beobachterrolle ein. Unterdessen fuhlten sich die verhaltnismaßig wenigen orthodoxen Kirchen gegenuber den zahlreichen protestantischen Kirchen in diesem Gremium oft an den Rand gedrangt und haben daher nach dem Ende des Kommunismus eine bessere Abstimmung und ein einheitlicheres Auftreten im Rat beschlossen. Nur die georgische Kirche trat aus Protest gegen die massive protestantische Mission in Georgien ganz aus dem Rat aus.

Obwohl sich die orthodoxen Kirchen als einzige Bewahrer der vollstandigen apostolischen Lehre betrachten, konnen sie sich ausdrucklich dazu bekennen, dass die Einheit der weltweiten christlichen Kirche die Vielfalt eigenstandiger Kirchen umfasst, was gerade den zentralen Konflikt gegenuber dem Dialog mit Rom darstellt. Trotzdem nehmen die orthodoxen Kirchen innerhalb des ORK eine Sonderstellung ein, was auch in einem Sonderarbeitsbereich innerhalb des ORK Ausdruck findet.

Siehe auch

Literatur

  • Athanasios Basdekis: Die Orthodoxe Kirche. 4. Auflage. Lembeck, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-87476-402-8 (Aktuelle Einfuhrung mit besonderem Gewicht auf den Kirchen in Deutschland).
  • Erich Bryner: Die Ostkirchen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig 1996, ISBN 3-374-01620-0 (Kirchengeschichte).
  • Hegumen Damaskin (Orlovskij): Wir gerieten in Feuer und Wasser. Aus dem Martyrologium der Neumartyrer der Russischen Orthodoxen Kirche. 1. Auflage. Bernardus-Verlag, Aachen, 2010, ISBN 978-3-8107-9314-0 .
  • Sergius Heitz : Christus in euch. Hoffnung auf Herrlichkeit. Orthodoxes Glaubensbuch fur erwachsene und heranwachsende Glaubige , 3. Auflage, Gottingen 2002, Vandenhoeck und Ruprecht, ISBN 978-3-525-56832-3 (Umfassende Erklarung des orthodoxen Glaubens).
  • Diomedes Kyriakos: Geschichte der orientalischen Kirchen von 1453 bis 1898. A. Deichert, Leipzig 1902, (online) .
  • Johannes Oeldemann: Die Kirchen des christlichen Ostens. Pustet, Regensburg 2006, ISBN 3-7867-8577-5 (Uberblick uber alle orthodoxen, orientalischen und mit Rom unierten Ostkirchen ? mit historischen Hintergrunden und aktuellen Daten (einschließlich Weblinks) zu jeder einzelnen Kirche).
  • Jaroslav Pelikan : The Spirit of Eastern Christendom. University of Chicago Press, Chicago 1974, ISBN 0-226-65373-0 (Geschichtliche Entwicklung der Orthodoxen Kirchen).
  • Timothy Ware : The Orthodox Church. Penguin, 2. Aufl., London 2012, ISBN 978-0-14-014656-1 (Sehr gute und genaue Einfuhrung in englischer Sprache).

Einzelbelege

  1. Dumitru Staniloae: Orthodoxe Dogmatik . Hrsg.: Aus d. Ruman. ubersetzt v. Hermann Pitters. II. Band. Benziger, Zurich 1990, ISBN 3-545-24210-2 , S.   162 .
  2. www.bmukk.gv.at ( Memento vom 11. Marz 2011 im Internet Archive ), 11. Marz 2011
  3. a b Johann Christian Jahn : Jahrbucher fur Philologie und Padagogik , 2. Jahrgang, 2. Band, 1. Heft, Verlag B. G. Teubner, 1827, S. 442 ( eingeschrankte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. pro-medienmagazin.de ; die Angehorigen der rasch wachsenden Pfingstgemeinden werden dort auf 612 Millionen beziffert; sie sind allerdings kaum als Einzelkonfessionen zu fassen.
  5. catholicworldreport.com , 14. Marz 2014
  6. Was hat das Konzil auf Kreta gebracht? Deutschlandfunk vom 27. Juni 2016 (abgerufen am 15. August 2018).
  7. Die heilige Eucharistie in Zeiten der Corona-Krise in eparhija-nemacka.com , abgerufen am 22. September 2022.
  8. orthodox.de: Die Monchsweihen
  9. Thomas Bremer : Pope . In: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon fur Theologie und Kirche . 3. Auflage. Band   8 . Herder, Freiburg im Breisgau 1999, Sp.   420 .
  10. Orthodoxes Forum:Frauendiakonat
  11. Vgl. hierzu grundlegend Metropolit Hierotheos (Vlachos) von Nafpaktos: Orthodoxe Spiritualitat. Eine kurze Einfuhrung .
  12. Selenskyj: ?Der Donbass wird ukrainisch sein“
  13. Orthodoxe Patriarchate und Kirchen der Welt